Carl-Hans Graf von Hardenberg

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Carl-Hans Graf von Hardenberg (* 22. Oktober 1891 in Glogau, Provinz Schlesien; † 24. Oktober 1958 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Offizier, Gutsverwalter und Kommunalpolitiker sowie Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Carl-Hans Graf von Hardenberg entstammt dem niedersächsischen Adelsgeschlecht derer von Hardenberg, die Vorfahren waren Nachkommen von Karl August von Hardenberg. Sein Großvater, Karl Hildebrand Christian Graf Hardenberg (1827–1873), war Freier Standesherr auf Neuhardenberg, die Großmutter Hildegard eine geborene von Hardenberg. Der Vater Wilhelm Graf Hardenberg (1858–1915) war aktiver Offizier,[1] die Mutter Helene eine Freiin von Hardenberg (1862–1922). Die Familie lebte in Potsdam. Dort legte Carl-Hans Graf Hardenberg 1910 das Abitur ab und trat danach als Fahnenjunker in das 1. Garde-Regiment zu Fuß ein. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil, wurde mehrmals verwundet und schied 1919 als Hauptmann aus.

Am 29. Oktober 1914 heiratete er Renate Gräfin von der Schulenburg (1888–1959).[2] Mit ihr übernahm er 1921, nach seiner Zeit als Offizier, die Verwaltung des seiner Familie gehörenden etwa 7450 ha[3] großen Gutskomplexes Neuhardenberg in der Provinz Brandenburg. Das Paar hatte sechs Kinder. Kurz vor der großen Wirtschaftskrise umfasste der Gutsbesitz um Neuhardenberg, Bärwinkel, der Komturei Lietzen, Altrosenthal, Dehmsee, Gölsdorf und Tempelberg 7338 ha. An der Verwaltungsspitze standen ein Oberförster, ein Oberamtmann und ein Oberinspekteur.[4]

Neben seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit engagierte er sich im Kreis Lebus als Kommunalpolitiker. Nach der Machtübernahme des NS-Regimes am 30. Januar 1933 weigerte er sich, der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen beizutreten, und schied aus allen Ämtern aus. Ab 1936 leistete er Wehrübungen beim Infanterie-Regiment 9 in Potsdam. 1939, bereits Major der Reserve, wurde er Kommandeur des Infanterie-Ersatzbataillons 9. 1940 wurde er Adjutant von Generalfeldmarschall Fedor von Bock bei der Heeresgruppe Mitte und Heeresgruppe Süd.[5] Im Oktober 1941 war er Zeuge, als lettische SS-Einheiten das Massaker von Borissow (bei Borissow in Weißrussland) begingen.

Von Hardenberg wurde wegen seiner maßgeblichen Beteiligung am Unternehmen Walküre verfolgt, er sollte als Oberpräsident der Provinz Brandenburg und der Stadt Berlin fungieren. Sein Gut in Neuhardenberg, welches nur 70 km von Berlin entfernt lag, wurde zu einem regelmäßigen Treffpunkt der Widerstandsgruppe. Am 20. Juli war er die Kontaktperson zum Generalkommando Wehrkreis III. Seine Tochter Reinhild wurde nach dem 20. Juli ebenfalls verhaftet, da sie als Sekretärin ihres Vaters in die Umsturzpläne eingeweiht war.

Am 24. Juli versuchte er erfolglos einen Suizid, um der Folter und dem möglichen Verrat an Mitverschwörern durch die Gestapo zu entgehen.[6] Danach wurde er im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Dort wurde er von einem Mitgefangenen operiert und gesundgepflegt. Vornehmlich kommunistische Häftlinge schützten ihn auch vor Übergriffen durch die Wachmannschaften.[7] Gegen von Hardenberg wurde ein Prozess vorbereitet und die Todesstrafe beantragt. Das KZ wurde am 22./23. April 1945 von Soldaten der Roten Armee befreit; es kam nicht mehr zu einem Prozess.

Nach Kriegsende war er Mitarbeiter von Andreas Hermes.[7] Er ging einmal nach Neuhardenberg und wurde kurz darauf enteignet. Danach zog die Familie nach Göttingen. 1946 wurde er Vermögensverwalter des Hauses Hohenzollern.

Er war Mitbegründer des Hilfswerks 20. Juli 1944 und lebte bis zu seinem Tod in Kronberg im Taunus. Er war seit 1922 Ehrenritter und seit 1929 Rechtsritter des Johanniterordens. Von 1948 bis zu seinem Tod am 24. Oktober 1958 leitete Graf Hardenberg als Kommendator die Brandenburgische Provinzial-Genossenschaft des Ordens.[8] Nach Carl-Hans Graf von Hardenberg ist auch eine Stiftung mit Sitz in der Komturei Lietzen benannt.

Verantwortliche des SED-Regimes lehnten die Beisetzung seiner Urne in Neuhardenberg ab. Nach der Wiedervereinigung durfte seine Asche und die seiner Frau dort beigesetzt werden.

Ilona Ziok thematisierte in ihrem 2009 erschienenen Film „Der Junker und der Kommunist“ sein Schicksal.[9]

Einzelnachweise

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  1. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, Graf von Hardenberg, Wilhelm Werner Georg-Zögling-RA-No.: 1333. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 300 (staatsbibliothek-berlin.de).
  2. Mühleisen: Dokumentation. Patrioten im Widerstand. (PDF; 2,6 MB) Carl Hans Graf von Hardenberg. Erlebnisbericht. München 1993. S. 421
  3. Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftlicher Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg, 1923. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe von ca. 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrags, der Gesamtfläche. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlags-Buchhandlung, Leipzig 1923, S. 172 (martin-opitz-bibliothek.de).
  4. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII. 1929. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Verzeichnis. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbünde. In: Letzte Ausgabe der Niekammer-Reihe für die Provinz Brandenburg. 4. Auflage. Verlag von Niekammer Adressbuch, Leipzig 1929, S. 240 (martin-opitz-bibliothek.de).
  5. Fabian von Schlabrendorff: Begegnungen in fünf Jahrzehnten. Wunderlich, Tübingen 1979, ISBN 3-8052-0323-3, S. 239 f.
  6. Mühleisen: Patrioten im Widerstand. (PDF; 2,6 MB) S. 468 und 470
  7. a b Gerhard Fischer, Gesellschaft der Freunde und Förderer der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock e. V. (Hrsg.): Landwirte im Widerstand 1933–1945 (Begleitheft zur Ausstellung). Rostock 2005, ISBN 3-86009-288-X, S. 37
  8. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958–1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 18 (kit.edu).
  9. Der Junker und der Kommunist auf Spielfilm.de; abgerufen am 28. Mai 2010, Nierstein.