Carl Maier & Cie
Die Carl Maier & Cie (Abkürzung CMC),[1] oder auch Carl Maier, Fabrik elektrischer Apparate,[2] war ein Schweizer Unternehmen mit Sitz in Schaffhausen,[3] das elektrische Schaltanlagen und Sicherungssysteme für den Hochspannungs- und Niederspannungsbereich produzierte und 1992 von ABB übernommen wurde.
Nach der Übernahme durch ABB wurde der Geschäftsbetrieb der CMC am Standort zunächst als ABB CMC Carl Maier AG fortgeführt. 2001 ging die CMC schliesslich vollständig auf die ABB Schweiz AG mit Sitz in Baden über und gehört heute zur Division Smart Buildings innerhalb des Geschäftsbereichs Elektrifizierung.[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ursprüngliche Einzelunternehmen wurde am 1. November 1909 von Carl Maier in Schaffhausen gegründet und 1923 anlässlich einer Kapitalbeteiligung des für ihn seit 1916 tätigen Ingenieurs Ernst Hauser von 200'000 Franken in die Carl Maier & Cie umfirmiert.
Die CMC war über Jahrzehnte an zahlreichen Projekten der Schweizerischen Bundesbahnen beteiligt:
- um 1915: Kraftwerk Eglisau, Kommandosaal,[5]
- um 1916: Kraftwerk Massaboden, gesamte Schaltanlagen
- um 1920: Kraftwerk Ritom, grössere Schaltanlagen[6]
- um 1922: Kraftwerk Amsteg, grössere Schaltanlagen
Die CMC lieferte auch Schaltanlagen für den Kommandoraum und den Maschinensaal beim Neubau des Elektrizitätswerk Schaffhausen.[7][8]
1988 präsentierte CMC u. a. auf der Ineltec und der Hannover Messe erstmals SMISSLINE, das weltweit erste Stecksockelsystem, bei dem Geräte und Komponenten ohne zusätzliche Schutzausrüstung unter Spannung aufgesteckt und entnommen werden können.[9]
Studie zur Regulierung des Untersees und des Hochrheins
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen widmete sich ab 1922 auf eigene Kosten von ca. 15'000 Franken der Regulierung des Untersees und des Hochrheins zwischen Konstanz und Schaffhausen. Ausgehend vom Projekt Legler des Wasserbauingenieurs Gottlieb Heinrich Legler aus dem Jahre 1891 sowie der Studie von Steiger aus dem Jahre 1902 wurde innerbetrieblich Carl Maiers Bruder Emil Maier die Erarbeitung einer Studie zur Regulierung des Untersees und des Hochrheins zwischen Konstanz und Schaffhausen übertragen, die 1924 veröffentlicht[10] und auch unter dem Namen Projekt Gebrüder Maier bekannt wurde. Sie hatte eine Ausbaggerung des Seerheins und des Rheins von Eschenz bis Schaffhausen und den Bau eines Regulierwehrs mit Kraftwerk, einer Schiffschleuse bei Rheinklingen sowie eines Regulierwehrs bei Flurlingen vorgesehen.[11]
LOGA-Rechenscheibe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Herstellung und dem Vertrieb elektrotechnischer Produkte fertigte das Unternehmen um 1960 die LOGA-Rechenscheibe (auch Schieber für Motoren) für Dreiphasen-Asynchron-Motoren. Die Rechenscheibe aus Blech verfügt auf der Vorderseite über verschiebbare Fenster, aus denen man die benötigten Werte ablesen kann. Eine Skala im oberen Bereich dient der Angabe Ampere/kVA. Zusätzlich befinden sich Tabellen für Motorschutzschalter auf der Rückseite. Die Beschriftung ist in Deutsch, Französisch und Italienisch gehalten.[12]
Nationale und internationale Patente (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schalteinrichtung für Drehstrommotoren (1928)[13]
- Fehlerstromschutzschalter (1979)[14]
- Niederspannungsverteilung (1986)[15]
Im Namen der CMC Carl Maier + Cie AG wurden bis zum Jahre 2001 mehrere Dutzend weiterer Patente angemeldet.[16]
Auszeichnungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die CMC Carl Maier + Cie. AG wurde 1988 für das Schutz-und-Schaltgeräte-System SMISSLINE[17] und 1992 für den Sicherheits-Zwischenstecker SIDOS[18] mit dem iF product design award ausgezeichnet.
2010 wurde die ABB Schweiz AG (CMC) für ihre innovative ferngesteuerte Schalteinheit S800-RSU mit dem renommierten Intersolar AWARD im Bereich Photovoltaik ausgezeichnet.[19]
Bekannte Mitarbeiter (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Meta Antenen (* 1949), Sportlerin und Hochbauzeichnerin, im Unternehmen: Technische Zeichnerin[20]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Markus Schärrer: Carl Maier. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte. Biographien Band V. 68. Jg. 1991, S. 114–128 (PDF)
- H. W. Schuler: Über die Streckenschaltsysteme in den Fahrleitungen der SBB in: Elektrische Bahnen, Dezember 1925, S. 430 ff.
- Jakob Schwyn, Edwin Biedermann: 50 Jahre Bau elektrischer Apparate. Schaffhausen 1959, 161 S.
- Max Strauss: Zum Abschluss der Elektrifikation der SBB. Bern 1960
- Erwin Waldvogel: 50 Jahre Industrie-Vereinigung Schaffhausen. Schaffhausen 1970
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erste Namensnennung als CMC 1923 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 4. September 2012
- ↑ Promotionsarbeit vorgelegt von Walter Dieterle – Curriculum vitae, 1942, S.63, abgerufen am 7. September 2012
- ↑ ETH Zürich - ETH-Bibliothek - E-PICS - ETHBIB.Bildarchiv - Com_F63-01192. Abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Zentraler Firmenindex der Schweiz. ZEFIX, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ Kommandosaal, Kraftwerk Eglisau
- ↑ Beschaffung Schaltanlage 15 kV durch Carl Maier, abgerufen am 15. September 2012
- ↑ Elektrizitätswerk Schaffhausen, Teilansicht des Kommandoraumes (Stadtarchiv Schaffhausen)
- ↑ Elektrizitätswerk Schaffhausen, Teilansicht des Maschinensaals (Stadtarchiv Schaffhausen)
- ↑ Wolfgang Schreiber: CMC zeigt «smissline» dem Weltmarkt. Schaffhauser Nachrichten, 21. April 1988, abgerufen am 25. November 2024.
- ↑ Carl und Erwin Mayer: Bodensee-Regulierung. Hochwasserschutz, Kraftnutzung und Schiffahrt. Selbstverlag, 1924, 51 S.
- ↑ Der Bürger im Staat. 50 Jahrgang, Heft 2, 2000 (PDF; 3,7 MB), abgerufen am 5. September 2012
- ↑ LOGA Rechenscheibe für Motoren, abgerufen am 6. September 2012
- ↑ Patent CH131913A: Schalteinrichtung für Drehstrommotoren. Angemeldet am 23. März 1928, veröffentlicht am 15. März 1929, Anmelder: Carl Maier & Cie.
- ↑ Patent DE2811064B1: Fehlerstromschutzschalter. Angemeldet am 14. März 1978, veröffentlicht am 23. November 1978, Anmelder: CMC Carl Maier + Cie AG, Erfinder: Willy Schwarz.
- ↑ Patent EP0229590B1: Niederspannungsverteilung. Angemeldet am 25. November 1986, veröffentlicht am 20. Dezember 1989, Anmelder: CMC Carl Maier + Cie AG, Erfinder: Hermann Kick, Fritz Ehrensperger.
- ↑ Espacenet Suchergebnisse (Anmelder "CMC Carl Maier Cie AG"). Espacenet, abgerufen am 20. Februar 2022.
- ↑ iF Design - El. Schutz- u. Schaltgeräte-System "smissline". Abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ iF Design - SIDOS Sicherheits-Zwischenstecker. Abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Ferngesteuerte Schalteinheit S800-RSU gewinnt den Intersolar AWARD 2010. Abgerufen am 13. August 2024.
- ↑ technische Zeichnerin bei CMC, abgerufen am 6. September 2012