Rheinklingen
Rheinklingen | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Thurgau (TG) | |
Bezirk: | Frauenfeld | |
Politische Gemeinde: | Wagenhausen | |
Postleitzahl: | 8259 | |
frühere BFS-Nr.: | 4872 | |
Koordinaten: | 702870 / 281539 | |
Höhe: | 408 m ü. M. | |
Fläche: | 2,90 km²[1] | |
Einwohner: | 139 (31.12.2018)[2] | |
Einwohnerdichte: | 48 Einw. pro km² | |
Rheinklingen, auf der anderen Rheinseite die Bibermühle
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Karte | ||
Rheinklingen (ursprünglich und heute noch mundartlich: Richlingen) ist eine ehemalige Ortsgemeinde und Ortschaft[2] der Gemeinde Wagenhausen im Bezirk Frauenfeld des Kantons Thurgau in der Schweiz.
Von 1798 bis 1995 war Rheinklingen Teil der Munizipalgemeinde Wagenhausen. Von 1838 bis 1995 war Rheinklingen eine Ortsgemeinde.[3] Am 1. Juni 1995 fusionierte diese mit den Ortsgemeinden Wagenhausen und Kaltenbach zur politischen Gemeinde Wagenhausen.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rheinklingen ist ein ländliches Haufendorf unterhalb von Stein am Rhein[3] und liegt am Fusse des Rodenberges auf der linken Seite des Hochrheins.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemäss der Grabung von 1996 ist Rheinklingen eine hochmittelalterliche Besiedlung auf den Resten eines römischen Wachtturms auf dem Burgstall am Rhein.[3] Der Name des Orts geht auf einen Alemannen namens Rikile zurück. Über die Zeit wurde der Dorfnamen in verschiedenen Urkunden unterschiedlich geschrieben, wie als erstes im Jahre 868 als Richilingun, 888 Richilingen und 903 als Richilinga. 1336 wurde als Namen Richlingen festgehalten, wenig später wurde es zu Reichlingen und 1838 setzte sich die heutige Schreibweise durch.[4]
Die Klöster Allerheiligen, Feldbach und Wagenhausen besassen im Mittelalter Höfe in Rheinklingen. 1315 vergabte Ulrich von Klingen seinen Besitz in Rheinklingen an das Kloster St. Georgen. Ab 1433 ist Rheinklingen als Teil der Vogtei Wagenhausen fassbar, die 1575 bis 1798 der Stadt Stein am Rhein gehörte. Rheinklingen war stets nach Burg bei Stein am Rhein kirchgenössig.[3]
Östlich des Dorfes überquerten am 1. Mai 1800 25'000–30'000 Franzosen unter General Lecourbe den Rhein auf einer Pontonbrücke, worauf noch am selben Tag der Hohentwiel kapitulierte. Die Österreicher, welche im Vorjahr in die Helvetische Republik eingefallen waren, wurden vom 3. bis zum 9. Mai bei Engen und Stockach, Messkirch und Biberach geschlagen[5] und erlitten danach bis zum Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) nur noch Niederlagen.
Die Vetterli von Rheinklingen treidelten bis im 19. Jahrhundert die sogenannten Ledinen von Diessenhofen nach Stein am Rhein. Die Bewohner betrieben Acker-, Obst- und Weinbau und die Gemeinde war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch stark bäuerlich geprägt. 1969 erwarben die Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK) 18 ha Land, um ein Kernkraftwerk bei Rheinklingen zu errichten. Ab 1974 wurde das Projekt nicht weiter verfolgt. 1980 waren 39 % der in Rheinklingen wohnhaften Erwerbstätigen Pendler.[3]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 1990 | 2000 | 2010 | 2018 |
Ortsgemeinde | 156 | 124 | 146 | 140 | |||
Ortschaft | 122 | 90 Anm. | 139 | ||||
Quelle | [6] | [7] | [2] |
Von den insgesamt 139 Einwohnern der Ortschaft Rheinklingen im Jahr 2018 waren 6 bzw. 4,3 % ausländische Staatsbürger. 99 (71,2 %) waren evangelisch-reformiert und 8 (5,8 %) römisch-katholisch.[2]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rheinklingen liegt an der Hauptstrasse 13, auf der man in unter 10 Minuten in Stein am Rhein oder Diessenhofen ist. Vom öffentlichen Verkehr wird Rheinklingen nicht bedient. Der nächste Bahnhof ist der 1,5 Kilometer entfernte Bahnhof Etzwilen.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt und wird auch «Ballenberg des Thurgaus» genannt, weil in Rheinklingen fast ausschliesslich alte Bauernhäuser stehen.
Die Eisenbahnbrücke der Nationalbahn, die je zur Hälfte auf dem Gemeindegebiet von Wagenhausen und Hemishofen liegt, ist in der Liste der Kulturgüter in Wagenhausen aufgeführt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Jürg Fehr: Der lange Streit um die Fischer-Freiheit. Der Konflikt von Rheinklingen und Wagenhausen mit dem Kanton Schaffhausen 1880 bis 1940. Beiträge zur Geschichte von Rheinklingen, Band 1, Verlag am Platz, Schaffhausen 2020. ISBN 978-3-908609-12-4
- Hans-Jürg Fehr: Bauern gegen Schiffschlepper. Die Güterschifffahrt zwischen Schaffhausen und Stein am Rhein in motorlosen Zeiten. Beiträge zur Geschichte von Rheinklingen, Band 2, Verlag am Platz, Schaffhausen 2021. ISBN 978-3-908609-13-1
- Hans-Jürg Fehr: Der tiefe Fall der Dorfkönige. Rheinklingens verschwiegener Finanzskandal. Beiträge zur Geschichte von Rheinklingen, Band 3, Verlag am Platz, Schaffhausen 2022. ISBN 978-3-908609-15-5
- Hans-Jürg Fehr: Das Dorf unter der Erde. Archäologische Forschungen und Erkenntnisse zu Rheinklingens Vorgeschichte. Beiträge zur Geschichte von Rheinklingen, Band 4, Verlag am Platz, Schaffhausen 2024. ISBN 978-3-908609-18-6
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. ( vom 12. April 2016 im Internet Archive; PDF) Herausgegeben vom Eidgenössischen Statistischen Bureau.
- ↑ a b c d Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
- ↑ a b c d e f Erich Trösch: Rheinklingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. Oktober 2010.
- ↑ Rheinklingen. Auf der Webseite der Gemeinde Wagenhausen, abgerufen am 3. September 2019
- ↑ François-Louis Dedon-Duclos: Relation détaillée du passage de la Limat, effectué le 3 vendémiaire an 8; suivie de celle du passage du Rhin, du 11 floréal suivant […]. Didot jeune, Paris an 9 (1801), S. 146–172 (Digitalisat ), Karte 2 (Digitalisat ); -r: Der Feldzug 1800 in Deutschland. Nach östreichischen Originalquellen. (1. Abschnitt.) In: Oestreichische militärische Zeitschrift (Wien). 1836, 1. Band, S. 243–274, hier: S. 266–274 (Digitalisat ); 2. Band, S. 3–30, hier: 3–25 (Digitalisat ).
- ↑ Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis. Kanton Thurgau, Ausgabe 2005. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF; 1,7 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- ↑ Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis. Kanton Thurgau, Ausgabe 2012. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF; 3,4 MB), abgerufen am 11. Mai 2020.