Herdern TG
TG ist das Kürzel für den Kanton Thurgau in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Herdern zu vermeiden. |
Herdern | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Thurgau (TG) |
Bezirk: | Frauenfeld |
BFS-Nr.: | 4811 |
Postleitzahl: | 8535 |
Koordinaten: | 709898 / 273169 |
Höhe: | 498 m ü. M. |
Höhenbereich: | 403–669 m ü. M.[1] |
Fläche: | 13,73 km²[2] |
Einwohner: | 1168 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 85 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
15,2 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | www.herdern.ch |
Lage der Gemeinde | |
Herdern ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[7] im Bezirk Frauenfeld des Schweizer Kantons Thurgau. Die seit 1998 bestehende politische Gemeinde umfasst die ehemalige Munizipalgemeinde Herdern mit ihren ehemaligen Ortsgemeinden Herdern und Lanzenneunforn.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herdern liegt auf dem Seerücken zwischen Frauenfeld und dem Untersee. Die Gemeinde besteht aus den beiden Dörfern Lanzenneunforn und Herdern sowie den Weilern Wilen, Ammenhausen, Kugelshofen und Liebenfels.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Nähe der Römerstrasse zwischen Ad fines (Pfyn) und Tasgetium (Eschenz) gelegen, war der Ort schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt besiedelt, wie Ausgrabungen zeigten. Erstmals urkundlich erwähnt ist 1094 ein Erinfrid von Harderin. Die Gerichtsherrschaft stand damals unter der Äbtestadt Wil.[8] Nachdem Herdern zur Herrschaft der Kartause Ittingen gehört hatte, wurde 1501 das Niedergericht Herdern mit der Burg Herdern (auch Barbenstein genannt), die bis 1403 Stammsitz der Familie Bettler gewesen war, zur Herrschaft Herdern vereint. Nach der baulichen Erweiterung um 1601 kamen Schloss und Herrschaft 1683 an das Luzerner Kloster St. Urban, das bis 1798 das Niedergericht Herdern von einem im Schloss wohnhaften Statthalter verwalten liess. Das Schloss gehörte bis 1848 dem Kloster St. Urban und wurde nach einigen Besitzerwechseln vom Verein Arbeiterkolonien Herdern erworben. 1895 eröffnete der Verein im Schloss die Arbeiterkolonie Herdern für arbeitslose und strafentlassene Männer sowie für sogenannte Vaganten. Seit 1995 ist im Schloss Herdern ein Heim für Personen mit psychischen und sozialen Problemen untergebracht. Im Jahr 2003 zählte es 75 Bewohner.[9] Auf dem angegliederten Gutsbetrieb wurde jahrzehntelang konventionelle Landwirtschaft betrieben, was sich jetzt (Stand: März 2022) mit der Erprobung einer regenerativen Landwirtschaft ändern soll.[10]
Die Pfarrei Herdern war eng mit der Herrschaft verbunden. 1331 gelangte der Kirchensatz an das Kloster Kalchrain. Da der Gerichtsherr von Herdern 1529 nach der Reformation beim alten Glauben blieb, setzte Kalchrain 1533 wieder einen Priester ein. Fortan blieb die Pfarrei katholisch.[9]
Im 19. Jahrhundert wurden in Herdern neben Acker-, Wein- und Obstbau eine Kunstwollfabrik und eine Leimsiederei betrieben und Braunkohle abgebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen Vieh- und Milchwirtschaft auf. Um 1900 bestand in Herdern eine Stickerei. Das Schloss und die in jüngerer Zeit entstandenen Einfamilienhäuser prägen heute die ländliche Wohngemeinde.[9]
Aus dem Weiler Ammenhausen dürfte der in Stein am Rhein lebende Mönch Konrad von Ammenhausen stammen, der im 14. Jahrhundert das Schachzabelbuch in alemannisches Mittelhochdeutsch übertrug.[11]
→ siehe auch Abschnitt Geschichte im Artikel Lanzenneunforn
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsgemeinde Herdern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: In Blau mit weissem Pfahl, belegt mit gefugtem blauen Schlossturm.[12]
Dem Wappen der ehemaligen Gerichtsherrschaft Herdern wurde der Schlossturm beigefügt.[12]
Politische Gemeinde Herdern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: Gespalten von Blau mit weissem Pfahl, belegt mit gefugtem blauen Schlossturm mit Zwiebeldach und von Rot mit weissem Flügel (Adlerflug).[12]
Zunächst führte die politische Gemeinde Herdern anstelle eines Wappens ein Logo.[13] Der Gemeinderat hat 2012 selbst ein Wappen entworfen, das die Wappen von Herdern und Lanzenneunforn vereint.[14] Das neue Wappen verstösst gegen die heraldische Farbregel.[13] Die Gemeinde legte damals Wert auf die Feststellung, dass im Alltag das Logo oder die beiden Wappen der ehemaligen Ortsgemeinden verwendet werden.[12]
Historische Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wappen der Betler von Herderen, Zürcher Wappenrolle, ca. 1340
Bevölkerung
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1850 | 1900 | 1950 | 1960 | 1990 | 2000 | 2010 | 2018 | 2023 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Politische Gemeinde | 955 | 947 | 1077 | 1150 | |||||
Munizipalgemeinde Herdern | 735 | 741 | 785 | 730[15] | 852 | ||||
Ortsgemeinde | 336 | 447 | 424 | 371 | 496 | ||||
Quelle | [9] | [15] | [16] |
Von den insgesamt 1150 Einwohnern der Gemeinde Herdern am 31. Dezember 2023 waren 160 bzw. 13,9 % ausländische Staatsbürger. 375 (32,6 %) waren evangelisch-reformiert und 300 (26,1 %) römisch-katholisch. Die Ortschaft Herdern zählte zu diesem Zeitpunkt 672 Bewohner.[16]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2016 bot Herdern 206 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 26,9 % in der Land- und Forstwirtschaft, 9,6 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 63,6 % im Dienstleistungssektor tätig.[5]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schloss Liebenfels in Lanzenneunforn stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist heute in Privatbesitz. Liebenfels ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.
Der Bau des Schlosses Herdern, ursprünglich ein Wehrturm, geht auf das 11. oder 12. Jahrhundert zurück. Seit 1895 ist darin eine Einrichtung für Personen mit psychischen und sozialen Problemen untergebracht.[17]
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Luftbild, 9. Mai 2011
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Schloss Herdern
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Kirche St. Sebastian
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Gasthaus Löwen gegenüber der Kirche
→ siehe auch Abschnitt Sehenswürdigkeiten im Artikel Lanzenneunforn
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verena Rothenbühler: Herdern. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Alfons Raimann, Peter Erni: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Band VI: Der Bezirk Steckborn (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 98). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2001, ISBN 3-906131-02-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ a b Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- ↑ Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. ( vom 12. April 2016 im Internet Archive) Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau.
- ↑ Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
- ↑ Geschichte. Auf der Webseite der Gemeinde Herdern, abgerufen am 28. Dezember 2019
- ↑ a b c d Verena Rothenbühler: Herdern. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. - ↑ Bessere Bodenqualität — Regenerative Landwirtschaft: Thurgauer Grossbetrieb probierts aus. In: srf.ch. 28. März 2022, abgerufen am 28. März 2022.
- ↑ Michael Bärmann: Herdern TG. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ a b c d Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
- ↑ a b Gemeindefusion im Kanton Thurgau: Herdern. Auf der Webseite der Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen, abgerufen am 20. Dezember 2019
- ↑ Ein Zyklus-Wappen für Herdern, In St. Galler Tagblatt (online), 2. Mai 2012
- ↑ a b c Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022. - ↑ a b Die Ortschaften des Kantons Thurgau und ihre Wohnbevölkerung. Kanton Thurgau, Dienststelle für Statistik, Frauenfeld, 2024, abgerufen am 1. August 2024.
- ↑ Schloss Herdern TG