Carl von Preußen

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Prinz Carl von Preußen, Ölgemälde von Franz Krüger (1852)
Porträt von Prinz Carl (zwischen 1822 und 1824, Maler unbekannt), im Hintergrund Andeutung des Schlosses Klein-Glienicke

Prinz Friedrich Carl Alexander von Preußen (* 29. Juni 1801 im Schloss Charlottenburg bei Berlin; † 21. Januar 1883 in Berlin) war der dritte Sohn von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise. Er war ein preußischer General.

Von seiner Mutter, die bereits seine Geschwister Friedrich Wilhelm (1795–1861), Wilhelm (1797–1888 als Kaiser) und Charlotte (1798–1860 als Zarin Alexandra Fjodorowna) geboren hatte, wurde Carl als „das schönste [ihrer] Kinder“ bezeichnet. Nach Carl wurden noch die Geschwister Alexandrine (1803–1892), Luise (1808–1870) und Albrecht (1809–1872) geboren. 1811 trat Carl als 10-Jähriger in die Armee ein und erhielt den Rang eines Sekondeleutnants im Garderegiment. Seine ältere Schwester Charlotte umsorgte ihn auch noch nach ihrer Heirat 1817 mit dem späteren Zar Nikolaus I. von Russland. Carl war 1825 bei der Krönung seiner Schwester zur Zarin Alexandra Fjodorowna in Moskau anwesend und er begleitete sie auch im Alter noch oft auf Reisen. Nachdem er konfirmiert worden war, wurde Carl 1819 stimmfähiges Mitglied des 1817 gegründeten Preußischen Staatsrats.

1820 begann Carl seine aktive Militärlaufbahn als Major im 1. Garde-Regiment zu Fuß. Als Oberst übernahm er 1822 das 12. Infanterieregiment und das kaiserlich russische Infanterieregiment Liebau. Am 30. März 1824 wurde er zum Generalmajor ernannt. Am 17. Januar 1830 wurde Carl Kommandeur der 2. Garde-Division, am 30. März 1832 folgte die Beförderung zum Generalleutnant. Am 30. März 1836 wurde er Kommandierender General des IV. Armee-Korps. Nachdem 1840 der Vater Friedrich Wilhelm III. gestorben war, und sein Bruder Friedrich Wilhelm IV. König wurde, erreichte Carl am 23. September 1844 den Rang eines Generals der Infanterie und wurde im März 1848 Inspekteur der 2. Armee-Abteilung. Am 30. März 1854 stieg er zum Generalfeldzeugmeister und Chef der preußischen Artillerie auf. Unter Carl wurden gezogene Geschützrohre statt der bisherigen glatten Rohre eingeführt.

Prinz Carl von Preußen, um 1860

Daneben reiste Carl häufig nach Russland zu seiner Lieblingsschwester Charlotte, der Frau des Zaren Nikolaus I. Während der Revolution von 1848 blieb Carl in Berlin und stellte sein Palais für Bürgerversammlungen zur Verfügung. Außerdem nahm er regelmäßig an den Sitzungen des Staatsrates teil und reiste mehrfach in diplomatischer Mission für Friedrich Wilhelm IV. ins Ausland. Nach dem Tod seines Bruders Friedrich Wilhelm übernahm nunmehr sein zweiter Bruder als König Wilhelm I. die Regierung.

Von 1864 bis 1866 wirkte Carl als Gouverneur von Mainz. Carl war seit dem 16. Juni 1871 Chef des Schleswig-Holsteinischen Ulanen-Regiments Nr. 15 und seit 1. Januar 1873 auch Chef des 3. Garde-Grenadier-Landwehrregiments. Trotz aller Ehrungen konnte sich Carl nicht mit den neuen Verhältnissen durch die Machtübernahme seines Bruders Wilhelm anfreunden.

Carl wurde 1883 in der Kirche St. Peter und Paul in Berlin-Wannsee bestattet.

Bauten und Kunstsammlungen

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Park Jagdschloss Glienicke mit Sichtachse zur Löwenfontaine am Schloss Glienicke
Große Neugierde“ an der Glienicker Brücke
Loggia Alexandra auf dem Böttcherberg

Durch Heinrich von Minutoli, einen Historiker und Archäologen, begann Carl, eine Sammlung antiker Kunstwerke anzulegen. Sein historisches Interesse ging so weit, dass er den Fußboden des Teepavillons „Kleine Neugierde“ im Park von Glienicke mit antiken Mosaiken aus Karthago auslegen ließ. Er reiste viele Male für seine Sammlungen nach Italien.

Auch besaß Carl eine umfangreiche Sammlung historischer Waffen, zu welcher Georg Hiltl 1876 einen Katalog veröffentlichte.[2]

1820 vor seiner Ägypten-Expedition vermachte Minutoli ihm den 1815 erworbenen Goslarer Kaiserstuhl.[3] 1824 kaufte der Prinz ein im heutigen Landschaftspark Klein-Glienicke gelegenes Landhaus, das Schinkel bis 1826 als Schloss Glienicke umbaute und ein Casino und die „Kleine Neugierde“ errichtete. 1828 erfolgte die Einweihung des Glienicker Jägerhofes.

Ab 1829 nahm Carl von seiner Winterresidenz, dem Palais Prinz Carl in Berlin am Wilhelmplatz Nr. 8–9 Besitz, das er ebenfalls von Schinkel umbauen ließ.

1835 wurde die RotundeGroße Neugierde“ errichtet und der Park in Glienicke wird in den Folgejahren konsequent ausgebaut.

1859 kaufte Carl das Glienicker Jagdschloss für seinen Sohn, den Prinzen Friedrich Karl.

Zum Gedenken an seine im Jahr 1860 gestorbene Lieblingsschwester Charlotte (Alexandra Fjodorowna) ließ Carl 1869 auf dem Böttcherberg die Loggia Alexandra errichten.

1874 beging das Schloss Glienicke sein 50-jähriges Jubiläum. 1877 starb Prinzessin Marie im Alter von 69 Jahren. Prinz Carl ließ daraufhin eine Gruft unter der Kirche St. Peter und Paul in Wannsee nahe der Pfaueninsel anlegen, wo er selbst in der Nacht vom 24. zum 25. Januar 1883 neben Prinzessin Marie bestattet wurde.

Johanniterorden

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Auf Wunsch von Friedrich Wilhelm IV. wurde 1852/53 der Johanniterorden wiederhergestellt und Prinz Carl zum Herrenmeister gewählt. Die Wiedergründung fand im Palais Prinz Carl am Wilhelmplatz statt.

Im Jahr 1863 war Carl mit dem Johanniterorden an den Aktivitäten beteiligt, die zur Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz führten. Als Beauftragten für die Einrichtung einer Organisation für die freiwillige Betreuung und Versorgung von Kriegsverwundeten bestimmte Carl den Prinzen Heinrich XIII. Reuß.[4] In Berlin wurde am 17. Februar 1864 der „Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“ gegründet, an dessen Spitze Prinz Reuß trat. Dieser Verein war der unmittelbare Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes.

Mit seinem Tod vererbte Prinz Carl dem Johanniterorden eine Million Goldmark. Von den Zinsen dieses Vermögens konnte der Orden ein Siechenhaus für Arbeiter unterhalten, aus welchem sich das heutige Johanniter-Altenheim in Lichterfelde entwickelte. Nachfolger als Herrenmeister wurde sein Bruder Albrecht von Preußen.

Carl zu Ehren wurde vom Johanniterorden im Jahr 1981 eine gusseiserne Tafel für St. Peter und Paul gestiftet.

Ehe und Nachkommen

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Prinzessin Marie von Preußen im Jahr 1838, Porträt von Julius Schoppe

Am 26. Mai 1827 heiratete Prinz Carl in Charlottenburg bei Berlin Prinzessin Marie (1808–1877), Tochter von Erbgroßherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:

Friedrich Wilhelm I.
(König in Preußen)
Sophie Dorothea
 
Ferdinand Albrecht II.
(Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel)
Antoinette Amalie
 
Ludwig VIII.
(Landgraf von Hessen-Darmstadt)
Charlotte
 
Christian III.
(Herzog von Pfalz-Zweibrücken)
Karoline
 
Adolf Friedrich II.
(Herzog von Mecklenburg-Strelitz)
⚭ Christiane Emilie Antonie
 
Ernst Friedrich I.
(Herzog von Sachsen-Hildburghausen)
Sophia Albertine
 
Ludwig VIII.
(Landgraf von Hessen-Darmstadt)
Charlotte
 
Christian Karl Reinhard
⚭ Katharina Polyxena
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
August Wilhelm
(Prinz von Preußen)
 
Luise Amalie
(Prinzessin von Preußen)
 
Ludwig IX.
(Landgraf von Hessen-Darmstadt)
 
Karoline
 
Karl
(Prinz von Mecklenburg-Strelitz)
 
Elisabeth Albertine
 
Georg Wilhelm
(Prinz von Hessen-Darmstadt)
 
Maria Luise
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm II.
(König von Preußen)
 
Friederike Luise
(Königin von Preußen)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl II.
(Herzog zu Mecklenburg-Strelitz)
 
Friederike Caroline
(Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auguste
(Kurfürstin von Hessen-Kassel)
 
Wilhelmine
(Königin der Niederlande)
 
Friedrich Wilhelm III.
(König von Preußen)
 
Luise
(Königin von Preußen)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm IV.
(König von Preußen)
 
Wilhelm I.
(Deutscher Kaiser)
 
Charlotte
(Kaiserin von Russland)
 
Carl
(preußischer General)
 
Alexandrine
(Erbgroßherzogin von Mecklenburg-Schwerin)
 
Luise
(Prinzessin der Niederlande)
 
Albrecht
(preußischer General)
 
 
 
 
  • Harry Nehls: "Der Aristides ist am Kasino und drin, wimmelt es voll Antiken." Zur Provenienz der Rednerstatue des "Aristides" aus der Antikensammlung des Prinzen Carl von Preußen in Klein-Glienicke bei Potsdam. Anhang: Mehr als nur ein Gouverneur. Minutolis Verhältnis zum Prinzen Carl von Preußen und sein Einfluss auf dessen Sammelpassion. In: Mitteilungen des Vereins für Kultur und Geschichte Potsdams. Studiengemeinschaft Sanssouci e. V. 26. Jg. Potsdam 2021, S. 55–119.
  • Klaus-Werner Haupt: Prinz Carl von Preußen und der Traum von Italien. In: Okzident & Orient. Die Faszination des Orients im langen 19. Jahrhundert. Weimarer Verlagsgesellschaft / Imprint des Verlagshauses Römerweg Wiesbaden 2015, S. 103–115. ISBN 978-3-7374-0220-0.
  • Malve Gräfin Rothkirch: Prinz Carl von Preußen. Kenner und Beschützer des Schönen. 1801–1883. Eine Chronik aus zeitgenössischen Dokumenten und Bildern. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981. 2. Auflage, Wagener-Edition, Melle 2006. ISBN 978-3-937283-12-8.
  • Wilhelm Moritz Freiherr von Bissing: Sein Ideal war der absolut regierte Staat. Prinz Carl von Preußen und der Berliner Hof. In: Der Bär von Berlin (Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins), Band 25, Berlin 1976.
  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 4. Hanseatische Verlagsanstalt, o. O. [Hamburg], o. J. [1937], DNB 367632799, S. 468–471, Nr. 1395.
  • Gustav von Glasenapp: Militärische Biographien des Offizier-Corps der Preussischen Armee. Berlin 1868, S. 8, Textarchiv – Internet Archive
Commons: Carl von Preußen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karlplatz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  2. Georg Hiltl: Waffen-Sammlung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl von Preussen. Mittelalterliche Abtheilung. Berlin 1876.
  3. Harry Nehls: Italien in der Mark – Zur Geschichte der Glienicker Antikensammlung (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 63). Westkreuz, Berlin/Bonn 1987.
  4. Das Herrenmeistertum des Johanniterordens, In: L. Oelenheinz, H. Th. von Kohlhagen (Hrsg.): Heraldisch-Genealogische Blätter für adelige und bürgerliche Geschlechter. Monatschrift. IV. Jahrgang. 1907, Druck A. Roßteutscher Coburg, Bamberg 1907, S. 52.
VorgängerAmtNachfolger
August Ferdinand von Preußen
bis zur Aufhebung 1811
Herrenmeister der Balley Brandenburg des Johanniterordens
1853–1883
Albrecht von Preußen