Carmen contra paganos
Das Carmen contra paganos (deutsch „Lied gegen die Heiden“), auch bekannt als Carmen adversus Flavianum (deutsch „Lied gegen Flavianus“), ist ein anonymes, spätantikes lateinisches Gedicht aus dem 4. oder 5. Jahrhundert. Es wurde in 122 Hexametern verfasst und beschreibt die kurzzeitige Wiederherstellung der heidnischen Götterrituale.[1]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Carmen (CPL 1431) ist nur in einem einzigen Manuskript erhalten, dem Pariser Codex Parisinus Latinus 8084, einer Abschrift der Werke des römischen christlichen Dichters Prudentius.[2]
Es handelt sich um ein Werk von geringerem literarischen Niveau: Das Latein ist schwer zu entziffern, die Grammatik ist schlecht und die Verse sind oft unmetrisch. Das antiheidnische Thema und der Ton ähneln dem Carmen ad Antonium.[1] Es ist ein frühes Zeugnis für die christliche Rezeption Vergils.[2]
Das Carmen ist aus einer christlichen Perspektive geschrieben. Es beschreibt, wie ein ungenannter Präfekt (entweder ein praefectus urbi oder ein praefectus praetorio) heidnische Praktiken in Rom wieder einführt, was Gott beleidigt, der daraufhin den Tod des Präfekten herbeiführt. Theodor Mommsen identifizierte den Präfekten mit Virius Nicomachus Flavianus. Dieser beging 394 Suizid, nachdem der von ihm favorisierte Usurpator Eugenius, der seine Macht zum Teil auf die heidnische stadtrömische Senatsaristokratie stützte, trotz heidnischer Opfer die Schlacht am Frigidus verloren hatte. Auf Grundlage dieser Identifizierung veröffentlichte Mommsen das Gedicht unter dem Namen Carmen adversus Flavianum. Eine andere Theorie identifiziert den Präfekten des Carmen mit Gabinius Barbarus Pompeianus, dessen Amtszeit 408 zur Belagerung Roms durch Alarich begann. Als Reaktion auf die Bedrohung durch die Goten erlaubte Pompeianus die Feier heidnischer Riten, wurde aber während eines Lebensmittelaufstandes von einem Mob gelyncht.[1]
François Dolbeau schlug Papst Damasus I. als Autor vor[1] und identifizierte den Präfekten als Vettius Agorius Praetextatus. Damit fiele das Gedicht in die Umbruchszeit der letzten heidnischen Führungspersönlichkeiten um Quintus Aurelius Symmachus.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 802–808 (englisch).
- Roger Green: Did Damasus Write the Carmen contra paganos? The Evidence of ET. In: The Classical Quarterly. Band 66, Nr. 2, 2016, S. 691–704, doi:10.1017/S0009838816000598 (englisch).
- John F. Matthews: The Historical Setting of the Carmen contra Paganos (Cod. Par. Lat. 8084). In: Historia: Zeitschrift für Alte Geschichte. Band 19, Nr. 4, 1970, S. 464–479 (englisch).
- Danuta Shanzer: The Anonymous carmen contra paganos and the Date and Identity of the Centonist Proba. In: Revue des Études Augustiniennes. Band 32, Nr. 3–4, 1986, S. 232–248, doi:10.1484/J.REA.5.104540 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carmen contra paganos Englische Übersetzung durch Brian Croke und Jill Harries: Religious Conflict in Fourth-Century Rome. Sydney University Press, 1981.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Barry Baldwin: Carmen contra Paganos. In: Alexander Kazhdan (Hrsg.): Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford University Press, Oxford / New York 1991, ISBN 0-19-504652-8.
- ↑ a b c Christoph Markschies: Carmen Contra Paganos. In: Der Neue Pauly. (brill.com).