Chaim Elazar Spira

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Chaim Elazar Spira, 1937

Chaim Elazar Spira (vollständiger Name Chaim Elazar ben Tzvi Hirsch Spira, hebräisch חיים אלעזר שפירא; geboren am 17. Dezember 1868 (oder: 1871) in Strzyżów, Polen; gestorben am 12. (oder: 13. Mai) 1937 in Mukatschewo) war ein chassidischer Munkatscher Rabbiner und Schriftgelehrter.[1][2]

Der jüdische Name Spira (hebräisch שפירא) kommt von der lateinischen Bezeichnung für Speyer. Er kann sehr verschieden in die deutsche Aussprache übertragen werden, darunter auch Schapira, Spiro, Schapiro. Dies gilt auch für alle anderen Namen, wie zum Beispiel:

  • Chaim auch: Chayyim, Haim, Hajim (deutsch: Leben)
  • Elazar auch: Lazar (deutsch: Gott hat geholfen)
  • Zvi auch: Tsevi, Tzvi oder auch deutsch: Hirsch, Hersch.

Nach dem Titel seiner Responsen Minchat Elazar wurde Spira auch Ba’al HaMinchat Elazar genannt.

Die Stadt Mukatschewo wurde deutsch Munkatsch genannt.

Spira wurde in Strzyżów in Galizien geboren. Seine Eltern waren Zvi Hirsch Spira (1850–1913) und Esther Horowitz (1840–1929). Sein Großvater war Schlomo Spira (1831–1893), der die Dynastie der Munkatscher Rebbe begründete.

Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die antisemitische Stimmung in Polen zu. Juden wurden wirtschaftlich benachteiligt und waren teilweise verarmt. Die Römisch-katholische Kirche belebte Ritualmordlegenden, wirtschaftliche Boykottaufrufe gegen Juden häuften sich. Viele Juden emigrierten in die Vereinigten Staaten. Einige Juden zogen nach Mukatschewo, wo sie günstigere Lebensbedingungen vorfanden.

Auch die Familie Spira zog in den 1880er Jahren nach Mukatschewo. Hier wurde 1882 Schlomo Spira Rabbi der Jüdischen Gemeinde Mukatschewo. Sein Sohn Zvi Hirsch Spira folgte ihm nach seinem Tod 1893 in diesem Amt.

Spira wurde zunächst Richter am jüdischen Gericht in Mukatschewo. Nach dem Tod seines Vaters Zvi Hirsch Spira im Jahr 1913 folgte er diesem im Amt und wurde Admor von Mukatschewo.

Spira hatte nur eine religiöse aber keine weltliche Ausbildung genossen. Er holte die weltliche Ausbildung in Nitra, Slowakei nach und machte dort einen Hochschulabschluss. So konnte er die Anerkennung des ungarischen Staates als Rabbi erlangen.

1922 gründete Spira die große Jeschiwa Darchei Teschuwa, die schnell berühmt wurde und an der über 200 Schüler lernten. Diese Jeschiwa wurde vom tschechoslowakischen Staat anerkannt.

Batei Munkatsch, Jerusalem

1930 besuchte Spira Palästina. Sein Schüler Mosche Goldstein begleitete ihn und beschrieb die Reise in seinem Buch Masa'ot Jeruschalajim. Während Spiras Aufenthalt im Lande Israel wurde das Viertel Batei Munkacs in Jerusalem gegründet.

Spira heiratete 1887 in Trzebinia Chaja Hascha Rabinowitz. Das Ehepaar hatte nur ein Kind, eine Tochter, Chaya Frima Rivka Spira. Diese Tochter heiratete 1933 in Mukatschewo Baruch Jehoschua Jerachmiel Rabinowitz. Zur Hochzeit strömten Tausende von Juden aus ganz Europa und aus Amerika nach Mukatschewo.

Tausende Juden kamen auch 1937 zur Beerdigung von Spira nach Mukatschewo. Er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof von Mukatschewo im Grab der Munkatscher Admorim beerdigt. Dort waren auch sein Vater Tzvi Hirsch Spira und sein Großvater Schlomo Spira beigesetzt. 1970 wurde der jüdische Friedhof in das Stadtviertel Mukatschewo-Koropez verlegt.[2]

Interessen und Ansichten

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Spira war ein erklärter Gegner des Zionismus und der Auswanderung nach Israel. Er betrachtete den Zionismus als unberechtigte Vorwegnahme des messianischen Zeitalters. 1936 wurde auf seine Initiative ein Buch gegen die Misrachi und Agudat Israel herausgegeben, das von 150 Rabbinern befürwortet wurde. Außerdem kritisierte er heftig die amerikanischen Juden, die seiner Meinung nach den Sabbat entheiligten. Das hinderte ihn aber nicht ständig finanzielle Hilfen von ihnen zu fordern.[2]

Zwi Hirsch Spira (1850–1913), Rabbi in Mukatschewo von 1893 bis 1913
Munkatcher Rebbe, Chaim Elazar Spira, der Minchas Eliezer
Baruch Jehoschua Jerachmiel Rabinovitz (1914–1997) (rechts)
Mosche Leib Rabinovitz

Vorfahren und Nachfahren von Spira

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Spira gehörte zur Rabbiner Dynastie der Munkatscher Rebbe. Diese Dynastie wurde beginnend mit Schlomo Spira zunächst über die Söhne fortgeführt. Da Spira nur eine Tochter hatte, setzte sich die Dynastie über seinen Schwiegersohn Baruch Jehoschua Jerachmiel Rabinowitz (Schwiegersohn von Spira) und dessen Sohn Mosche Leib Rabinovitz (Enkel von Spira) fort.

Pesach Langsam Spira[3][4][5]
* 1748 in Jawornik, Polen, † 2. November 1820 in Jawornik, Polen
 
 
oo mit Ita Weissblum
* 1760 in Tarnów, Polen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zvi Elimelech Spira[6][7][8]
* 1780 in Jawornik, Polen, † 11. Januar 1841 in Dinov, Polen
 
 
oo mit Chana Mindel (Weissblum)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Elazar Spira[9][10]
* 1808 in Dinov, Polen, † 3. September 1865 in Gmina, Polen
Rabbi, Autor von Yodei Binah
 
 
oo 1. April 1822 in Rybotycze, Polen mit Toba Chava Holles (auch: Toube Hanna Halles)
* 1805 in Dukla, Polen, † 22. Mai 1885 (oder: 11. Juni 1886) in Strzyzow, Polen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Schlomo Spira[11][12]
* 6. Dezember (oder: 12. November) 1831 in Rybotycze, Polen, † 4. (oder: 5.) Juni 1893 in Mukatschewo
 
 
oo 1851 mit Chaja Frima Rivka Erblich
† 3. (oder: 2.) Oktober 1887
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tzvi Hirsch Spira[13][14]
* 11. Juni (oder: 21. Juni) 1850 in Strzyżów, Polen, † 17. Oktober 1913 in Mukatschewo
Rabbi, Autor von Darkei Teshuva
 
 
oo 1865 mit Esther Horowitz
* 1840, † 2. Mai 1929 in Mukatschewo
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Chaim Elazar Spira[15][16]
* 17. Dezember 1871 in Strzyżów, Polen, † 12. Mai 1937 in Mukatschewo
 
 
oo 1887 in Trzebinia Miasteczko, Polen, mit Chaja Hascha Rabinowitz; später mit Rochel Fradel Saffrin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Chaya Frima Rivka Spira[17]
 
 
oo 15. März 1933 in Mukatschewo mit Baruch Jehoschua Jerachmiel Rabinowitz
* 1914, † 1997
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Mosche Leib Rabinovich
* 25. Dezember 1940 in Mukatschewo
 
 
oo 1962 mit Nechama Perl
 
 
Commons: Chaim Elazar Spira – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. The Hasidic Rabbis of Munkács bei yadvashem.org. Abgerufen am 6. Januar 2021.
  2. a b c d Rabbi Chaim Elazar Shapira – the Munkaczer Rebbe bei yadvashem.org. Abgerufen am 1. März 2021.
  3. Pesach Langsam Spira@1@2Vorlage:Toter Link/gw.geneanet.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  4. Pesach Langsam bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  5. Pesach Langsam bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  6. Tzvi Elimelech Spira@1@2Vorlage:Toter Link/gw.geneanet.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  7. Hersh Mylech Spira bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  8. Zvi Elimelech Spira (born Langsam) bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  9. Eluzar Spira bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  10. Elazar Shapiro bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  11. Shlomo Spira bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  12. Shlomo Admur of Munkatch Spira bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  13. Tzvi Hersch Spira bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  14. Rabbi Tzvi Hersh Spira bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  15. Chaim Eluzer Spira bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  16. Haim Elazar Shapira Minchas Elazar bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 4. März 2021.
  17. Rabbi Baruch Yehoshua Yerachmiel Rabinowitz bei yadvashem.org. Abgerufen am 6. Januar 2021.