Christian Schertz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Christian Schertz (* 21. Februar 1966 in Berlin) ist ein deutscher Jurist. Sein Fachgebiet ist das Medienrecht.

Christian Schertz wurde als erster Sohn des späteren Berliner Polizeipräsidenten Georg Schertz und dessen Frau, einer Diakonieschwester, in Berlin geboren.[1][2][3] Seine Familie väterlicherseits ist hugenottischen Ursprungs; sein Bruder Matthias ist Vorsitzender Richter am Landgericht Berlin. Schertz wuchs zunächst in Berlin-Moabit, später in Berlin-Nikolassee auf.

Akademische Laufbahn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dissertation (1997)

Schertz studierte Rechtswissenschaften an Universitäten in Berlin und München. Er war von 1991 bis 1993 in der Rechtsabteilung des RIAS Berlin tätig und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht an der Humboldt-Universität Berlin. Im Jahre 1996 promovierte er zu Fragen der kommerziellen Auswertung von Persönlichkeitsrechten (Merchandising) zum Dr. jur. Er war von 1995 bis 1999 Lehrbeauftragter an der Juristischen Fakultät der HU Berlin für Presse- und Medienrecht, von 2000 bis 2011 Lehrbeauftragter für Medienrecht an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam und von 2004 bis 2006 auch Lehrbeauftragter für Medienrecht an der Freien Universität Berlin. Seit 2011 ist er an der Technischen Universität Dresden Honorarprofessor für Persönlichkeitsrecht, Presserecht und Medienrecht. Seit Juni 2022 ist Schertz Honorarprofessor an der Universität Potsdam.[4][5] Dort lobte er 2024 den mit 3000 Euro dotierten Christian-Schertz-Dissertationspreis für Presse- und Persönlichkeitsrecht aus.[6]

Tätigkeit als Rechtsanwalt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schertz begann 1994 als Rechtsanwalt (Gebiet des Presse-, Urheber- und Medienrecht) in Hamburg in der Kanzlei Senfft, Kersten, Voss-Andrae & Schwenn. Er arbeitete von 1997 bis 2004 bei der Anwaltssozietät Hertin in Berlin. 2005 gründeten er und Simon Bergmann dort die Kanzlei Schertz Bergmann.

Er vertrat zahlreiche bekannte Persönlichkeiten anwaltlich, darunter Jan Böhmermann,[7] Klaus Brinkbäumer,[8] Sawsan Chebli,[9] Thomas Gottschalk,[10] Herbert Grönemeyer,[11][12] Nastassja Kinski,[13] Till Lindemann,[14] Anna Netrebko,[15] Ursula Piëch,[16] Cristiano Ronaldo,[17] Claudia Roth,[18] Katrin Sass,[19] Barbara Schöneberger,[20] Atze Schröder,[21] Benjamin von Stuckrad-Barre,[22][23] Kai Wegner,[24] Klaus Wowereit[25], Fynn Kliemann[26] und die Band Seeed.[27] Er übernahm 2022 das Mandat einer Frau, die mit Bild-Chefredakteur Julian Reichelt eine Affäre hatte, in dieser Zeit protegiert und später von ihm fallengelassen wurde.[28] Im Fall Dieter Wedel vertrat er die Interessen geschädigter Frauen und förderte die Berichterstattung durch Journalisten wie Jana Simon und Annabel Wahba von der Zeit.[29]

Medienauftritte und Rezeption

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schertz trat mehrmals als Gast in politischen Talkshows auf, bei denen es um juristische Fragen ging, etwa bei Maybrit Illner, Markus Lanz, Anne Will und Beckmann.[30]

Der in Jan Böhmermanns Late-Night-Show Neo Magazin Royale wiederholt auftretende „Scherzanwalt Dr. Christian Witz“, dargestellt von Manni Laudenbach, persiflierte Schertz.[31]

Er war Ideengeber, fachlicher Berater und Executive Producer der 2021 in der ARD ausgestrahlten Anwaltsserie Legal Affairs und hatte dort einen Cameo-Auftritt als Anwalt der Hauptfigur.[32]

Schertz übernahm 2023 das juristische Lektorat des Schlüsselromans Noch wach, den der mit ihm befreundete Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre über dessen Verbindungen zum Axel-Springer-Verlag und die Affäre um Julian Reichelt schrieb. Ein Medienanwalt im Roman, der wie Schertz Fan der Beatles ist, wurde in der ARD-Dokumentation Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien 2024 als Anspielung auf ihn gedeutet.[33]

Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit Dominik Höch (2011)
  • Der Schutz der Persönlichkeit vor heimlichen Bild- und Tonaufnahmen. In: Archiv für Presserecht. 2005, S. 421–428.
  • mit Thomas Schuler: Rufmord und Medienopfer. Christoph Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-424-2.
  • mit Horst-Peter Götting und Walter Seitz: Handbuch des Persönlichkeitsrechts. Verlag C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57049-0.
  • mit Matthias Brendel, Frank Brendel und Henrik Schreiber: Richtig recherchieren: Wie Profis Informationen suchen und besorgen. Ein Handbuch für Journalisten und Öffentlichkeitsarbeiter. Frankfurter Allgem. Buch, 2010, ISBN 3-89981-236-0.
  • mit Dominik Höch: Privat war gestern – Wie Medien und Internet unsere Werte zerstören. Ullstein, Berlin 2011, ISBN 3-550-08862-0.
  • Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien[34] ARD-Dokumentation von Nora Binder, 2024 (Produktion: HR; RBB, MDR, ARD Kultur)[35]
Commons: Christian Schertz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Imre Grimm: Promianwalt Christian Schertz: „Till Lindemann ist medial zu einem Monster gemacht worden“. 25. Dezember 2024, abgerufen am 26. Dezember 2024.
  2. Förderkreis Polizeihistorische Sammlung Berlin e. V. (Hrsg.): Der Richter auf dem Prasidentenstuhl – Georg Schertz, 80. Geburtstag, Polizeipräsident der Vereinigung Berlins. Dokumentation der Festversammlung vom 24. 4. 2015 (= Berliner Polizei – erlebte Polizeigeschichte). März 2016, ISSN 1619-8336.
  3. Michael Mielke: Kein guter „Tatort“ für den edlen Dagobert. In: DIE WELT. 15. Juli 1999 (welt.de [abgerufen am 29. September 2020]).
  4. Catinca Cristiana Bârsan: Prof. Dr. Christian Schertz. Abgerufen am 26. Mai 2024 (deutsch).
  5. SCHERTZ BERGMANN Rechtsanwälte – Prof. Dr. Christian Schertz. Abgerufen am 26. Mai 2024.
  6. Dr Jana Scholz: Christian Schertz lobt Dissertationspreis für Presse- und Persönlichkeitsrecht aus. 23. Juli 2024, abgerufen am 5. September 2024 (deutsch).
  7. Nach Erdogan-Kritik: Böhmermann bat Kanzleramtschef Altmaier um Hilfe. In: SPIEGEL ONLINE. Abgerufen am 8. April 2016.
  8. Medienmacher-Kolumne von Kai-Hinrich Renner: Ausgerechnet Schertz. (morgenpost.de [abgerufen am 22. Dezember 2018]).
  9. Katrin Bischoff: Freispruch: Angeklagter hat Sawsan Chebli nicht rassistisch beleidigt. Abgerufen am 12. April 2021.
  10. lep: Thomas und Thea Gottschalk trennen sich nach 40 Jahren Ehe. In: welt.de. 18. März 2019, abgerufen am 27. Januar 2024.
  11. Legal Tribune Online: „Prominenten-Anwalt Christian Schertz: Ich halte Emotionen aus dem Job wie ein Unfallchirurg“, vom 22. Mai 2010
  12. Bild-Blog: „Ein misslungener Selbstversuch“, vom 11. Dezember 2007
  13. Tatort: Nastassja Kinski will Nacktszenen aus „Reifezeugnis“ untersagen. In: zeit.de. 20. Februar 2024, abgerufen am 10. April 2024.
  14. Rammstein-Sänger Till Lindemann lässt Vorwürfe zurückweisen und bezeichnet sie als „ausnahmslos unwahr“. In: WELT.de. 8. Juni 2023, abgerufen am 8. Juni 2023.
  15. Erklärung im Auftrag von Frau Netrebko
  16. Ex-Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch ist tot. In: Stern Online. Abgerufen am 27. August 2019.
  17. Cristiano Ronaldo to sue German mag over claims he raped woman in Vegas hotel room. In: The Sun. 28. September 2018 (thesun.co.uk [abgerufen am 30. September 2018]).
  18. Marcel Schneider: Leute wie Claudia Roth haben mittelbar mitvergewaltigt. In: Legal Tribune Online. 11. April 2016, abgerufen am 11. April 2016.
  19. Katrin Sass im Fokus von Ermittlungen nach Angriff in Berlin-Köpenick. In: t-online.de. 10. April 2024, abgerufen am 10. April 2024.
  20. http://www.stefan-niggemeier.de/blog/4453/ja-mir-san-mim-adel-da/
  21. NIELS RUF Seine Meinung zum Prozess. In: Gala. Abgerufen am 1. Juni 2020.
  22. Pop-Autor protestiert. Der Spiegel, 15. Oktober 2000, abgerufen am 28. November 2024.
  23. Stuckrad-Barre versteht keinen Spaß. Die Welt, 19. Juli 2001, abgerufen am 28. November 2024.
  24. Medienanwalt Schertz vertritt Berlins Bürgermeister Wegner. In: meedia.de. 4. Januar 2024, abgerufen am 10. April 2024.
  25. Jörn Kubicki: Lebensgefährte von Klaus Wowereit stirbt nach Lungenkrankheit. In: DER SPIEGEL. Abgerufen am 2. April 2020.
  26. Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien. Abgerufen am 20. Mai 2024.
  27. Im Alter von 46 Jahren: Seeed-Frontmann Demba Nabé ist tot. In: FAZ.net. Abgerufen am 9. Dezember 2021.
  28. Holger Stark: Klage gegen „Bild“ wegen sexueller Belästigung. In: zeit.de, 5. September 2022.
  29. Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien. S. ab Filmminute 47:30, abgerufen am 15. Mai 2024.
  30. Joachim Huber: Jauch drohte wohl schon 2014 mit Kündigung. In: Der Tagesspiegel, 12. Juni 2015.
  31. Die Zehn Gebote halte ich nicht immer ein. Gespräch. In: Zeit Online, 17. Dezember 2015.
  32. Kurt Sagatz: Für keinen schmutzigen Trick zu schade. In: Der Tagesspiegel Online. 18. Dezember 2021, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
  33. Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien. In: daserste.de. ARD, abgerufen am 15. Mai 2024: „Was öffentlich weniger bekannt ist: Schertz war auch derjenige, der den ersten großen #MeToo-Fall in Deutschland ans Licht brachte.“, Direktlink zum Film in der ARD-Mediathek
  34. Stefan Niggemeier: Eine ARD-Doku hilft Christian Schertz dabei, sich als #MeToo-Vorkämpfer zu inszenieren. 16. Mai 2024, abgerufen am 25. Dezember 2024.
  35. Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien. Abgerufen am 25. Dezember 2024.