Noch wach?
Noch wach? ist der dritte Roman des deutschen Schriftstellers Benjamin von Stuckrad-Barre, der am 19. April 2023 bei Kiepenheuer & Witsch erschien. Das Werk wird als Schlüsselroman über den Axel-Springer-Verlag und den Fall Julian Reichelt sowie im Zusammenhang von #MeToo gedeutet.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Titel zitiert die ersten Worte einer SMS, mit der ein TV-Chefredakteur zu Beginn des Buches eine jüngere Frau, die weibliche Hauptfigur Sophia, gegen ihren Willen zu sich einlädt, um ihr – wie er es nennt – körperlich ganz nahe zu sein. Es klingt jedoch danach, dass es vor allem um seinen Wunsch nach Sex geht. Die Frau fühlt sich davon bedrängt und zeigt die Nachricht dem namenlosen Ich-Erzähler, der den Chefredakteur und dessen Medium verabscheut, aber gleichzeitig mit dem Chef des Medienkonzerns befreundet ist, zu dem der Sender gehört. Er nimmt auf Sophias Vermittlung Kontakt mit einer Gruppe von Frauen auf, die ähnliche Erfahrungen mit dem Chefredakteur gemacht haben, und beschwert sich bei seinem Freund darüber, dass er nicht gegen dessen Machtmissbrauch vorgehe.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Hauptfiguren zählen der an Stuckrad-Barre erinnernde Ich-Erzähler und ein Medien-CEO, den er zunächst als seinen Freund, später als seinen Exfreund bezeichnet. Darin wurde der ehemals gute Freund des Autors, Mathias Döpfner, erkannt. Das Buch wurde vielfach als Schlüsselroman über den Axel-Springer-Verlag und den Fall Julian Reichelt gedeutet sowie im Zusammenhang von #MeToo, dessen Schlüsselfigur Rose McGowan im Roman ebenfalls vorkommt.[1][2] Der Ich-Erzähler begegnet ihr im Chateau Marmont Hotel, das bereits Schauplatz von Stuckrad-Barres Roman Panikherz war. Im Roman kommen reale Personen wie Palina Rojinski, Lars Eidinger, Sophie Rois und Elon Musk vor.[3] Das fiktive Magazin TransAtlantic wurde einerseits als Anspielung auf die New York Times gedeutet, die den Fall Weinstein aufdeckte,[3] andererseits auf das Magazin TransAtlantik von Hans Magnus Enzensberger.[4]
Das juristische Lektorat des Buchs übernahm der mit Stuckrad-Barre befreundete Medienanwalt Christian Schertz. Ein wie Schertz als Honorarprofessor an der Universität Potsdam lehrender Medienanwalt im Roman, der ebenfalls Fan der Beatles ist und ein Compliance-Verfahren empfiehlt, wurde als Anspielung auf ihn gedeutet.[5]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Buch erhielt hohe Medienaufmerksamkeit und wurde mit einer Startauflage von 160.000 Exemplaren ein Bestseller.[6] Der Spiegel widmete ihm eine Titelgeschichte.[7] In der Literaturkritik stieß der Roman auf ein gemischtes Echo.[8] Mehrere Rezensionen kritisierten, dass weibliche Figuren zu wenig zu Wort kämen.[9][10] Eine Theateradaption von Christopher Rüping am Hamburger Thalia Theater hatte im September 2023 Premiere.[11]
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Noch wach? Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023, ISBN 978-3-462-00467-0.
- als Hörbuch gelesen vom Autor, Argon, 2023.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sieglinde Geisel: Page-99-Test, Tell, 27. Juli 2023
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Michael Hanfeld: Das ist Springer, zu 100 Prozent. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. April 2023, abgerufen am 22. April 2023.
- ↑ Martin Noé: Die Stützen des wankenden Axel-Springer-Chefs. In: Manager Magazin. 20. April 2023, abgerufen am 22. April 2023.
- ↑ a b Sören Kittel: Roman als Pulverfass: Stuckrad-Barre und das Ende seiner Freundschaft zu Döpfner. 19. April 2023, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ Benjamin von Stuckrad-Barres »Noch wach?« Abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien. Abgerufen am 16. Mai 2024.
- ↑ »Noch wach?« ist neuer Spitzenreiter im Belletristik-Ranking. 26. April 2023, abgerufen am 27. April 2023 (deutsch).
- ↑ Isabell Hülsen, Tobias Rapp: (S+) Benjamin von Stuckrad-Barre über »Noch wach?«: Wie viel Wahrheit steckt in dem MeToo-Roman? In: Der Spiegel. 19. April 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. April 2023]).
- ↑ Benjamin von Stuckrad-Barre: Noch wach?. Roman - Perlentaucher. Abgerufen am 25. April 2023.
- ↑ Paula Keller: Debatte um Stuckrad-Barre: Get over it. In: taz.de. 26. April 2023, abgerufen am 6. Mai 2023.
- ↑ Kia Vahland: Nachdenken über das eigene Tun? Ist nicht drin. In: sueddeutsche.de. 6. Mai 2023, abgerufen am 6. Mai 2023.
- ↑ Georg Kasch: "Noch wach?" – Thalia Theater Hamburg – Christopher Rüping inszeniert Benjamin von Stuckrad-Barres Schlüsselroman. 9. September 2023, abgerufen am 9. September 2023 (deutsch).