Christiane Kuhl
Christiane Katharina Kuhl (* 28. April 1966 in Bonn) ist eine deutsche Ärztin und Hochschullehrerin. Sie ist Universitätsprofessorin an der RWTH Aachen, wo sie den Lehrstuhl für Diagnostische und Interventionelle Radiologie hält und die gleichnamige Klinik des Universitätsklinikums Aachen als Direktorin leitet. Der wissenschaftliche Schwerpunkt von Kuhl liegt auf der bildgesteuerten Therapie von Tumorerkrankungen sowie der Brustkrebsdiagnostik.
Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kuhl studierte Medizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo sie im Dezember 1991 das Staatsexamen ablegte. Nach mehrjähriger wissenschaftlicher Arbeit an der Sektion MRT der Radiologischen Klinik der Universität Bonn promovierte sie 1994 mit „summa cum laude“ auf dem Gebiet der 31P-MR-Spektroskopie von neuromuskulären Erkrankungen.
Die Weiterbildung zum Facharzt absolvierte Kuhl zwischen 1992 und 1998 an der Bonner Universitätsklinik für Radiologie, unterbrochen von 1994 bis 1995 durch eine klinische Weiterbildung an der Klinik für Neurochirurgie. Die Anerkennung der Weiterbildung zum Radiologen bekam sie 1999.
Nach Habilitation und Erteilung der Venia legendi im Jahr 1999 und einer Weiterbildung in allgemeiner und spezieller Neuroradiologie mit dem Erwerb der Zusatzbezeichnung Neuroradiologie wurde sie zur Oberärztin der Radiologischen Klinik der Universität Bonn und 2004 zur Leitenden Oberärztin befördert. Zugleich erhielt sie 2004 auf eine Universitätsprofessur (C3) für Onkologische Diagnostik und minimal-invasive Tumortherapie an der Universität Bonn. Von 2008 bis 2010 fungierte Kuhl als Prorektorin für Öffentlichkeitsarbeit und Internationales im Rektorat Jürgen Fohrmann der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.[1]
Zwischenzeitlich erfolgte 2009 der Ruf auf den Lehrstuhl für Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der RWTH Aachen, verbunden mit der Leitung der gleichnamigen Klinik, die Kuhl im März 2010 annahm. Seit dem 1. Mai 2010 ist sie Ordinaria für Radiologie an der RWTH Aachen.
Im gleichen Jahr erfolgte eine Anerkennung zum Ausbilder für das Gebiet der Interventionellen Radiologie gemäß der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie (DeGIR), Module A–D, sowie Erteilung der Weiterbildungsbefugnis für das Gesamtgebiet der Radiologie.
Wissenschaftliche Tätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kuhl ist Autorin wissenschaftlicher Veröffentlichungen, die sich weit überwiegend mit der Diagnostik von Tumorerkrankungen befassen. Hier hat sie grundlegende, viel zitierte Arbeiten verfasst, die insbesondere die Diagnostik und Früherkennung des Mammakarzinoms nachhaltig geprägt haben. Sie gehört zu den international einflussreichen und häufig zitierten Radiologen (h‑Index: 83, i10‑Index: 288, Gesamtzahl Zitationen: 33.851; kumulativer Impact Factor: 1377).[2]
Kuhl war und ist Initiatorin und Leiterin einer Vielzahl nationaler und internationaler Klinischer Studien (Auswahl):
- ABBREMAS: Abbreviated Breast MRI for Breast Cancer Screening („Fokussierte Brust-MRT zur Risiko-Adaptierten Früherkennung des Mammakarzinoms: Eine Prospektive Randomisierte Klinische Studie“) im Rahmen des BMBF-Calls „Praxisverändernde klinische Studien zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen“ (Konzeptentwicklungsphase, geplanter Durchführungszeitraum 2020–2021, Konsortialleiterin)[3]
- Abbreviated MRI vs. Digital Breast Tomosynthesis in women with dense breast (Prospektive Multicenterstudie zum Vergleich der diagnostischen Genauigkeit einer abgekürzten MRT-Untersuchung [AB-MRT] im Vergleich zu der der herkömmlichen Tomosynthese-Untersuchung der Brust bei asymptomatischen Frauen mit dichtem Drüsengewebe. Gefördert durch ECOG/ACRIN [EA1141]. 1500 Studienteilnehmerinnen, 48 Prüfzentren, Ko-Konsortialleiterin, 2017–2019)[4]
- HYPMED; Digital Hybrid Breast PET/MRI for Enhanced Diagnosis of Breast Cancer (Europäisches Projekt für die Entwicklung eines MRT/PET-Hybridsystems für die Verbesserung der Diagnose von und der Therapiekontrolle bei Brustkrebs. EU Horizon2020 Projekt 667211, Wissenschaftliche Konsortialleiterin, 2015–2019)[5]
- Photon Counting Breast CT study (BMBF 13GW0068C und DFG Ku 2136/4-1, Konsortialleiterin, 2015–2017)
- Contralateral Breast Cancer Screening with MRI (Prospektive Multicenterstudie zur Prävalenz von nur in der MRT auffindbaren [d. h. mammographisch und klinisch okkulten] Karzinomen in der kontralateralen Brust bei Frauen mit diagnostiziertem Brustkrebs in einer Brust. 1007 Studienteilnehmerinnen, 22 Prüfzentren, Förderung durch das American College of Radiology Imaging Network [ACRIN 6667], Prüfzentrumsleiterin, 2003–2007)[6]
- EVA – Evaluation der multi-modalen Früherkennung des familiären Mammakarzinoms (Prospektive Multicenterstudie zum Vergleich des diagnostischen Nutzens der MRT, Mammographie und Ultraschall bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko. 687 Studienteilnehmerinnen, 4 Prüfzentren, Förderung durch die Deutsche Krebshilfe [DKH 70-2944-Ku3], Konsortialleiterin, 2002–2007)[7][8][9]
- Entwicklung und Evaluierung der Magnet-Resonanz-Elastographie der Brust (Interdisziplinäres Konsortium des BMBF [01EZ0032], Konsortialleiterin, 2000–2005)
- Gadomer17 for breast MR imaging (Prospektive Multicenterstudie, Konsortialleiterin, 2000–2004)
- International Breast MRI Consortium (Multicenter-Studie des National Institutes of Health/National Cancer Institute zum Nutzen der MRT bei der präoperativen Ermittlung zusätzlicher Karzinome bei Frauen mit bestätigtem Brustkrebs. 821 Studienteilnehmerinnen, 14 Prüfzentren, Prüfzentrumsleiterin, 1998–2002)[10]
Auszeichnungen und Preise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2000: Highlight-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft
- 2000: Innovationspreis des BMBF[11][12]
- 2003: Holthusen-Ring (heute: Marie-Curie-Ring) der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG)[13]
- 2004: Outstanding Contribution Award des ACRIN (American College of Radiology Imaging Network)[14]
- 2006: European Magnetic Resonance Award[15]
- 2006: Ernennung zum Honorary Fellow der Breast Imaging Section des Royal College of Radiologists, UK
- 2008: Wachsmann-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft[16]
- 2014: Ernennung zum Fellow der International Society of Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM)[17]
- 2015: Gold Medal der International Society of Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM)[18]
- 2016: Ernennung zum RWTH Fellow[19]
- 2018: Gold Medal der European Society of Breast Imaging[20]
- 2018: Impact Award der National Consortium of Breast Centers (NCoBC), USA[21]
- 2019: Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina[22]
Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen, Konsensustreffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Annual Meeting Scientific Program Committee, RSNA (Radiological Society of North America)
- Working Group on Breast MRI des United States Health Service’s Office on Women’s Health, American College of Radiology, Commission on Standards and Accreditation
- BI-RADS-Committee des American College of Radiology
- Medizin-Ausschuss der Strahlenschutzkommission des Deutschen Bundestags
- Board of Trustees der International Society for Magnetic Resonance in Medicine
- Scientific Advisory Board des Deutschen Mammographie-Screening-Programms
- Breast Committee des American College of Radiology Imaging Network (ACRIN)
- Sachverständigenrat „Mammazone e. V.“ (Selbsthilfegruppe „Frauen und Forschung gegen Brustkrebs“)
- Working Group on Prostate MRI (Konsortium zur Entwicklung von PI-RADS)
- European Science Foundation – Committee for the European Medical Research Councils
- DKG International Consensus Meeting on „Breast Cancer in Pregnancy“, Berlin
- International St. Gallen Consensus Conference on Primary Therapy of Early Breast Cancer
- EUSOMA Consensus Conference on the Management of LCIS
- Breast Cancer Linkage Consortium
Mitgliedschaft in Fachgesellschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutsche Röntgengesellschaft (DRG)
- Radiological Society of North America (RSNA)
- American College of Radiology (ACR)
- International Society of Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM)
- Society of Interventional Radiology (SIR)
- Society of Cardiovascular and Interventional Radiology (CIRSE)
- Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie (DeGIR)
- Deutsche Gesellschaft für Senologie
- European Society of Breast Imaging (EUSOBI)
- Society of Breast Imaging (SBI)
- ASCO (American Society of Clinical Oncology)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Seite über die Klinik, die Kuhl leitet
- Lebenslauf Website der European Society of Breast Imaging (EUSOBI). Abgerufen am 20. Juli 2019.
- Macht per se interessiert die meisten Frauen nicht Interview vom 1. September 2010 auf der Website „Die hellsten Köpfe für die Radiologie“. Abgerufen am 20. Juli 2019.
- Einträge für Christiane Kuhl in Google Scholar
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Radiologin Christiane Kuhl verlässt die Universität Bonn Pressemitteilung der Universität Bonn. Abgerufen am 10. November 2024.
- ↑ Christiane Kuhl Verzeichnis der Veröffentlichungen auf Google Scholar. Abgerufen am 10. November 2024.
- ↑ Praxisverändernde Studien für eine bessere Patientenversorgung Pressemitteilung des BMBF. Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ Abbreviated breast MRI for screening women with dense breast: the EA1141 trial Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ Hybrid Imaging for Breast Cancer Website des HYPMED-Projekts. Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ MRI Evaluation of the Contralateral Breast in Women with Recently Diagnosed Breast Cancer Artikel im New England Journal of Medicine. Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ Prospective Multicenter Cohort Study to Refine Management Recommendations for Women at Elevated Familial Risk of Breast Cancer: The EVA Trial Artikel im Journal of Clinical Oncology JCO. Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ Brustkrebs-Früherkennung: Mammographie ohne signifikanten Mehrwert. Pressemitteilung der Universität Bonn. Abgerufen am 10. November 2024.
- ↑ Hoher Nutzen der MRT bei Brustkrebsvorsorge Deutsches Ärzteblatt. Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ Magnetic Resonance Imaging of the Breast Prior to Biopsy Artikel im Journal of the American Medical Association. Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik Liste der abgeschlossenen Vorhaben. Abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑ Preisverleihung auf der MEDICA 2000: Bundesministerium für Bildung und Forschung zeichnet innovative Forscher aus Pressemitteilung MEDICA. Abgerufen am 9. November 2019.
- ↑ Deutsche Röntgengesellschaft Liste der Preisträger seit 1956. Abgerufen am 12. Juli 2019.
- ↑ The American College of Radiology Liste der Preisträger seit 2001. Abgerufen am 12. Juli 2019.
- ↑ Magnetic Resonance in Medicine: A Critical Introduction Abgerufen am 15. Juli 2019.
- ↑ Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie Liste der Preisträger seit 2001. Abgerufen am 15. Juli 2019.
- ↑ ISMRM Fellows of the Society Abgerufen am 14. Juli 2019.
- ↑ Hochkarätige Auszeichnung für RWTH-Radiologin Pressemitteilung der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG). Abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑ Ausgezeichnet: Prof. Rossaint und Prof. Kuhl neue RWTH Fellows Pressemitteilung der Uniklinik Aachen. Abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑ Eusobi - European Society of Breast Imaging Mitteilung der European Society of Breast Imaging. Abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑ 28th Annual Interdisciplinary Breast Center Conference. Konferenzprogramm. Abgerufen am 10. November 2024.
- ↑ Mitgliederverzeichnis Leopoldina
Personendaten | |
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NAME | Kuhl, Christiane |
ALTERNATIVNAMEN | Kuhl, C.; Kuhl, Christiane Katharina (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Radiologin und Hochschullehrerin |
GEBURTSDATUM | 28. April 1966 |
GEBURTSORT | Bonn |