Cohors I Flavia Ulpia Hispanorum

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Die Cohors I Flavia Ulpia Hispanorum [milliaria] [equitata] [civium Romanorum] (deutsch 1. Kohorte die Flavische die Ulpische der Hispanier [1000 Mann] [teilberitten] [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften, Tesserae und Ziegelstempel belegt. In einigen Militärdiplomen und Inschriften[1] wird sie als Cohors I Flavia Hispanorum bezeichnet, in anderen Diplomen und Inschriften[2] als Cohors I Hispanorum.

Namensbestandteile

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  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Ulpia: die Ulpische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Kaiser Trajan, dessen vollständiger Name Marcus Ulpius Traianus lautet.[A 2]
  • Hispanorum: der Hispanier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit auf dem Gebiet der römischen Provinz Hispania Tarraconensis rekrutiert.
  • milliaria: 1000 Mann. Je nachdem, ob es sich um eine Infanterie-Kohorte (Cohors milliaria peditata) oder einen gemischten Verband aus Infanterie und Kavallerie (Cohors milliaria equitata) handelte, lag die Sollstärke der Einheit entweder bei 800 oder 1040 Mann. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 93 bis 164 und in mehreren Inschriften[3] vor. In zahlreichen Militärdiplomen, in Inschriften und bei den Ziegelstempeln wird statt milliaria das Zeichen (bzw. der Buchstabe M) verwendet.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[4] vor.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in einem Militärdiplom von 110 und in einer Inschrift[5] vor.[A 2]

Die Einheit war eine Cohors milliaria equitata. Die Sollstärke der Einheit lag daher bei 1040 Mann, bestehend aus 10 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 8 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Die Kohorte war in den Provinzen Moesia superior, Dacia und Dacia Porolissensis (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[6] für die Jahre 93 bis 164 n. Chr. aufgeführt.[7][8][9]

Die Anfänge der Einheit sind umstritten; möglicherweise war sie in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Dalmatia stationiert.[A 3] Der erste Nachweis in Moesia superior beruht auf zwei Diplomen, die auf 93 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 94 bis 103/105 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Die Kohorte nahm an den Dakerkriegen Trajans teil; für ihre Leistungen erhielt sie Auszeichnungen.[9][10][A 2] Der erste Nachweis der Einheit in Dacia beruht auf einem Meilenstein,[11] der auf 107/108 datiert ist. Durch Diplome ist sie erstmals 110 in der Provinz nachgewiesen. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Dacia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 114 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.

Der erste Nachweis der Einheit in Dacia Porolissensis beruht auf einem Diplom, das auf 123 datiert ist. Weitere Diplome, die auf 128 bis 164 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Standorte der Einheit in Dacia Porolissensis waren möglicherweise:[9]

Ziegel mit dem Stempel der Einheit wurden bei Golubac[14] und Kostolac[15] gefunden.

Angehörige der Kohorte

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Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[7][10]

  • Florian Matei-Popescu, Ovidiu Țentea: Auxilia Moesiae Superioris, Mega Publishing House 2018, ISBN 978-606-020-063-5 (Online)
  • Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula. Dissertation, 1973 Volume 1 (PDF 1) Volume 2 (PDF 2)
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
  1. Laut Margaret M. Roxan ist es unsicher, ob die Kohorte durch Vespasian aufgestellt wurde oder ob eine bereits bestehende Cohors I Hispanorum von ihm mit der Ehrenbezeichnung Flavia ausgezeichnet wurde.
  2. a b c In einem Diplom von 110 (CIL 16, 57) wird die Kohorte mit den zusätzlichen Bezeichnungen Ulpia und civium Romanorum aufgeführt. Laut Margaret M. Roxan erhielt die Kohorte diese Auszeichnungen für ihre Leistungen während der Dakerkriege.
  3. Laut Margaret M. Roxan wurde von W. Wagner vermutet, dass die Kohorte in Dalmatia stationiert war; dies wurde u. A von Géza Alföldy übernommen. Margaret M. Roxan hält dies dagegen für unwahrscheinlich.
  4. a b c d Die Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.

Einzelnachweise

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  1. Inschriften (CIL 3, 14619, CIL 10, 6426).
  2. Inschriften (AE 1891, 48, AE 1905, 16, AE 1996, 1603, CIL 5, 7425).
  3. Inschriften mit milliaria (AE 1905, 16, AE 1996, 1603, CIL 3, 1627, CIL 10, 6426, ILD 00640, ILD 00646).
  4. Inschriften mit equitata (CIL 3, 1627, CIL 10, 6426).
  5. Inschrift mit civium Romanorum (CIL 3, 1627)
  6. Militärdiplome der Jahre 93 (AE 2014, 1154, CIL 16, 39), 94 (RMD 5, 335), 96 (RMD 1, 6), 97 (ZPE-152-234), 100 (CIL 16, 46, Chiron-2008-326, ZPE-192-218), 101 (Chiron-2008-329, RMD 3, 143, ZPE-192-220), 103/105 (ZPE-194-223), 110 (CIL 16, 57, CIL 16, 163, ZPE-176-221), 114 (RMD 4, 226), 123 (ZPE-176-236), 128 (ZPE-170-214), 142/144 (ZPE-181-190), 154 (CIL 16, 110) und 164 (AE 2007, 1764, AMN-2006/07-203, CIL 16, 185, RMD 1, 63, RMD 1, 64, RMD 1, 65, RMD 4, 287).
  7. a b John Spaul, Cohors², S. 108, 118–119.
  8. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158 Tabelle 2 (PDF S. 160).
  9. a b c Florian Matei-Popescu, Ovidiu Țentea, Auxilia, S. 59–60, 116, 127–128, 134, 139–140.
  10. a b Margaret M. Roxan, The Auxilia, S. 218–223, 664–665.
  11. Meilenstein (CIL 3, 1627).
  12. Tesserae aus Buciumi (ILD 00640, ILD 00646)
  13. Ziegel aus Orheiu Bistriței: Stempel C I H (IDR-App-01-40, 00001, IDR-App-01-44, 00001, IDR-App-01-44, 00002, IDR-App-01-44, 00003, IDR-App-01-45, 00001).
  14. Ziegel aus Golubac: Stempel COH I FLA HIS (AE 1910, 85).
  15. Ziegel aus Kostolac: Stempel COH I FLA HIS .
  16. Werner Eck: Ein diploma militare aus Moesia superior In: Chiron, Band 21 (1991), S. 185–202, hier S. 194–195 (Online).