Costello-Syndrom
Klassifikation nach ICD-10 | |
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Q87.8 | Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungssyndrome, anderenorts nicht klassifiziert |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Das Costello-Syndrom ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung mit den Hauptmerkmalen Intelligenzminderung, Gedeihstörung, Kleinwuchs, ungewöhnlich flexible Gelenke, weiche Haut (Waschfrauenhände) und ausgeprägte Gesichtszüge. Das Syndrom gehört zu den RASopathien.[1]
Synonyme sind: FCS-Syndrom; Fazio-kutano-skelettales Syndrom
Erstmals berichtet wurde 1977 von dieser Erkrankung durch den neuseeländischen Kinderarzt Jack Murray Costello,[2][3] das zugrunde liegende Gen wurde erst 2005 entdeckt.[4]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Häufigkeit wird auf 1 zu 300.000 bis 1 zu 1.250.000 geschätzt, die Vererbung erfolgt teilweise autosomal-dominant.[1]
Ursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Erkrankung liegen heterozygote Mutationen im HRAS-Proto-Onkogen auf Chromosom 11 Genort p15.5 zugrunde, das an der Kontrolle des Zellwachstums und der Zellteilung beteiligt ist.[1] Mutationen in diesem Gen liegen auch einer Variante des Costello-Syndroms zugrunde, der Myopathy with muscle spindle excess.[5]
Klinische Erscheinungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kinder mit Costello-Syndrom sind bei Geburt vielfach normal groß, aber in der Entwicklung verzögert. Besondere charakteristische äußerliche Kennzeichen sind Kleinwüchsigkeit, ungewöhnlich flexible Gelenke, Falten aus überschüssiger Haut insbesondere an den Händen (Waschfrauenhände) und Füßen, dicke Lippen, Kräuselhaar, mentale Retardierung, craniofaciale, kardiologische und dermatologische Abnormalitäten. Weiters kommt es noch zur verfrühten Alterung und einer erhöhten Prädisposition für eine Vielzahl von Tumoren.
Klinische Kriterien sind:[1]
- überdurchschnittliches Geburtsgewicht, leichter Hydrops fetalis
- Ernährungsschwierigkeiten und Gedeihstörungen, häufig wird eine Ernährungssonde benötigt
- leichte bis mittlere Intelligenzminderung
- relativ großer Kopf, grobe Gesichtszüge (Epikanthusfalten, volle Wangen, tief ansetzende und abstehende Ohrmuscheln, nach oben gebogene Nasenspitze, großer Mund mit hervorstehenden Lippen),
- dünnes Kopfhaar, lockere, weiche Haut mit tiefen Palmar- und Plantarfalten und Papillome während der Kindheit
- später Ulnardeviation der Handgelenke und Finger, Hüftdysplasie und Kyphoskoliose
- Herzfehler wie Lungenklappenstenose, Arrhythmie oder Hypertrophe Kardiomyopathie
- neurologisch Hydrozephalus, Krampfanfälle, Arnold-Chiari-Malformation Typ I, Syringomyelie und Tethered cord
Hinzu kommen oft eine Verkürzung der Achillessehnen, verzögerte Pubertät und häufig Zeichen vorzeitiger Alterung, Osteoporose und Osteopenie. Es besteht ein erhöhtes Risiko von etwa 10–15 % für solide bösartige Tumore im frühen Kindesalter und Urothelkarzinom bei Jugendlichen.
Diagnostik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Diagnose basiert auf der Kombination klinischer Befunde und kann bereits vorgeburtlich durch molekulargenetischen Test, beispielsweise durch DNA-Sequenzierung (HRAS_Sequenzanalyse) bestätigt werden.[1]
Differentialdiagnostik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abzugrenzen sind andere RASopathien wie das Kardio-fazio-kutanes Syndrom sowie das Noonan-Syndrom, die beide eine deutliche klinische Überlappung der Symptome aufweisen,[5] sowie das Beckwith-Wiedemann-Syndrom, das LEOPARD-Syndrom als Variante des Noonan-Syndromes und das Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom.[1]
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine kausale Behandlung ist nicht möglich. Ultraschalluntersuchungen als Screening für Neuroblastome und Rhabdomyosarkome bis zum Alter von 8 bis 10 Jahren werden empfohlen.[1]
Prognose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Aussichten hängen von der genauen Missense-Mutation ab, es sind bereits in der Neugeborenenzeit letale und abgeschwächte Formen beschrieben worden.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Markus Wirtz, Josef Frank: Costello-Syndrom. Eine seltene RASopathie mit kutanen Symptomen. In: Der Hautarzt. 2015, Band 66, Nummer 4, S. 225–228 doi:10.1007/s00105-015-3592-2.
- M. Zenker, K. Lehmann, A. L. Schulz et al.: Expansion of the genotypic and phenotypic spectrum in patients with KRAS germline mutations. In: Journal of Medical Genetics. Band 44, Nummer 2, Februar 2007, S. 131–135, doi:10.1136/jmg.2006.046300, PMID 17056636, PMC 2598066 (freier Volltext).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h Eintrag zu Costello-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten), abgerufen am 3. September 2024.
- ↑ J. M. Costello: A new syndrome: mental subnormality and nasal papillomata. In: Australian paediatric journal. Band 13, Nummer 2, Juni 1977, S. 114–118, doi:10.1111/j.1440-1754.1977.tb01135.x, PMID 907573.
- ↑ Nachruf
- ↑ Y. Aoki, T. Niihori, H. Kawame, K. Kurosawa, H. Ohashi, Y. Tanaka, M. Filocamo, K. Kato, Y. Suzuki, S. Kure, Y. Matsubara: Germline mutations in HRAS proto-oncogene cause Costello syndrome. In: Nature genetics. Band 37, Nummer 10, Oktober 2005, S. 1038–1040, doi:10.1038/ng1641, PMID 16170316.
- ↑ a b Costello syndrome. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)