Dani Dayan
Daniel „Dani“ Dayan (hebräisch דניאל (דני) דיין; geboren am 29. November 1955 in Buenos Aires) ist ein in Argentinien geborener israelischer Unternehmer, Politiker und Staatsbeamter. Seit 2021 ist er Vorsitzender von Yad Vashem.[1][2]
Herkunft und Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dani (eigentlich Daniel) Dayan wurde in Buenos Aires, Argentinien, geboren. 1971, als er 15 Jahre alt war,[3] wanderte er mit seiner Familie nach Israel ein und ließ sich in Yad Eliyahuim, einem Stadtteil im Osten von Tel Aviv, nieder.[4] Dayan verbrachte 7,5 Jahre in der israelischen Armee.[3] An der Bar-Ilan-Universität erwarb er einen Bachelor of Science (B.Sc.) in Wirtschaftswissenschaften und Informatik und an der Universität Tel Aviv erwarb er den Master of Science (M.Sc.) für Finanzen.[2] Bei den israelischen Verteidigungsstreitkräften (englisch Israel Defense Forces, kurz: IDF) ist Dayan Major der Reserve. Obwohl er eine Schlüsselfigur in der weitgehend religiösen Siedlungsbewegung ist, ist Dayan ein „Hiloni“[5] wenn auch kein Atheist.[3] Er lebt in Ma'ale Shomron, einer israelischen Siedlung im Westjordanland.
Berufliche Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1982 gründete er das Informationstechnik-Unternehmen „Elad Systems“, das er zunächst als CEO und später als Vorsitzender leitete, bis er 2005 seine Anteile an dem Unternehmen verkaufte. Er investiert weiterhin in High-Tech-Unternehmen und ist Dozent an der Universität Ariel.
Politische Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dayan war Generalsekretär der Techija-Partei (hebräisch תחיה, Wiederbelebung) und kandidierte bei den israelischen Parlamentswahlen von 1988 und 1992 auf deren Liste für die Knesset. Dayan war 8 Jahre lang Mitglied des Exekutivausschusses des Jescha-Rats, bevor er am 13. Juli 2007 zum Vorsitzenden gewählt wurde.[6] Als Vorsitzender führte er den Kampf der Siedler gegen den Siedlungsstopp im Westjordanland im Jahr 2010 an. Nach seiner Wahl begann Dayan, den Rat in eine effektive politische Lobby, nach dem Vorbild amerikanischer politischer Lobbys, umzuwandeln. 2013 trat er zurück, schuf sich aber gleichzeitig einen neuen Posten als das ausländische Gesicht der Siedlerbewegung.[3]
Bei den Wahlen im März 2015 versuchte er auf der Liste des „Jüdischen Heims“, HaBajit haJehudi (hebräisch הַבַּיִת הַיְּהוּדִי) für die Knesset zu kandidieren, wurde jedoch nicht gewählt.[3] Bei den israelischen Parlamentswahlen 2021 wurde er auf den elften Platz der Liste der Partei die Neue Hoffnung (hebräisch תקווה חדשה „Tikwa Chadascha“) gesetzt.[7]
Dayan ist ein Befürworter der Errichtung und Aufrechterhaltung von israelischen Siedlungen im Westjordanland. Von 2007 bis 2013 war er der Vorsitzende des Jescha-Rates.[3][8] Im Jahr 2013 trat er als Vorsitzender des Jescha-Rates zurück, um Benjamin Netanjahu als Ministerpräsident von Israel zu unterstützen.[3] Daraufhin wurde er zum Chef der Auslandsvertretung[9] des Jescha-Rates ernannt, als einziger offizieller Vertreter der israelischen Siedlungsbewegung in der internationalen Gemeinschaft.[3]
Seine Artikel erschienen in zahlreichen Publikationen, darunter The New York Times,[10] Los Angeles Times,[11] The Boston Globe,[12] USA Today,[13] The Guardian,[14] Breitbart,[15] Haaretz,[16] The Times of Israel[17] und The Jerusalem Post.
Diplomatische Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2015 wurde Dayan von Premierminister Benjamin Netanjahu zum israelischen Botschafter in Brasilien ernannt. Die brasilianische Regierung verzögerte ihre Zustimmung zu Dayans Ernennung über Monate hinaus und löste damit eine diplomatische Krise zwischen den beiden Ländern aus.[18] Im Januar 2016 veröffentlichten 40 pensionierte brasilianische Botschafter aus allen politischen Bereichen ein Manifest zur Unterstützung der brasilianischen Regierung.[19] Das Widerstreben Brasiliens, Dayan als israelischen Botschafter zu bestätigen, führte zu einem diplomatischen Zerwürfnis zwischen den beiden Ländern. Im Dezember 2015 kündigte die stellvertretende israelische Außenministerin Tzipi Hotovely an, dass Schritte unternommen würden, um mehr Druck auf Brasilien auszuüben, damit es die Ernennung Dayans für den Posten billigt.[20] Das Patt dauerte bis März 2016, als Israel Dayan stattdessen zum Generalkonsul von Israel in New York ernannte.[21]
Ansichten und Meinungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die New York Times beschrieb Dayan als „weltgewandt und pragmatisch“ und „den effektivsten Anführer, den die Siedler je hatten“ und viele halten ihn für das Gesicht der israelischen Siedlungsbewegung in der internationalen Gemeinschaft. Er ist gegen eine Zweistaatenlösung und glaubt, dass das Festhalten am Westjordanland im besten Interesse Israels ist.[3]
Als Vorsitzender von Yad Vashem[2] bezeichnete Dayan die von Regierungen in aller Welt betriebene Verzerrung des Holocaust als ernstes Problem und er sagte:
- „Diese Regierungen würden zwar zugeben, dass der Holocaust stattgefunden habe, aber ihre Landsleute hätten nichts falsch gemacht“.[22]
Persönliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dani Dayan ist mit Einat Dayan verheiratet, einer ehemaligen politischen Aktivistin, die als Direktorin für Strategie, Marketing und Vertrieb an der Universität Ariel arbeitet. Ihre Tochter Ofir diente in der IDF-Sprechereinheit (hebräisch דובר צה"ל, Dover Tsahal), studierte an der Columbia University und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im „Diane and Guilford Glazer Israel-China Policy Center“ am „Israeli Institute for National Security Studies“ (INSS).[23] Sein Vater Moshe, ein Cousin zweiten Grades von General Mosche Dajan, war in den frühen 1980er Jahren israelischer Botschafter in Guatemala.[24]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Dani Dayan Appointed as Chairman of Yad Vashem. In: Yad Vashem. 20. August 2021, abgerufen am 20. Mai 2024 (englisch).
- ↑ a b c Dani Dayan – Vorstandsvorsitzender von Yad Vashem. In: Yad Vashem. 2024, abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ a b c d e f g h i Raphael Ahren: Done fighting the White House, settlers’ ‘foreign minister’ vies for Knesset seat. In: The Times of Israel. 8. Januar 2015, abgerufen am 20. Mai 2024 (englisch).
- ↑ "Meet the Settlers" ( vom 14. September 2013 im Internet Archive)
- ↑ Ein „Hiloni“ ist ein Angehöriger einer sozialen Kategorie in Israel, die den am wenigsten religiösen Teil der jüdischen Bevölkerung bezeichnet. What Does Israeli Jewish Society Look like? A Brief Market Overview. In: The Honey Foundation for Israel. 20. Juli 2021, abgerufen am 20. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Ilene Prusher: The Man Who Stopped the Freeze. In: Moment. 8. Januar 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Israel election 2021: All the official party slates. In: Haaretz. 3. Februar 2021, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Tovah Lazaroff: Settler council head Dani Dayan quits. In: The Jerusalem Post. 9. Januar 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Josh Hasten: Not a Stereotypical Settler. In: The Jerusalem Post. 21. November 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Dani Dayan: Israel's Settlers Are Here to Stay. In: The New York Times. 25. Juli 2012, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch). (Bezahlschranke)
- ↑ Dani Dayan: For Israelis and Palestinians, the two-stage option. In: Los Angeles Times. 11. Oktober 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Dani Dayan: The new path to peace in the Mideast. In: The Boston Globe. 20. März 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Dani Dayan: Keep settlements out of peace efforts: Column. In: USA Today. 27. Juni 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Dani Dayan: What you call 'settlements' are on solid moral ground. In: The Guardian. 7. Juni 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Aaron Klein: EXCLUSIVE – Israeli Envoy Dani Dayan: Airbnb Decision to Delist West Bank Jewish Homes Has 'Anti-Semitic Flavor'. In: Breitbart. 21. November 2018, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Dani Dayan: Take land swaps off the table. In: Haaretz. 20. Mai 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Dani Dayan: Settlements' are legal, legitimate and necessary for peace. In: Times of Israel. 23. Dezember 2013, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Barak Ravid: Ex-settler Leader Dani Dayan: Netanyahu Hasn't Pressured Brazil Enough to Accept My Appointment as Ambassador. In: Haaretz. 26. Dezember 2015, abgerufen am 22. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Embaixadores protestam contra postura de Israel (deutsch: Botschafter protestieren gegen die Haltung Israels). In: Brasil 247. 7. Januar 2016, abgerufen am 22. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Barak Ravid: Deputy FM Hotovely: Israel to Step Up Pressure on Brazil for Settler Leader's Ambassadorship. In: Haaretz. 27. Dezember 2015, abgerufen am 22. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Raphael Ahren, Elie Leshem: Israel abandons effort to make settler leader ambassador to Brazil. In: The Times of Israel. 28. März 2016, abgerufen am 22. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Jerusalem Post Staff: Dayan: We are approaching a post-survivor era, Yad Vashem warns. In: The Jerusalem Post. 6. Juni 2023, abgerufen am 22. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Ofir Dayan (CV). In: Institute for National Security Studies (INSS). Abgerufen am 20. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Raphael Ahren: Florida Jews to go to Guatemala to give thanks for Jerusalem embassy stance. In: The Times of Israel. 8. Januar 2018, abgerufen am 20. Mai 2024 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Dayan, Dani |
ALTERNATIVNAMEN | Dayan, Daniel (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Unternehmer, Politiker und Staatsbeamter |
GEBURTSDATUM | 29. November 1955 |
GEBURTSORT | Buenos Aires |