Daniel Hofmann (Theologe)
Daniel Hofmann oder Hoffmann (* um 1538 in Halle; † 30. November 1611 in Wolfenbüttel) war ein deutscher lutherischer Theologe, Philosoph und Hochschullehrer.
Ausbildung und erste Jahre in Helmstedt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hofmann war der Sohn des Steinmetzen und Bürgers Christoph Hofmann und wuchs in Halle an der Saale auf. Er studierte Philosophie und Theologie an der Universität Jena. Hier erwarb er sich am 4. Juli 1570 den Magistergrad der Philosophie und wurde im Wintersemester 1571 als Lehrkraft in die philosophische Fakultät rezipiert.
1574 wurde er als Lehrer für Ethik und Physik an das Pädagogium in Gandersheim berufen. Im Zuge der Gründung der Universität Helmstedt durch Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde er 1576 an dieser Hochschule zum Professor der Ethik und Dialektik an deren Philosophischer Fakultät ernannt. 1578 erfolgte seine Promotion zum Dr. theol. und sein Wechsel als ordentlicher Professor der Theologie an die Theologische Fakultät. Er betrieb in dieser Zeit die Theologie als Philosoph.
Hofmann, der auch Superintendent von Helmstedt war, stand zu Herzog Julius und verteidigte die Tonsurierung des Prinzen Heinrich Julius am 27. November 1578 durch den Benediktinerabt von Huysburg und seine katholisch-liturgische Einführung in das Bischofsamt von Halberstadt am 7. Dezember 1578 (siehe Amtseinführung Heinrich Julius’ von Braunschweig-Wolfenbüttel als Fürstbischof von Halberstadt). Sein dahingehendes Engagement führte dazu, dass er zum Konsistorialrat ernannt wurde.
Giordano Bruno, der sich am 13. Januar des Jahres 1589 in Helmstedt immatrikuliert hatte, bekannte sich zu dem Weltbild des Nikolaus Kopernikus und fand in Herzog Julius einen Fürsprecher. Hofmann und seine theologischen Kollegen lehnte diese Ansichten rigoros ab. Der Tod des Herzogs im Mai 1589 führte dazu, dass sich die Wut der Theologen nun gegen Bruno richtete. Der Superintendent Heinrich Boethius, Professor der Theologie, exkommunizierte Bruno in einer öffentlichen Predigt. Daraufhin beschwerte sich dieser am 6. Oktober beim Rektor der Universität und verlangte Genugtuung. Die Angriffe des Rektors Hofmann gegen die Philosophie Brunos trugen dazu bei, dass dieser 1590 Helmstedt verließ und nach Frankfurt zog.[1]
Hofmannscher Streit und Entlassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieses Verhältnis zum Herzog veränderte sich zum Ende des 16. Jahrhunderts. Nachdem durch den Herzog die Gelehrten Johannes Caselius und Cornelius Martini nach Helmstedt berufen wurden, hatte Hofmann seine Lehrmeinung zu verteidigen. Hofmann vertrat die auf Luther zurückgehende Trennung von Philosophie und Theologie, in deren Folge es zwei Wahrheiten geben könne, eine philosophische und eine theologische. Ab 1597 sollte der von Hofmann vertretene Ramismus nicht mehr gelehrt werden, worüber es 1598 zum sogenannten Hofmannschen Streit kam.
Hofmann stand weiter zum Ramismus und ließ diese Positionen durch seine Schüler verteidigen. Einer dieser Promotionen 1598 war die des Caspar Pfaffrad. Der Streit eskaliert so weit, dass die Theologische Fakultät 1598 Hofmann beim Herzog anklagte. Die Verhandlungen darüber zogen sich bis 1601 und führten schließlich zur Entlassung von Hofmann. Dieser war ab 1603 nochmals in Helmstedt, zog sich dann schließlich aber nach Wolfenbüttel zu seiner Schwester zurück.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hofmann verheiratete sich am 30. Mai 1577 mit Marie Musaeus, die Tochter des Superintendenten Simon Musaeus. Aus der Ehe stammen vier Söhne und zwei Töchter. Von den Kindern kennt man:
- Eva Hofmann ⚭ I Heinrich Julius Everdes, ⚭ II Jacob Steinberg
- Daniel Hofmann
- Heinrich Hofmann
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Explicatio discriminis inter theologicum et philosophicum hominem, quod ad excusationem recentis manichaeismi praetenditur. Lucius, Helmstedt 1580. (Digitalisat)
- De Vsv Et Applicatione Notionvm Logicarvm ad res Theologicas Et De Invsitatarvm praedicationum reductione, Aduersus Rvdolphvm Goclenivm Admonitio. Kopf, Frankfurt am Main 1596.
- De Deo et Christi tum persona tum officio. Asserentes puriorem confessionem D. Lutheri, feces Scholasticas expurgantis, oppositae Pontificiis. Lucius, Helmstedt 1598.
- Pro Duplici Veritate Lutheri A Philosophis Impugnata, & ad pudendorum locum ablegata. Duncker, Magdeburg 1600. (Digitalisat)
- Super Quaestione Num Syllogismus rationis locum habeat in regno fidei. Duncker, Magdeburg 1600. (Digitalisat)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gottfried Thomasius: De controversia Hofmanniana, commentatio pro loco in senatu academico rite obtinendo. Junge, Erlangen 1844 (Latein, archive.org).
- Hofmann, Daniel. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 13, Leipzig 1735, Sp. 445–447.
- Hofmann (Daniel). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 2: D–L. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1750, Sp. 1655 (books.google.de – Hier ist 1621 als Sterbejahr angegeben).
- Hoffman, Daniel. In: General biography; or, Lives, critical and historical, of the most eminent persons of all ages, countries, conditions and professions. Band 5, London 1804, S. 222.
- Henke, Julius August Wagenmann: Hoffmann, Daniel. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 2. Auflage. Band 6, Hinrichs, Leipzig 1880, S. 208–212.
- Henke, Paul Tschackert: Hoffmann, Daniel. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 8, Hinrichs, Leipzig 1900, S. 216–221.
- Heinrich Heppe: Hofmann, Daniel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 628 f.
- Franz Lau: Hoffmann, Daniel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 404 (Digitalisat).
- Inge Mager: Lutherische Theologie und aristotelische Philosophie an der Universität Helmstedt im 16. Jahrhundert. Zur Vorgeschichte des Hofmannschen Streit im Jahr 1598. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte. Band 73, 1975, S. 83–98.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Hoffmann, Daniel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 951–953.
- Markus Friedrich: Die Grenzen der Vernunft. Theologie, Philosophie und gelehrte Konflikte am Beispiel des Helmstedter Hofmannstreits und seiner Wirkungen auf das Luthertum um 1600 (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 69). Vandenhoeck & Ruprecht. Göttingen 2004.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Daniel Hofmann in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Druckschriften von und über Daniel Hofmann im VD 16.
- Druckschriften von und über Daniel Hofmann im VD 17.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hermann Brunnhofer: Bruno in Prag und Helmstädt. 1588–1590. In: Giordano Bruno’s Weltanschauung und Verhängniss. F. Verlag, Leipzig 1882, S. 68–77, hier 73–76 (Textarchiv – Internet Archive).
Personendaten | |
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NAME | Hofmann, Daniel |
ALTERNATIVNAMEN | Hoffmann, Daniel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher lutherischer Theologe, Philosoph und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | um 1538 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |
STERBEDATUM | 30. November 1611 |
STERBEORT | Wolfenbüttel |
- Lutherischer Theologe (16. Jahrhundert)
- Lutherischer Theologe (17. Jahrhundert)
- Philosoph (16. Jahrhundert)
- Philosoph (17. Jahrhundert)
- Lutherischer Geistlicher (16. Jahrhundert)
- Lutherischer Geistlicher (17. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Helmstedt)
- Absolvent der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Gymnasiallehrer
- Geboren im 16. Jahrhundert
- Gestorben 1611
- Mann