Das Tagebuch der Redegonda
Das Tagebuch der Redegonda ist eine Erzählung von Arthur Schnitzler, die, 1909 entstanden, im Oktober 1911 in den Süddeutschen Monatsheften in München erschien. Der Autor nahm die kleine phantastische Geschichte in seine Novellensammlung "Masken und Wunder" (S. Fischer, Berlin 1912) auf.[1]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Erzähler meint, der junge Dr. Gottfried Wehwald gäbe – extra nur für ihn – nachts im Stadtpark auf der Bank die folgende Geschichte zum Besten: Dr. Wehwald von der politischen Behörde verliebt sich in Redegonda, die Gattin des Rittmeisters Baron T. vom Dragonerregiment X in der Kleinstadt Z. Die Neigung wird erwidert. Dem Paar gelingt es, die Beziehung vor dem Rittmeister zu verbergen. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf, als das Dragonerregiment nach Galizien versetzt werden soll. Redegonda hatte die Geschichte ihrer Liebe ihrem Tagebuch anvertraut. Die junge Frau war gestorben – vermutlich vor Schreck – als der Gatte ihr Zimmer betreten hatte und die Gattin mit dem aufgeschlagenen Buche überraschte. Der Rittmeister vermutet in Wehwald den Herzensbrecher und konfrontiert den Doktor mit dem Tagebuch. Wehwald liest und nickt bestätigend. Man duelliert sich.
Der Erzähler wirft ein: "Und Sie haben ihn getötet?" Dr. Wehwald muss verneinen. Er selbst wurde vom Rittmeister erschossen für eine "Tat", die er noch gar nicht begangen hatte. Auf einmal ist Dr. Wehwald herunter von der Parkbank, ist spurlos verschwunden. Der Erzähler hat sich die Anwesenheit des Doktors eingebildet, vermutlich, weil er tags zuvor eine Zeitungsnotiz gelesen hatte. Darin war von einem Rittmeister Teuerheim die Rede gewesen, der einen Freund des Erzählers, einen gewissen Dr. Wehwald, ins Jenseits befördert hatte. Zuvor war Redegonda mit ihrem wirklichen Geliebten, einem jungen Leutnant aus dem Regiment des Rittmeisters, durchgebrannt.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Als gesichert können in der Geschichte nach Perlmann[2] eigentlich nur zwei Fakten gelten: Erstens, der Erzähler auf der Bank nachts im Park und zweitens der tödliche Ausgang des Duells für Dr. Wehwald. Alles andere gehört höchstwahrscheinlich in das Reich der Fiktion.[3]
- Scheffel[4] räumt ein, der Autor verbürge sich nicht für den Wahrheitsgehalt des Erzählten.
- Nach Sprengel[5] wird Dr. Wehwald von Schnitzler verspottet, weil der verliebte Narr für eine Liebe büßt, die er gar nicht erklärt hat.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Text bei Zeno.org
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verwendete Ausgabe
- Arthur Schnitzler: Das Tagebuch der Redegonda. S. 42 – 49 in Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler: Casanovas Heimfahrt. Erzählungen 1909 - 1917. Mit einem Nachwort von Michael Scheffel. S. Fischer, Frankfurt am Main 1961 (Ausgabe 1999). 495 Seiten, ISBN 3-10-073553-6
- Erstausgabe in Buchform
- Arthur Schnitzler: Masken und Wunder. Novellen. S. Fischer Verlag Berlin 1912. 189 Seiten. Enthält Die Hirtenflöte, Der Tod des Junggesellen, Der Mörder, Der tote Gabriel, Das Tagebuch der Redegonda und Die dreifache Warnung.
- Hörbuch
- Arthur Schnitzler: Der Mörder. Das Tagebuch der Redegonda. Gelesen von Wolfgang Hinze. Naxos Verlag. Reihe Klassiker der Literatur. 22. September 2003, ISBN 978-3-89816-122-0
- Sekundärliteratur
- Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Sammlung Metzler, Bd. 239. Stuttgart 1987. 195 Seiten, ISBN 3-476-10239-4
- Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900 - 1918. München 2004. 924 Seiten, ISBN 3-406-52178-9
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A – Z. S. 555, rechte Spalte, 14. Z.v.u. Stuttgart 2004. 698 Seiten, ISBN 3-520-83704-8
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Quelle, S. 489, zweiter Eintrag
- ↑ Perlmann, S. 130
- ↑ Sogar das erste Faktum ist unsicher. Gegen Ende des Textes meint der Erzähler: „Dr. Wehwald saß nicht mehr in der Ecke der Bank. Ja, ich habe Grund zu vermuten, daß er überhaupt niemals dort gesessen hatte.“ (Verwendete Ausgabe, S. 48, 12. Z.v.u.)
- ↑ Scheffel im Nachwort der Quelle, S. 483, 15. Z.v.u.
- ↑ Sprengel, S. 238/239