Delara Burkhardt
Delara Burkhardt (* 3. November 1992 in Hamburg) ist eine deutsche Politikerin (SPD) aus Kiel.[1] Sie ist seit 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments.[2]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausbildung und Beruf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Burkhardt wuchs in Siek auf und machte im Jahr 2012 an der Stormarnschule in Ahrensburg ihr Abitur. Sie schloss ein Bachelorstudium der Soziologie und Politikwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie ein Masterstudium der Sozialökonomie an der Universität Hamburg ab. Burkhardt war Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Von 2012 bis 2014 arbeitete Burkhardt als Werksstudentin für den schleswig-holsteinischen Landtagsabgeordneten Tobias von Pein. Von 2014 bis 2016 erstellte sie als Werkstudentin den jährlich erscheinenden Gleichstellungsreport für den DGB-Bezirk Nord. Hierbei handelt es sich um Übersicht der Arbeitsmarktsituation von Frauen in den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.[3] Von 2017 bis 2019 arbeitete sie in einer Hamburger Kommunikationsagentur. Sie lebt in Kiel.[3]
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Familie ihrer Mutter musste aus politischen Gründen aus dem Iran nach Deutschland fliehen.[4]
Burkhardt war über zehn Jahre als Schwimmerin für den Ahrensburger TSV aktiv.[5]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Politischer Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Burkhardt trat mit 15 Jahren im Zuge der Bildungsproteste gegen G8 in die SPD ein. Im Folgenden wurde sie Kreisvorsitzende der Jusos Stormarn. 2012 folgte die Wahl in den Kreisvorstand der SPD Stormarn[6] und 2014 die Wahl in den Landesvorstand der Jusos Schleswig-Holstein.[7] Darüber hinaus war sie von 2015 bis 2019 stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende. Im Bundesvorstand war sie für Gleichstellungs-, Migrations- und Friedenspolitik verantwortlich.
Bei der SPD-Delegiertenkonferenz 2018 wurde Delara Burkhardt als Kandidatin der Jusos auf den 5. Listenplatz für die Europawahl gewählt.[8] Bei der Wahl am 26. Mai 2019 wurde sie in das Europäische Parlament gewählt. Dort ist sie im Vorstand der SPD-Fraktion[9] und umweltpolitische Sprecherin der SPD-Abgeordneten im Europäischen Parlament[10]. Burkhardt ist Mitglied der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament[11].
Delara Burkhardt war in der 9. Legislaturperiode (2019–2024) Mitglied des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und arbeitet dort vor allem zu den Themenfeldern Internationale Klimapolitik, Biodiversität und Artenvielfalt, Kreislaufwirtschaft sowie Umweltstandards in internationalen Lieferketten.[10] Außerdem war sie stellvertretende Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zu Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo[11]. Stellvertreterin war sie im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres sowie in der Delegation für die Beziehungen zu Israel.[11]
Auf dem ordentlichen Landesparteitag der SPD Schleswig-Holstein am 24. und 25. April 2021 wurde Burkhardt in deren Landesvorstand gewählt.[12] Dort betreut sie die Themen Umwelt und Klima, Frieden und Europa (inkl. Ostseeraum) sowie Minderheitenpolitik.
Delara Burkhardt wurde vom SPD-Parteivorstand im Oktober 2021 in das Verhandlungsteam der SPD bei den Ampel-Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen berufen. Dort war sie Teil der Arbeitsgruppe 8, welche für die Themen Klima, Energie, Transformation zuständig war.[13]
Burkhardt war Spitzenkandidatin der SPD Schleswig-Holstein für die Europawahl 2024[14]; gleichzeitig kandidierte sie auf Platz 9 der Europawahlliste der SPD.[15] Sie wurde erneut ins Europäische Parlament gewählt.[16] Sie ist in der 10. Legislaturperiode (2024–2029) erneut Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie und im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz.[17]
Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kampf gegen Entwaldung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eines von Burkhardts Kernthemen ist der Kampf gegen die globale Entwaldung. Sie war Berichterstatterin des Europäischen Parlaments für einen Initiativbericht zu entwaldungsfreien Lieferketten. In dem Bericht fordert die Politikerin unter anderem verbindliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen – dass diese also nachweisen müssen, dass ihre Produkte nicht zu Entwaldung oder Menschenrechtsverletzungen geführt haben[18]. Das Europäische Parlament nahm den Bericht im Oktober 2020 mit deutlichen Mehrheit an[18]. In ihrem Gesetzesvorschlag vom 17. November 2021 kam die Europäische Kommission den Forderungen Burkhardts und des Europäischen Parlaments in wesentlichen Punkten nach. Im Dezember 2022 wurden die Verhandlungen zwischen den drei europäischen Institutionen abgeschlossen.[19]
Kreislaufwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Bereich der Kreislaufwirtschaft setzt sich Burkhardt im EU-Parlament für nachhaltige Textilien ein. Im Dezember 2022 reichte sie ihren Initiativbericht zu einer EU Textilstrategie ein.[20] Dort fordert sie unter anderem, dass alle Textilien, die in der EU verkauft werden, kreislauffähig sein müssen und einen Mindeststandard an Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen. Außerdem fordert sie ein Verbot der Zerstörung von unverkauften oder zurückgesendeter Textilien.[20]
Darüber hinaus forderte Burkhardt im Zuge der Reform der Verpackungsverordnung „ambitionierte Mehrweg- und Recyclingquoten“ von der Europäischen Kommission, da nur so das Ziel erreicht werden könne, „in der EU bis 2030 alle Verpackungen wiederverwendbar oder recyclebar zu machen“.[21]
Im Zuge der Reform des europäischen Systems der Müllexporte setzte sich Burkhardt für ein Verbot des Exports von Kunstoffabfällen in Nicht-EU-Länder ein, da dies oft zu illegalen Mülldeponien führe, deren Preis dann die Umwelt und Menschen vor Ort zahlen müssten.[22]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Burkhardt war eine vehemente Gegnerin der überarbeiteten Taxonomie der Europäischen Kommission, die Energie aus Erdgas und Atomenergie als nachhaltig einstuft. Die Taxonomie regelt europaweit, welche Investitionen als nachhaltig bezeichnet werden dürfen und soll es Anlegern erleichtern, in eine nachhaltige Transformation zu investieren[23].
Reform der Migrationspolitik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Delara Burkhardt setzt sich für eine Neugestaltung der EU-Migrationspolitik ein. Sie fordert eine Entlastung der Erstaufnahmeländer, welche nach dem aktuellen Dublin-III-System für die Bearbeitung eines Antrags zuständig sind[24]. Sie ist gegen Abkommen wie den EU-Flüchtlingsdeal mit der Türkei und setzt sich gegen die „menschenverachtenden“ Lager für Geflüchtete wie beispielsweise auf den griechischen Inseln ein[25][26].
Darüber hinaus setzt Burkhardt sich gegen Pushbacks ein und fordert eine Aufklärung Vorwürfe gegen die europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX in diesem Zusammenhang[27].
Bosnien und Herzegowina
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In ihrer Rolle als Stellvertretende Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen zu Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo setzt sich Burkhardt insbesondere gegen die Spaltung Bosnien und Herzegowinas ein, die Ethno-Nationalisten um Milorad Dodik seit 2021 intensiv forcieren. Außerdem setzt sich die Politikerin für einen schnellen Beitritt des Landes zur EU sowie eine Stärkung der demokratischen Zivilgesellschaft ein[28][29].
Mitgliedschaften und Gesellschaftliches Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Burkhardt ist Mitglied der Gewerkschaft ver.di und seit dem Jahr 2017 Teamerin für die gewerkschaftliche Berufsschularbeit der DGB-Jugend. Im Rahmen dieses Projekts werden Schülerinnen und Schüler an den beruflichen Schulen über ihre Rechte als Auszubildende und Arbeitnehmer aufgeklärt.[30] Seit 2022 ist sie außerdem Mitglied der NGG.
Darüber hinaus ist Delara Burkhardt ist seit 2018 Mitglied des Vorstands des Willy-Brandt-Zentrums Jerusalem.[31] Dabei handelt es sich um ein Projekt, das durch Begegnung von jungen Menschen aus Israel und den palästinensischen Gebieten für Frieden sorgen soll.
Am 4. Februar 2021 übernahm sie die Patenschaft für Kazjaryna Andrejewa, eine belarussische Journalistin und politische Gefangene[32].
Burkhardt ist Mitglied in der Friedrich-Ebert-Stiftung und unterstützt als solches ehrenamtlich die Arbeit der Stiftung[33].
Darüber hinaus ist sie Mitglied beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) und bei den Naturfreunden.
Seit 2021 ist sie zudem Vorsitzende des Vereins Modell Europa Parlament Deutschland e.V., einem gemeinnützigen Verein, der im Bereich der europapolitischen Bildung zuständig ist und gemeinsam mit Schülern Simulationen des Europäischen Parlaments durchführt[34].
Darüber hinaus engagiert sich Burkhardt im Rahmen der Initiative EarthPercent für den Kampf gegen die Klimakrise. Ziel der Initiative ist es, Geld von der Musikindustrie zu sammeln, um die glaubwürdigsten und wirkungsvollsten Klima- und Umweltaktionen zu finanzieren und im Kampf gegen die Klimakrise zu unterstützen[35].
2022 wurde Burkhardt als eine von 36 Europäern von der Obama Foundation des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und Michelle Obama als „Obama Leader Europe 2022“ ausgewählt. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk und Fortbildungsprogramm für junge, progressive Nachwuchskräfte aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft[36].
Des Weiteren ist Delara Burkhardt Mitglied der überparteilichen Europa-Union Deutschland, die sich für ein föderales Europa und den europäischen Einigungsprozess einsetzt.[37]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website von Delara Burkhardt
- Delara Burkhardt in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- Profil von Delara Burkhardt auf Abgeordnetenwatch
- Youtube-Kanal von Delara Burkhardt
- Instagram-Auftritt von Burkhardt
- Delara Burkhardt’s Facebook-Seite
- Twitter-Profil Delara Burkhardts
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lebenslauf. delara-burkhardt.eu, abgerufen am 10. März 2020.
- ↑ Alphabetisches Verzeichnis aller Gewählten - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ a b Über mich. delara-burkhardt.eu, abgerufen am 28. Mai 2019.
- ↑ https://www.delara-burkhardt.eu/ueber-mich-2/ueber-mich/
- ↑ Lebenslauf. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ KREISVORSTAND | SOZIAL. GERECHT. IN STORMARN. Abgerufen am 29. Mai 2019.
- ↑ Delara Burkhardt im Juso-Landesvorstand. ln-online.de, abgerufen am 29. Mai 2019.
- ↑ SPD: Bundesliste der SPD zur Europawahl 2019. Abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ Über uns - Europa-SPD. Abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ a b Meine Ausschüsse & Delegationen. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ a b c Home | Delara BURKHARDT | MEPs | European Parliament. Abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
- ↑ Rückenwind für Serpil Midyatli – die SPD Schleswig-Holstein hat einen neuen Landesvorstand gewählt. Abgerufen am 8. November 2021 (deutsch).
- ↑ Ampel-Koalitionsverhandlung: Das sind die Verhandlungsgruppen der SPD. 21. Oktober 2021, abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ Europawahl 2024: Nord-SPD wählt Delara Burkhardt zur Spitzenkandidatin. In: shz.de. 3. November 2023, abgerufen am 8. November 2023.
- ↑ Niederschrift über die 1. Sitzung des Bundeswahlausschusses zur Entscheidung über die Zulassung der eingereichten Wahlvorschläge auf bundeswahlleiterin.de, abgerufen am 19. April 2024.
- ↑ Europawahl 2024: Alle Gewählte in alphabetischer Reihenfolge. In: Die Bundeswahlleiterin. Abgerufen am 17. Juni 2024.
- ↑ Abgeordneten-Datenbank. In: Europäisches Parlament. Abgerufen am 1. September 2024.
- ↑ a b European Parliament: An EU legal framework to halt and reverse EU-driven global deforestation (EP request) | Legislative Train Schedule. Abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
- ↑ tagesschau.de: EU verbietet Warenimport aus Entwaldungsgebieten. Abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ a b European Parliament, Committee on the Environment, Public Health and Food Safety: Draft Report on an EU Strategy for Sustainable and Circular Textiles. Abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ „Nachhaltige Einkäufe dürfen kein Privileg bleiben“. Abgerufen am 17. Januar 2023.
- ↑ "Export von Plastikabfällen ins EU-Ausland verbieten". Abgerufen am 17. Januar 2023.
- ↑ EU-Taxonomie unterwegs: Kritik am „Greenwashing“ von Atomkraft bleibt. 2. Februar 2022, abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ Für eine solidarische Migrations- und Asylpolitik. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Menschen dürfen nicht zum politischen Spielball werden. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Für eine menschliche Migrationspolitik brauchen wir echte Solidarität! Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Verifiziert Frontex: Keine Entlastung ohne Aufklärung! Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Krise in Bosnien und Herzegowina – Präzise EU-Sanktionen gegen Ethno-Nationalist Dodik. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ EU-Beitrittsperspektive für den Westbalkan konkret machen- Meine Reise nach Bosnien & Herzegowina. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Über mich. delara-burkhardt.eu, abgerufen am 29. Mai 2019.
- ↑ Über uns. In: Willy Brandt Center Jerusalem. Abgerufen am 29. Mai 2019.
- ↑ Members of Parliament from Switzerland, Germany and Ireland take over godparenthood for Yuliya Slutskaya, Katsiaryna Andreyeva and Vitold Ashurak. Libereco – Partnership for Human Rights, 4. Februar 2021, abgerufen am 24. Februar 2021 (englisch).
- ↑ Mitgliederversammlung. Abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑ Verein MEP Deutschland | MEP Germany. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ NO MUSIC ON A DEAD PLANET. Abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Hamburger Abendblatt - Hamburg: Stormarnerin rückt ins Programm der Obama-Stiftung. 18. Januar 2022, abgerufen am 6. Januar 2023 (deutsch).
- ↑ Delara Burkhardt Website der Europa-Union Deutschland. Abgerufen am 23. Juli 2023.
Personendaten | |
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NAME | Burkhardt, Delara |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikerin (SPD), MdEP |
GEBURTSDATUM | 3. November 1992 |
GEBURTSORT | Hamburg |