Überprüft

Der gleiche Himmel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Der gleiche Himmel
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch, Englisch
Erscheinungsjahr 2017
Länge 3× 92 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Oliver Hirschbiegel
Drehbuch Paula Milne
Kamera Judith Kaufmann
Besetzung

Der gleiche Himmel ist ein dreiteiliger deutscher Fernsehfilm, der vom 27. bis 30. März 2017 im ZDF gesendet wurde.

Handlungsfäden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film erzählt in mehreren Handlungssträngen über fiktive, aber exemplarische Situationen in der geteilten Stadt Berlin im Jahr 1974.

Stasi und Spionage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Frühjahr 1974 schleust das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) den 25-jährigen „Romeo-Agenten“ Lars Weber nach West-Berlin ein. Dort nennt er sich Matthias Cramer. Cramer beginnt eine Beziehung zur deutlich älteren britischen Datenanalystin Lauren Faber. Faber, alleinerziehende Mutter eines 17-jährigen Sohnes, arbeitet als Zivilangestellte für die britische Luftwaffe auf dem Teufelsberg, einer US-amerikanisch-britischen Spionagestation in West-Berlin, die nicht nur den Osten, sondern auch den Westen abhört. Die Stasi hofft, so an sensible Daten zu gelangen. Die geschiedene Faber, die von ihrem Sohn gehasst wird, verliebt sich in Cramer, der ihr seine Gefühle erfolgreich vorspielen kann.

Ralf Müller ist ein gebürtiger West-Berliner, der mit der Stasi kooperiert. Als Führungsoffizier leitet er Lars an. Nachdem Faber einen Schlaganfall erleidet und ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist der Erfolg der Mission gefährdet. Da einerseits Fabers nachrichtendienstlicher Wert erheblich gesunken ist, weil ihre Rehabilitation unbestimmte Zeit in Anspruch nehmen würde, andererseits sie aber, wenn sie über Erlebtes erzählte, eine Gefahr für Webers Legende darstellen würde, verschafft sich Müller Zugang zum Krankenhaus und ermordet sie.

Gregor Weber, Lars’ Vater, weiß als einziger Unbeteiligter von der Mission. Er glaubt an den Sozialismus und hält etwa West-Berlin mit seinem Wohlstand nur für ein verführerisches Schaufenster des Westens im Herzen der DDR. Er arbeitet für die Stasi und rekrutiert u. a. Inoffizielle Mitarbeiter. Er erzählt Lars, dass seine Frau mit seiner Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sei, tatsächlich lebt sie als Dagmar Cutter in West-Berlin.

Nachdem Faber ermordet wurde, wird Sabine Cutter als neue Zielperson bestimmt. Diese lebt bei ihrer leiblichen Mutter und ihrem Stiefvater – einem US-amerikanischen Geheimdienstoffizier vom Teufelsberg. Cutter war Kollegin von Faber. Lars Weber beginnt unter dem Namen Oskar Fischer erfolgreich eine Beziehung mit Sabine – nicht wissend, dass sie seine eigene Schwester ist.

Doping und Leistungssport

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klara Weber soll in den Schwimm-Kader für die Olympischen Spiele berufen werden. Ihre Mutter Gita erhofft sich eine bessere Zukunft, ihr Vater Conrad Weber ahnt, welche Gefahren auf sie zukommen. Trainer Wulf ermuntert jedoch die Eltern der künftigen Profi-Sportlerinnen, ihre Töchter zu unterstützen und auch über körperliche Veränderungen nicht beunruhigt zu sein, die, wie er im Gegensatz zu den Athleten und deren Familien weiß, von den blauen Pillen des Anabolikums Oral-Turinabol herrühren, das den jungen Sportlerinnen als angebliche Vitamine verabreicht wird. Das Wort Doping wird dabei nicht verwendet. Doch auch er steht unter dem Druck seiner Vorgesetzten, Olympiasiegerinnen für den Sozialismus vorweisen zu können.

Als der Vater sieht, dass die Tochter mittlerweile maskulin behaart ist, und ihm die größere Tochter sagt, dass Klara keine Periode mehr bekommt, steht die Familie vor der Zerreißprobe. Conrad wird vom Trainer bedroht und Gita, die den Staatsapparat hinter sich weiß, fordert Conrad auf mitzuziehen. Gita erhofft sich in erster Linie materielle Privilegien. Klara selbst sieht das Schwimmen als Chance an, ebenso wie die erfolgreiche große Schwester respektiert zu werden, insbesondere vom Vater. Conrad gibt schließlich klein bei und unterstützt Klara. Diese hat eine große Schwimmkarriere vor sich.

Sehnsucht nach dem Westen und Republikflucht

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Axel Lang ist ein homosexueller Lehrer. Als er im Unterricht über bei Wärme aufsteigende Luft spricht und vom Schuldirektor abgekanzelt wird – das Wissen über Luftströmungen könnte manche Menschen zur Republikflucht animieren –, denkt er selbst wohl noch nicht über die Flucht über den Luftweg nach. Sein an sich wohlwollender Kollege Conrad Weber macht ihm daraufhin Vorwürfe, dass er „aus dem Strom schwimme“. Die Demütigung durch den Direktor, eine innere Distanziertheit zum Sozialismus und eine unglückliche Liebe zu einem schwulen Briten wecken in ihm den Wunsch zur Flucht aus der DDR. Axel beginnt mit Hilfe seines britischen Freundes über die Konstruktion eines Hängegleiters nachzudenken.

Tobias Preuss, ein ebenfalls schwuler Bekannter Axels, ist ein verunsicherter Außenseiter. Seine adipöse Erscheinungsform ist wohl seiner mangelnden Selbstbeherrschung insbesondere gegenüber Nahrungsmitteln geschuldet. Tobias wird gebeten, am Bau eines Fluchttunnels unter der Berliner Mauer mitzuwirken. Nachdem er aus der Gruppe der Tunnelbauer ausgeschlossen wird, verhaftet ihn die Stasi, die aber nichts von seiner Beteiligung am Tunnelbau weiß – oder zu wissen vorgibt. Preuss soll der Stasi Informationen über seinen Vater liefern, was er zunächst verweigert.

Die einfachen Zellen in der Untersuchungshaftanstalt der Stasi in Hohenschönhausen haben eine demoralisierende Wirkung. So brennt beispielsweise 24 Stunden am Tag das Licht, ein Fenster nach draußen oder ausreichende Belüftung gibt es nicht, durch einen Türschlitz geben die diensthabenden Wachen Anordnungen. Nachdem er durch diese Haftverhältnisse zermürbt ist, erzählt Preuss schließlich in einem Verhör über die Tunnelarbeiten, tut dabei aber so, als kenne er die Namen der Beteiligten nicht. Der Inhaber der Bäckerei, von der aus der Tunnel gegraben wurde, wird ebenfalls in die Untersuchungshaftanstalt verbracht. Preuss hingegen wird seiner Kooperation wegen freigelassen und sammelt nunmehr Informationen über seinen Vater.

Die Figuren der einzelnen Handlungsstränge sind lose miteinander verbunden. So ist Klaras Vater, Conrad Weber, der Bruder von Lars’ Vater Gregor; Axel Lang ein Kollege von Conrad und Tobias Preuss einer von Axels Bekannten aus der Schwulenbar.

Der Film wurde vom 24. August bis zum 6. Dezember 2015 in Prag gedreht.[4] Am 16. Februar 2017 stellte UFA Fiction den Fernsehfilm auf der 67. Berlinale im Rahmen der Berlinale Special Series vor.[5]

Frank Junghänel fand in der Berliner Zeitung wenig lobende Worte: „Die Ausgangslage [...] verspricht zunächst einmal viel. Spionage, Liebe, Verrat, Betrug, Sex. Und das vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte.“ Aber es sei „deprimierend, wie wenig die Filmemacher […] aus dieser Vorlage machen. [...] Die mit inszenatorischen Versatzstücken aus dem Arsenal des Kalten Krieges vollgestopfte Miniserie ist ein dramatischer Rückschlag beim Umgang des Fernsehens mit der deutschen Teilung.“[6]

Andere Kritiker hoben andere Aspekte hervor:

„Der Film ist ein sehr deutsches Projekt mit schläfrigen Bildern, erwartbarer Musik und uninspirierten Dialogen: Selbst wenn es um Freiheit versus Sozialismus geht, nichts als Plattitüden.“

Oliver Jungen: Frankfurter Allgemeine Zeitung[7]

„[…] zunächst fühlt man sich vielleicht noch etwas belehrt, aber Regisseur Oliver Hirschbiegel zeigt wieder ein ausgezeichnetes Gespür für Tempo, Unterhaltung und Zuspitzung, die eben keine Vereinfachung sein muss. […] Die deutsche Miniserie lebt und ist ausbaufähig, wer hätte das vor wenigen Jahren erwartet.“

Judith von Sternburg: Frankfurter Rundschau[8]

Einschaltquoten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausstrahlung des ersten Teils von Der gleiche Himmel am 27. März 2017 wurde in Deutschland von 4,68 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 15,0 % für das ZDF.[9] Der zweite Teil wurde noch von 4,11 Millionen Zuschauern gesehen und hatte einen Marktanteil von 13,5 %.[10] Der dritte Teil konnte schließlich eine Zuschauerzahl von 4,08 Millionen und 13,2 % Marktanteil erreichen.[11]

Hin und wieder sind Fahrzeuge von Mercedes-Benz der Baureihe W123 zu sehen, die aber zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht gebaut wurden.

Auch der schwarze Golf I, der mehrmals zu sehen ist, wurde mit seinen breiten Rücklichtern erst 1980 gebaut.

Im Abspann des ersten Teils ist Die letzte Schlacht gewinnen wir aus dem Jahr 1972 von Ton Steine Scherben zu hören, im Abspann des zweiten Teils You Ain’t Seen Nothing Yet (1974) von Bachman-Turner Overdrive.

Am Ende von Teil 1, als sich Sabine zum Ausgehen fertigmacht (1:20), sieht man die LP Ich will leben von Peter Maffay, die erst 1982 veröffentlicht wurde.

Der Fernseher in der Wohnung von Lars Weber, ein WEGA Color 3050, war erst im Jahr 1978 erhältlich.

Commons: Der gleiche Himmel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Freigabebescheinigung für Der gleiche Himmel (Teil 1). Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Freigabebescheinigung für Der gleiche Himmel (Teil 2). Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  3. Freigabebescheinigung für Der gleiche Himmel (Teil 3). Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  4. Der gleiche Himmel bei crew united
  5. Carolin Ströbele: Deutschland, ein Mehrteiler. In: Kultur. Zeit Online, 21. Februar 2017, abgerufen am 25. Juli 2021.
  6. „Der gleiche Himmel“ versagt auf ganzer Linie – Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/dreiteiler-im-zdf-der-gleiche-himmel-versagt-auf-ganzer-linie-li.72318 ©2017 bei berliner-zeitung.de, abgerufen am 7. Mai 2017.
  7. Oliver Jungen: Ich schau dir ganz fest in die Augen, Kleines! „Der gleiche Himmel“ in Amerika. In: Feuilleton. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. März 2017, abgerufen am 25. Juli 2021.
  8. Judith von Sternburg: Blickkontakt aufnehmen. In: TV-Kritik. Frankfurter Rundschau, 27. März 2013, abgerufen am 25. Juli 2021.
  9. Fabian Riedner: Primetime-Check, Montag, 27. März 2017. Quotenmeter.de, 28. März 2017, abgerufen am 25. Juli 2021 (Erster Teil).
  10. Timo Nöthling: Primetime-Check, Mittwoch, 29. März 2017. Quotenmeter.de, 30. März 2017, abgerufen am 25. Juli 2021 (Zweiter Teil).
  11. Sidney Schering: Primetime-Check,Donnerstag, 30. März 2017. Quotenmeter.de, 31. März 2017, abgerufen am 25. Juli 2021 (Dritter Teil).