Deutergraben
Deutergraben | ||
Per Durchlass unter dem Promenadenweg an der Usa mündet von rechts, Westen, der bereits unterhalb des Friedhofs versiegte Deutergraben | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 24848794 | |
Lage | Taunus
| |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Usa → Wetter → Nidda → Main → Rhein → Nordsee | |
Quelle | westlich von Bad Nauheim 50° 20′ 40″ N, 8° 41′ 55″ O | |
Quellhöhe | ca. 234 m ü. NHN[3] | |
Mündung | in Bad Nauheim in die UsaKoordinaten: 50° 21′ 20″ N, 8° 44′ 54″ O 50° 21′ 20″ N, 8° 44′ 54″ O | |
Mündungshöhe | ca. 141 m ü. NHN[3] | |
Höhenunterschied | ca. 93 m | |
Sohlgefälle | ca. 22 ‰ | |
Länge | 4,3 km[4] | |
Flusssystem der Usa |
Der Deutergraben ist ein etwa 4¼ km langer rechter und westlicher Zufluss der Usa am westlichen Rand der hessischen Wetterau; auf etwa ⅓ km hiervon ist er verrohrt.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Deutergraben entspringt auf einer Höhe von etwa 234 m ü. NHN westlich von Bad Nauheim in der Gemarkung von Ober-Mörlen, nordöstlich des Wintersteins und nördlich des FFH-Gebiets[5][6] am 258,9 m hohen Ockstädter Galgenkopf[7] auf einer intensiv ackerbaulich genutzten Rodungsfläche.
In historischer Zeit hat der Deutergraben auf der großen Rodungsfläche am Hofgut Hasselheck mehrfach einen anderen Lauf in dafür angelegten Gräben oder Rohrleitungen erhalten. Vor dem Bau der heutigen BAB A 5/E 451 hatte er einen Kilometer westlich von dieser am Winterstein seine Quelle(n). Danach entsprang er dem Schäferborn[8]. Heute liegt die Quelle in einem Graben, der sich per Verrohrung an einem Feldweg in Richtung Norden fortsetzt, einer alten Wein- oder Wagenstraße, die als (Alte) Rosbacher Straße bekannt ist. Der Schäferborn schüttet heute nicht mehr stark genug, als dass der Graben, in dem er liegt, einen Abfluss haben müsste, sein Wasser versiegt vielmehr schon wenige Meter unterhalb der Quelle. Derzeit wird eine unterirdisch verlegte Dränageleitung in Kartenwerken als Quellast dargestellt. Im Gelände zeigt sie sich als Folge von Kanalschächten, einem Holzstecken zur Markierung der Mündung in den Deutergraben und eben dem Ende des Dränagerohrs selbst.
Der heute Wasser führende Graben erreicht schon 125 m unterhalb des Beginns seines anfänglich etwa nordöstlichen Laufs nach einem Durchlass unter einem unbefestigten Feldweg den Rand eines Mischwalds mit sehr hohem Anteil an Nadelbäumen. Mehrere Quellen im Graben führen ihm weiteres Wasser zu, das nach etwa ⅓ km eine alte, im Wald verborgene Römerschanze erreicht. Weitere etwa 175 m weiter endet sein Lauf am Waldrand und er wendet sich in einer 90°-Kurve nach links der offenen Feldflur zu. Westlich eines unbefestigten Feldwegs fließt der Deutergraben, von Bäumen bestanden, in Schwüngen nordwärts und nimmt nach knapp 100 m von links bei einem Holzstecken den Zufluss einer Dränageleitung auf. 50 m weiter verschwindet er unter einem Steinhaufen. Wieder 50 m weiter steckt ein einsehbarer Kontrollschacht im Boden. In den nordwärts durchfließenden Wasserstrom mündet von rechts, also Westen, ein weiterer. 175 m weiter steht wieder ein gleichartiger Kontrollschacht. Von dort scheint das Wasser unter dem Feldweg hindurch zu einem dritten Kontrollschacht geführt zu werden, in den Dränagen münden, danach unterirdisch zu einer Weide mit Hochsitz, die, knapp 100 m entfernt ist. Ab dort fließt er wieder oberirdisch in einem Graben mit ungefähr dreieckigem bis trapezförmigem Regelprofil. So fließt er ostwärts noch etwa 200 m zur Mündung des Stuhlgrabens in der Flur Auf dem Dammacker, der Ortsgrenze und dem Bad Nauheimer Hochwald.
Am westlichen Rand dieser Abteilung des Bad Nauheimer Stadtwalds biegt der Stuhlgraben am Ende einer Durchlasses unter einem nicht mehr vorhandenen Weg um 90° nach rechts und Süden ab, fließt an den Grenzsteinen des ehemaligen Kurfürstentums Hessen ("KH")[9] und Großherzogtums Hessen ("GH")[9] vorbei und mündet 70 m nach dem Knick von links in den von Westen kommenden Deutergraben, der ebenfalls einen Durchlass unter einem nicht mehr vorhandenen Weg benutzt. Im Bad Nauheimer Stadtwald, einem Mischwald, hat er eine breite Flutmulde des Namens Muckergraben frei gespült, mit vielen Ausbuchtungen, durch die er nun mäandriert. Zur Dietersbrücke hin sind alte und nicht mehr verwendbare Uferbefestigungen, Sohlschwellen sowie eine Befestigung des Bachbetts erkennbar. Der Bachlauf wird hier gerade; möglicherweise hat die Änderung des Laufcharakters mit dem Abbau von Raseneisenerz in den 1870er Jahren nördlich dieses Abschnitts zu tun. Auf der östlichen Seite des Waldwegs zum Gasthaus Waldhaus und Forsthaus "Hochwald" an der Rosbacher Straße nimmt der Deutergraben bisweilen nun in einem Betontrog Oberflächenabflüsse aus die Wege begleitende Gräben auf. Von hier führt ein langer Durchlass bis unter dem Waldweg zu den Waldteichen hindurch. An dessen Auslass befindet sich ein aufwändig gemauerter Kanal, unterhalb dessen von rechts ein gusseisernes Rohr mit Verschlussklappe aus dem Waldboden ragt. Der Deutergraben kann hier wieder eine ausbauchende Mulde ausbilden, die jetzt jedoch deutlich eingetieft ist, gegenüber dem ihn begleitenden Weg zu den Waldteichen um einige Meter tiefer, und darin in weiteren Schleifen mäandrieren.
Etwa bei km 1,85 gelangt das Wasser durch einen scheinbar geschlossenen Schieber nach rechts in den ersten und mit fast 1.000 m² kleinsten der 1736 als sommerliches Wasserreservoir für den Solebetrieb angelegten flachen Waldteiche (tiefste Stelle jeweils im Auslassbereich), der von der Stadt auf einem Schild als „Amphibienteich“ ausgewiesen ist. Durch ausgespülte unterirdische Kanäle im Damm fließt das zugelaufene Wasser an Mönch und Fluttor vorbei in den Zulauf des mit 1.300 m² größeren mittleren Teichs. An dessen größerem Fluttor mit Mönch sind die Böschungen zum letzten und größten der drei Teiche durch Mauerwerk verstärkt. Dieser letzte Teich mit einer Fläche von 2.800 m² entwässert unter dem Weg auf seiner Dammkrone (etwa zwei Meter über dem Teichboden). Der Damm selbst ist undicht, ein Graben an seinem Fuß führt das Sickerwasser in den unterirdischen Auslass des Teiches.
Dieser vorgelagerte Graben ist zugleich das Ende eines Überlaufgrabens, der überschüssiges Wasser des Deutergrabens aufnehmen kann. Er führt zunächst vom obersten Teich entlang des Wegs von der Dietersbrücke und biegt danach links, nordwärts, in den Laubwald ab. Dort bildet er Schlingen in weiten Mulden und trifft letztlich auf den Fußweg von der Hochwald-Klinik zu den Waldteichen und wird zum Sammler des bereits erwähnten Sickerwassers. Die Durchlässe an den Wanderwegen sind offensichtlich alt und könnten noch aus der Zeit des Baus der Waldteiche stammen.
Der Deutergraben begleitet nun rechts ein Grabeland. Links erstreckt sich bis zu einem Weg eine Grasfläche, weiter nördlich liegt ein großes Neubaugebiet vom Ende des 20. Jahrhunderts, der Sichler, benannt nach einem ehemaligen Ziegeleigelände samt Gruben für den Tonabbau (die mit Bauschutt, Hausmüll und giftigen Abfällen verfüllt wurden), früher Siegler genannt, auf hessisch wie „Siechler“ ausgesprochen. Nach einem Wäldchen durchfließt der Graben nun eine Streuobstwiese mit alten Hochstämmen, wo vom Sichler kommend eine Abwasserleitung mündet, und gelangt zur Landesstraße 3134 oder Homburger Straße.
Er unterquert sie unter einer modernen Betonbrücke hindurch und fließt nun am südlichen jüdischen Gräberfeld des Friedhofs vorbei, wo seine Ufer teilweise befestigt sind. Östlich des Friedhofs bis zur Kreisstraße 13 oder Friedberger Straße werden seit dem Frühjahr 2018 Streuobst-, Garten- und Ackerflächen neu bebaut[10], etwa km 0,5 bis km 1,0. Der Bach soll nach der Planung in einem von Bauten freien und 20 m breiten Streifen fließen, ein Teil der Oberflächenabflüsse soll ihm über Zisternen zugeleitet werden. Unabhängig davon versickert der Bachlauf seit Jahrzehnten etwa 50–100 m unterhalb des Friedhofs. Sein zumeist trockener Graben dagegen setzt sich unter der Kreisstraße ostwärts fort, dann am südlichen Rand eines älteren Neubaugebiets, und erreicht den großen Parkplatz des Usa-Wellenbades und das Bad selbst, die beide rechts liegen. Es folgt ein kleiner, von Bäumen umstandener Sportplatz eben am rechten und eine Parklandschaft am linken Ufer, die eine Reihe Hochhäuser von einer Zeile Grabeland und der Usa samt ihrem Promenadenweg an ihr separiert. Durch ein angeschrägtes Betonrohr unter der Promenade fällt er am Ende aus einem halben Meter Höhe über deren Wasserspiegel in das Trapezprofil der Usa.
Zuflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stuhlgraben (links), 1,0 km
Flusssystem Usa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Deutergraben fließt durch zwei Ortschaften:
- Ober-Mörlen, nicht bebaute Gemarkung
- Bad Nauheim, bebaute und nicht bebaute Gemarkung
Zukünftige Planungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit Jahrzehnten ist eine Ortsumfahrung (OU) der Bundesstraße 275 von Ober-Mörlen und Bad Nauheim von der westlichen OU Friedberg der Bundesstraßen 3 und 455 etwa parallel zur 20 kV-Freileitung geplant, die den Bad Nauheimer Hochwald durchquert und am Hofgut Hasselheck sowie der derzeitigen Lage der Rastanlage Wetterau nördlich vorbei mit einem eigenen Anschluss an die A5/E 451 ins Usatal führt, um westlich von Ober-Mörlen auf die in den 2010er Jahren grunderneuerte B 275 zu stoßen. Dafür sind bereits lang gestreckte Grundstücke erworben und die Flur dafür bereinigt worden.[11] Der Deutergraben wäre davon betroffen worden. Neuere Pläne des Regionalverbands FrankfurtRheinMain in seiner Flächennutzungsplanung sehen einen anderen[12] Verlauf vor, der Stuhl- und Deutergraben im Falle der Verwirklichung träfe. Grund dafür kann eine seit einigen Jahren geplante Verlegung und Ausweitung des östlichen Teils der Rastanlage sein, die zusätzliche Mengen an LKW aufnehmen soll, dass die gesetzlichen Auflagen zu den Lenk- und Ruhezeiten eingehalten werden können.
Ein neuer Bebauungsplan[13] sieht den Bau einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Usa gleich südlich vor, diese soll den Weg verlängern, der den Deutergraben am rechten Ufer seit der Homburger Straße begleitet.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verlauf des Deutergrabens auf dem Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)
- Verlauf des Deutergrabens auf dem Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Altstraßen in Hessen (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2023. Suche in Webarchiven)
- Flurnamen Im Deut und Am Deuterpfad südlich von (Bad) Nauheim; siehe Kurfürstentum Hessen 1840–1861 – 93. Nauheim / 98. Dortelweil. Historische Kartenwerke. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Plan von der Gemarkung Bad-Nauheim, 1890
- Geschichte Waldteiche und Namensherkunft Muckengraben
- Größe und Fischbesatz Waldteiche
- Zum Besitz von Planungen und Land für die OU im Zuge der B 275
- Bürger gegen neue Rastanlage an A 5 von Jens Joachim, FAZ, aktualisiert am 21. August 2013
- Mitteilung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen zur Vergrößerung und Verlegung der Rastanlage
- Mit der Abrissbirne von Pitt v. Bebenburg, FR, aktualisiert 23. August 2013
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Karte und Legende zu den Naturräumen Hessens (Internet Archive der Online-Kopie von Die Naturräume Hessens, Otto Klausing 1988) im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
- ↑ Brigitte Schwenzer: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 139 Frankfurt a. M. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1967. → Online-Karte (PDF; 4,9 MB)
- ↑ a b Google Earth
- ↑ Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)
- ↑ Die Verwaltung des Wetteraukreises erläutert die FFH-Gebiete im Kreis ( des vom 12. April 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Der NABU Friedberg bietet Liste der Flora und Fauna des Areals an (online).
- ↑ Siehe Liste von Bergen und Erhebungen des Taunus, hier der letzte und niedrigste der „Galgenkopf“ benannten Gipfel
- ↑ "Messtischblatt"
- ↑ a b Beschriftung von historischen Grenzsteinen
- ↑ Bebauungsplan Nr. 66 »Bad Nauheim Süd« von 2017. (PDF, 1,2 MB) Archiviert vom am 25. April 2019; abgerufen am 25. April 2019.
- ↑ Folgen von Geländeerwerb und Flurbereinigung
- ↑ Derzeit gültiger Flächennutzungsplan (FNP) des Regionalverbands Frankfurt-Rhein/Main (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bebauungsplan Nr. 42 »Schwalheimer Straße« von 2017. (PDF, 3,9 MB) Archiviert vom am 12. April 2019; abgerufen am 12. April 2019.