Deutsche Gemeinschaft (Österreich)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Deutsche Gemeinschaft (DG) war die Tarnung für einen Geheimbund in Österreich.

Die antisozialistische und antisemitische Deutsche Gemeinschaft (Österreich) wurde 1919 von Vertretern katholischer und deutschnationaler Studentenverbindungen in Wien gegründet. Sie hatte insgesamt rund 100 prominente Mitglieder, darunter Universitätsprofessoren, Offiziere, Wirtschaftsexperten usw. Prominente Mitglieder waren u. a.

1919–1930 wurde der Geheimbund „Die Burg“ als Verein „Deutsche Gemeinschaft“ getarnt, dessen angeblicher Zweck „die Hebung der wirtschaftlichen Kraft Deutschösterreichs“ war.[1] Tatsächliches Ziel war es aber, akademische und staatliche Schlüsselpositionen in Österreich mit Mitgliedern oder Sympathisanten der Gesellschaft zu besetzen. Dies ging einher mit der Bekämpfung des sogenannten „Ungeradentums“, zu dem Liberale, Sozialisten, Marxisten, Bolschewisten, Juden, Freimaurer sowie die Sympathisanten all dieser gerechnet wurden. Die Struktur und die Aufnahmerituale der Gesellschaft waren trotz der Feindschaft mit den Freimaurern stark an ihnen orientiert.

1930 wurde die Gemeinschaft aufgelöst. Seit ihrer Gründung war die DG personell wie strukturell eng mit dem Deutschen Klub verbunden. Dieser wurde 1908 in Wien gegründet und bestand bis 1939. 1938 begrüßte der Deutsche Klub den Anschluss und teilte mit, dass allein fünf Mitglieder des Deutschen Klubs der Regierung Seyß-Inquart angehörten: neben Seyß-Inquart selbst Hans Fischböck, Franz Hueber, Hugo Jury und Oswald Menghin. Neben dem Deutschen Klub waren auch die Akademische Sektion und die konspirative Professorenclique „Bärenhöhle“ der Universität Wien stark mit der Deutschen Gemeinschaft vernetzt.[2]

  • Martina Aicher: Deutsche Gemeinschaft (Österreich). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. de Gruyter Saur, Berlin/Boston 2012, S. 150–151.
  • Gerhard Jagschitz: Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich. Styriaverlag, Graz/Wien 1976.
  • Wolfgang Rosar: Deutsche Gemeinschaft. Seyss-Inquart und der Anschluß. Europa-Verlag, Wien/Frankfurt/Zürich 1971.
  • Exkurs: Die Deutsche Gemeinschaft (1919–1930). Kapitel 3 in: Andreas Huber, Linda Erker, Klaus Taschwer: Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hofburg. Czernin Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-7076-0651-5, S. 89–116.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Martina Aicher: Deutsche Gemeinschaft (Österreich). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. de Gruyter Saur, Berlin/Boston 2012, S. 151.
  2. Mitchell G. Ash: Die Universität als Ort der Politik seit 1848. In: Universität – Politik – Gesellschaft. V&R unipress, 2015, S. 84–86 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).