Deutsche Volkszeitung (Saratow)
Deutsche Volkszeitung (1906–1911), Volks-Zeitung (1912–1915), Volkszeitung (1915–1916)
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Hauptsitz | Saratow |
Erstausgabe | Oktober 1906 |
Einstellung | 1916 |
Erscheinungsweise | zweimal wöchentlich |
ZDB | 2584164-6 |
Die Deutsche Volkszeitung erschien in Saratow im Russischen Kaiserreich von 1906 bis 1916. Sie war die wichtigste Zeitung der Wolgadeutschen in dieser Zeit.
Vorherige deutsche Zeitungen in Saratow
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1864 bis 1866 gab es die Saratowsche Deutsche Zeitung als erste deutschsprachige Zeitung im Wolgagebiet.[1][2] Sie enthielt vor allem praktische Ratschläge und Informationen für die deutschen Kolonisten.
Seit Januar/Februar 1906 erschien eine wöchentliche Saratower Deutsche Zeitung, die jedoch bereits im September wieder ihr Erscheinen einstellte.[3]
Deutsche Volkszeitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im August 1906 erschien eine Probenummer der Deutschen Volkszeitung, die wahrscheinlich keine Beziehung zur vorherigen Saratower Deutschen Zeitung hatte. Seit Oktober erschien diese zweimal wöchentlich.
Sie berichtete ebenfalls über verschiedene Themen, die die deutschen Siedler im Wolgagebiet betrafen, darunter vor allem praktische Fragen zur Landwirtschaft, sie enthielt aber auch Beiträge zur wolgadeutschen Kultur und Erzählungen und Gedichte von regionalen Autoren.[4] Seit 1907 kritisierte die Deutsche Volkszeitung Missstände in der Region stärker und galt deshalb einigen als sozialistisch.[5] 1911 hatte sie eine Auflage von 5.200 verkauften Exemplaren und gehörte damit zu den verbreitetsten deutschen Zeitungen im Russischen Kaiserreich.[6]
Ende des Jahres wurde sie formal eingestellt, um den radikalen Kurs einzudämmen, möglicherweise, um Zensurmaßnahmen vorzubeugen. Seit Januar 1912 erschien sie als Volks-Zeitung mit ähnlichen Themen.
Seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 konnte die Volks-Zeitung als einzige größere deutschsprachige Zeitung in mittleren und südlichen Russland weiterbestehen, sie hatte in dieser Zeit eine deutlich russisch-patriotische Ausrichtung. Anfang 1915 hatte sie eine Auflage von nur noch 600 Exemplaren. Nach der großzügigen Unterstützung durch den Großindustriellen Friedrich Schmidt konnten 1916 etwa 4.000 Exemplare verkauft werden, darunter auch im Schwarzmeergebiet, im Kaukasus und in weiteren Gebieten.[7] In diesem Jahr musste sie ihr Erscheinen dann aber einstellen.
Chefredakteure waren Adam Lahne (1906), Seraphim Karachanjanz (1907–1911), Heinrich Abels (1912–1914) und Georg Löbsack (1915–1916), zu den wichtigsten Redakteuren und Mitarbeitern gehörten Adam Emich (–1911), Peter Sinner und August Lonsinger.[8]
Weitere deutsche Zeitungen in Saratow
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem 1. Juli 1917 erschien die Saratower Deutsche Volkszeitung, die von Johannes Schleuning geleitet wurde. Diese hatte bald eine Auflage von 11..000 Exemplaren.[9] Anfang 1918 musste das Erscheinen eingestellt werden.
Danach wurde Tageszeitung Nachrichten von 1918 bis 1941 in Saratow als Organ der KPdSU herausgegeben.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tatjana Ilarionowa: Die deutsche Presse in Russland und an der Wolga vor 1914. In: Dittmar Dahlmann / Ralph Tuchtenhagen (Hrsg.): Zwischen Reform und Revolution. Die Deutschen an der Wolga 1860–1917. Essen 1994, S. 190–204.
- Olga Kozonkova: Die Presse der Wolgadeutschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Sibylle Schönborn (Hrsg.): Grenzdiskurse. Zeitungen deutschsprachiger Minderheiten und ihr Feuilleton in Mitteleuropa bis 1939. Essen 2009, ISBN 978-3-8375-0035-6, S. 41–56.
- Jörg Riecke / Tina Theobald (Hrsg.): Deutschsprachige Zeitungen im östlichen Europa. Ein Katalog. Bremen 2019, ISBN 978-3-948077-02-0, S. 44–46.
- Hendrik Sittig: Deutschsprachige Zeitungen in Russland. Heimatbuch der Deutschen aus Russland. Stuttgart 2004.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ZDB-ID 2584164-6
- Deutsche Volkszeitung Geschichte der Wolgadeutschen (übersetzt), mit ausführlichen Informationen und Digitalisaten
- Deutsche Volkszeitung Geschichte der Wolgadeutschen, mit digitalisierten Ausgaben
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ D. D. Schmidt, Die älteste wolgadeutsche Zeitung, in Wolgadeutsches Schulblatt, 12/1929, S. 1118–1124 (PDF), mit ausführlichen Einzelheiten
- ↑ Jörg Riecke, Tina Theobald (Hrsg.): Deutschsprachige Zeitungen im östlichen Europa. 2019, S. 24. , mit kurzen Angaben
- ↑ Saratower Deutsche Zeitung Geschichte der Wolgadeutschen, mit allen digitalisierten Ausgaben
- ↑ Riecke, Theobald (Hrsg.): Deutschsprachige Zeitungen im östlichen Europa. 2019, S. 45 f.
- ↑ Alfred Eisfeld, Deutsche Kolonien an der Wolga 1917–1919 und das Deutsche Reich, Harrassowitz, Wiesbaden 1984, S. 30; mit Einzelheiten zur Geschichte der Zeitung in dieser Zeit, nach D. Schmidt, S. 378
- ↑ Sperlings Zeitschriften-Adressbuch, 1912, S. 384, mit den wichtigsten deutschsprachigen Zeitungen in Russland in dieser Zeit
- ↑ Eisfeld, S. 30
- ↑ Deutsche Volkszeitung Geschichte der Wolgadeutschen (übersetzt), mit Links zu den Biographien; auch Eisfeld, S. 30
- ↑ Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinden in der Sowjetunion 1917–1938, Brill, 1974, S. 165