Deutsches Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik
Das Deutsche Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik (DZLM) gehört seit 2021 zur Abteilung „Fachbezogener Erkenntnistransfer“ am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel.[1] Die Geschäftsstelle des DZLM befindet sich an der Professional School of Education (PSE) der Humboldt-Universität zu Berlin.[2] Seit Oktober 2022 ist der ehemalige IQB-Leiter Hans Anand Pant leitender Direktor der Abteilung Fachbezogener Erkenntnistransfer, das DZLM wird durch Susanne Prediger (TU Dortmund, auch Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz) geleitet, ihre Stellvertreterin ist die Primarstufenfachdidaktikerin Bettina Rösken-Winter (HU Berlin)[3].
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das DZLM wurde 2011 durch die Deutsche Telekom Stiftung gegründet[4], um ein deutschlandweites Kompetenzzentrum für die Lehrkräftefortbildung im Fach Mathematik einzurichten. Der Gründungsdirektor des DZLM war der Schweizer Mathematiker und Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung Jürg Kramer.
Tätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Deutsche Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik (DZLM) betreibt Forschungsprojekte, eine Webseite und ein Portal für Weiterqualifizierung und fachlichen Austausch. Es ist international breit vernetzt.[5] Ein Hochschulnetzwerk aus derzeit elf Hochschulen entwickelt forschungsbasierte und fachbezogene Fortbildungsprogramme sowie Unterstützungsangebote im Fach Mathematik für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Diese Angebote werden oftmals in Kooperation mit den Bundesländern und dortigen Bildungseinrichtungen durchgeführt und weiter erforscht.[6] Das DZLM-Netzwerk besteht derzeit aus 23 Netzwerkpartnerinnen und Partnern an 12 Hochschul-Standorten in ganz Deutschland: die Humboldt-Universität zu Berlin, die Pädagogische Hochschule Freiburg, die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Dortmund, die Universität Duisburg-Essen, die Universität Paderborn, die Universität Osnabrück, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, die Universität zu Köln, die Pädagogische Hochschule Heidelberg und die Universität Potsdam.[7] Dazu gehört auch die Schulung von Quereinsteigern in den Mathematikunterricht.
In fünf Prinzipien fasst Susanne Prediger wichtige Qualitätsmerkmale zusammen. Deren Wirksamkeit sei erforscht, sie entsprächen der Praxis guten Mathematikunterrichts und dienten deshalb als Grundlage für die Programm-Entwicklung: „Mathematische Kompetenzen entwickeln sich …
- … durch aktives und tiefgehendes Denken, nicht durch Oberflächenlernen (Kognitive Aktivierung),
- .., indem inhaltliches Verständnis aufgebaut wird, nicht nur durch Aneignung unverstandener Rezepte (Verstehensorientierung),
- .., wenn mathematische Inhalte, Prozesse und Ideen immer wiederkehren und systematisch verknüpft werden (Durchgängigkeit),
- .., wenn die Lernenden ausgehend von ihren individuellen Lernständen fokussiert gefördert werden (Lernendenorientierung & Adaptivität) und
- .., wenn sich Verständnis in gemeinsamen Gesprächen mit Lehrkräften und Lernenden entwickeln kann (Kommunikationsförderung).“Wie soll das im Unterricht ankommen? „Um Lehrkräfte beim Entwickeln von Unterrichtsqualität zu unterstützen, werden typische Entwicklungsverläufe sowie ihre Hürden untersucht und die Fortbildungs- und Unterstützungsangebote gezielt darauf angepasst. Die gewonnenen Erkenntnisse werden ebenfalls in die Qualifizierung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die die Schulnetzwerke in der Unterrichtsentwicklung begleiten, integriert.“[8]
Zu den Programmen gehören:
- Quamath – Ziel, zur Stärkung der mathematischen Bildung in Deutschland beizutragen, indem 10.000 Schulen und deren Lehrkräfte bei der Weiterentwicklung ihres Mathematikunterrichts durch Fortbildungen, entsprechende Materialien und die Begleitung durch DZLM-qualifizierte Multiplikatoren unterstützt werden.[9] Ende 2021 wurde es von der KMK beschlossen und soll ab 2023 beginnen. Die Fördersumme beträgt 17,6 Millionen Euro für die ersten fünfeinhalb Jahre. Die Länder investieren zudem jährlich weitere 5,5 Millionen Euro für Länderkoordination sowie Multiplikatoren.[10][8]
- KIRA – Kinder rechnen anders – bietet Materialien in der Auseinandersetzung mit Hintergrundinformationen, Videos und Schülerdokumente, Denkwege und auftretenden Fehlermustern von Kindern zu zentralen Inhalten des Mathematikunterrichts.[11]
- Mathe sicher können – stellt die Förderung leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler im Fach Mathematik in den Fokus.[12]
- Primakom – Primarstufe Mathematik kompakt bietet vor allem auch fachfremd unterrichtende Lehrpersonen in Selbstlernmodulen zu übergreifenden Themen, grundlegenden Inhalten sowie exemplarischen Aufgabenformaten Ausführungen und Materialien, die zur Vorbereitung, Durchführung und Reflexion des Matheunterrichts dienen.[13]
- MaCo (Mathematik aufholen nach Corona) – Kostenlose Fortbildungen für Lehrkräfte mit dem Ziel, Verstehensgrundlagen im Mathematikunterricht fördern zu können.[14]
Publikationen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gasteiger, H., Brunner, E. & Chen, C. (2020): Basic conditions of early mathematics education – a comparison between Germany, Taiwan and Switzerland. In: International Journal of Science and Mathematics Education.[15]
- Griese, B., Nieszporek, R. & Biehler, R. (2020): Frei verfügbare Materialien für Unterricht und Fortbildung: Stochastik verständnisorientiert unterrichten. In: Stochastik in der Schule, 40 (1), 10–17.
- Loibl, K., Leuders, T. & Dörfler, T. (2020): A Framework for Explaining Teachers’ Diagnostic Judgements by Cognitive Modeling (DiaCoM). In: Teaching and Teacher Education, 91.[16]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- DZLM Website. Abgerufen am 1. November 2022.
- Annette Kuhn: Neues Programm gegen Lernrückstände in Mathematik. In: Das Deutsche Schulportal. Abgerufen am 1. November 2022.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pressemitteilung des IPN Kiel. Abgerufen am 26. November 2020.
- ↑ Deutsches Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM). Professional School of Education an der HU Berlin, 2021, abgerufen am 2. November 2022.
- ↑ Rösken-Winter. HU Berlin, abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ DZLM | Deutsche Telekom Stiftung. Abgerufen am 20. Dezember 2018.
- ↑ Neues EARLI Centre for Excellence in Research mit Beteiligung des IPN/DZLM | DZLM. Abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ Was wir tun | DZLM. Abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ Wer wir sind | DZLM. Abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ a b Die KMK will das Fach Mathematik retten – mit Qualifizierung von Mathe-Lehrkräften. Nur: Davon gibt es viel zu wenige. In: News4teachers. 13. Dezember 2021, abgerufen am 6. April 2023 (deutsch).
- ↑ QuaMath. Abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ "Problemfach Mathe – Wie Schule für Zahlen und Logik begeistern könnte"SWR2. 28. Oktober 2022. Abgerufen am 7. November 2022.
- ↑ KIRA. Abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ Startseite | Mathe Sicher Können. Abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ primakom. Abgerufen am 1. November 2022.
- ↑ "Warum so viele Grundschüler an einfachsten Mathe-Fähigkeiten scheitern"Welt. 23. Oktober 2022. Abgerufen am 7. November 2022.
- ↑ Hedwig Gasteiger, Esther Brunner, Ching-Shu Chen: Basic Conditions of Early Mathematics Education—a Comparison between Germany, Taiwan and Switzerland. In: International Journal of Science and Mathematics Education. Band 19, Nr. 1, Januar 2021, ISSN 1571-0068, S. 111–127, doi:10.1007/s10763-019-10044-x (springer.com [abgerufen am 1. November 2022]).
- ↑ Katharina Loibl, Timo Leuders, Tobias Dörfler: A Framework for Explaining Teachers’ Diagnostic Judgements by Cognitive Modeling (DiaCoM). In: Teaching and Teacher Education. Band 91, Mai 2020, S. 103059, doi:10.1016/j.tate.2020.103059 (elsevier.com [abgerufen am 1. November 2022]).