Diskussion:Auferstehung Jesu Christi

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Letzter Kommentar: vor 11 Tagen von Grummelshausen in Abschnitt Auferstehung Jesu und die Rolle der Nazoräer
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Diese Diskussionsseite dient dazu, Verbesserungen am Artikel „Auferstehung Jesu Christi“ zu besprechen. Persönliche Betrachtungen zum Thema gehören nicht hierher. Für allgemeine Wissensfragen gibt es die Auskunft.

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Bei der ersten Fn., in welcher N.T.Wright erwähnt wird (momentan Fn. 81), wurde ein Link zu Recht korrigiert. Das Original stimmt tatsächlich nicht, aber der korrigierte Link schon. Wie ist das entsprechend zu bereinigen? Kann das jemand machen? –– Franz Graf-Stuhlhofer, 21:51, 19. Mai 2024 (CEST)Beantworten

Auferstehung Jesu und die Rolle der Nazoräer

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Liebe Wikipedianer, am 3. Dezember 24 habe ich unter dem Wikipedia-Artikel „Historische Jesusforschung“ auf der Diskussionsseite einen Vorschlag zur Fortführung dieses etwas veralteten Artikels eingebracht und Herr „EinBeitrag“ hat mir empfohlen, diesen Beitrag im Artikel „Auferstehung Jesu Christi“ einzubringen, wozu er ebenfalls ganz vorzüglich passt. Also stelle ich diesen Vorschlag auch hier auf dieser Wikipedia-Seite zur Diskussion:


2006 unternahm es der britische Jurist, Anwalt und Tiermediziner Charles A. Foster in seinem Buch „Die Akte Jesus. Ein Jurist ermittelt in Sachen Auferstehung“, die im NT postulierte Auferstehung Jesu mit Methoden der Jurisprudenz zu analysieren. Dabei sammelte Foster möglichst unvoreingenommen alle denkbaren Erklärungen für dieses neutestamentliche Postulat (Jesus sei auferstanden) und diskutiert aus dem Blickwinkel eines Anwalts, wie wahrscheinlich die jeweiligen Erklärungen sind.

Darunter erörtert er auch die Möglichkeit einer Betäubung Jesu am Kreuz:


„Was hat dieser mysteriöse ‚Essig’, den man dem Mann zu trinken gibt [Mk 15,36], […], überhaupt zu bedeuten?

Argwöhnische Geister vermuten vielleicht, dass es einen Zusammenhang zwischen dem scheinbaren Tod Jesu und der ihm unmittelbar zuvor verabreichten Substanz geben könnte. […] Im östlichen Mittelmeerraum war Opium bereits seit der Antike bekannt. […] Opium kann oral verabreicht werden, wie es auch noch heute mit Opiaten in der modernen Medizin geschieht. Es ist ein starkes, schnell wirkendes Hypnotikum und Analgetikum. Es senkt die Atemfrequenz, was man wohl zu schätzen wüsste, wenn man seinen Tod vortäuschen müsste. Und seine Halbwertszeit ist relativ kurz, d. h., es wird schnell abgebaut. […] Vielleicht hatte die Eile, Jesus zum Grab zu schaffen, zum Teil eher etwas mit einer pharmakokinetisch begründeten Besorgnis zu tun, er könnte vorzeitig erwachen, als mit einer frommen jüdischen Furcht davor, die Sabbatruhe zu stören.“[40]


Unabhängig von Foster geht auch der studierte Germanist und Geograf Wolfgang Martin in seinem 2017 erschienenen Buch „Was Sie schon immer über Jesus wissen wollten“ (2., erweiterte Auflage 2018) davon aus, dass Jesus am Kreuz nach seinem Ausruf: „Eloi, Eloi, lema sabachtani?“, ein starkes, rasch wirkendes Narkotikum verabreicht wurde [Mk 15,36]. Als „Täter“ identifiziert er Nazoräer, also Mitglieder des Jüngerkreises um Johannes. Dabei geht Martin nach Hartmut Stegemann davon aus, dass sich Jesus nicht nur von Johannes taufen ließ, sondern dass er sich aktiv in dessen Jüngerkreis als Nazoräer betätigte.[41] Nach der Verhaftung ihres Meisters sei es im verwaisten Jüngerkreis zu Meinungsverschiedenheiten darüber gekommen, wie diese Verhaftung auf dem Hintergrund des von Johannes verkündeten unmittelbar bevorstehenden Kommen Gottes und seines Reiches zu deuten sei. Dabei habe Jesus zum einen offenbar die Ansicht vertreten, mit der Verhaftung ihres Meisters sei das von diesem angekündigte Reich Gottes nun tatsächlich da [Mt 12,28], zum anderen muss er die Gottesknechtstelle bei Jesaja 52,13-53,12 so verstanden haben, als fordere Gott vor seinem leibhaftigen Kommen noch die Opferung eines „Gottesknechts“ als Sühne für die Sünden seines auserwählten Volkes. Mit dieser letzten Ansicht sei Jesus offenbar auf entschiedenen Widerspruch seitens seiner Mit-Nazoräer gestoßen. Jesus habe sich aber so in diese Ansicht verrannt, dass er schließlich den Jüngerkreis verlassen habe mit der Maßgabe, wenn kein Gottesknecht in Sicht sei, dann werde eben er diese Rolle übernehmen und sich nach der Verkündung des Evangeliums auch in Galiläa schließlich in Jerusalem kreuzigen lassen. Damit erfülle er die Forderung Gottes und löse zugleich Gottes personales Erscheinen in seinem bereits angebrochenen Reich aus.

Dass Jesus nach seiner Rückkehr nach Galiläa mit Leuten aus seinem galiläischen Freundes- und Bekanntenkreis das Evangelium auch in Galiläa bzw. Nordpalästina verkündet und nicht mit Mit-Nazoräern, sei, so Martin, ein untrügliches Indiz für das Zerwürfnis in Betanien, der Taufstelle von Johannes. Offenbar kamen aber seine nazoräischen Genossen zu dem Schluss, man müsse Jesus, wenn er denn tatsächlich mit seinem selbstmörderischen Unterfangen ernst mache, irgendwie retten.

Nach seiner Evangeliumsverkündigungstour im Norden zusammen mit zwölf Helfern sei Jesus mit diesen zum Pessachfest nach Jerusalem gezogen und habe dort durch gezielte Provokationen des Tempel-Establishments seine Hinrichtung am Kreuz erreicht. Dabei sei Jesus offenbar davon ausgegangen, dass Gott ihn nach erfolgter Kreuzigung als Messias vom Kreuz herabsteigen und die vierzigjährige Endzeit eröffnen lasse. Als das nicht geschehen sei, habe er in seiner Verzweiflung „Eloi, Eloi, lema sabachtani?“ gerufen, was für Nazoräer unter dem Kreuz ein klares Indiz dafür gewesen sei, dass Jesus sich geirrt habe. Sie hätten ihm einen mit einem Narkotikum getränkten Schwamm gereicht und Jesus habe das Bewusstsein verloren (Mk 15,35-37). In diesem Zustand hätten sie ihn anschließend in ein Grab geschafft und wiederbelebt. Jesus habe seine Errettung als Tat Gottes interpretiert, welcher ihm wohl doch die Rolle des Messias zugedacht habe. Die Nazoräer seien nun natürlich darauf bedacht gewesen, dass der hingerichtete Jesus untertaucht, dieser habe vorher aber noch von seinen Jüngern Abschied nehmen wollen. Dabei sei bei diesen der Eindruck entstanden, Jesus sei von den Toten auferstanden. Jesus habe sich schließlich von ihnen verabschiedet mit der Maßgabe, er werde sehr bald „mit den Wolken des Himmels an der Seite der Macht“ zu ihnen zurückkommen und mit ihnen den vierzigjährigen Endkampf eröffnen (s. „Geburtswehen des Messias“). Mit den die Rückkehr Jesu erwartenden Jüngern habe faktisch das Christentum begonnen.

Habe man diese Ereignisse erst einmal verstanden, so lasse sich die Frage, welche Lehre Jesus verkündet habe, klar beantworten: Zum einen habe Jesus mit der Verkündigung des Evangeliums im Norden nichts anderes getan, als das Werk des Johannes mit anderen Mitteln zu Ende geführt. Spezifisch jesuanisch sei seine Ansicht gewesen, das Reich Gottes sei mit der Verhaftung des Johannes bereits präsent und jeder, der unbeirrbar an Gottes Gegenwart und dessen Wirkmächtigkeit glaube, könne alles bewirken (Mk 9,23; Mk 11,22-24).

Welchen Sinn hätte, so fragt Martin, eine neue Ethik gehabt, wenn das Reich Gottes bereits angebrochen war und Gottes Kommen unmittelbar bevorstand?

Nicht Jesus habe neue ethische Maximen verkündet, sondern der Verfasser des Matthäus-Evangeliums, nicht Jesus habe die Bergpredigt gehalten, sondern der 50 Jahre nach Jesus schreibende „Bischof“ Matthäus. Matthäus lege damit Jesus all jene ethischen Äußerungen in den Mund, die der Kirche stets dazu gedient habe, das angeblich spezifisch Neue seiner (Jesu) Ethik in Abgrenzung zur jüdischen Ethik hervorzuheben und als Begründung einer neuen Lehre zu deuten. Warum habe Matthäus das getan?


„Mit dieser von ‚Matthäus’ formulierten, angeblich Jesuschen Ethik wirkt er [Matthäus] prägend und stabilisierend auf die frühchristlichen Gemeinden ein. Diese frühchristlichen Gemeinden bemühten sich, mit der Gestaltung ihres Gemeindelebens und dem Verhalten der einzelnen Gemeindemitglieder jenen Zustand bereits vorwegzunehmen, wie sie ihn für das bald kommende Reich Gottes erwarteten. Privatbesitz, Streben nach Reichtum oder finanzieller Sicherheit, Ausbeutung anderer Menschen, Neid, Missgunst usw. verloren angesichts des in Kürze kommenden Paradieses – denn nichts anderes war das Reich Gottes – jeden Sinn, ja bewirkten, dass Gott uns nicht in dieses Paradies lassen würde.

An diesen Verhältnissen, besonders der Naherwartung des Reiches Gottes, und den Bedürfnissen der Gemeindemitglieder orientieren sich die ethischen Maximen, die ‚Matthäus’ Jesus sagen lässt. Sie waren für die kurze Zeitspanne bis zum Beginn des Endgerichts gedacht und sollten dazu führen, dass diejenigen, die sie befolgten, also die christlichen Gemeindemitglieder, auch wirklich in Gottes Reich aufgenommen werden würden; sie waren nicht dazu gedacht, einer Weltreligion für einen Zeitraum von (bisher) 2000 Jahren als ethische Grundlage zu dienen.“[42]

Indem Matthäus Jesus seine eigenen ethischen Maximen in den Mund legte, habe er dessen Intention umgedeutet: Matthäus mache so „aus Jesus einen Wanderprediger, dessen Ziel es gewesen sei, diese (seine) ‚neue’ Endzeit-Ethik seinen Mitjuden zu verkünden, und der gemeinerweise von den missgünstigen und neidischen Hohenpriestern und Pharisäern durch seine Hinrichtung in Jerusalem – die sie betrieben hätten – gestoppt wurde (wer weiß, vielleicht hätte er sonst doch noch alle Juden auf seine Seite gebracht…).“[43]


Einzelnachweise:


40. Foster, Charles: Die Akte Jesus. Ein Jurist ermittelt in Sachen Auferstehung. München: Pattloch, 2008, S. 73

41. Stegemann, Hartmut: Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus. Freiburg, Basel, Wien: Herder Verlag, 1993, S. 303

42. Martin, Wolfgang: Was Sie schon immer über Jesus wissen wollten. 2., erweiterte Auflage. Berlin: Martin, Wolfgang, 2018, S. 78

43. Ebenda, S. 77

(Die Nummern der Einzelnachweise beziehen sich auf den Artikel „Historische Jesusforschung“) --Grummelshausen (Diskussion) 15:18, 8. Dez. 2024 (CET)Beantworten