Diskussion:Barberini-Diptychon
Begriffe "Panel", "Diptychon"
[Quelltext bearbeiten]Ich habe "Panel" nach "Panel (Comic)" verlinkt, weil das gemeint zu sein scheint. Ist das der übliche Ausdruck in der Kunstgeschichte? Und paßt er hier? Wenn ich es richtig verstanden habe, bezeichnet "Panel" im Comic die einzelnen Bilder, die eine Geschichte in chronologischer Folge erzählen. Die Teile der Darstellung im BD erzählen aber nicht chronologisch eine Geschichte. Wäre nicht "Felder" eine passenderer Ausdruck (falls es nicht ein bestimmtes Fachwort dafür gibt)?
Es ist jedenfalls nicht diese Fünfteiligkeit, die zur Bezeichnung "Diptychon" geführt hat. Offenbar wird vermutet, daß uns dieses "Diptychon" nur zur Hälfte überliefert ist (abgesehen von dem einen fehlenden Feld/Panel), die Rückseite des Kodex-Einbandes fehlt. Stimmt das?--Rarus 22:19, 11. Feb. 2011 (CET)
- Vielleicht eher "Tafeln" statt "Felder".--Rarus 22:29, 11. Feb. 2011 (CET)
- Nein, ich denke, "Tafel" steht nicht zur Auswahl. Bei den "herkömmlichen" Diptychen werden Vorder- und Hinterteil als "Tafeln" bezeichnet.
- Und auch "Feld" steht nicht zur Auswahl, denn es gibt Diptychon-Tafeln, die aus mehreren "Bauteilen" zusammengesetzt sind, bei denen die seitlichen Teile wiederum in mehrere Felder (Bildfelder) gegliedert sind (auf einer Elfenbeinplatte).
- In der Einleitung wurde (irgendwann in den vergangenen 9 Jahren) das englisch-denglische "Panel" durch "Paneel" ersetzt. An 10 weiteren Stellen heißt es im Text noch immer "Panel". Die Inkonsistenz ist so sicher nicht gut. -- Martinus KE (Diskussion) 23:46, 22. Aug. 2020 (CEST)
- Sehen wir uns den Sprachgebrauch in der Literatur an:
- Wolfgang Fritz Volbach verwendet wechselnde Begriffe: "Der obere Streifen ... Das Mittelfeld ... Auf dem linken Täfelchen ... Den unteren Abschluß bildet ein Fries ..." – Das große Mittelfeld möchte man in der Tat kaum Täfelchen nennen. Auch bei der Beschreibung anderer Objekte geht die Begrifflichkeit durcheinander.
Wolfgang Fritz Volbach: Kaiser Justinianus I.(?) als Herrscher des Erdkreises. Sog. Barberini-Diptychon. In: Wolfgang Fritz Volbach, Jacqueline Lafontaine-Dosogne (Hrsg.): Byzanz und der christliche Osten (= Propyläen-Kunstgeschichte. Band 3). Propyläen-Verlag, Berlin 1968, S. 200 Taf. 91. - David Talbot Rice (Übersetzung: Gertrud Gall) bezeichnet die einzelnen Teile des Barberini-Diptychons als Platten.
David Talbot Rice: Kunst aus Byzanz. Hirmer-Verlag, München 1959, S. 38 Taf. 59: Sog. Barberini-Elfenbein. - Rainer Kahsnitz spricht bei den Münchner Fragmenten eines in derselben Weise aus mehreren Elementen zusammengesetzten Diptychons ebenfalls von Platten.
Reinhold Baumstark (Hrsg.): Rom und Byzanz. Schatzkammerstücke aus bayerischen Sammlungen. Ausstellungskatalog. Hirmer-Verlag, München 1998, S. 91–96 Kat. 10. - Hermann Fillitz beschreibt ein in ähnlicher Weise fünfteilig zusammengesetztes karolingisches Elfenbein mit den gleichen Begriffen: Querplatte ... mittlere Platte. Der vordere Buchdeckel wird im Vatikan, der hintere in London aufbewahrt. "Beide Tafeln folgen in der Anlage den spätantiken fünfteiligen Diptychen in der Art des Barberini-Diptychons im Louvre ..." (Mit dem letzten Satz fällt er allerdings aus seiner Terminologie und bezeichnet die gesamte vordere bzw. hintere Tafel als "Platte": "Das Plattenpaar ist wohl die reifste Leistung ...")
Hermann Fillitz: Tafel mit triumphierendem Christus vom Einband des Lorscher Evangeliars. In: Hermann Fillitz (Hrsg.): Das Mittelalter I (= Propyläen-Kunstgeschichte. Band 5). Propyläen-Verlag, Berlin 1969, S. 160–161 Taf. 91.
- Wolfgang Fritz Volbach verwendet wechselnde Begriffe: "Der obere Streifen ... Das Mittelfeld ... Auf dem linken Täfelchen ... Den unteren Abschluß bildet ein Fries ..." – Das große Mittelfeld möchte man in der Tat kaum Täfelchen nennen. Auch bei der Beschreibung anderer Objekte geht die Begrifflichkeit durcheinander.
- Ich halte Panel daher für ein bei der Übersetzung des englischen Artikels stehen gebliebenes englisches Einsprengsel, das mit der Änderung zu Paneel (wegen des anderen Anwendungsbereichs jenes Begriffs) nicht in geeigneter Weise verbessert wurde. Platte ist m. E. der zu verwendende Begriff, nicht zuletzt weil er universell auch für die Elemente von Elfenbeinkästchen, Bischofsstühlen odgl. angewandt werden kann. Tafel bezeichnet die klappbaren Teile eines Di- oder Polyptychons, Platte die einzelnen Elemente, aus denen eine mehrteilig zusammengesetzte Tafel aufgebaut ist.
- Ich habe die Begriffe "Panel" und "Paneel" im Artikel dementsprechend ersetzt. -- Martinus KE (Diskussion) 01:29, 23. Aug. 2020 (CEST)
- Sehen wir uns den Sprachgebrauch in der Literatur an:
Eine oder zwei Elfenbeintafeln?
[Quelltext bearbeiten]Oben ist noch eine Frage unbeantwortet geblieben.
Der Begriff "Diptychon" geht von zwei ("Di-") Tafeln aus. Bei den Konsulardiptychen (Luxusklasse) und bei einfachen Schreibtäfelchen ist das gut bekannt. Von diesen mehrteilig zusammengesetzten Tafeln der Ultra-Luxusklasse mit Kaiserdarstellungen à la Barberini-Diptychon scheinen aber keine zusammengehörigen Paare (vordere + hintere Tafel) erhalten zu sein.
@Rarus: Du hast deshalb gefragt:
- Es ist jedenfalls nicht diese Fünfteiligkeit, die zur Bezeichnung "Diptychon" geführt hat. Offenbar wird vermutet, daß uns dieses "Diptychon" nur zur Hälfte überliefert ist (abgesehen von dem einen fehlenden Feld), die Rückseite des Kodex-Einbandes fehlt.
Ja, so rekonstruiert Rainer Kahsnitz ein aus (mindestens) je fünf Platten pro Tafel zusammengesetztes Diptychon, von dem Fragmente in einem mittelalterlichen Bucheinband in München erhalten geblieben sind. An einer der erhaltenen Platten ist auch der Ansatz der Befestigung bzw. des Klappmechanismus zu erkennen. Auf beiden Tafeln mittig eine große Darstellung des Kaisers, bei der einen Tafel links flankiert vom Konsul in der Chlamys (Hofgewand), rechts vom Konsul in der festlichen Toga mit seiner Ernennungsurkunde. Darüber und darunter wer-weiß-welche Bildstreifen (nicht erhalten). Bei der anderen Tafel hätten den Kaiser links und rechts wohl die Victoria-Darstellung der zweiten erhaltenen Platte und ein passendes Gegenstück eingerahmt.
Rainer Kahsnitz, in: Reinhold Baumstark (Hrsg.): Rom und Byzanz. Schatzkammerstücke aus bayerischen Sammlungen. Ausstellungskatalog. Hirmer-Verlag, München 1998, S. 91–96 Kat. 10.
Von den normalen Konsulardiptychen ist bekannt, dass die Konsuln sie beim Amtsantritt an andere Standesgenossen verschenkten. Bei den zusammengesetzten, extra-kunstvollen, extra-großen Diptychen mit Kaiserdarstellungen liegt nun die Vermutung nahe, dass die Empfänger noch höherstehend gewesen sein dürften. Und wenn ich Kahsnitz recht verstehe, gibt es tatsächlich solche Diptychen mit Inschriften, und zwar mit dem Namen des Konsuls im Nominativ und (andere?) mit dem Namen eines Kaisers im Dativ ("Der [Konsul] X dem [Kaiser] Y"). Auch hier war also der Konsul der Schenkende, nicht der Beschenkte.
Ob und was bei den Diptychen zwischen die beiden Elfenbeintafeln geheftet war, wissen wir nicht. (Die Ernennungsurkunde war's nicht. Diese wurde in Rollenform ausgefertigt.) Vielleicht sollten wir uns von den mittelalterlichen Bucheinbänden, auf denen solche Tafeln (und ihre späteren Imitationen und "Nachfahren") (wieder)verwendet worden sind, und den dicken Codices zwischen diesen Deckeln nicht zu sehr irritieren lassen. Elfenbeindiptychen sind nicht mehr Notizblock und Quittungsblock à la Vindolanda, sondern zeremonielle Luxusobjekte, die sich mehr oder weniger weit von ihrer ursprünglichen Funktion entfernt haben (können). (So wie ja auch in unserer Zeit das Prunkevangeliar, das der Erzbischof von München und Freising 2007 Papst Benedikt XVI. im Namen seiner Erzdiözese schenkte, verziert mit vergoldeten Silberreliefs von Max Faller und Lapislazuli-Steinen, nur noch unter ganz bestimmten Umständen, mit Prozession und Weihrauch und anderen rituellen Handlungen zum "Lesen" dienen wird.)
Über die Verwendung der Diptychen durch die Konsuln ist offenbar immerhin soviel bekannt, dass sie in der Art von Insignien präsentiert wurden, und zwar in aufgeklapptem Zustand auf einem Möbelstück aufgestellt, mit den Reliefs zum Publikum gewandt, ggf. auch noch links und rechts von einem Leuchter flankiert. (Die Pergamentseiten, die man auf diese Weise regelmäßig "aufs Gesicht" legt, werden das nicht lange mitmachen. Und je mehr Seiten zwischen den Deckeln eingebunden wären, desto weniger.) Es gibt anscheinend sogar Anhaltspunkte, welches Bildmotiv bei dieser Präsentation links (= hintere Diptychontafel) und welche rechts (= vordere Tafel) stand.
Doch das sind Inhalte, die 'mal ein Kundigerer mit Zugang zur aktuellen Spezialliteratur in den Artikel Konsulardiptychon einarbeiten sollte. Deshalb soll's hier genug sein.
Ja, paarweise Verwendung von zwei zum Diptychon verbundenen Elfenbeintafeln. (Für das Barberini-Diptychon habe ich keine entsprechende Aussage gefunden, doch gilt das Prinzip der Konsulardiptychen grundsätzlich auch für diese XXL-Diptychen, vgl. München.) -- Martinus KE (Diskussion) 10:56, 23. Aug. 2020 (CEST)