Diskussion:Dulcitius (Drama)
Fragen
[Quelltext bearbeiten](1) Ist Dulcitius wirklich eine historische Person, die für einen eigenen Artikel Dulcitius (Statthalter) in Frage kommt? (Vgl. Redlink im Artikel.) – Hrotsvita mag den Namen vielleicht aus einer anderen Heiligenlegende hergenommen haben, siehe Otto Seeck: Dulcitius 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,2, Stuttgart 1905, Sp. 1783 f.. Aber auch bei diesem Mann ist fraglich, ob er historisch ist. – Aus meiner Sicht also sehr fragliche Wiki-Relevanz dieses Dulcitius.
(2) Im Artikel ist zu lesen:
- Die als schön bezeichneten Adelsfrauen sollen verheiratet werden.
- (Fußnote:) Im Mittelalter wurde in der Literatur ein schönes Aussehen gleichgesetzt mit einem guten Charakter.
Beleg für die Gleichsetzung? Beleg für "Adelsfrauen"? Die frommen Jungfrauen werden im Stück wohl kaum als "Frauen" (= reif, verheiratet) bezeichnet? (... prüfen ...) – Und wenn "Adelsfräulein", ist auch nicht zu vergessen: adliger Stand wurde ebenfalls mit Schönheit und edlem Charakter gleichgesetzt.
(3) Interpretation
Ist "selbstbestimmtes Frauenbild" wirklich ein gutes Leitmotiv für die Interpretation dieses Dramas? Ausgerechnet die Religion als Ort der Emanzipation? Was würden wohl Marx (nicht Reinhard, sondern Karl, für den Religion "Opium fürs Volk" war) und die "Emanzen" vergangener Jahrzehnte dazu sagen, die "Kinder, Küche, Kirche" als die Hauptelemente der patriarchalen Rollenzuweisung sahen?
Ob "selbstbestimmtes Frauenbild" für Hrotsvita nicht ohnedies komplett unangebracht ist, weil völlig anachronistisch gedacht und weil nicht mit dem für ihre Weltsicht zentralen klösterlichen Gehorsam vereinbar, wäre auch erst noch zu diskutieren, bzw. mit "reputablen Quellen" zu belegen.
(Dass sich einige Äbtissinnen des Hochmittelalters unglaubliche Freiheiten herausnahmen und damit Furore machten – man denke an Hildegard von Bingen –, darf nicht zu dem Schluss verleiten, diese hochstehenden Damen hätten damit das Ideal der freien Selbstbestimmung einer jeden Frau vertreten. Fragt mal die Küchenschwestern von Gandersheim oder die Wäscherinnen vom Hildegardskloster danach, was für ein Regiment ihre ehrwürdige Äbtissin führte und wie sie es mit der Klosterzucht hielt.)
Der Benediktiner Willibald Kobolt erzählt die Geschichte von den drei Jungfrauen und dem liebestollen Dulcitius in Die Groß- und Kleine Welt, Augsburg 1738. Hübsch zu lesen und mit klarer Antithese: auf der einen Seite die fromme "Jungfrauschafft", auf der anderen die "unziemliche Lieb" und "unsinnige Lieb".
Dass Hrotsvita wesentlich anderes im Sinn hatte als diesen Gegensatz, wäre erst noch nachzuweisen. (Belege?) – Im modernen Regietheater gilt es als legitim, anachronistisches Gedankengut in einen Text "hineinzulesen", ihm "aufzupfropfen" oder "überzustülpen". In der Literaturwissenschaft hingegen sollten Texte aus ihrer Zeit heraus verstanden werden und Thesen über die Aussage eines Texts sollten belegbar sein.
... fragt ganz wissbegierig -- Martinus KE (Diskussion) 13:27, 26. Jan. 2022 (CET)