Diskussion:Geschlechterwissen

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Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von ChristianKleindienst in Abschnitt Gegenbegriff
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Gegenbegriff

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"Als Gegenteil zum Geschlechterwissen gilt die Tabuisierung von Geschlechterwissen durch das Prinzip der Geschlechtsneutralität." Das steht im völligen Widerspruch zu den Theorien von Irene Dölling und Angelika Wetterer, die hier als begriffsbildend eingeführt worden sind. Nach den Autorinnen ist Geschlechterwissen etwas, was jede Akteurin und jeder Akteur besitzt. Im einführenden Text von Dölling:

Wir gehen davon aus, dass ,Wissen' plural ist (vgl. Burke 2001), dass jede Kultur verschiedene Wissensformen aufweist, die auf je spezifische Weise ,Welt' auslegen und deuten. In epistemischer Hinsicht denken wir diese Wissensformen nicht in einem hierarchischen Verhältnis hinsichtlich ihres Erkenntnis- oder ,Wahrheits'gehaltes, auch wenn wir analytisch in Rechnung stellen (müssen), dass es etwa in modernen Gesellschaften eine kulturell-normative Hierarchie von Wissensformen gibt. (Geschlechter-),Wissen' ist dementsprechend in seiner objektivierten Gestalt nicht auf bestimmte Wissensformen zu beschränken und schließt in seiner subjektiv-individuellen Gestalt keineswegs nur oder primär Wissenselemente ein, die ,rational', ,bewusst' und ,reflektiert' eingesetzt werden, sondern vor allem bzw. zu einem großen Teil auch Wissenselemente, von denen die Akteurinnen nicht ,wissen', dass sie über sie verfügen, weil sie als quasi ,natürliche' Einstellungen im praktisch-alltäglichen Handeln unbewusst ins Spiel kommen. (Dölling 2005, S.50)

Wetterer meint dazu

Problematisch ist auch, dass ihm ein Wissensbegriff zugrunde liegt, der in mehrfacher Hinsicht defizitär ist. Zu diesen Defiziten gehört das Absehen von all den Wissensformen und Wissensweisen, die nicht kognitiv und sprachförmig sind (so auch Bereswill 2004). Zu ihnen gehört die Annahme, Wissen sei eine kontextunabhängige Ressource, die die AkteurInnen im Kopf mit sich herumtragen, wo sie durch Schulung und Training verbessert und vermehrt und, dergestalt optimiert, wieder in die Praxis mitgenommen werden kann. Und zu ihnen gehört das Ausblenden des wechselseitig konstitutiven Zusammenhangs von Wissen und Handeln, der darauf verweist, dass das handlungsrelevante Wissen, das die Gleichstellungspädagogik zu transformieren sucht, nicht zu trennen ist vom sozialen Standort seiner ‚TrägerInnen‘ und dem sozialen Feld, in dem sie agieren. (Wetterer 2009, S. 47)

Diesem Ansatz zufolge gibt es verschiedene konkrete Ausprägungen von Geschlechterwissen, explizit oder implizit ("doxisch"). Aber Geschlechterwissen wäre etwas, was jeder Akteur mit sich herumträgt. Es ist also schlicht nicht möglich, dazu einen Gegenbegriff zu konstruieren, da auch die Geschlechtsblindheit schlicht eine weitere Form und Ausprägung des Geschlechterwissens wäre. Hier werden schlicht die Ebenen durcheinandergeworfen. Der Gegenbegriff zu Geschlechtneutralität müsste sowas wie Geschlechtsbewusstsein sein. Für die Wissenssoziologie, der beide Autorinnen anhängen, ist wissenschaftliches Geschlechterwissen nur ein Teilbereich, eine Wissensform neben dem alltäglichen Geschlechterwissen und der praktischen Expertise von Fachleuten. (wieder Wetterer: Geht man von diesen Überlegungen aus, so hätten die Schwierigkeiten im Dialog zwischen Gender-ExpertInnen, feministischen TheoretikerInnen und den Frauen und Männern auf der Straße, von denen eingangs die Rede war, vornehmlich zwei Gründe, die nichts mit Wissensdefiziten bei denjenigen zu tun haben, die sich nicht in der glücklichen Lage befinden, Gender Studies studiert zu haben. Sie hätten ihren Grund darin, dass hier drei ProtagonistInnen aufeinandertreffen, für die unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen handlungsrelevant und damit letztlich auch unverzichtbar sind. Und sie hätten ihren Grund darin, dass die Anerkennungsregeln, an denen sich die einen orientieren, untauglich sind, um das Wissen zu beurteilen, über das die anderen verfügen.).

Die Frage wäre also: Wo kommt das "Gegenteil" eigentlich her? Der Satz hat keine Quellenangabe.--Meloe (Diskussion) 10:44, 24. Feb. 2022 (CET)Beantworten

Mit deiner Kritik hast du auf jeden Fall recht, ich kann hier auch nicht nachvollziehen auf welche Belege man sich hier stützt, wonach Geschlechtsneutralität oder Geschlechtsblindheit der "Gegenbegriff" zu Geschlechterwissen sei. Belegt ist bloß, dass es die Begriffe Geschlechtsneutralität und Geschlechtsblindheit gibt, aber nicht, dass es die Gegenbegriffe seien. Auch das ist ein typisches Muster für den Hauptautor: Die In-Kontext-Setzung bzw. behaupteten Beziehungen zwischen den Begriffen sind von ihm erfunden, nur die Begriffe an sich sind belegt.
Dieses Muster zieht sich an vielen Stellen durch den Artikel. Es ist z.B. unter dem Kapitel "Sprach- und Begriffsstruktur" an vielen Stellen nicht belegt, dass die Begriffe tatsächlich Teil von einer Sprach- und Begriffsstruktur im Sinne des Geschlechterwissen sind. (In-Kontext-Setzung) Es ist einfach nur belegt, dass es diese Begriffe überhaupt gibt, z.B. mit einem Link zum Duden oder Google NGram View.
Das ist eine Form der Theoriefindung. Die englische Wikipedia erklärt das unter en:Wikipedia:No original research:
"To demonstrate that you are not adding original research, you must be able to cite reliable, published sources that are directly related to the topic of the article, and directly support the material being presented." (wir müssten das in unserem WP:KTF auch mal nachtragen)
"Directly related" heißt, dass sich die Quelle mit dem Lemmagegenstand beschäftigen muss. Der Duden-Eintrag "Geschlechterrolle" beschäftigt sich z.B. nicht mit dem Lemma "Geschlechterwissen". Etwas weniger offensichtlich aber ebenfalls problematisch ist beispielsweise das Buch Sabine Hark, Paula-Irene Villa: »Anti-Genderismus«. Dieses Buch ist zwar als sehr reputabel anzusehen, es ist jedoch keine Quelle directly related zu Geschlechterwissen. Es wäre eine Quelle für den Artikel Anti-Gender-Bewegung, da sich das Buch eben mit Anti-Genderismus beschäftigt, aber nicht für andere Artikel, die nicht Thema dieses Buches sind.
Idealerweise basiert ein Artikel also auf Sekundärliteratur zum Thema. Diese ist ja bereits gesammelt unter Geschlechterwissen#Literatur. Am besten nimmt man sich also diese Literatur vor und macht einfach ne Zusammenfassung all dieser Bücher und sonst nichts (was nicht in diesen Büchern steht). Und schon hat man nen guten Artikel.
P.S. Es könnte sein, dass es ein rein kosmetisches Problem ist, also dass all diese Informationen tatsächlich irgendwo mal in einer Sekundärliteratur über Geschlechterwissen beschrieben sind, und bloß die Einzelnachweise dafür fehlen. Oder es könnte sein, dass die Artikelinhalte doch von dem abweichen, was in der Literatur steht. Dies ist zu prüfen und entsprechend zu korrigieren, entweder durch passende Einzelnachweise oder durch neuschreiben. Ich kann das jedoch nicht beurteilen, dafür fehlt mir das Background-Wissen, weshalb ich von diesem Artikel auch die Finger lasse. --TheRandomIP (Diskussion) 19:09, 1. Mär. 2022 (CET)Beantworten


Die Formulierung "Gegenbegriff" scheint mir auch unglücklich bzw. missverständlich zu sein, da "Geschlechtsblindheit" bspw. in den Diskussionen um feministische Epistemologie eher eine Problematisierungsweise der Abwesenheit von "Geschlecht" als relevante Kategorie in Forschungen als einen Gegenbegriff darstellte. Die Abwesenheit der Strukturkategorie "Geschlecht" evozierte unter anderem die Frage "Is the Sex of the Knower Epistemologically Significant?" (Lorraine B. Code) und führte letztendlich in den 1990er Jahren zu einer sich institutionalisierenden Frauen- und Geschlechterforschung. Geschlechterwissen existiert aber auch schon vor-reflexiv als Alltagswissen und schon daher scheint mir "Gegenbegriff" keine Adäquate Bezeichnung zu sein? ChristianKleindienst (Diskussion) 14:39, 22. Jul. 2022 (CEST)Beantworten