Diskussion:Gottorfer Riesenglobus

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Mein Text über den Gottorfer Riesenglobus ist (aus mir nicht ersichtlichen Gründen) entfernt worden. Möglicherweise habe ich einige Schritte beim Einstellen des Textes nicht beachtet (Eure Bedienungsanleitung führt in einen unentwirrbaren Dschungel von Klicks, Links, Browsern, Spielwiesen u. v. a. m., der für einen DAU wie mich völlig undurchsichtig ist). Ich versichere, daß ich diesen Text selbst entworfen und geschrieben habe und daß er - wichtiger noch - auf ureigenen Forschungen beruht. Das Urheberrecht liegt einzig bei mir. Der hier vorgestellte Text ist nicht vollständig - geplant ist eine umfangreiche Darstellung über den Gottorfer Globus: Geschichte, Technik, Rekonstruktion, astronomische Inhalte und sein kosmologisches Gegenstück, die Sphaera Copernicana. Ich bitte daher freundlich um eine Mitteilung, wie ich meinen Text vollständig und so schnell wie möglich bei Euch einstellen kann. Dr. habil. Felix Lühning Fürther Str. 78 28215 Bremen f.luehning@nord-com.net www.gottorferglobus.de

DER GOTTORFER GLOBUS - Geschichte

Zwischen 1650 und 1664 entstand am Gottorfer Hofe Herzog FRIEDRICHs III. ein "künstliches Monumentum mathematicum", das nach seiner Fertigstellung europaweite Berühmtheit erlangte: der Gottorfer Riesenglobus, der in einem eigens dafür errichteten Lusthaus in der Gartenanlage "Neues Werk" nördlich des Schlosses aufgestellt wurde. Dieser Globus von 3.11 m Durchmesser stellte von außen die Weltkugel dar, in seinem Inneren barg er ein Planetarium, das den Sternenhimmel und den Sonnenlauf samt ihren Bewegungen so zeigte, wie sie von der Erde aus zu sehen sind. Sein besonderer Reiz bestand darin, daß man in ihn hineinsteigen, dort platznehmen und die Sterne um sich herumkreisen lassen konnte, ohne dabei selbst bewegt zu werden. Der Globus war eine eigene Erfindung des Herzogs, die 'wissenschaftliche Leitung' dieses Projektes hatte allerdings sein Hofgelehrter und Bibliothekar ADAM OLEARIUS inne. Der aus Limburg herbeigeholte Büchsenmacher ANDREAS BÖSCH schließlich setzte die Idee des Herzogs in die Tat um.

Zusätzlich entstand in den Jahren 1654 - 57 die sog. "Sphaera Copernicana", die ANDREAS BÖSCH selbständig entwickelte und unter seiner Regie baute. Offenbar entstand sie als Ergänzung und Erweiterung des kosmologischen Konzepts des großen Globus und zu einem Zeitpunkt, da die Arbeiten am Globus selbst bereits weit fortgeschritten waren.

Vermutlich war der Globus schon recht früh wichtiger Bestandteil in der Planung des Neuwerkgartens. Während dieser jedoch bereits ab 1637 angelegt wurde, sah Herzog FRIEDRICH erst 1650 die Zeit gekommen, um auch den Bau des eigentlichen Zentralpunktes, des Globushauses, in Angriff zu nehmen. Sieben Jahre später war das Gebäude vollendet. Wesentlich länger dauerte die Bauzeit des Globus: die Arbeiten wurden 1659 durch den Tod Herzog FRIEDRICHs III. und den dänisch - schwedischen Krieg unterbrochen und fanden erst 1664 ihr Ende.

Wahrscheinlich war ADAM OLEARIUS der Architekt des Globushauses. Es stand nord-südlich ausgerichtet im Scheitelpunkt einer Mauer, die den halbkreisförmigen sog. 'Globusgarten' nördlich des Herkulesteiches einfriedete. Äußerlich war es ein symmetrisch aufgebautes, viergeschossiges quaderförmiges Backsteingebäude mit einem begehbaren Flachdach. In den drei- bzw. sechsachsigen Wänden standen große, überwiegend vierflügelige Steinzargenfenster. An allen vier Seiten besaß das Globushaus z. T. mächtige Anbauten, die bis zum zweiten Obergeschoß reichten; der nördliche Anbau ragte als Turm über das übrige Gebäude hinaus und wurde von einem zwiebelförmigen Kupferhelm bekrönt. Die Anbauten an den Längsseiten waren das Ergebnis einer nachträglichen Änderung des Bauentwurfs.

Das Raumkonzept des Gebäudes sah zwei übereinanderliegende, niedrige Kellergeschosse vor, darüber das Hauptgeschoß mit dem Globussaal und schließlich das Obergeschoß mit zwei Schlafkammern, Kabinett und einem größeren Saal nach Süden. Die beiden oberen Geschosse waren durch eine im Turm befindliche Spindeltreppe verbunden, die auch weiter auf das große Flachdach führte. Das Niveau des Hauptgeschosses mit dem Haupteingang im Norden lag auf Höhe der ersten Gartenterrasse. Der untere der beiden Keller lag ebenerdig mit dem südlich davor gelegenen Globusgarten. Mit einer Grundfläche von 200 m2 (ohne die Anbauten) und einer Höhe von fast 14 m (ohne den Turm) handelte es sich um ein für damalige Zeiten stattliches Bauwerk. Vielleicht wurde ihm deshalb gelegentlich der Name "Friedrichsburg" beigelegt. In der Gottorfer Amtssprache hieß das Gebäude jedoch nur 'Lusthaus'; erst in den letzten Jahrzehnten seines Bestehens wurde es häufiger "Globus-Haus" genannt.

Mit seinem kubushaften Baukörper und dem begehbaren Flachdach entsprach das Globushaus ganz den zeitgenössischen Lusthäusern in Italien, den Niederlanden und in Dänemark. In seinen baulichen Details folgte das Globushaus ganz den Formen des frühen niederländischen Barock, wie sie damals in Schleswig-Holstein allgemein üblich wurden.

Mittelpunkt und Kernstück des Globushauses war natürlich der große Globus. Er entstand gleichzeitig mit und in dem Gebäude - seine Einzelteile wurden in einer vom Hofe angemieteten Schmiedewerkstatt auf dem Hesterberg angefertigt und im Globushaus zusammengesetzt. Dazu beschäftigte ANDREAS BÖSCH über Jahre hinweg einen Handwerkerstamm von 7 - 9 Personen, der sich aus Schmieden, Schlossern, Uhrmacher, Kupferstechern, Graveuren, Tischlern und Malern zusammensetzte und zu dem gelegentlich noch auswärtige Betriebe, wie z. B. eine Husumer Messinggießerei herangezogen wurden. Unter ihnen befanden sich die Gottorfer Uhrmacher NIKOLAUS RADELOFF und HANS SCHLEMMER, der Gottorfer Kupferstecher OTTO KOCH und die Kartographen CHRISTIAN und ANDREAS LORENZEN GEN. ROTHGIEßER aus Husum. Auch ADAM OLEARIUS selbst betätigte sich mit Pinsel und Feder als Kartograph.

Über die Nutzung des Globushauses ist wenig überliefert, obgleich Grabungsfunde von ausgedehnten Mahlzeiten im Gebäude zeugen. Nach dem Tode Herzog FRIEDRICHS III. scheint es jedoch nur noch selten benutzt worden zu sein. Dementsprechend wie es zahlreiche Bauschäden auf, die insbesondere auf die undichten Flachdächer zurückzuführen waren wurden. Der große Globus blieb allerdings stets ein beliebtes Vorzeigeobjekt, das interessierten Besuchern gerne vorgeführt wurde.

Der berühmteste - und verhängnisvollste - Besucher des Globushauses war Zar PETER DER GROßE, der im Zuge des Nordischen Krieges am 6. Februar 1713 mit dem dänischen König FRIEDRICH IV. auf Gottorf zusammentraf. Zar PETER zeigte ein so großes Interesse für den Globus, daß die große Kugel nur wenige Wochen später - halb Kriegsbeute, halb Staatspräsent - nach St. Petersburg versandt wurde, wo sie nach vierjähriger Reise 1717 eintraf. Hier erhielt er seinen Platz in der zaristischen Kunstkammer. Als diese 1747 ausbrannte, erlitt auch der Globus schwersten Schaden, nur seine Metallteile blieben erhalten. Noch im gleichen Jahre wurde er auf Befehl der Zarin ELISABETH unter der Leitung des Gelehrten MICHAEL W. LOMONOSSOW (1711 - 1765) wiederhergestellt, wobei die mittlerweile gewachsenen geographischen Kenntnisse gebührend berücksichtigt wurden. Lediglich die alte Einstiegsluke des Globus war vom Brand verschont worden - sie zeigt heute noch die originale Bemalung des 17. Jahrhunderts mit dem Gottorfer Wappen.

In Schleswig hatte man, um die gewaltige Kugel unzerlegt aus dem Globushaus herauszubekommen, an seiner Westseite eine große Öffnung in die Wand stemmen müssen. Damit war das Gebäude seines eigentlichen Inhaltes beraubt und sein Schicksal besiegelt. Es führte von nun an nur noch ein Schattendasein. Alle anfallenden Reparaturen wurden nur halbherzig ausgeführt und konnten den fortschreitenden Verfall nicht aufhalten. Noch gut 50 Jahre stand das Gebäude ohne Nutzung da, bis es im November 1768 auf Anordnung König CHRISTIANs VII. von Dänemark öffentlich zum Abbruch versteigert wurde. Ein Schleswiger Handwerksmeister erwarb die Ruine; ein Jahr später erinnerte nichts mehr an das Globushaus. Solcherart ging ein Bauwerk verloren, dessen Entwurf, Konzeption und Programmatik in der Architektur- und Technikgeschichte wohl einzigartig dasteht.

Ein Besuch im Globushaus

Man betrat das Globushaus durch den portalgeschmückten Haupteingang unter dem Treppenturm im Norden. Von dort kam man durch einen kurzen Flur in den Globussaal, dessen Grundfläche fast das ganze Geschoß einnahm. Der Saal hatte zahlreiche Fenster und war ganz in weiß gehalten, damit der Globus in vollem Licht erschien. Unter den grün gemalten Fenstern saßen Bleitafeln, die nach Art holländischer Wandfliesen bemalt waren. Die Saaldecke war stuckiert. Der Globus selbst stand in einem breiten, begehbaren, zwölfseitigen hölzernen Horizontring, der wechselweise von geschnitzten Hermenpfeilern und korinthischen Säulen getragen wurde. Auf seiner Außenseite war die damals bekannte Welt - Europa, Afrika, Amerika und Asien - "...so fein alß in den gedruckten Land Charten" eingezeichnet, mit farbig umrissenen Ländergrenzen und von "allerhand Thieren nach Landes Art" sowie "Flotten von Schiffen [...] Meerwundern und Seefischen" bevölkert. Als Vorlage für die Kartographierung dienten Globen aus dem berühmten Amsterdamer Kartenverlag von WILHELM JANSZ. und JOAN BLAEU, zu dem ADAM OLEARIUS gute Beziehungen besaß.

Durch eine kleine Luke konnte man in den Globus hineinklettern und um einen runden Tisch in der Mitte platznehmen. Hier sah man den Sternenhimmel - die Sterne wurden durch über 1 000 strahlenförmige messingvergoldete Nagelköpfe dargestellt, während die Sternbilder farbig-figürlich auf den blauen Himmelshintergrund gemalt waren. Darüberhinaus barg der Globus noch besondere Mechanismen, um die jährliche Bewegung der Sonne darzustellen und eine 'Weltzeituhr' anzutreiben, die anzeigte, auf welchen Orten der Erde gerade Mittag bzw. Mitternacht herrschte. Der Globus ließ sich wahlweise durch einen Wasserantrieb im Keller in Bewegung setzen - damit er "nach des Himmels Lauff seine Bewegung und Umbgang in den behörlichen 24 Stunden haben [...]" konnte - oder aber durch einen Handantrieb von seinem Inneren aus, um die ansonsten unmerklich langsame Rotation zu beschleunigen. In seiner Art war der Gottorfer Globus das erste begehbare Planetarium der Geschichte. Gleichzeitig bildete er ein großes Modell des alten, geozentrischen Weltbildes nach PTOLEMÄUS. War der Globus außer Betrieb, so wurde die Luke durch einen Deckel mit dem aufgemalten Gottorfer Wappen verschlossen und über die Kugel ein schweres grünes Wolltuch gezogen. Auf den Türen im Globussaal befanden sich die Porträts von NICOLAUS COPERNICUS und TYCHO BRAHE - eine Reminiszenz an die astronomischen Koryphäen der Zeit.

Eine dieser Türen führte in der Nordostecke des Globussaales in einen kleinen Vorraum, in dem eine schmale, steile Treppe in den Treppenturm führte. Dort stand eine geschnitzte Spindeltreppe, die in das Obergechoß und weiter hinauf auf das Dach führte.

Während das Hauptgeschoß mit dem Globus den gelehrten Diskussionen eines größeren Besucherkreises offenstand, besaß das Obergeschoß mit seinen Schlafkammern und dem Festsaal mehr privaten Charakter. Die Schlafgemächer waren mit grünem Laubwerkdekor ausgemalt, der Festsaal war rot gehalten. Die Decken der Räume waren stuckiert und z. T. auch bemalt und vergoldet. Fenstertüren führten auf die begehbaren Flachdächer der Anbauten hinaus. Die große Dachterrasse, die einen prachtvollen Blick auf die Gartenanlagen bot, lud zu Tafeleien unter freiem Himmel ein.

Das Mobiliar des Globushauses bestand in der Hauptsache aus Gemälden, insbesondere die Wände des Globussaales waren von zahlreichen Bildern mit unterschiedlicher Thematik geschmückt. Im Festsaal darüber befanden sich neben Gemälden auch ein langer Tisch und 16 dazugehörige Stühle. Das Schlafgemach des Herzogs war mit einem großen Himmelbett ausgestattet, während die Kammerdiener nebenan in Alkoven schliefen.

Die beiden Kellergeschosse waren nur von außen zugänglich. Im oberen Keller stand eine große, offene Herdstelle. Schließlich war das Globushaus gleichzeitig als Lusthaus gedacht, in dem man auch die Tafelfreuden nicht missen wollte. Im unteren Keller befand sich die Wassermühle, die dem Globus seinen kontinuierlichen Antrieb verleihen sollte. Die Kraftübertragung durch zwei Geschosse hindurch lief über schwere messingne Schnecken-Reduzier-getriebe und lange eiserne Wellen.

Technik

Der Gottorfer Globus war im Kern eine Schmiedeeisenkonstruktion. Die Kugel besaß ein Gerippe aus 24 Meridianringen, die als T-Eisen ausgeführt waren und durch einen Äquatorring versteift wurden. Außen wurde das Gerippe mit Kupferblech belegt, das wiederum eine mehrschichtige Kreide-Leinwand-Grundierung erhielt, deren oberste Lage man polierte. Damit besaß man einen sauberen und glatten Malgrund für die als äußerst fein geschilderte Kartographierung. Innen wurde der Globus mit dünnen Kiefernleisten ausgekleidet, auf die ebenfalls eine mehrschichtige Kreide-Leinwand-Grundierung kam. Der Lukendeckel in der Globuswandung wurde von zwei Springschlössern gehalten. Befanden sich Personen im Globus, so blieb die Luke entfernt.

Die Kugel rotierte um eine feststehende, schwere, schmiedeeiserne Achse. Diese fußte am Fußboden in einem Mühlstein, oben war sie an einem Deckenbalken angeschlagen. Die Neigung der Achse entsprach - abweichend von der üblichen Globenaufstellung - mit 54° 30' der Polhöhe Schleswigs. Der Grund für diese Neigung lag darin, daß das Planetarium im Globusinneren den Sternenhimmel über Schleswig darstellen sollte.

An die Achse war die ringförmige Sitzbankkonstruktion angebracht, die der Überlieferung zufolge 10 - 12 Personen fasste. Sie bestand aus schweren Eisenschienen, die untereinander verklammert mit schweren Schellen an der Achse befestigt waren und von dort - astartig und mehrfach verkröpft - nach außen wuchsen. Die ‚Äste' trugen nicht nur die schmale Sitzbank, sondern auch die Lauffläche und eine runde Tischplatte in der Mitte. Als Rückenlehne diente ein breiter Horizontring aus Messing, der Indikationen zum gregorianischen und julianischen Kalender sowie astronomische Daten zur täglichen Sonnenhöhe trug.

Auf der Tischplatte in der Mitte des Globus lag kupferner Halbglobus. Er symbolisierte (dem kosmologischen Konzept entsprechend) die Erde als Mittelpunkt des Himmelsgewölbes. Der Achsneigung im Globus entsprechend lag Gottorf auf dem Scheitelpunkt des Tischglobus und bildete damit das Zentrum dieser künstlichen Wunderwelt. Um den Tischglobus lag ein horizontaler Ring mit geographischen Längenindikationen verschiedener Orte auf der ganzen Welt. Wurde der große Globus in Bewegung gesetzt, so strichen zwei diametrale Zeiger über diesen Ring und zeigten an, an welchen Orten der Welt gerade Mittag bzw. Mitternacht herrschte.

Der Sternenhimmel im Globus war - dem Zeitgeschmack entsprechend - farbig-figürlich gestaltet. Achtstrahlig gefeilte messingvergoldete Nagelköpfe stellten die Sterne dar. Sie waren in die traditionellen sechs Größenklassen unterschieden, um die reellen Helligkeitsverhältnisse anzudeuten. Zwei Kerzen auf dem Tisch brachten die Sterne zum Funkeln. Entlang der Ekliptik im Himmelsgewölbe bewegte sich ein rollengelagerter Zahnkranz, auf dem ein Sonnenmodell aus geschliffenem Kristall montiert war. Die Sonne vollführte sowohl ihre tägliche (Auf- und Untergang) als auch ihre jährliche Bewegung (wechselnde Sonnenhöhen und Auf- bzw. Untergangsazimute im Jahreslauf). Über den Betrachtern wölbte sich ein Meridianhalbring mit einer Gradskala. Mond- und Planetenlauflauf ließen sich aufgrund ihrer komplizierten Bahnbewegungen (Wanderung der Knotenpunkte, Oppositionsschleifen) nicht in das mechanische Konzept des Globus aufnehmen.

Am Südpol des Globusinneren lagen drei Getriebe - eines davon bewegte über lange Wellen die ‚Weltzeituhr' auf der Tischplatte, ein Planetengetriebe besorgte die Bewegung der Sonne, das dritte wurde für die Kraftübertragung zum Handantrieb benötigt. Denn der Globus ließ sich von seinem Inneren aus über eine Handkurbel bewegen, wobei hier die Kraft eines Fingers ausreichte. Eine Umdrehung dauerte etwa 15 min, was ausreichte, um dem Besucher alle Himmelsbewegungen eines Tages - und zwar so, wie sie von Gottorf aus zu sehen sind, vorzuführen. Natürlich ließ sich die Position des Sonnenmodells justieren um auch andere Jahreszeiten zu simulieren. Es handelte sich mithin um das erste begehbare Planetarium der Geschichte, das dem Besucher das Himmelsgeschehen ‚live' demonstrierte.

Eine weitere, ungewöhnliche Antriebsmöglichkeit verlieh dem Globus die Möglichkeit, die Tagesdrehung ‚in Echtzeit' darzustellen. Im Keller des Globushauses befand sich ein turbinenenartiges hölzernes Wasserrad, das über ein vierstufiges Schneckenreduziergertriebe seine Bewegung dem Globus mitteilte. Das Wasser für die Mühle wurde durch Bleirohre an das Haus herangeführt, im Keller stürzte es auf das Wasserrad und floß durch einen unterirdischen Ausgang in den Herkulesteich ab. Die z. T. zentnerschweren Räder und Schnecken bestanden ausnahmslos aus Messing, was zu schweren Friktionsverlusten führte. Die Bewegungsübertragung verlief durch zwei Stockwerke mittels langer schmiedeeiserner Wellen. Der oberste Getriebeabschnitt befand sich am Fuß der Globusachse und war dort von einer bemalten, schräg anlaufenden Holzkiste verkleidet. Vermutlich diente der Wasserantrieb jedoch mehr als Beweis technischen Könnens und weniger zu gelehrsamen Demonstrationen. 50 Jahre nach Fertigstellung des Globushauses befand er sich in starkem Verfall.

Rekonstruktion

Der ungewöhnlichen Größe und Konzeption des Globus ist es zu verdanken, daß über ihn von der ältesten bis in die jüngste Vergangenheit viel berichtet worden ist. Doch alle Berichte vermittelten kein genaues Bild, wie die Gottorfer Anlage wirklich beschaffen war. Auch den historischen Abbildungen war in dieser Hinsicht nichts abzugewinnen. So beschränkte sich der Kenntnisstand gezwungenermaßen auf das Wissen um die Erbauer des Globus, die Bauzeit, die übrigen Zeitumstände und auf m. o. w. oberflächliche Beschreibungen des Globus und des Gebäudes, in dem er stand. Alle Beschreibungen ließen weder Rückschlüsse über die genaue Aufstellung des Globus im Gebäude, noch über sonstige baulich-technische Details oder das Aussehen des Globushauses zu

Allein ein um 1708 im Zuge einer Generaltaxation entstandenes, umfangreiches Bauinventar der herzoglichen Residenz, das über den baulichen Wert und Zustand aller Hofgebäude und Gärten Rechenschaft ablegte, lieferte konkrete Angaben. Auch beim Globushaus wurde hier fast bis zum letzten Nagel wurde alles verzeichnet, was sich in und am Gebäude fand. Die Qualität und Anschaulichkeit des Inventars vermochte fast das zu ersetzen, was die Bildquellen bislang verweigert hatten.

Ausgehend vom Inventartext begann der Verfasser ab 1991, eine verläßliche zeichnerische Rekonstruktion des Globushauses vorzubereiten. Dazu gehörten vor allem umfangreiche Archivrecherchen, die sich auf die baulich-technischen Aspekte der Globusanlage konzentrierten - insbesondere die Abrechnungen der herzoglichen Rentekammer über den Bau, die Reparaturen und den Unterhalt des Globushauses. Aus ihnen ergab sich eine Fülle weiterer Angaben hinsichtlich Art und Menge der für den Globus und das Haus gelieferten Bauteile, über die Kosten, die Anzahl und die Namen der beim Bau beteiligten Leute. Eine Ergrabung und Einmessung der Globushausfundamente bestätigte die Maßangaben aus den schriftlichen Quellen.

Der Globus selbst ist auch heute noch in St. Petersburg in seinen wesentlichen konstruktiven Teilen original vorhanden, so daß ein Aufmaß möglich war und die Rekonstruktion fehlender Bauteile keine Schwierigkeiten bot. Bestehende Zweifel hinsichtlich technischer Details wurden durch Vergleiche an der Sphaera Copernicana im Nationalhistorischen Museum auf Schloß Frederiksborg in Hillerød/DK zu überprüft bzw. ausgeräumt. Auch was die verlorengegangene Originalfassung der Kartierung (Erde und Himmel) angeht, so konnten zweifelsfreie Vorbilder nachgewiesen werden. Die Rekonstruktion des Globus ließ sich daher sowohl was seine Konstruktion, seine technisch-astronomischen Inhalte, als auch seine Gestaltung angeht, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anfertigen. So lag am Ende der Nachforschungen ein umfangreiches Material vor, das zunächst geordnet werden mußte und dann wie ein Mosaik unter handwerklich-konstruktiven Gesichtspunkten zusammengefügt und zu einem in sich schlüssigen Ganzen errichtet werden konnte.

Als Ergebnis legte der Verfasser 1997 eine Rekonstruktion des Globushauses im Neuwerkgarten in Zeichnungen und Modellen vor, die in der Hauptsache auf einem intensiven Studium schriftlicher Quellen fußt. <Literatur> Diese belegen zu etwa 80 % das Vorhandensein der Baumaterialien, zu 90 % die Raumfolge und -verteilung, zu 80 % die Dimensionen und zu 50 % das Aussehen des Gebäudes bzw. seiner Einzelteile. Hier muß allerdings eine feinere Abstufung erfolgen: bestimmte Bauteile sind dank Grabungsfunden zu 100 % gesichert, andere Teile ließen sich anhand genauer Beschreibungen und andernorts erhaltener Vorbilder aus der Werkstatt desselben Meisters zu 90 % belegen (insbes. Portale), wiederum andere Bauteile sind überhaupt nicht beschrieben und mußten unter Anlehnung an zeitgenössische Vorbilder und unter Maßgabe der im 17 Jh. üblichen bautechnischen Lösungen rekonstruiert werden (insbes. Balkenlagen). Die äußere und innere Gestaltung (Mauerwerk, Maueranker, Fenster, Stuck, Zierelemente etc.) der Rekonstruktion lehnt sich, solange eindeutige Belege fehlen, stets an die schlichteste Form zeitgenössischer Vorbilder an. Die Grundrißmaße des Gebäudes sind zu 100 % gesichert. Jüngste Grabungen, die seitens des Landesamtes für Ur- und Frühgeschichte mit erheblich größeren technischen Mitteln durchgeführt werden konnten, als dem Verfasser seinerzeit zur Verfügung standen, machen möglicherweise eine Revision der bisherigen Rekonstruktion in den Kellergeschossen notwendig. Sie werden dafür aber gerade in den Bereichen, in denen der Verfasser bei seiner Arbeit noch auf Mutmaßungen angewiesen war, gesicherte Befunde liefern.

Einzig der Wasserantrieb für den Globus bildet einen Sonderfall. Die wesentlichen Getriebeteile (Zahnräder, Schnecken, Wellen) sind zwar sämtlich archivalisch nachzuweisen; auch lassen die in den Quellen angegebenen Gußgewichte gute Rückschlüsse auf ihre Dimensionen zu, wie auch die Lage einiger Bauteile im Gebäude beschrieben worden ist. Da die Maschinerie jedoch letztlich eine singuläre Erscheinung war und keine Vorbilder besaß, mußte der Verfasser hier zu 60 % eigene Mutmaßungen anstellen.

Diskussion aus dem Review (Mai)

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Von einem Experten verfaßter und unter IP eingestellter Artikel, der zunächst unter URV-Verdacht stand. Ich habe den Artikel gerade etwas wikifiziert und finde ihn insgesamt sehr lesenswert. Was ist noch unverständlich? Wo sollte gekürzt werden? Was fehlt (außer Bildern)? --Frank Schulenburg 22:06, 18. Mai 2005 (CEST)Beantworten

Noch zu textlastig finde ich. Gibts denn ein (oder auch zwei) freies Bild dazu? Ansonsten schon sehr schön, wenn auch noch ein wenig bearbeitungswürdig. -- Geos 10:57, 19. Mai 2005 (CEST)Beantworten
Hallo Geos, stehe seit gestern per Mail mit dem Autor in Kontakt und habe ihn auch schon um Bilder gebeten. Da der Verfasser an der Rekonstruktion mitgearbeitet hat, erhoffe ich mir auch Materialien wie Pläne oder so. --Frank Schulenburg 14:20, 19. Mai 2005 (CEST) A propos: In der ZEIT von letzter Woche war ein Artikel darüber (so bin ich überhaupt darauf gestoßen).Beantworten

Erste, von Felix Lühning gelieferte Bilder sind eingefügt; Literaturliste wurde ergänzt. --Frank Schulenburg 09:55, 20. Mai 2005 (CEST)Beantworten

  • (1) Wow! (2) Ein paar Wikilinks und vielleicht noch die ein oder andere Zwischenüberschrift würden den Text etwas mediengerechter machen. (3) Zum Globus in Sankt Petersburg steht im Verhältnis sehr wenig im Text, selbst dass er da noch existiert versteckt sich irgendwo in einem Halbsatz. Könnte man eventuell ändern. (4) Wow! -- southpark 05:22, 29. Mai 2005 (CEST)Beantworten

(1) Toll gemachter Artikel! Respekt! (2) Zum Satz "Die zum Teil zentnerschweren Räder und Schnecken bestanden ausnahmslos aus Messing, was zu schweren Friktionsverlusten führte." könnte

  • Friktion durch das verbreitetere Reibung ersetzt werden,
  • oder der Hinweis auf die Verluste entfallen,

aus dem Review:

  • Abwartend: Es sind fast gar keine Links gesetzt. Lässt sich ja aber leicht beheben. Boris Fernbacher 19:26, 19. Jun 2005 (CEST)
  • Dafür: Schöner Artikel und meiner Meinung nach ein gutes Beispiel dafür, daß auch Texte von IPs exzellent sein können. Auf meine E-Mail-Rückfragen hin hat Felix Lühning, der Autor des Artikels sehr bereitwillig Auskunft gegeben, Bilder zur Verfügung gestellt und weitere Verbesserungsvorschläge gemacht. Das Lob für den Artikel gebührt allein ihm. --Frank Schulenburg 11:24, 20. Jun 2005 (CEST) P.S. Was die Verlinkung angeht, so habe ich eben noch einiges ergänzt.
  • Pro - Eigentlich wollte ich Artikel ohne wiki-konformes Literaturverzeichnis nicht mehr durchgehen lassen, aber in diesem Fall kann ich nicht anders. Ein sehr schöner Artikel. Vielleicht sollte jemand mit den entsprechenden Kenntnissen zu dem auf Russisch erschienenem Werk den Titel in korrekter Schreibweise in kyrillischen Buchstaben einfügen. -- Uwe 23:02, 20. Jun 2005 (CEST)
  • Pro Das ist ein Artikel, mit dem die Wikipedia glänzen kann. --Sigune 02:41, 21. Jun 2005 (CEST)
  • Pro leicht lesbar und spannend geschrieben Binter 21:30, 21. Jun 2005 (CEST)
  • pro : ok, exzellent. --Atamari 18:57, 22. Jun 2005 (CEST)
  • Pro : Guter Artikel (Inhalt, Stil,..) -- Atc 11:35, 27. Jun 2005 (CEST)
  • pro: das Review hat ihm sehr gut getan -- Geos 11:16, 28. Jun 2005 (CEST)
  • pro, sehr schöner Artikel. --BS Thurner Hof 00:03, 29. Jun 2005 (CEST)

Bild

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Ich habe das untere Bild das die Außenansicht des Globushaus darstellt durch eines von mir ersetzt. Das Haus ist besser zu erkennen und in einer 6 MP-Auflösung hinterlegt.--have a nice day 22:57, 17. Aug. 2007 (CEST)Beantworten

[Nachtrag]: Ich habe noch ein Bild vom Gottorfer Riesenglobus eingefügt. Es reicht leider in den Abschnitt "Literatur" rein. Kann das jemand ändern? Bin leider noch nicht so fit was die "Bildverschiebung" in Artikeln angeht. Danke. --have a nice day 23:41, 17. Aug. 2007 (CEST)Beantworten

Andere Hohlgloben

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Hallo! Ich weiß nicht, warum der Verweis auf andere Hohlgloben gelöscht wurde. Bevor ich ihn selbst wieder reinbastel: Die Bezeichnung Hohlgloben ist zwar fast so selten wie die Hohlgloben selbst, sollte aber IMHO schon rein, bevor die Leute den Begriff nicht finden. Bei Globen ist ja auch noch kein Link auf Hohlgloben, nur auf den Gottorper... Falls wer eine Printquelle braucht, in der das Wort verwendet wird: http://www.astronomie-heute.de/artikel/837148&_z=798889 sollte hoffentlich reichen... --89.199.55.163 17:47, 17. Jun. 2008 (CEST)Gruß, AlexBeantworten

Nachtrag: Ich hab gerade gesehen, dass nur die gesichtete Version angezeigt wurde, der Verweis also nicht gelöscht wurde. Sorry.

Frage: Darf an excellenten Artikeln weitergebastelt werden

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Ich habe Bilder vom Globus und würde Sie gerne einbinden, falls ein konsens besteht, da ja schon ein exzellenter Artikel: MfG -- th 18:24, 31. Aug. 2009 (CEST)Beantworten
Ja, auch exzellente Artikel dürfen natürlich weiter verbessert werden:-) Schöne Bilder! Gruß, podracer_hh 11:29, 14. Sep. 2009 (CEST)Beantworten