Diskussion:Hexenschlaf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von WolfgangRieger in Abschnitt Artikelverbesserungen
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Artikel „Hexenschlaf“ wurde im Mai 2023 für die Präsentation auf der Wikipedia-Hauptseite in der Rubrik „Schon gewusst?vorgeschlagen. Die Diskussion wird voraussichtlich hier archiviert. Der Artikel wurde nicht auf der Hauptseite präsentiert.

Artikelverbesserungen

[Quelltext bearbeiten]

Der Artikel weist zahlreiche Mängel auf:

Quellen/Belege:

Bei Durchsicht der Belege fällt auf, daß sich darunter nicht ein Titel der modernen Sekundärliteratur zum Thema findet: Weder zur frühen Neuzeit/den Hexenverfolgungen noch zum Gemälde.

Zu den Hexenprozessen der frühen Neuzeit und nach Recherche: Sonderlich umfassend oder häufig wird das Thema "Hexenschlaf während der Folter" in der mir (sehr umfangreich) vorliegenden Sekundärliteratur nicht besprochen. Das deutet darauf hin, daß es sich nicht um einen weit verbreiteten oder regelmäßig gebrauchten terminus technicus handelte.

Die (bisher) einzige längere Ausführung dazu finde ich bei Christoph Gerst, Hexenverfolgung als juristischer Prozess, Göttingen 2012, S. 248. Dort u. a. in Fußnote 1159 mit Verweisen zu weiteren modernen Werken. Gerst schreibt übrigens explizit: ... der Schlaf unter der Folter, zu dem wir heute Ohnmacht sagen würden.

Eine kurze Erwähnung noch bei Knut Stegmann, "Die gefangene leugknet alles", Magisterarbeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Münster 2006, S. 89 und dort Fußnote 376. Stegmann verstehe ich so, als habe man den "Schlaf" der Hexe und ihr Schweigen (das sog. maleficium taciturnitatis) während/unter der Folter mehr oder weniger als ein zusammenhängendes Verhalten/Phänomen wahrgenommen (auch Gersts Äußerungen kann man so verstehen). Diesem mutmaßlichen Zusammenhang muß man wohl weiter nachgehen.

Zum Gemälde: Natürlich existiert auch dazu moderne Literatur. Gefunden habe ich nach schneller Recherche bei Google Books: Stelzl, Hexenwelt: Hexendarstellungen um 1900, S. 115f.; dort ganz sicher auch Verweise auf weitere/andere moderne Sekundärliteratur.

Zum Text des Artikels:

Ich beschränke mich auf die Ausführungen zu den Hexenverfolgungen bzw. -prozessen der frühen Neuzeit.

Einleitung:

Als Hexenschlaf wurde zu Zeiten der Hexenverfolgungen ein lethargischer Zustand bezeichnet, in den eine als Hexe Angeklagte während der Folterung oder Hinrichtung verfiel und in dem sie zu schlafen und für Schmerzen unempfindlich zu sein schien.

Beleg dt. Rechtswörterbuch: Dort steht "auf den Teufel zurückgeführte Bewußtlosigkeit einer Hexe bei Folterung" - von Hinrichtung lese ich dort nichts. Und auch im vom DRW angegebenen Quellenbeleg steht nichts von Hinrichtungen. Vom Teufel, der die Bewußtlosigkeit herbeiführt: Auch nichts. Allenfalls ein vom Teufel verordnetes Schweigen könnte man aus diesem Protokoll herauslesen.

Abschnitt Erwähnungen:

Man schrieb diesen Zustand der Wirkung des Teufels zu. Der Begriff erscheint in mehreren Protokollen von Hexenverhören, zum Beispiel: ...

Es handelt sich bei den beiden Beispielen um Zitate aus dem gleichen Protokoll. Nämlich um die Aussagen unter der Folter von Elisabeth, Heinrich Georges Hausfrau aus Kirchhain, die am 26. August 1754 1654 im Marburger Rathaus verstarb. Hätte aufgrund der offensichtlichen wörtlichen Übereinstimmung ( Jst uff den Stuhl gesetzt, hat fortgeschlafen ihren Hexenschlaf.) auffallen müssen.

Zur Bader-Ann: Alles ab Weil das der durch den höllischen Verführer verhängte Hexenschlaf gewesen sei ... ist ein wortwörtliches Zitat aus dem Aufsatz von Locher: Also bitte auch als wörtliches Zitat kennzeichnen.

Abschnitt Erklärungen:

Tatsächlich ist davon auszugehen, dass es sich bei diesen Zuständen um Bewusstlosigkeit oder Erschöpfungszustände bzw. bei der Hinrichtung durch Verbrennung um die Einwirkung von Rauchgasen handelte.

Beleg dafür? Ich finde keinen. Mir ist auch unklar wie man das Schlafen eines Menschen inmitten eines brennenden Scheiterhaufens festgestellt haben könnte.

Eine abweichende Erklärung des Begriffs gibt Maximilian Perty 1861. Demnach ist der Hexenschlaf ein ekstatischer Zustand, in den sich die Hexen versetzten

Verzeihung, aber das ist in diesem Zusammenhang (= Hexenschlaf unter der Folter) Unsinn. Schon aus diesem aus dem Kontext gelösten Zitat ist sonnenklar, daß es hier nicht um eine Folter-Situation geht. Sondern um die Ausfahrt zum Hexensabbat, die angeblich mittels einer Hexensalbe herbeigeführt/initiiert werden konnte (was Giovan Battista Della Porta bereits im 16. Jh für Einbildung hielt).

Liest man bei Soldan/Heppe nach, kann man das auch gar nicht miß- oder falsch verstehen:

"Daß die Aussagen über die gehabten Feste nach Zeit und Umständen übereinstimmten, erklärt sich Perty dadurch, daß an den gleichen Abenden und ohne Zweifel meist auf Verabredung und an seit langem gewohnten Tagen, z.B. Walpurgis, Johannis und Bartolomäi, viele sich durch die narkotische Salbe in Ekstase versetzten, und daß sie in einer wahrhaft magischen Seelengemeinschaft zusammentrafen. / ... / Diese imaginären Zusammenkünfte waren ein schlaff-wacher visionärer Zustand, in den sich die betreffenden versetzten und sich im Geiste mit anderen in gleichem Zustande befindlichen begegneten." (Soldan/Heppe, Geschichte der Hexenprozesse, Bd. 2, S. 406)

Welchen Sinn ergäbe und sich im Geiste mit anderen in gleichem Zustande befindlichen begegneten bei der Folter einer einzelnen Person?
Und wie soll ich mir eine narkotische Salbe unter den Armen und an den Geschlechtsteilen möglichst tief einreiben praktisch vorstellen bei Personen, die wochen-, monate- oder jahrelang in einem Kerkerloch oder Hexengefängnis eingesperrt waren?
Derart logische Unmöglichkeiten müssen doch auffallen, wenn man sich mit diesem Thema intensiv(er) beschäftigt hat.

Fazit: Diesen Artikel würde ich in den BNR zur Überarbeitung schieben. Aber ganz sicher nicht auf der Hauptseite unter SG präsentieren. --Henriette (Diskussion) 00:39, 24. Mai 2023 (CEST) P.S.: Da haben wir es wieder: Kurz nicht aufgepasst und schwupps hat man einen Fehler übernommen :/ Die Elisabeth aus Kirchhain starb im Jahr 1654, nicht 1754 wie bei www.marburg.de zu lesen ist. Oben korrigiert. --Henriette (Diskussion) 09:05, 24. Mai 2023 (CEST)Beantworten

Beste Henriette Danke für die Hinweise!
Lieber Benutzer:WolfgangRieger hab gesehen, dass der Artikel weitgehend aus deiner Feder(Tastatur) stammt. Ich hatte nicht geahnt, dass es doch einiges am Artikel zu verbessern gilt. Henriette ist mir langjährig als erfahrene Autorenkollegin mit Artikeln rund um das Thema Hexenverfolgung bekannt, daher hatte ich um ihre Meinung gebeten. Vielleicht findest du die Zeit einige der aufgezeigte Punkte zu erledigen. Ich würde gern den Vorschlag für die Rubrik "Schon gewusst" unterstützen, sofern dem Leser ein verbesserter Artikel präsentiert werden kann. Liebe Grüße --Tom (Diskussion) 06:50, 24. Mai 2023 (CEST)Beantworten
Ein erfahrener Autor bin ich selbst und Henriette ist mir durchaus bekannt. Wenn sie bessere/aktueller Sekundärliteratur hat, soll sie entsprechende Belege in den Artikel einfügen, statt einen ellenlangen Sermon mit einer ganzen Reihe fehlerhafter bzw. unbegründeter Einlassungen auf die Disk zu schreiben. Gleiches gilt für vermeintlich Unzutreffendes im Artikel. -- Wolfgang Rieger (Diskussion) 20:01, 24. Mai 2023 (CEST)Beantworten