Diskussion:Libertarismus/Archiv/2011

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Abgrenzung und Verhältnis zum Liberalismus ist wenig klar dargestellt

Man muss im Artikel danach suchen. Meines Erachtens nach sollte schon in der Einleitung auf den auch typografisch sehr ählichen Begriff Liberalismus eingegangen werden und die wesentlichen Unterschiede mit ein zwei Worten dargestellt sein. --hg6996 08:32, 25. Feb. 2011 (CET)

Es gibt da keine eindeutige Abgrenzung. Es ist von liberal zu libertär (und libertarianistisch) ein Kontinuum. Kennzeichnend für den Libertarismus ist in der Regel ein sehr radikales, kompromissloses Eintreten für die individuelle Freiheit in Abgrenzung zum Staat. "Nicht-libertäre" Liberale treten dagegen eher für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ein und wenden sich nicht nur gegen staatliche, sondern auch gegen Formen gesellschaftliche Macht: früher - gegen Feudalismus und Standesprivilegien und - später - gegen die Macht der wirtschaftlichen Interessengruppen und Kartelle. Für Liberale ist der demokratische Rechtsstaat sozusagen ein nützliches Mittel der Emanzipation gegenüber gesellschaftlichen Formen der Herrschaft. Libertäre stehen dem Staat sehr skeptisch bis offen feindlich gegenüber. Libertäre verstehen Freiheit im wirtschaftlichen Sinn primär als Eigentumsrecht. Nicht-libertäre Liberale verstehen unter Freiheit umfassender die universalen Menschenrechte, die auch eine öffentliche Dimension haben, z.B. Meinungs- und Pressefreiheit, und setzen - z.B. in der Bildungspolitik - Chancengleichheit voraus, um Freiheit für Jeden zu ermöglichen. Der aktuelle deutsche Liberalismus steht dem Libertarismus sehr viel näher als der US-amerikanische Liberalism oder der ursprüngliche deutsche Liberalismus des frühen 19. Jh., der sich an den politischen Ideen von 1789 orientierte.
Wenn gesagt wird, dass Hayek libertär sei, dann ist das ein Übersetzungsfehler, da mit "libertarian" im Englischen auch so viel wie "wirtschaftsliberal" heißen kann. Das hat ideengeschichtliche Gründe, die hier in aller Kürze kaum darzustellen sind.--Olag 21:51, 16. Apr. 2011 (CEST)
Chancengleichheit? Lassen wir das, in den Artikel bitte belegte Formulierungen. --Charmrock 22:20, 16. Apr. 2011 (CEST)
Ja, ok, ok - Du hast ja recht. Seit Rawls geht es den Liberalen auch um Ergebnisgleichheit (Dieter Nohlen 2010, 301). Viele Grüße--Olag 22:33, 16. Apr. 2011 (CEST)
Ach so, du redest vom sogennanten "egalitären" Liberalismus. Solltest du aber dranschreiben, mit Liberalismus hat der ja nur bedingt was zu tun. Diese Versuche der Begriffsbesetzungen sind ja nicht selten, siehe Soziale Marktwirtschaft, Neoliberalismus etc.pp. --Charmrock 22:37, 16. Apr. 2011 (CEST)
Ja, genau. Soziale Marktwirtschaft wird inzwischen von Konzernvertretern der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft besetzt, die gar nicht wissen, dass Eucken, Rüstow und Müller-Armack alles dran gesetzt haben, Konzerne zu zerschlagen, um endlich Wettbewerb herzustellen. Dass die Chicagoer Schule den Neoliberalismus Rüstows besetzt hat, kann man nun nicht behaupten, da nur Friedman sich in der Anfangsphase als neoliberal bezeichnet hat. Diese Begriffe sind alle umstritten und haben ein Eigenleben. Ich habe niemals behauptet die alleinige Definitionsmacht innezuhaben. Les halt mal "Liberalismus" in dem historischen Standardwerk "Geschichtliche Grundbegriffe" von Brunner/Conze/Koselleck. Dort ist der Wirtschaftsliberalismus nur eine letzter Abschnitt, der historisch gesehen eine relativ neue Entwicklung ist und sich nicht besonders gut in die politische Ideologie des Liberalismus fügt.
Aber wir kommen hier mal wieder vom Thema ab, da es ja um Libertarismus und seine Abgrenzung zum Liberalismus geht. Der Philosoph Julian Nida-Rümelin schreibt zB, dass libertäre Denker wie Nozick im Spektrum der politischen Philosophie eine Extremposition einnehmen - dagegen der liberale Rawls eine mittlere Position. Der Libertarismus reduziere "die gesamte Vielfalt lebensweltlicher Gründe ... auf eine Fundamentalkategorie, nämlich ... Locke'sche Eigentumsrechte."--Olag 23:08, 16. Apr. 2011 (CEST)
Natürlich nimmt der Libertarismus eine Extremposition ein, die ja schon Mises und Hayek nicht teilten. --Charmrock 23:12, 16. Apr. 2011 (CEST)