Diskussion:Roland Freisler
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Anführer eines SA-Schlägertrupps um 1926
[Quelltext bearbeiten]Davon, daß Freisler laut Kurt Tucholsky bereits 1926 als Anführer eines SA-Schlägertrupps fungierte, wie im Archiv mit externem Beleg bereits vor über zwei Jahren angemerkt wurde, steht bis heute nichts im Artikel. --2003:DA:CF25:5A93:180B:A888:D29B:CC8D 18:35, 30. Jul. 2024 (CEST)
- Stimmt. Lässt sich auch bestätigen etwa in Hans-Albert Walter: Deutsche Exilliteratur 1933–1950: Band 1: Die Vorgeschichte des Exils und seine erste Phase, Band 1.2: Weimarische Linksintellektuelle im Spannungsfeld von Aktionen und Repressionen. Metzler, Stuttgart 2017, S. 198f., mit weiteren Informationen zum folgenden Prozess. --Mautpreller (Diskussion) 18:44, 30. Jul. 2024 (CEST)
- Von Freisler als Anführer eines SA-Schlägertrupps ist im obigen Nachweis nicht die Rede; Tucholsky schrieb von einem Trupp nationaler Herren unter Führung eines Rechtsanwalts Freisler, den selbst er laute[n] Rechtsanwalt und Theaterkämpfer nannte. Trat Freisler dann im Prozess um das Theaterstück, wo er nach der Annahme Tucholskys als Zeuge vernommem werden sollte, als SA-Führer auf?--Gloser (Diskussion) 19:15, 30. Jul. 2024 (CEST)
- Ich fasse mal zusammen, was Hans-Albert Walter a.a.O. schreibt. Ernst Glaesers Tragikomödie Seele über Bord wurde im Februar 1926 in Kassel aufgeführt. In der zweiten Vorstellung (die erste kam ganz gut an) entfachten der Rechtsanwalt Roland Freisler "und andere Nationalsozialisten" mit "Lärm und Gejohle" einen Skandal, worauf die Polizei das Stück verbot. Angeblich seien sie durch bestimmte Szenen "in ihrem sittlichen Empfinden" verletzt worden, insbesondere sei in der Aufführung die Vergewaltigung einer "Dirne" vor einem Altar gezegt worden (was wohl Unfug war). Der Staatsanwalt erhob Anklage gegen Glaeser wegen Gotteslästerung (§ 166 StGB). Freisler hatte die Strafanzeige gestellt und war demzufolge wichtigster Zeuge. In der Hauptverhandlung stelte sich jedoch heraus, dass die Sätze, die er angeblich gehört hatte, zwar im Bühnenmanuskript vorkamen, in der in Kassel gespielten Fassung aber fehlten. Daraufhin befragt, ob er diese Sätze wirklich gehört habe, äußerte sich Freisler ausweichend, was einen ziemlich peinlichen Eindruck hinterließ. Woraufhin die Staatsanwaltschaft die Gotteslästerung fallen ließ und nur noch auf "Erregung öffentlichen geschlechtlichen Ärgernisses" (§ 183) abhob. Auch davon wure Glaeser aber freigesprochen, allerdings mit der merkwürdigen Begründung, dass das Kassler Theater das Stück ohne sein Wissen gespielt habe (a.a.O. S. 198f.).--Mautpreller (Diskussion) 20:27, 30. Jul. 2024 (CEST)
- @Gloser: Was ist denn deiner Meinung nach der Unterschied zwischen: "Führer" und: "Anführer"? Es geht darum, daß er bei der Theateraufführung im Theatergebäude den SA-Trupp geführt, angeleitet, kommandiert hat. Es ging mir *NICHT* darum, was möglicherweise später im Gerichtssaal geschah, da Tucholsky vor allem über die Körperverletzung (zusammenschlagen und -treten) im Theater schreibt.
- --2003:DA:CF25:5A93:180B:A888:D29B:CC8D 20:43, 30. Jul. 2024 (CEST)
- Soweit ich sehe, trat Freisler gewöhnlich als Stadtverordneter der NSDAP auf, auch beim Prozess. Durchaus mit SA im Gefolge, in der Theatervorstellung dürfte das auch so gewesen sein. Dass er selbst SA-Führer gewesen sein sollte, darüber weiß ich nichts. --Mautpreller (Diskussion) 21:14, 30. Jul. 2024 (CEST)
- Freisler war laut Nazi-Meyer in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung Fraktionsvorsitzender der NSDAP, ein SA-Rang wird dort nicht erwähnt. Den im Artikel unbelegten „Offiziersrang bei der SA“ nehme ich raus. Fraglich erscheint mir, ob die Information mit dem Nachweis bei Hans-Albert Walter zur Randale im Theater und dem für Freisler beschämenden Prozessausgang den Artikel verbessern würde. Ich halte sie für zu kleinteilig.--Gloser (Diskussion) 19:04, 31. Jul. 2024 (CEST)
- Nochmal: Es ging mir nicht darum, ob Freisler einen offiziellen SA-Rang hatte. Es ging mir darum, daß er bereits früh in der Weimarer Republik einen Hang zu erheblichem Sadismus und Gewalt aufwies, wie der ganze Vorfall zeigt, und dabei nicht nur ein untergeordneter Schläger war, sondern sogar eine leitende Rolle bei den Quälereien einnahm. Tucholsky schreibt entsprechend erschüttert und empört über die körperliche Mißhandlung der Opfer: "Das also ist unser juristischer Nachwuchs! Vor ihm muß dringend gewarnt werden", weshalb dann in seinem Artikel in der Weltbühne eine komplette Namensliste der Beteiligten an dem tätlichen Überfall auf das Theater, das Ensemble bzw. das Publikum folgt, wo Freislers Name als Rädelsführer des Schlägertrupps bei der gewaltsamen Aktion im Theater auftaucht. --2003:DA:CF25:5A29:4C12:91EF:2D80:D0DA 00:21, 1. Aug. 2024 (CEST)
- Hi IP, wo finde ich denn diese "komplette Namensliste"? Ich kann sie nicht finden. Ignaz Wrobel, also Tucholsky, zählt in der Tat folgende Beteiligte auf: "Der laute Rechtsanwalt Freisler, eben jener Theaterkämpfer, ein Apotheker und ein Versicherungsinspektor", aber das ist ja wohl keine Namensliste. Die Beschreibung des Vorfalls ist dort eher kurz: "Bei der ersten Wiederholung stürmte ein Trupp nationaler Herren unter Führung eines Rechtsanwalts Freisler das Theater, störte die Vorstellung und mißhandelte einen Zuschauer, der für den Dichter Partei nahm." Ich finde daran durchaus interessant, dass Freisler als militanter Nazi auftrat, der auch vor physischer Gewalt nicht zurückschreckte. Dafür gibt es auch noch andere Beispiele. Sadismus und SA-Schlägertrupp kommen allerdings hier nicht vor. --Mautpreller (Diskussion) 13:10, 1. Aug. 2024 (CEST)
- Ich halte das nicht für zu kleinteilig. Es ist übrigens nicht das einzige Beispiel, ein anderes wäre Freislers Auftreten gegen eine Aufführung von Baal. Über Freislers Karriere vor dem Volksgerichtshof ist wenig bekannt, und das, was bekannt ist, sollte hier repräsentiert werden. --Mautpreller (Diskussion) 09:55, 1. Aug. 2024 (CEST)
- Nochmal: Es ging mir nicht darum, ob Freisler einen offiziellen SA-Rang hatte. Es ging mir darum, daß er bereits früh in der Weimarer Republik einen Hang zu erheblichem Sadismus und Gewalt aufwies, wie der ganze Vorfall zeigt, und dabei nicht nur ein untergeordneter Schläger war, sondern sogar eine leitende Rolle bei den Quälereien einnahm. Tucholsky schreibt entsprechend erschüttert und empört über die körperliche Mißhandlung der Opfer: "Das also ist unser juristischer Nachwuchs! Vor ihm muß dringend gewarnt werden", weshalb dann in seinem Artikel in der Weltbühne eine komplette Namensliste der Beteiligten an dem tätlichen Überfall auf das Theater, das Ensemble bzw. das Publikum folgt, wo Freislers Name als Rädelsführer des Schlägertrupps bei der gewaltsamen Aktion im Theater auftaucht. --2003:DA:CF25:5A29:4C12:91EF:2D80:D0DA 00:21, 1. Aug. 2024 (CEST)
- Freisler war laut Nazi-Meyer in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung Fraktionsvorsitzender der NSDAP, ein SA-Rang wird dort nicht erwähnt. Den im Artikel unbelegten „Offiziersrang bei der SA“ nehme ich raus. Fraglich erscheint mir, ob die Information mit dem Nachweis bei Hans-Albert Walter zur Randale im Theater und dem für Freisler beschämenden Prozessausgang den Artikel verbessern würde. Ich halte sie für zu kleinteilig.--Gloser (Diskussion) 19:04, 31. Jul. 2024 (CEST)
- Ich fasse mal zusammen, was Hans-Albert Walter a.a.O. schreibt. Ernst Glaesers Tragikomödie Seele über Bord wurde im Februar 1926 in Kassel aufgeführt. In der zweiten Vorstellung (die erste kam ganz gut an) entfachten der Rechtsanwalt Roland Freisler "und andere Nationalsozialisten" mit "Lärm und Gejohle" einen Skandal, worauf die Polizei das Stück verbot. Angeblich seien sie durch bestimmte Szenen "in ihrem sittlichen Empfinden" verletzt worden, insbesondere sei in der Aufführung die Vergewaltigung einer "Dirne" vor einem Altar gezegt worden (was wohl Unfug war). Der Staatsanwalt erhob Anklage gegen Glaeser wegen Gotteslästerung (§ 166 StGB). Freisler hatte die Strafanzeige gestellt und war demzufolge wichtigster Zeuge. In der Hauptverhandlung stelte sich jedoch heraus, dass die Sätze, die er angeblich gehört hatte, zwar im Bühnenmanuskript vorkamen, in der in Kassel gespielten Fassung aber fehlten. Daraufhin befragt, ob er diese Sätze wirklich gehört habe, äußerte sich Freisler ausweichend, was einen ziemlich peinlichen Eindruck hinterließ. Woraufhin die Staatsanwaltschaft die Gotteslästerung fallen ließ und nur noch auf "Erregung öffentlichen geschlechtlichen Ärgernisses" (§ 183) abhob. Auch davon wure Glaeser aber freigesprochen, allerdings mit der merkwürdigen Begründung, dass das Kassler Theater das Stück ohne sein Wissen gespielt habe (a.a.O. S. 198f.).--Mautpreller (Diskussion) 20:27, 30. Jul. 2024 (CEST)
- Von Freisler als Anführer eines SA-Schlägertrupps ist im obigen Nachweis nicht die Rede; Tucholsky schrieb von einem Trupp nationaler Herren unter Führung eines Rechtsanwalts Freisler, den selbst er laute[n] Rechtsanwalt und Theaterkämpfer nannte. Trat Freisler dann im Prozess um das Theaterstück, wo er nach der Annahme Tucholskys als Zeuge vernommem werden sollte, als SA-Führer auf?--Gloser (Diskussion) 19:15, 30. Jul. 2024 (CEST)
Eine Anmerkung bezüglich der Begründung des Gerichts für den Freispruch: Hans-Albert Walters Irritation ist verständlich, es ist aber ganz gut möglich, dass diese Angabe faktisch zutraf. Regisseur war nämlich Jo Lherman, über den ich zufällig eine ganze Menge weiß, weil ich den entsprechenden Artikel angelegt und großenteils verfasst habe. Lherman sah seine Mission darin, Erstaufführungen von zeitgenössischen Dichtern zu schaffen, dabei war er nicht unbedingt in allen Fällen daran interessiert, eine Zustimmung des Autors zu erlangen (siehe Schwärmer-Skandal), und auch mit Zahlungen aller Art (incl. Tantiemen) hatte ers nicht so. Ich werd mal eine kurze Notiz bei Lherman einbauen. Aber ich denke schon, dass man die Geschichte auch hier erwähnen sollte.--Mautpreller (Diskussion) 10:34, 2. Aug. 2024 (CEST)