Diskussion:Stör (Handwerk)

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von Freigut in Abschnitt norddeutsche Anmerkung
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Stöer oder Stör

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Sowohl Wahrig wie auch Duden kennen nur die Schreibung Stör und ordnen es dem bairischen bzw. süddeutschen, österreichischen und schweizer Sprachraum zu, was sich mit dem westfälischen Dehnungs-e überhaupt nicht verträgt. (Ich entferne mal diesen Hinweis.) Auch Google liefert zu „Stöer“ als erste 100 Einträge nur Eigennamen und Wikipedia-Spiegelungen - mit Ausnahme einer Quelle, wo „Stöer“ aber nicht für die Tätigkeit verwendet wird, sondern für den, der sie ausführt.

Mein Vorschlag: Verschieben nach „Stör (Handwerk)“. -- Peter Steinberg 08:58, 10. Apr. 2007 (CEST)Beantworten


Bravissimo Peter STEINBERG! Die Mathematiker denken wenigstens mit. Germanisten und Indogermanisten haben den Täter, DEN Störr übersehen. Ich habe aber just direkt auf diese Diskussionsseite eine viele Seiten lange Abhandlung über DIE Stoer geschrieben und währenden Schreibens entdeckt, was das Wort bedeutet. Der Tutor von WIKI sandte mir eine Botschaft und die endlosen Weiten des Internet haben meinen Text geschluckt. Ein Tag Hirnarbeit verloren.

Ein paar Zitate. Vielleicht kennt sich dann ein Philologe aus. Ich kenne mich jetzt aus, kann es aber nicht jemanden erklären, für den der Umgang mit Wörtern ein Würfelspiel ist. ("Wir würfeln alle Tage,...")

Friedrich KLUGE: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.,22.Auflage unter Mithilfe von Max Bürgisser und Bernd Gregor völlig neu bearbeitet von Elmar Seebold. de Gruyter, Berlin u. N.Y. 1989.:

S. 705: Stör2 f. 'Arbeit von Handwerkern im Haus von Kunden', reg[ional]. Bezeugt seit dem 16. Jh., vor allem in auf der Stör (arbeiten). Herkunft unklar. [!!!] Vielleicht zu stören (im Sinne einer Störung der Zunftordnung).

Gleich das nächste Lemma: Storch m. Mhd. ..... storke aus g[ermanisch] *sturka- m. "Storch", ....Zu starr, Sterke usw. Der Vogel ist nach seinem stelzenden Gang benannt. [!!!] Es liegt also wohl eine Verbalbedeutung 'stelzen' zugrunde, zwar nicht belegbar, aber aus den verwandten Wörtern ohne weiteres zu erschließen.

Was den Philologen fehlte ist folgendes:

ADAMi FRIDERICi KIRSCHIi abundandissimum CORNUCOPIAE LINGVAE LATINAE et GERMANICAE SELECTUM, .................ed. novssa RATISBONAE [d.i.REGENSBURG], Bader MDCCXLI [1741] dt.-lat.T.,S. 309: "störr, Handwercks=Störr, Operarius extradomesticus."

Das Rätsel ist gelöst! 1741 war also noch der Bursche und nicht seine Einlegerarbeit gemeint. Es ist ein Schimpfwort wie so oft. Die jungen stolzen Handwerker wurden mit Störchen verglichen, wegen ihres angeberischen Gehabes. Einem Nichtphilologen schwer oder gar nicht zu erklären, daß der Störr und der Storch mit anderer Ableitung dasselbe bedeuten, weil dieser von einem e/o-Ablaut in indogermanischen Sprachen noch nie gehört hat.

Die Ableitungserklärung für sprachglich Interessierte: WB KLUGE unter starren. In der Bedeutung 'steif sein oder [steif] werden' ....entspricht zunächst gr[iechisch] stereós 'steif, hart, fest' (aus *sterewo-) .....im Gerrmanischen offenbar mit expressiver Geminierung.- [cf. Störr!]

Jetzt gehört endlich alles zusammen: starren, starr, stur, störrisch, Landstörzer, stark, staunen, sterben, Sterke, Sterz, Storch, Storren, straff, Strahl, stieren, Stier, stramm, streben, Strebe, stürzen, Störtebeker, und vor allem der S T Ö R R, den sie nicht kannten.

DIE STÖR ist also gar nicht so alt. Der Handwerker, der STÖRR muß viel älter sein.

Leider habe ich keine Möglichkeit, diese Entdeckung dem aufmerksamen Mathematiker mitzuteilen, dem der fehlende STÖR im Artikel abging. Schade! Er müßte sich freuen.Omenvorte 21:20, 2. Sep. 2007 (CEST)Beantworten

Die Stör und der Störr

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Hallo Omenvorte, schönen Dank für deine erfolgreichen Recherchen zur Wortherkunft. Deine Darstellung des Ergebnisses finde ich aber für Laien (wie mich) ein bisschen unzugänglich. Ich habe deshalb noch mal kräftig daran rumgebastelt. Zwei Gesichtspunkte:

  1. Einen verbreiteten Irrtum kann man nur bekämpfen, indem man ihn zunächst einmal benennt.
  2. Es gibt auf der Welt keine absoluten Gewissheiten, und wer so tut, als hätte er eine, provoziert nur unnötig Widerstand. (Und das sagen ich als Mathematiker!)

Schau doch mal, ob ich in etwa getroffen habe, was du sagen wolltest, und ob dir etwas ganz Wesentliches fehlt. Zur Not gibt's da den Knopf für „rückgängig“, aber besser ist es natürlich, sich zu verständigen.

-- Peter Steinberg 00:43, 22. Feb. 2008 (CET)Beantworten

P.S.: Der Link auf Landstörzer ist leider ganz sinnlos, denn das ist eine Weiterleitungsseite, und der Begriff Picaro gehört wirklich nicht hierher. Vielleicht willst du ja zu dem Lemma eine eigene Seite anlegen. Bei deinen Kenntnissen und Interessen solltest du dir aber überlegen, ob du nicht auch bei wiktionary mitarbeiten willst. Dort ist Stör bisher nur ein Fisch :-). -- Peter Steinberg 00:57, 22. Feb. 2008 (CET)Beantworten

Spannend finde ich, dass diese Fische als Wanderfische vom Meer zum Laichen in Süssgewässer aufsteigen. Ob das Zufall ist? Erinnert mich doch ganz an die Handwerker, welche auf die "Stör" gehen. Benutzer: PSt, 1.11.2012 (nicht signierter Beitrag von 109.164.236.44 (Diskussion) 15:21, 1. Nov. 2012 (CET))Beantworten

Gemeint ist der Begriff Landstörzer, der auf den Roman "Der Landstörtzer Gusman von Alfarche" von Aegidius Albertinus zurück geht, der wiederum der erste Schelmenroman (auch Picaro-Roman genannt) im deutschen Sprachraum war, und eine oberdeutsch-bairische Übersetzung des Romans "La vida del Pícaro Guzmán de Alfarache" des Spaniers Mateo Alemán war. --El bes 15:42, 30. Mär. 2010 (CEST)Beantworten

Erklärung im Deutschen Wörterbuch

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Um etwas zur Wortherkunft zuschreiben, liest man am besten die Erklärungen im Deutschen Wörterbuch der Profs. Grimm. Zusammenfassend: Die Arbeit im Kundenhaushalt war durch die Zunftordnung nicht erlaubt. Die Zunftordnung wurde dadurch gestört. Hans Sachs hat gedichtet: ich wurd zu eim meister einbracht, der sonst noch ein gesellen het, mit dem auf der stör arbeitn thet. 217.229.75.126 19:36, 7. Jan. 2012 (CET)Beantworten

rechtschreibung im abschnitt wortherkunft

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privat schreibe ich ja gerne fast alles klein, wollte aber die sonderbare kleinschreibung im abschnitt wortherkunft verbessern. durch die vielen klein geschriebenen substantive irritiert habe ich das gelassen - ist es absicht? ein zitat? ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das wörterbuch alles klein schreibt...? --Ychri (Diskussion) 12:19, 20. Jul. 2013 (CEST)Beantworten

Doch doch, im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm wird klein geschrieben. Früher war das in der Germanistik nicht unüblich. --Freigut (Diskussion) 15:52, 20. Jul. 2013 (CEST)Beantworten

Schreibweise "Ster"

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Zur Uneinigkeit mit Freigut, ob die Schreibweise Ster in den Artikel soll: Mein Anlass war die Erinnerung an Peter Roseggers Erzählung Eine lederne Ster, die demnach auch ein Folgentitel der deutsch-österreichischen Fernsehserie Waldheimat war. Meiner Meinung nach ist das ein ausreichender Grund für Erwähnung dieser historischen Schreibweise hier im Artikel - ich glaube nicht der einzige zu sein, der wissen will, was genau denn nun eine Ster ist. --KnightMove (Diskussion) 22:00, 17. Jul. 2015 (CEST)Beantworten

Ich kann nachvollziehen, was Du meinst. Das Problem ist nur, dass wir dann (theoretisch) in jedem Artikel abweichende Schreibungen auflisten müssten. Wenn die Schreibung „Ster“ (mit Wiedergabe der Entrundung) häufiger wäre, würde ich sagen: warum nicht. Aber bis jetzt ist sie erst ausnahmsweise belegt, und das reicht meines Erachtens nicht, um im Lead genannt zu werden. Das von Dir vorgeschlagene „(auch Ster)“ tönt für mich auch viel zu offiziös. Die Schreibung „Ster“ ist jedoch selbst im österreichischen Deutsch nicht üblich, jedenfalls fehlt sie im Österreichischen Wörterbuch, im Variantenwörterbuch des Deutschen und in Jakob Ebner: Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch der österreichischen Besonderheiten, Mannheim/Wien/Zürich 1969 (Duden-Taschenbücher 8). Ich mache nun einmal einen Vorschlag (im Kapitel Wortherkunft), vielleicht ginge das so für Dich. Ansonsten gibt es ja die Weiterleitung, die zu Stör führt – es gelangt also auch jemand hierher, der das roseggersche „Ster“ sucht. Gruss, --Freigut (Diskussion) 12:38, 21. Jul. 2015 (CEST)Beantworten
Einverstanden so, danke dir. --KnightMove (Diskussion) 13:52, 21. Jul. 2015 (CEST)Beantworten
ein lächelnder SmileyVorlage:Smiley/Wartung/:)  --Freigut (Diskussion) 13:59, 21. Jul. 2015 (CEST)Beantworten

norddeutsche Anmerkung

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hier heißt es: "Das Deutsche Wörterbuch erklärt den Bedeutungszusammenhang als „‚störung der zunft‘; ein handwerker, der solche arbeit übernahm, verging sich gegen die handwerksordnung, er störte sie“.". in meiner Kindheit gab es immer diverse Arbeiten, die im Haus der Kunden verrichtet wurden. Im Winter zogen ausgebildete, nebenberuflich tätige, staatlich geprüfte Schlachter (süddeutsch Metzger, ostdeutsch Fleischer) zu den Kleinbauernstellen und schlachteten dort im Haus das einmal jährlich fällige Schwein, sie wurden Hausschlachter genannt. Klavierstimmer, Schneidermeisterinnen, Zimmerleute zogen zu den vornehmandwerkereren Leuten, wohnten teilweise bei dem einen oder anderen Kunden für einige Tage, bis sie die Arbeiten, die sie von diesem Stützpunkt aus erreichen konnten, erledigt hatten und weiter zogen. Kurz in früheren Zeiten waren ländliche Gegenden immer auf solche Wander-Handwerker angewiesen. Die Erklärung, die Wortbedeutung kommt von aum"Störung der Handwerksordnung" mag zwar in einem Wörterbuch stehen, ist aber o-h-n-e Prüfung einer solchen Handwerksordnung nur als absurd zu bezeichnen. Ich bitte diejenige Person, die diesen Satz - wahrscheinlich schon ordentlich belegen kann - nach Überprüfung seines Aussagewerts zu entfernen, oder - was aber den Rahmen des Artikels sprengt - als absurd zu markieren. --TumtraH-PumA (Diskussion) 14:41, 27. Jul. 2017 (CEST)Beantworten

In Zunftordnung heißt es richtigerweise: "Die Zunftordnungen unterschieden sich von Ort zu Ort und von Beruf zu Beruf recht erheblich." also ihre Reichweite war begrenzt und hatte im ländlichen Raum keinen normativen Charakter. In der süddeutchen Barchentweberei wurden schon im ausgehenden Mittelalter nicht zunftgebundene dörfliche Handwerker im Verlagswesen beschäftigt. Die Zünfte hatten eine den Branchengewerkschaften vergleichbaren Einfluss. Die Zünfte - die soziale Sicherung ihrer Mitglieder - störten die aufkommenden zunftfreien Arbeitsverhältnisse in der Stadt - und das war ihr Ort - , wegen dieser Störung gerieten sie dann in allgemeinen Verruf. --TumtraH-PumA (Diskussion) 15:51, 27. Jul. 2017 (CEST)Beantworten

Es findet sich in diesem Abschnitt ja nicht nur die Erklärung des Deutschen Wörterbuchs, sondern auch diejenige des Schweizerischen Idiotikons – die wohl tatsächlich die bessere ist. Gruss, --Freigut (Diskussion) 13:41, 30. Jul. 2017 (CEST)Beantworten