Dominsel (Bremen)

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„Dominsel“ rot und pink, übrige Denkmalbauten und -Areale blau

Die Dominsel ist ein sei 1973 denkmalgeschütztes Ensemble gemäß § 2 Abs. 2 Nr. 2 Bremisches Denkmalschutzgesetz[1] in der Bremer Altstadt.[2] Es umfasst den Bremer Dom und angrenzende Gebäude zwischen Domshof und Sandstraße im Norden, der Domsheide im Süden, dem Grasmarkt (Straßenname: Am Dom) im Westen und der Violenstraße im Osten. Im Unterschied zu Städten, deren Kathedralen auf geografischen Inseln stehen, hat die Bezeichnung „Dominsel“ in Bremen keinen Bezug zu Gewässern.

Als Einzeldenkmäler umfasst das Ensemble außer dem mittelalterlichen Dom nur Gebäude des 18. bis 20. Jahrhunderts: Am Dom 2, Domsheide 2 bis 8, Sandstraße 10 bis 16.

Einzeldenkmale und Bestandteile des Ensembles

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Dominsel mit Domtürmen, von Doms­heide /Ecke Ostertorstraße

Folgende Bauwerke in der Denkmalgruppe Dominsel stehen unter Bremer Denkmalschutz:

Die Bremer Geschichte begann in den 780er Jahren mit dem Bau der ersten Kirche des Missionsbischofs Willehad auf der Bremer Domdüne. Ein zuerst von Erzbischof Libentius I. (ʕ 988–1013) errichteter Befestigungsring[14] grenzte die überwiegend von Klerikern bewohnte Bremer Domburg[15] von der benachbarten weltlichen Siedlung ab, die unter seinem Nachfolger Unwan (ʕ 1013–1029) eine vom Dom getrennte Pfarrkirche außerhalb der Domburg erhielt, Adam von Bremen: «basilicam sancti Viti extra oppidum construi».[16]

Die weltliche Siedlung entwickelt sich zur Stadtgemeinde, die 1186 im Gelnhauser Privileg von Kaiser Friedrich I. („Barbarossa“) der kaiserlichen Rechtsprechung unterstellt wurde, aber noch lange brauchte, sich wirklich von den Erzbischöfen zu emanzipieren. Das heutige Straßennetz, das das Denkmalensemble Dominsel begrenzt, ist von den großen Dimensionen des Doms seit 1042 bestimmt, seit den von Erzbischofs Bezelin/Adalbrand gelegten Fundamenten.[17] Auch die 1919 abgebrannte Domklausur war auf diesen großen Dom abgestimmt. Über Straßen, Plätze und Wege in der Domburg vor 1072 ist außer dem 2002 wiederentdeckten Torweg des Markttores[18] nichts bekannt.

Obwohl die von Erzbischof Hermann von Bremen (ʕ 1032–1035) begonnene und von Bezelin mit einem großen Tor zum Markt versehene Steinmauer um die Domburg schon von Adalbert ab 1043 teilweise eingerissen wurde und im weiteren Verlauf des Mittelalters vollständig verschwand, existierte die aus der Burg hervorgegangene Domfreiheit als Enklave rechtlich bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803, seit der Säkularisierung des Erzbistums Bremen im Westfälischen Frieden 1648 zunächst in schwedischer, dann in hannöverscher Hand. Sie war deutlich ausgedehnter als das 1973 definierte Ensemble; die zuerst zeitlich vor der Domburg errichtete, dann mehrfach vergrößert wiederaufgebaute und heute verschwundene Wilhadikapelle und das um ab 1293 errichtete Palatium mit der zugehörigen Maria-Magdalenen-Kapelle standen innerhalb der Domburg, aber weit außerhalb des Denkmalareals.

  • Wilfried Helling: Dorf und Domburg als alter bremischer Siedlungsbereich. In: Der Aufbau, Verlag Wiederaufbau, Bremen 1999.
  • Rudolf Stein: Das vergangene Bremen – der Stadtplan und die Stadtansicht im Wechsel der Jahrhunderte. Hauschild Verlag, Bremen.
  • Manfred Rech: Gefundene Vergangenheit, Archäologie des Mittelalters in Bremen. Bremer Archäologische Blätter Beiheft 3, Bremen 2004, S. 38–59.
  • Dieter Hölscher, Manfred Rech, Volker Zedelius: Funde der Karolingerzeit in Bremen. mit Karte der der Ringmauer der Dominsel. In: Bremer Archäologische Blätter '90/91, Bremen 1991, S. 40 bis 49.
  • Dehio Bremen/Niedersachsen 1992
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
Commons: Domsheide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bremisches Gesetz zur Pflege und zum Schutz der Kulturdenkmäler, (Bremisches Denkmalschutzgesetz - BremDSchG) vom 18. Dezember 2018
  2. LfD 0315, Dominsel
  3. LfD 0475, Pfarrhaus der Domgemeinde
  4. LfD 0476, Domsheide 3, „Zum Oelzweig“
  5. LfD 0477, Domsheide 4
  6. LfD 0478, Domsheide 5
  7. LfD 0179, Die Glocke
  8. LfD 0314, St. Petri-Dom
  9. LfD 0055, Bismarckdenkmal
  10. LfD 0056, Turmbläserbrunnen
  11. LfD 0177, Sakristei von 1928
  12. LfD 0180, Domkanzlei, 1928, Sandstraße 1012
  13. LfD 0181, Sandstraße 13/14, 1960
  14. S. 93/94: «et ipsa Brema vallo muniri cepit firmissimo», „nahm (es auf sich), Bremen selbst mit einem sehr starken Wall zu befestigen.“
  15. Frank Wilschewski: Die karolingischen Bischofssitze des sächsischen Stammesgebietes bis 1200, Michael Imhof Verlag 2007, ISBN 978-3-86568-127-0, Kap. II ( S. 14–29), Bischofssitz zu Bremen
  16. Adam von Bremen: Buch II., Kap. XLVII = 47, Unwanus → 2. Absatz: «basilicam sancti Viti extra oppidum construi», „die Basilika des heiligen Veit außerhalb der Kleinstadt (→Domburg) zu bauen.“ [wörtlich im Passiv]
  17. Adam von Bremen: Buch II., Kap. LXXII = 72, Bescelinus → in diesem Digitalisat Folgeseite (S. 140 oben): «iactisque sequenti aestate fundamentis ad formam Coloniensis ecclesiae disposuit huius nostrae magnitudinem perducere», „und legte im folgenden Sommer den Fundementen zur Form der Kölner Kirche, (um) unserer deren Größe zu zu führen.“
  18. Dieter Bischop: Am Rande der Domburg. Vorbericht über die Grabung 2002 auf dem historischen Marktplatz von Bremen. in: Eilbracht, Heidemarie / Brieske, Vera / Grodde, Barbara (eds.): Itinera Archaeologica. Vom Neolithikum bis in die frühe Neuzeit. Festschrift für Torsten Capelle zum 65. Geburtstag, Internationale Archäologie – Studia honoraria 22 (2005), 9-23, Rahden

Koordinaten: 53° 4′ 28,6″ N, 8° 48′ 33″ O