Castrum Walinvels

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Castrum Walinvels
Alternativname(n) Drachenburg, Krachenburg, Schlossgrube (Burg oder Palas),
Burg Waldenfels, Burg Altenfels (Wartturm)
Staat Deutschland
Ort Tambach-Dietharz
Entstehungszeit vor Beginn 13. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Burgstall
Ständische Stellung Klosterbesitz, Niederadel, fränkischer Uradel
Bauweise Stein
Geographische Lage 50° 46′ N, 10° 39′ OKoordinaten: 50° 46′ 29″ N, 10° 38′ 52,4″ O
Höhenlage 563 m ü. NHN
Castrum Walinvels (Thüringen)
Castrum Walinvels (Thüringen)

Die Ruine von Castrum Walinvels, auch Burg Waldenfels oder Burg Altenfels genannt, befindet sich in der Gemarkung der Landstadt Tambach-Dietharz im Landkreis Gotha in Thüringen.

Nach einer Beschreibung von 1780 lag die Spornburg auf einem freien Sporn über dem Schmalwasserbach („einige Stockwerke über dem Grund hoch“ – also in einer Höhe von ca. 10 bis 15 Meter über dem Bach), der als Felskegel aber frei lag und nur etwa 24 Schuh bzw. Fuß (etwa 7,5 Meter) Durchmesser hatte und nur über einen schmalen Steig zu erreichen war. Damit wird vermutlich der Wartturm beschrieben. Nur wenige Hundert Meter nordwestlich Richtung Dietharz soll sich die Drachenburg oder Schloss Drachenburg[1] (heute als Platz Schlossgrube beschrieben[2]) befunden haben, das in späteren Zeiten mit Walinvels vermischt und gleichgesetzt wird. Es ist heute schwer, die spärlichen urkundlichen Nachrichten entsprechend zuzuweisen.[3] Der Platz der Drachenburg wird als ca. 30 Meter und sehr breiter Burgplatz beschrieben, auf dem das eigentliche Burganwesen lag:[2]

„Man vermutet daher, daß die Drachenburg das Wohnhaus, der Waldenfels aber blos eine Warte gewesen.“

Johann Georg August Galletti: Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha. Band 3, Gotha 1780, S. 266.

Um 1260 war ein Ritter Eckehard von Hochheim als Burgvogt auf Castrum Walinvels genannt, vermutlich einer Zoll- und Geleitsstelle, vor dem früher genannten Bühnenberg[2] und nahe dem Altenfels an der alten Handelsstraße communis strata am Ende des Schmalwassergrundes (heute aufgestaut durch die Schmalwassertalsperre).[4] Zur Burg gehörte wohl auch der Wartturm auf dem Altenfels. Die weltlichen Besitzer der Burg standen lange im Streit mit den Zisterziensern vom Kloster Georgenthal. Mit Zustimmung der Thüringer Landgrafen verkauften die Klosterherren die Burg und den Wartturm 1262 an die Grafen von Henneberg im Tausch gegen hennebergische Güter (Wald) rund um das Kloster selbst. Die Henneberger übernahmen dabei Klosterschulden von 60 Mark an die Jünger von Falkenstein und zahlten dem Kloster noch 53 Mark für Almosen und Seelenheil. 1265 ist dann schon Bertold von Siebeleben als hennebergischer Burgvoigt genannt.[2]

Die Henneberger gaben das Anwesen später an das Kloster Hersfeld, von dem es 1286 als Lehen an Ritter Heinrich von Meldingen ging.[5] Die Meldinger mussten auf der Burg wohnen und hatten ein Öffnungsrecht dem Kloster, Kurmainz und den Thüringer Landgrafen gegenüber zu gewähren. Für seine Bestallung als castellanatus wurden ihm jährlich 5 Mark der Münze Arnstadt, aber maximal 50 Mark, für seine Ausrüstung gewährt.

Die Bergkirche von Dietharz wurde aus Steinen der Drachenburg errichtet

Schon 1293 verkaufte Heinrich von Meldingen das „Schloss Waldenfels mit dem Dorf Dietharz und Tambach“ wieder an das Kloster Georgenthal.[2] Da Lehensnehmer, wäre das nur möglich gewesen, wenn die Meldinger in den sieben Jahren vorher Burg und Orte als Allod erworben hätten. 1299 wurde dem Kloster Georgenthal der Kauf durch Landgraf Albrecht bestätigt, in dem er selbst auf alle Rechte verzichtete. Vor 1301 traten auch Ludolph und Herrmann von Stutterheim ihre, heute unbekannten, Rechte an der jetzt Schloss genannten Burg an Albrecht ab, der sie 1301 nochmals dem Kloster schenkte. 1303 war das Kloster endgültig im Besitz.[2] 1354 wird der Besitz durch Landgraf Friedrich III. nochmals bestätigt.[2](S. 238) Spätere urkundliche Nachrichten fehlen. Entweder zur Zeit der Reformation oder spätestens im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Ihre Steine wurden vermutlich für die Häuser der angrenzenden Dörfer benutzt. 1708 wurden sie für den Bau der neuen Kirche (Bergkirche) in Dietharz verwendet. Letzte Reste wurden erst um 1880 beseitigt.[3]

Die Ruine der manchmal auch als Raubritterburg bezeichneten, auch Waldenfels am Falkenstein genannten Burg bezeugt bis heute die 1000-jährige Geschichte des ehemaligen Thüringer Walddorfes Dietharz. Eckehard von Hochheims Sohn, der Theologe und Philosoph Meister Eckhart (1260–1328), ist vermutlich auf der Burg geboren.[6]

  • Johann Georg August Galletti: Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha. Band 3, Gotha 1780.
  • Ludwig Bechstein: Die Sagen aus Thüringens Frühzeit, von Ohrdruf und dem Inselberge (Bd. 1) / Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes (Bd. 2). Hildburghausen 1836, S. 73 ff.
  • Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. 430 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Gudensberg-Gleichen 2000. 463 Seiten.
  • Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. 2. erweiterte und überarbeitete Auflage. Jenzig-Verlag, Jena 2003, ISBN 3-910141-56-0. 368 Seiten.

Einzelnachweise

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  1. Die Bezeichnung soll vom Schutzpatron des Klosters, dem Heiligen Georg stammen, der mit dem Drachen kämpfte. Fälschlicherweise später teilweise als Krachenburg geschrieben.
  2. a b c d e f g Johann Georg August Galletti: Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha, Band 3, Gotha 1780, S. 263 ff.
  3. a b Luise Gerbing: Die Flurnamen des Herzogtums Gotha und die Forstnamen des Thüringer Waldes zwischen der Weinstraße im Westen und der Schorte (Schleuse) im Osten. Jena 1910, S. 472.
  4. Meister Eckhart (Memento vom 29. November 2017 im Internet Archive) auf der Website www.tambach-dietharz.de
  5. August Trinius: Der Rennstieg [Rennsteig] 1889 und 1899: Eine Wanderung auf dem Kamm des Thüringer Waldes von der Werra bis zur Saale 1889 und 1899 (erschienen 1889/90 und 1899 im Verlag J.C.C. Bruns). Reprint: Bad Langensalza 2011, Verlag Rockstuhl, ISBN 978-3-86777-318-8.
  6. http://www.dietharz.de/Startseite.htm Abgerufen am 8. Dezember 2014.