Dreikönigenglocke (Kölner Dom)

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Dreikönigenglocke – Glocke 4.
Vorne: Schlagwerk für Angelus
Dreikönigenglocke

Die Dreikönigenglocke ist die Glocke 4 des Kölner Domgeläuts. Sie wurde 1880 von Carl Louis Hermann Große in Dresden gegossen und ist im Glockenstuhl des Südturmes aufgehängt.

Geschichte und Bedeutung

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Im Mittelalter prägte die Dreistimmigkeit das Großgeläute. Die dritte im Bunde der Domglocken war und ist die Dreikönigenglocke, die bereits 1418 entstand, aber wegen mehrerer Sprünge dreimal neugegossen werden musste (1693, 1862, 1880). Dabei sollte ihr Schlagton stets beibehalten werden. Diesen hat der Gießermeister Carl Louis Hermann Große zwar genau getroffen (h0 +5), jedoch richtete er sich nach dem Ergebnis einer Falschmessung des Schlagtones ihrer Vorgängerin von 1862, wodurch der Schlagton etwas zu hoch ausgefallen war (vgl. Speciosa: a0 −2). Die Dreikönigenglocke von 1863 hieß auch Blut- oder Armesünderglocke bzw. Juridica, da sie für die Menschen läutete, die zum Tode verurteilt waren.

Die Geschichte ihres letzten Neugusses durch Carl Louis Hermann Große in Dresden spiegelt wie bei der Kaiserglocke die Schwierigkeiten zwischen Staat und Kirche im Kulturkampf wider. Auf der neuen Dreikönigenglocke war folgende Inschrift angebracht: „Den erhabenen Königen bin ich geweiht, nach Vollendung der Türme ward ich erneuert.“ (s. u. „PRAECLARIS REGIBUS SVM DICATA“). Denn der Guss der Glocke sollte kurz nach der Schlusssteinsetzung und den Vollendungsfeierlichkeiten am 15. August 1880 stattfinden. Der Kaiser verlegte jedoch eigenmächtig den Termin für die Feierlichkeiten auf den 15. Oktober, ohne dass das Domkapitel davon erfuhr und die Inschrift hätte ändern können. Außerdem wurde sie als einzige unter den Domglocken an ihrem Entstehungsort Dresden geweiht, da der Kölner Erzbischof, dem das Weiherecht zustand, im Exil leben musste.

Alle Tonangaben in 16teln. V = Vertreter.

Nominal
(Schlagton)
Unterton Prim-V Terz Quint Abklingdauer
(Unterton)
Abkling-
verlauf
h0 +5 B +3 b0 +1 d1 +6 fis1 +3 90 Sekunden steht
Gewicht unterer
Durchmesser
Schlagringstärke
(durch Abnutzung)
Rippenkonstruktion Aufhängung
3800 kg 1740 mm 135 (133) mm schwer Holzjoch
Detail mit Zier und Inschrift

Von allen Domglocken trägt die Dreikönigenglocke die reichsten Verzierungen in Form von Reliefs, Inschriften und anderen Schmuckzeichen.

◊ AVE MARIA GRATIA PLENA DOMINVS TECVM BENEDICTA TV IN MVLIERIBVS ET BENEDICTVS FRVCTVS VENTRIS TVI IESVS ◊ / ◊ CVIVS INCVNABVLA CASPAR MELCHIOR BALTHASAR STELLA FVCE VENERATI SVNT. PETRVS FILIVM DIE VIVI PROFESSVS EST. ◊ / ◊ FVSA A: MCCCCXVIII DISRVPTA PROCVRANTE HENRICO MERING PR(es)B(iter)O CANONICO MAGISTRO FABRICAE PER IOANNEM BOVRLET REFVSA A: MDCXXXXIII. ◊

PRAECLARIS REGIBVS SVM DICATA TVRRIBVS PERFECTIS RENOVATA ( = 1880)

Vierzeilige Inschrift unter dem Kapitelswappen:

DISRVPTA DENVO ET SVMPTIBUS FABRICAE ECCLESIAE METROPOLITANAE / PER JOSEPHVM BEDVWE AQUISGRANI REFVSA A: MDCCCLXII.

SVMPTIBUS FABRICAE ECCLESIAE METROPOLITANAE / I. G. GROSSE DRESDENAE ME REFVDIT A: D. MDCCCLXXX.

Zweizeilige Inschrift unter dem Kurfürstenwappen:

IOSEPH CLEMENS ARCHIE(piscopus): COLL: (=Coloniensis) / S(acri). R(omani). I(mperii). P(ri)N(ceps): EL(ector): V. TR: (= utriusque) BAV(ariae): DVX. METALLVM SVPPLEVIT.

Übersetzung: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus, den in der Gestalt des Kindes Caspar, Melchior und Balthasar angebetet und verherrlicht haben und den Petrus als den Sohn des lebendigen Gottes öffentlich bekannt hat. Gegossen im Jahre 1418, gesprungen und auf Betreiben des Priesterdomherrn und Domkustos Heinrich Mering durch Johannes Bourlet neu gegossen im Jahre 1693.

Den erhabenen Königen bin ich geweiht und nach Vollendung der Türme erneuert ( = 1880).

Nochmals gesprungen und auf Kosten der Fabrik der Metropolitankirche durch Joseph Beduwe in Aachen neu gegossen im Jahre 1862.

Auf Kosten der Fabrik der Metropolitankirche hat mich J. G. Große in Dresden neu gegossen im Jahre des Herrn 1880.

Joseph Clemens, Erzbischof zu Köln, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches und Herzog von Ober- und Niederbayern, vervollständigte das Metall.

Die Dreikönigenglocke erklingt an gewöhnlichen Sonntagen und Hochfesten sowie an den Werktagen der österlichen Bußzeit zusammen mit den anderen Domglocken. Zum Engel des Herrn wird die Glocke um 7:00, 12:00 und 19:30 Uhr zu je dreimal drei Schlägen angeschlagen; ein Teil der Inschrift bezieht sich auf den Englischen Gruß. In den 50 Tagen der Osterzeit erklingen hingegen viermal zwei kurze Schläge stellvertretend für das in dieser Zeit gebetete vierzeilige „Regina coeli“. Allein erklingt sie zu den Trauermetten in der Karwoche sowie zur Begrüßung der Pilger während der Dreikönigswallfahrt.

  • Jakob Schaeben: Die Domglocken und ihr Läutewerk. In: Kölner Domblatt. Bd. 6/7, 1952, ISSN 0450-6413, S. 96–101.
  • Martin Seidler: Die Kölner Domglocken. = The Bells of the Cologne Cathedral. 2. Auflage. Verlag Kölner Dom, Köln 2000, ISBN 3-922442-40-4 (Dokumentations-CD mit ausführlichem Beiheft).
Commons: Dreikönigenglocke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien