Kölner Domglocken
Das Geläut des Kölner Domes ist eines der größten und historisch bedeutsamsten Kathedralgeläute überhaupt, dessen Individualität in der Zusammenstellung von zwölf sehr charakteristischen Glocken begründet liegt.
Tragendes Fundament des Domgeläuts ist die 1923 gegossene, rund 24 Tonnen schwere Petersglocke; sie ist eine der größten schwingend geläuteten Glocken der Welt. Mit Ablieferung ihrer Vorgängerin zum Ersten Weltkrieg, der sog. Kaiserglocke von 1874, sowie Bruch und Absturz des Klöppels 2011 hat sie eine besondere Geschichte.
Hauptgeläut im Südturm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Südturm hängt das Hauptgeläut. Es umfasst 8 Glocken, die in einem Stahlglockenstuhl hängen. Der Glockenstuhl ist in drei Gefache unterteilt. Im mittleren Gefach hängt die Petersglocke aus dem Jahr 1923, die von den Kölnern liebevoll als der D’r decke Pitter oder decker Pitter (d. h. dicker Peter) genannt wird. Im nördlichen Gefach hängen hintereinander die beiden großen spätmittelalterlichen Glocken (die Pretiosa von 1448 und die Speciosa von 1449). Im südlichen Gefach hängen hintereinander die restlichen fünf Glocken; in der oberen Hälfte hängen die beiden Glocken vom Ende des 19. Jahrhunderts (Dreikönigenglocke und Ursulaglocke), in der unteren Hälfte die drei kleinen Glocken (Josephsglocke, Kapitelsglocke und Aveglocke). Sämtliche Glocken werden elektrisch angetrieben, die Petersglocke durch zwei Motoren.
Technische Daten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nr. | Name | Gussjahr | Gießer, Gussort | Durchmesser (mm, ca.) |
Masse (kg, ca.) |
Schlagton (HT-1⁄16) |
Vorgängerinnen | Audio |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Petersglocke (Dicker Pitter) |
1923 | K. Richard Heinrich Ulrich, Apolda |
3.220 | 24.000[1][2] | c0 −5 | Kaiserglocke (1874) | |
2 | Pretiosa | 1448 | Heinrich Brodermann & Christian Cloit, Köln |
2.400 | 10.500[2][3][4] | g0 +1 | Pretiosa (um 1360?, 1418?, 1437) | |
3 | Speciosa (Marienglocke) |
1449 | Johannes (Hoer[n]ken) de Vechel, Köln |
2.030 | [2][5] | 5.600a0 −2 | ? | |
4 | Dreikönigenglocke | 1880 | Carl Louis Hermann Große, Dresden |
1.740 | [1][2] | 3.800h0 +5 | Dreikönigenglocke (1418, 1693, 1862) | |
5 | Ursulaglocke | 1862 | Joseph Beduwe, Aachen |
1.600 | [1][2] | 2.550c1 +5 | ||
6 | Josephsglocke | 1998 | Hans A. Mark & Cornelia Mark-Maas, Eifeler Glockengießerei, Brockscheid |
1.468 | [1][2] | 2.110d1 +2 | Josephsglocke (1990) | |
7 | Kapitelsglocke (Karlsglocke) |
1911 | Karl (I) Otto, Bremen-Hemelingen[6][7] |
1.287 | [1][2] | 1.400e1 ±0 | Brandglocke (1621)[A 1] | |
8 | Aveglocke | 1911 | Karl (I) Otto, Bremen-Hemelingen |
1.080 | [2] | 780g1 ±0 |
- Anmerkungen
- ↑ Die Brandglocke bzw. Kapitelsglocke von 1621 wird heute nicht mehr genutzt. Sie hängt am Hochdach des Südquerhauses.
Inschriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chorgeläut im Vierungsturm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Dachreiter über der Vierung hängen vier weitere kleinere Glocken aus dem 14., 17. und 18. Jahrhundert; sie bilden das sog. Chorgeläut. Im März 2023 wurde die kleinste Glocke, die Klaraglocke von 1621, wieder im Vierungsturm aufgehängt.[8]
Technische Daten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer, Gussort |
Durchmesser (mm) |
Masse (kg) |
Schlagton (HT-1⁄16) |
Audio |
9 | Angelusglocke (ehem. Aveglocke) | Anf. 14. Jh. | unbekannt | 1.047 | 762[2] | gis1 +2 | |
10 | Mettglocke (ehem. Capitelsglocke) | 1719 | Antonius Cobelenz, Cöln | 788 | 280[2] | h1 +7 | |
11 | Wandlungsglocke (ehem. Uhrglocke) | Anf. 14. Jh. | unbekannt | 806 | 428[2] | e2 −2 | |
12 | Klaraglocke (ehem. Brandglocke) | 1621 | 480 | 70 | g2 |
Inschriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns (PDF; 2,25 MB).
- Gerhard Hoffs (Hrsg.): Glocken und Geläute im Erzbistum Köln. Inventar. Presseamt, Köln 2000, ISBN 3-931739-25-2.
- Wilhelm Kaltenbach: Das Kölner Domgeläute. In: Kölner Domblatt 1971.
- Wilhelm Kaltenbach: Die Domglocke Pretiosa von 1448. In: Kölner Domblatt 1971.
- Wilhelm Kaltenbach: Die St. Petersglocke des Kölner Doms. In: Kölner Domblatt 1973.
- Wilhelm Kaltenbach: Die ehemalige Kaiserglocke des Kölner Doms. In: Kölner Domblatt 1974.
- Kurt Kramer: Die Glocke und ihr Geläute. 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1990.
- Jörg Poettgen: 700 Jahre Glockenguss in Köln. Meister und Werkstätten zwischen 1100 und 1800. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2005, ISBN 3-88462-206-4.
- Martin Seidler: Die Kölner Domglocken. 2. Auflage. CD mit Beiheft. Verlag Kölner Dom, Köln 2000, ISBN 3-922442-40-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beschreibung des Domgeläuts auf der Homepage des Kölner Domes; Führung zu den Glocken
- Videoaufnahme: Vollgeläut, Ostersonntag 23. März 2008 (Außenaufnahme, 10:14 min) auf YouTube.
- Videoaufnahme: Vollgeläut aus der Glockenstube, 7. Dezember 2008 (8:40 min) auf YouTube.
- Domradio: Jörg Sperner: Der "decke Pitter" und die anderen Domglocken, 12. Juni 2023 auf YouTube.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Martin Seidler: Die Kölner Domglocken. 2. Auflage. Verlag Kölner Dom, Köln 2000, ISBN 3-922442-40-4 – CD mit Beiheft.
- ↑ a b c d e f g h i j k Gerhard Hoffs: Glocken katholischer Kirchen Kölns (PDF; 2,25 MB ( des vom 28. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ), S. 832.
- ↑ J. Poettgen (s. u.), S. 113: 10300 kg.
- ↑ K. Kramer (s. u.), S. 39: 10000 kg.
- ↑ K. Kramer (s. u.), S. 39: 4300 kg.
- ↑ Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere Seiten 112–114, 296–299, 518.
- ↑ Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, insbesondere S. 127–129, 264–268. 482, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
- ↑ domradio.de: Klaraglocke läutet wieder, 7. März 2023.
Koordinaten: 50° 56′ 28,1″ N, 6° 57′ 26,1″ O