Eduard Scriba

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Eduard Scriba (1808–1837) Vormärz-Revolutionär

Eduard Scriba, vollständig Georg Friedrich Jakob Eduard Scriba (* 22. März 1808 in Ulrichstein; † 4. Januar 1837 in Liverpool), war als relegierter Theologie-Student am Frankfurter Wachensturm[1] beteiligt. Er musste in die Schweiz fliehen, wo er als Lehrer arbeitete und sich im Geheimbund Junges Deutschland und im Jungen Europa engagierte. Nach seiner Ausweisung aus der Schweiz gelangte er durch Frankreich nach England, wo er nach seiner Ankunft in Liverpool starb.

Eduard Scriba aus Schwickartshausen wurde 1808 als Sohn des Pfarrers Wilhelm Gottlieb Friedrich Scriba (16. November 1767 – 5. Mai 1830) und seiner Ehefrau Albertina Charlotta, geb. Gebhard[2] (10. April 1774 – 26. März 1853) in Ulrichstein/Oberhessen geboren. Er besuchte das Gymnasium in Büdingen. Im Herbst 1825 begann er ein Jura-Studium in Gießen. Von seinen Freunden wurde er „Schwick“ genannt. Nach einer ersten einjährigen Relegation 1828 wegen Teilnahme an einer verbotenen Studentenverbindung begann er 1829 Theologie zu studieren. Im Wintersemester 1830/31 besuchte er als Sprecher der Burschenschaft die Universität Bonn. Er wohnte bei Ernst Moritz Arndt und unterrichtete als Hauslehrer dessen fünf Söhne. Nach der Teilnahme an einem „politischen Bankett“ von Studenten und Bürgern am 11. März 1832 an der Heuchelheimer Mühle wurde er in Gießen „wegen hervorragender Beteiligung an demagogischen Verbindungen“ am 17. April 1832 ein zweites Mal relegiert.[3] Damit verlor er endgültig seine Studienberechtigung, nachdem er bereits das schriftliche theologische Examen in Gießen absolviert hatte.

Frankfurter Wachensturm am 3. April 1833

In der Folge arbeitete er ein Jahr als Hauslehrer auf dem Neuhof bei Gedern. Von dort aus verbreitete er revolutionäre Ideen unter der Vogelsberger Bevölkerung und unterhielt Kontakt zu Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig in Butzbach. Er war bei Hermann Wiener[4][5] in Gießen an der Vorbereitung und schließlich am 3. April 1833 an der Durchführung des Frankfurter Wachensturms beteiligt.

Er floh als Eduard Schütz im Mai/Juni über Butzbach, Mannheim, Heidelberg und Straßburg in die Schweiz, nachdem er sich zunächst im Gebiet um den Vogelsberg aufgehalten hatte.[6] Ab dem 22. Juli 1833 wurde er steckbrieflich verfolgt. In der Schweiz arbeitete er zunächst wieder als Hauslehrer in Stäfa. Ab November 1833 lehrte er mit seinem Freund Gustav Soldan[7][8] am Institut Islar-Bruch (Solitude) in Lausanne. 1835 erhielt er eine feste Anstellung als Bezirkslehrer in Therwil im Kanton Basel-Land. Ab Frühjahr 1834 war er unter den Decknamen Pirat und Sator[9] – zeitweilig sogar als Präsident zusammen mit Ernst Schüler[10] und Carl Soldan[11][8] – im Jungen Deutschland und im Jungen Europa mit vielen anderen Flüchtlingen politisch tätig. 1835 traf er Hermann Wiener wieder, der ihn für einen „Freiheitskämpfer“[12] hielt. Mit ihm unternahm er eine längere Wanderung durch die Schweiz, über die er einen Reisebericht schrieb.[13] Unterwegs trafen sie einige ihrer politischen Freunde und auch den kurze Zeit später ermordeten Ludwig Lessing.[8][14]

Ferdinand Scriba (1818–1900) um 1837

Die politischen Vereinigungen Junges Deutschland und Junges Europa wurde zunächst geduldet, bis der Druck der Metternich-Staaten so stark wurde, dass die Schweiz die revolutionären Flüchtlinge auswies. Eduard wurde zusammen mit seinem 10 Jahre jüngeren Bruder Ferdinand Scriba[15] ab dem 15. Oktober 1836 als Gefangener durch Frankreich nach Calais geführt, worüber Ferdinand Tagebuch führte.[16]

Nach sieben Wochen Aufenthalt in London fuhren die Brüder nach Liverpool, wo Eduard, noch bevor er eine Lehrerstelle in Karl Völkers Schule antreten konnte, am 4. Januar 1837 an Blattern (Pocken) starb. Sein Bruder Ferdinand übernahm die Lehrerstelle für zweieinhalb Jahre und kehrte dann nach Hessen zurück.[17] Er erbte von seinem Bruder das von Heinrich Eduard Scriba (1802–1857) erstellte Familienbuch der Familie Scriba von 1824.[18] Heinrich Eduard Scriba war der Pate von Eduard.[19]

Sein Onkel ist der Wirklicher Geheimer Staatsrat, Sektionschef des hessischen Kriegsministeriums und Mitglied im Staatsrat des Großherzogtums Hessen Johann Georg Scriba gewesen.

Politische Betätigung

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Schon als Student und Mitglied der Gießener Burschenschaft ging es ihm wie Karl Schapper, Hermann Wiener[5][20], Ernst Schüler, August Becker[21], Wilhelm Braubach[22], Ernst Dieffenbach[8], Carl und Gustav Soldan[8], Hermann Trapp[23] und anderen um die nationale Einheit und Demokratie in Deutschland. Aus diesem Grund hatte er Kontakt zu Pfarrer Weidig[24] in Butzbach und leitete dort mit Christian Kriegk[25] den „Butzbacher Leseclub“, der „bezweckte ‚die Verbreitung demokratischer Grundsätze auf gesetzlichem Wege durch freie Rede und Schrift’ und wurde von Weidig unterstützt“.[26] Dem fünf Jahre jüngeren Georg Büchner[27] war er über gemeinsame Freunde[28] und ähnliche politische Ideen verbunden.[1] Persönlich begegnet sind sie sich wahrscheinlich nicht.
Scriba nahm am 27. Mai 1831 am Hambacher Fest teil,[29] versuchte die Vogelsberger Bauern zum Aufstand zu mobilisieren, beteiligte sich bei den konspirativen Treffen bei Hermann Wiener mit anderen Gießener Studenten an den Vorbereitungen[30] und später an der Ausführung des Frankfurter Wachensturms.[31] „Eduard Scriba sah in einer Revolution das einzige Mittel, die Wünsche hinsichtlich einer größeren Ausdehnung der Volksrechte und der Verwirklichung der nationalen Einheit Deutschlands ins Leben zu führen.“[32]

Auch in der Schweiz arbeitete Scriba neben seiner Tätigkeit als Lehrer im Jungen Deutschland und im Jungen Europa aktiv an seinen politischen Zielen. Das Junge Deutschland wird als eine „radikal-demokratische Bewegung“[33] beschrieben. Besonders in der ersten Phase 1834–1836, in der Eduard Scriba zeitweise als Präsident (Nachfolger von August Breidenstein[34]) aktiv war, hat „sich mit dem Jungen Deutschland ein weitverzweigtes, handlungsfähiges und stabiles Kommunikations- und Operationsnetz der emigrierten Intelligenz gebildet“.[35] Befürworter der Verbindung mit dem Jungen Europa – wie Eduard Scriba – betonten immer wieder die Notwendigkeit einer europäischen Bewegung für eine radikale Veränderung in Deutschland.[36] „Eduard Scriba verteidigte in einem Brief an Hermann Rauschenplat die Geheimverbindung des ‚Jungen Europa’: ‚Ohne diese Ausdehnung unsrer europäischen Verbindung - ohne Mitwirkung der Patrioten a l l e r Nationen - ohne Freiheit a l l e r europäischen Völker wird die Freiheit der e i n z e l n e n entweder nicht möglich, oder doch immer gefährdet seyn!’“[37]

Ihm und anderen Flüchtlingen wurde ein ganz entscheidender Anteil an der Entstehung der deutschen Arbeiterbewegung zugeschrieben.[38]

In seinen Anmerkungen zu „Grundlage der Konstitution des französischen Volkes vom Jahre 1793 - Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers“[39] forderte Scriba eine Luxussteuer[40] und soziale Reformen.[41]

Eduard Scriba als Autor (Auswahl)

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  • „Freiheit, Gleichheit, Humanität. Grundlage der Konstitution des französischen Volkes vom Jahre 1793 (mit Anmerkungen von Eduard Scriba). Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers. o.O.o.J.“; in: Hans Joachim Ruckhäberle (Hg.): Bildung und Organisation in den deutschen Handwerksgesellen- und Arbeitervereinen in der Schweiz. Texte und Dokumente zur Kultur der deutschen Handwerker und Arbeiter 1834–1835. Tübingen 1983, S. 89–94 und ein Gedicht;
    und in: Dr. Joseph Schauberg: Aktenmäßige Darstellung der Ermordung des Studenten Ludwig Lessing aus Freienwalde in Preußen Kriminalgerichte des Kantons Zürich geführten Untersuchung; Beilagenheft 1; Zürich 1837; S. 163–171
  • Auszug aus einem konfiscirten Briefe Eduard Scribas an Hermann von Rauschenplat; 19. Januar 1835, in: Alfred Stern, Geschichte Europas seit den Verträgen von 1815 bis zum Frankfurter Frieden von 1871, Band 4 (2. Abteilung, Band 1: Geschichte Europas von 1830 bis 1848), Stuttgart und Berlin 1905, S. 616–617.
  • Vollständiger Brief Eduard Scribas an Hermann von Rauschenplat, 19. Januar 1835. StA Zürich (ZH): P 187.1.2, Nr. 18; Titel: Konfiszierte Papiere deutscher Flüchtlinge; Mappe c. Proklamationen der Flüchtlingsverbindungen „Das junge Europa“ und „Das junge Deutschland“ 1836.
  • Brief Eduard Scribas an Ernst Schüler; Lausanne, 28. Mai 1835. StA Bern (B), BB IX, 329, II, Nr. 1
  • Eduard Scriba: Reise durch die Schweiz im Spätsommer 1835 mit Hermann Wiener und ein Geburtstagsgedicht von Gustav Soldan. Federflug 24. Hrsg. Familienbund Scriba/Schreiber e. V. 2019
  • Vier Lebensbeschreibungen über Eduard Scriba in:
    1. Genealogisch-biographische Übersicht der Familie Scriba. Vervollständigt und hrsg. von Christian Scriba. 2. Auflage, Friedberg 1884, S. 88–92.
    2. Christian Scriba: Beiträge zur Geschichte der alten Gießener Burschenschaft. Burschenschaftliche Lebensbilder aus dem Jahre der großen Relegation 1828. Gießen 1913, S. 13–14.
    3. Herman Haupt (Hrsg.): Hessische Biographien. Band 2, Darmstadt 1927, S. 109–111.
    4. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I, Teil 5: R–S. Heidelberg 2002, S. 398–399.
  • August Breidenstein: Abschiedsbrief an Eduard Scriba vom 19.6.1834. StA Bern (B), BB IX 329, Nr. 4
  • Lukas Gschwend: Der Studentenmord von Zürich. Eine kriminalhistorische und strafprozessanalytische Untersuchung über die unaufgeklärte Tötung des Studenten Ludwig Lessing aus Freienwalde (Preußen) am 4. November 1835. Zugleich ein Beitrag zur Erforschung der politischen Kriminalität im Vormärz. Zürich 2002
  • Andreas Eschen: Das Junge Deutschland in der Schweiz. Zur Vereinsorganisation der frühdemokratischen Bewegung im Vormärz. Frankfurt am Main 2004
  • Antje Gerlach: Deutsche Literatur im Schweizer Exil. Die politische Propaganda der Vereine deutscher Flüchtlinge und Handwerksgesellen in der Schweiz von 1833 bis 1845. Frankfurt am Main 1975.
  • Jan-Christoph Hauschild: Georg Büchner – Biographie. Stuttgart, Weimar 1997.
  • L. Fr. Ilse: Geschichte der politischen Untersuchungen, welche durch die neben der Bundesversammlung errichteten Commissionen, der Central-Untersuchungskommission zu Mainz und der Bundes-Central-Behörde zu Frankfurt in den Jahren 1819 bis 1827 und 1833 bis 1842 geführt sind. 1860 (digitale-sammlungen.de).
  • Eberhard Kickartz: „Der Rote Becker“ – Das politisch-publizistische Wirken des Büchner-Freundes August Becker (1812-1871). Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 110. Darmstadt und Marburg 1997 (Zugleich: Bochum, Universität, Dissertation, 1997)
  • Hans Joachim Ruckhäberle (Hrsg.): Bildung und Organisation in den deutschen Handwerksgesellen- und Arbeitervereinen in der Schweiz. Texte und Dokumente zur Kultur der deutschen Handwerker und Arbeiter 1834-1835. Tübingen 1983
  • Wolfgang Schieder: Anfänge der deutschen Arbeiterbewegung. Die Auslandsvereine im Jahrzehnt nach der Julirevolution von 1830. Stuttgart 1963.
  • Heinrich Eduard Scriba: Genealogisch-biographische Übersicht der Familie Scriba. Darmstadt 1824
  • Heinrich Schmidt: Die deutschen Flüchtlinge in der Schweiz und die erste deutsche Arbeiterbewegung 1833–1836. Zürich 1899.
  • Ferdinand Scriba: Abgeschoben aus der Schweiz 1836/37 – Eduard und Ferdinand Scriba. Nach Tagebuchnotizen von Ferdinand Scriba (1818–1900), abgetippt von Otto-Adolf Scriba, als Federflug 6 1997 (und in Federflug 23 2017) hrsg. vom Familienbund Scriba/Schreiber e. V.
  • Ferdinand Scriba: Brief an einen Gießener Professor (vermutlich Herman Haupt) vom 22.4.1899 über seinen Bruder Eduard Scriba. Archiv des Familienbundes Scriba/Schreiber e. V.
  • Reinhard Görisch, Thomas Michael Mayer (Hrsg.): Untersuchungsberichte zur republikanischen Bewegung in Hessen 1831–1834. Frankfurt/Main 1982.
  • Andreas Volkmer: Das ‚Junge Europa‘ und das ‚Junge Deutschland‘, in der Schweiz 1834–1836. In: Philipps-Universität Marburg (Hrsg.): Kriegsverhütung und Friedenssicherung durch Internationale Organisation: Deutsche Ideen und Pläne 1815–1871. 2013 (ub.uni-marburg.de – Dissertation).
  • Vormärz-Revolutionär Eduard Scriba. Ausstellung von Fundstücken A und B. Federflug 23. Hrsg. Familienbund Scriba/Schreiber e. V., 2017.
  • Hermann Wieners Lebenserinnerungen aus dem Jahr 1895. Ein Flüchtlingsschicksal aus dem Kreis von Georg Büchners „Gesellschaft der Menschenrechte“; in: Jan-Christoph Hauschild: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde – Neue Folge Band 44, 1986; S. 366–406.

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b Burghard Dedner: Georg Büchner Portal :: 2.2. Frankfurter Wachensturm. In: buechnerportal.de. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  2. GEDBAS: Albertina Charlotta GEBHARD. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  3. Hessische Biografie : Einfache Suche : LAGIS Hessen. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  4. Hessische Biografie : Einfache Suche : LAGIS Hessen. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  5. a b Georg Büchner Portal :: Hermann Wiener. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  6. Vgl. Hauschild: Georg Büchner – Biographie, S. 210
    und Ilse: Geschichte der politischen Untersuchungen, S. 356: „Der Stud. Scriba wurde in Petterweil von Flick, und in Butzbach im Braubach’schen und Zeuner’schen Hause heimlich beherbergt: im letzteren drei Wochen hindurch. Kuhl gibt an, er sei mit einem auf Eduard Schütz lautenden falschen Passe fortgeschafft worden, was dadurch bestätigt wird, dass er unter diesem Namen, erwiesenermaßen, in Lausanne gelebt hat. Er reiste in dem Postwagen nach Mannheim, wie Carl Zeuner bekundet; hier wurde er erkannt, flüchtete in das Haus einer Frau, die ihn für 30 Gulden verbarg, und wurde von Heidelberger Studenten nach Straßburg geschafft.“
  7. Hessische Biografie : Einfache Suche : LAGIS Hessen. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  8. a b c d e Georg Büchner Portal :: Personenverzeichnis. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  9. Ruckhäberle, S. 58, 110, 112
  10. Vgl. Hauschild: Georg Büchner - Biographie, S. 345
  11. Hessische Biografie : Einfache Suche : LAGIS Hessen. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  12. Wiener schreibt über Scriba: „Schwick war einer der trefflichsten Menschen, die ich gekannt, voll wissenschaftlichen Triebs und ästhetischen Sinn(es), doch vor allem zum Freiheitskämpfer erlesen“ (Hermann Wieners Lebenserinnerungen, S. 301)
  13. Vgl. Eduard Scriba: Reise durch die Schweiz im Spätsommer 1835
  14. Vgl. Lukas Gschwend: Der Studentenmord von Zürich
  15. GEDBAS: Ferdinand Georg Christ. Emil Gustav SCRIBA. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  16. Vgl. Ferdinand Scriba (1818–1900): Abgeschoben aus der Schweiz 1836/37
  17. Vormärz-Revolutionär Eduard Scriba. Ausstellung von Fundstücken B. Federflug 23, 2017, S. 42
  18. Heinrich Eduard Scriba: Genealogisch-biographische Übersicht der Familie Scriba. Darmstadt 1824
  19. Familiengeschichtliche Blätter der Familie Scriba-Schreiber Nr. 296, Darmstadt, 2003, S. 2
  20. Vgl. Hermann Wieners Lebenserinnerungen
  21. Georg Büchner Portal :: August Becker. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  22. Georg Büchner Portal :: Jakob Wilhelm Braubach. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  23. Georg Büchner Portal :: Hermann Heinrich Christoph Trapp. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  24. Georg Büchner Portal :: Friedrich Ludwig Weidig. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  25. Georg Büchner Portal :: Christian Kriegk. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  26. Vgl. Hauschild: Georg Büchner – Biographie, S. 266
  27. Burghard Dedner: Büchnerportal. In: buechnerportal.de. Abgerufen am 26. Januar 2021.
  28. So waren zum Beispiel Hermann Wiener und Gustav Soldan Klassenkameraden von Georg Büchner, Ernst Schüler und Christian Kriegk besuchten dieselbe Schule wie Büchner (vgl. Hauschild: Georg Büchner - Biographie, S. 105)
  29. Vgl. Protokolle der Bundesversammlung vom Jahre 1839, Sitzung 1–23, Frankfurt; hier: Beilage 2 der 21. Sitzung der Deutschen Bundesversammlung vom 16. September 1839, S. 713
  30. Ferdinand Scriba in einem Brief an einen Gießener Professor vom 22. April 1899 über ein Erlebnis, das er als 14-Jähriger mit seinem Bruder Eduard hatte: „Ende 1832 reiste er [Eduard] mit dem damals in Burkhards als Hauslehrer beschäftigten alten Burschenschafter August Becker [vgl. Eberhard Kickartz: Der Rote Becker, S. 20: Becker hatte „1832 ... eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie des Steuereinnehmers Karl August Höflinger in Burkhards angenommen“ - Beckers Aussage in einem Polizeibericht 1835], dem in 1848 berümt u berüchtigt gewordenen sogen. „Bartbecker“ nach Gießen. Mich nahmen die beiden mit. Man konnte sich schon auf meine Verschwiegenheit und meinen Eifer für die ‚gute Sache’ verlassen. Überall, wo sich irgend Gelegenheit fand, wurden die Bauern haranguiert. In Reiskirchen, wo wir Abends eintrafen, fanden wir die ganze Wirtsstube voller Leute. Die glühenden Freiheitsreden riefen helle Begeisterung hervor, die aber wahrscheinlich gleich nach unserem Weggang ebenso schnell wieder verdampfte. In Gießen musste sich mein Bruder, weil noch unter dem Banne der Relegation stehend, geheim halten. Wir logierten damals bei dem intimen Freunde meines Bruders, dem hochbegabten stud. philol. Hermann Wiener von Darmstadt, der späterhin ebenfalls in die politischen Umtriebe verwickelt in die Schweiz flüchtete, und dort vor 2 Jahren als Professor der griechischen Sprache in Lausanne gestorben ist, dessen Freundschaft ich nach dem Tode meines Bruders geerbt und bis an sein Ende treu gehegt und gepflegt habe. Wiener wohnte damals in einem isoliert stehenden Nebengebäude des Oberbaurat Hofmann’s Hofreithe gleich links am Seltersberger Thorhaus. Trotz des strengen Inkognitos meines Bruders und der Weihnachtsferien ging es doch in den paar Tagen unseres Hierseins wie in einem Taubenschlag. Die Neujahrsnacht brachten wir auf der Burschenschaftskneipe (ich glaube Café Ebel) zu. Ein falscher Bart machte meinen Bruder unkenntlich. Patriotische Lieder wechselten mit patriotischen Reden und geheimnisvollen Plänen und Mitteilungen. Es war mehr ein revolutionärer Club als eine studentische Kneipe. Bei Gelegenheit dieser Reise waren wir auch einige Tage in Butzbach bei Weidig, dem eigentlichen Haupte der Freiheitsleute. Die Namen Kuhl, Zeuner, Braubach sind mir von dort noch im Gedächtnis geblieben“ (Abschrift aus dem Original-Brief aus dem Archiv des Familienbundes Scriba/Schreiber e. V.; der vollständige Brief ist unter "Textdokumente" LZ 2231 im Büchner-Portal zu finden http://buechnerportal.de/dokumente/textdokumente/lz-2231/).
  31. Vgl. Untersuchungsberichte zur republikanischen Bewegung in Hessen 1831–1834, S. 102–105, 148–151, 172–177
  32. Aktenmäßige Darstellung des Hofgerichtsrats Schäffer, Gießen März 1839, S. 5. Zitiert aus: Christian Scriba: Beiträge zur Geschichte der alten Gießener Burschenschaft, S. 13
  33. Andreas Eschen, S. 8/9/113–115. (Eschen erklärt die Zusammenhänge der nationalen Vereinigungen mit dem Jungen Europa, dessen Entwicklung, das Scheitern und die Rolle Mazzinis.)
  34. Vgl. August Breidenstein: Abschiedsbrief an Eduard Scriba vom 19. Juni 1834. StA B, BB IX 329, Nr. 4
  35. Andreas Eschen, S. 8 und Andreas Volkmer in: „Das ‚Junge Europa’ und das ‚Junge Deutschland’ in der Schweiz 1834-1836“ hält ihn für einen sehr erfolgreichen Präsidenten (S. 145, Fußnote 181).: „Die bis Juli 1835 andauernde Amtszeit des Scriba-Ausschusses wird in der Forschungsliteratur auch als die ‚Blütezeit des Jungen Deutschland’ bezeichnet ...“
  36. Vgl. Brief Eduard Scribas an Ernst Schüler; Lausanne, 28. Mai 1835, StA B BB IX, 329, II, Nr. 1
  37. Andreas Volkmer: Das ‚Junge Europa’ und das ‚Junge Deutschland’ in der Schweiz 1834–1836, S. 148. – Volkmer zitiert aus einem konfiszierten Briefe Eduard Scribas an Hermann Rauschenplat 19. Januar 1835, in: Alfred Stern, Geschichte Europas, Band 4, S. 617. Der vollständige Brief: StA ZH: P 187.1.2, Nr. 18
  38. In der Einleitung zu „Untersuchungsberichte zu republikanischen Bewegung in Hessen 1831-1834“ schreiben Reinhard Görrich und Thomas Michael Mayer (S. 28): „Vor allem in der Schweiz, später z. T. auch in Frankreich, Belgien und England hatten gerade hessische Emigranten wie Ernst Schüler, Eduard Scriba, Ernst Dieffenbach, Carl Schapper, die Brüder Breidenstein, Carl Cratz, August Becker und viele andere ..., einen ganz entscheidenden Anteil an der zunächst nur im Ausland unter den wandernden Handwerksgesellen möglichen Entstehung der deutschen Arbeiterbewegung ...“
  39. Ruckhäberle, S. 89–94
  40. Vgl. Heinrich Schmidt (1899), S. 54
  41. Vgl. Wolfgang Schieder (1963), S. 205/206: Eduard Scriba hatte die Erklärung der Menschenrechte von Robespierre 1835 in Lausanne nicht nur aus dem Französischen übersetzt und von dort aus an andere deutsche Assoziationen in der Schweiz verschickt, „sondern hat sie außerdem dahingehend kommentiert, dass die von Robespierre formulierten sozialen Menschenrechte stark in den Vordergrund traten ... Robespierres sozialpolitische Programmatik hielt er ... offenbar für ergänzungs- und erklärungsbedürftig“ und forderte ganz konkret „neben der Gründung von Armen- und Waisenhäusern vom demokratischen Staat die Einrichtung von ‚Fabriken’ ..., in denen Arbeitslose Beschäftigung finden sollten ..., öffentliche Unterrichtsanstalten“ für Arme und Reiche, Besteuerung nicht nur von Vermögen, sondern auch der „Luxusartikel“. Er verfolgte „mit seinen Steuervorschlägen einen ausschließlich sozialpolitischen Zweck“, dadurch „sollte die (soziale) Gleichheit der Bürger gefördert werden. Im Vergleich zu der Radikalität seines politischen Erneuerungswillens kann Scribas sozialpolitisches Programm allerdings nur als gemäßigt bezeichnet werden ... Wie schwach entwickelt indessen Scribas soziale Programmatik im Ganzen auch gewesen sein mag, entscheidend war doch, dass er solchen Willen zu sozialer Reform überhaupt besessen hat. Er bereitete damit den Boden zu weiterem“. – Antje Gerlach (1975, S. 93–96) hält Scriba für einen eifrigen Propagandisten, der das Naturrecht in Robespierres Menschenrechten zu einer von Christus gewollten Pflicht der Bruderliebe macht.