Einwohnerentwicklung von Stuttgart
Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Stuttgart tabellarisch und graphisch wieder.
Am 31. Dezember 2023 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Stuttgart nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg 633.484 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).[1]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wuchs die Bevölkerungszahl von Stuttgart sehr langsam und ging wegen der zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So wurde die Stadt im Dreißigjährigen Krieg mehrmals von kaiserlichen Truppen eingenommen. Die Bevölkerung sank während des Krieges um mehr als die Hälfte: 1648 hatte Stuttgart 4.500 Einwohner, 1600 waren es noch 10.000 gewesen. Nachdem Stuttgart 1806 Königssitz wurde, ließ Friedrich I. die Stadt dementsprechend ausbauen.
Zahlreiche Verlage zogen in die Stadt. Auch die Instrumentenfabrikation (Klavierbau) entwickelte sich. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich zwischen 1802 und 1843 auf rund 40.000. Im Jahre 1846 wurde der Bahnhof in Betrieb genommen. Firmen wie Bosch oder Daimler siedelten sich an. Mit dem Beginn der Industrialisierung beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1852 rund 50.000 Menschen in der Stadt, so waren es 1874 bereits 100.000. Damit wurde Stuttgart die erste Großstadt auf dem Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg.
Auch durch zahlreiche Eingemeindungen wuchs die Bevölkerungszahl der Stadt. Am 1. April 1901 wurde Gaisburg (4.800 Einwohner) eingegliedert, am 1. April 1905 die Stadt Cannstatt (1900 = 26.497 Einwohner), sowie die Orte Untertürkheim und Wangen mit zusammen 43.050 Einwohnern. Am 1. August 1908 wurde Degerloch (4.300 Einwohner) eingemeindet. Bei der Volkszählung vom 5. Dezember 1917 wurde eine ortsanwesende Gesamtbevölkerung von 289.821 Personen ermittelt. Davon waren nach Angaben der Volkswirtschaftlichen Abteilung des Kriegsernährungsamtes 23.205 Militärpersonen und 3.559 Kriegsgefangene. Am 1. April 1922 kamen Botnang, Kaltental, Hedelfingen und Obertürkheim mit zusammen 14.700 Einwohnern nach Stuttgart. Bei der Volkszählung am 16. Juni 1925 lebten in der Stadt 341.967 Menschen.
Am 1. Juli 1929 wurde Hofen (1.300 Einwohner), am 1. April 1931 Zuffenhausen (15.630 Einwohner) und am 1. Mai 1931 Rotenberg (650 Einwohner) eingegliedert, am 1. Juli 1931 Münster am Neckar (4.900 Einwohner). Die Eingemeindung der Stadt Feuerbach sowie der Orte Mühlhausen am Neckar und Zazenhausen am 1. Mai 1933 brachte einen Zuwachs von 25.700 Personen. Bei der Zählung am 16. Juni 1933 hatte Stuttgart 415.028 Einwohner. Am 1. April 1937 kamen Heumaden, Rohracker, Sillenbuch und Uhlbach mit zusammen 7.500 Einwohnern hinzu. Die Eingliederung mehrerer Fildergemeinden (Birkach, Fasanenhof, Möhringen, Plieningen, Solitude, Stammheim, Vaihingen) brachte am 1. April 1942 einen weiteren Zuwachs von 40.550 Personen auf 498.063 Einwohner.
Deutlich sichtbar sind die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Die Stadt war im Verlauf des Krieges mehrmals das Ziel alliierter Luftangriffe. Der schwerste Angriff erfolgte am 12. September 1944 durch die britische Royal Air Force auf die Stuttgarter Altstadt. Dem anschließend entstandenen Feuersturm fielen mehr als 1.000 Menschen zum Opfer. Bei den insgesamt 53 Luftangriffen wurden 68 Prozent aller Gebäude zerstört und 4.477 Menschen getötet. Insgesamt verlor Stuttgart seit 1942 durch Evakuierung, Flucht und Luftangriffe fast die Hälfte seiner Bewohner. Die Bevölkerungszahl sank bis 30. April 1945 auf 266.067.
Durch die Rückkehr der Zwangsevakuierten und den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten stieg die Bevölkerungszahl wieder. 1950 lebten in der Stadt mit rund 500.000 Einwohnern wieder so viele Menschen wie nach den Eingemeindungen von 1942. Im Jahre 1962 erreichte die Bevölkerungszahl mit 640.560 ihren historischen Höchststand. Im Jahre 2006 war Stuttgart mit 593.923 Einwohnern nach München die zweitgrößte Stadt Süddeutschlands und lag unter den Großstädten Deutschlands an sechster Stelle.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1832 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1970) und des Statistischen Landesamtes (ab 1971). Die Angaben beziehen sich ab 1837 auf die „Zollabrechnungsbevölkerung“, ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1837 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Von 1400 bis 1870
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](jeweiliger Gebietsstand)
|
|
|
¹ Volkszählungsergebnis
Von 1871 bis 1944
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](jeweiliger Gebietsstand)
|
|
|
¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Stadt Stuttgart
Von 1945 bis 1989
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](jeweiliger Gebietsstand)
|
|
|
¹ Volkszählungsergebnis
Quellen: Stadt Stuttgart (bis 1970), Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (ab 1971)
Ab 1990
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur grafischen Darstellung der Entwicklung seit 1990 siehe Abschnitt Prognosen.
(jeweiliger Gebietsstand)
|
|
|
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Bevölkerungsprognose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In ihrem 2006 publizierten „Wegweiser Demographischer Wandel 2020“, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wird für Stuttgart ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 2,0 Prozent (11.976 Personen) vorausgesagt.
Absolute Bevölkerungsentwicklung 2003–2020 – Prognose für Stuttgart (Hauptwohnsitze):
|
Die Prognose wurde 2009 aktualisiert und umfasst nun einen Zeitraum von 2006 bis 2025. In diesem Zeitraum wird von einem Anstieg der Bevölkerung um 13.795 Einwohner oder 2,32 % ausgegangen.[2]
|
Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Im Jahr 2015 fand eine weitere Aktualisierung statt. Sie umfasst nun den Zeitraum von 2012 bis 2030. In diesem Zeitraum wird von einem Anstieg der Bevölkerung um 42.010 Einwohner oder 7,03 % ausgegangen.
Datum | Einwohner |
---|---|
31. Dezember 2012 | 597.460 |
31. Dezember 2020 | 630.070 |
31. Dezember 2025 | 637.730 |
31. Dezember 2030 | 639.470 |
Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Bevölkerungsstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die größten Gruppen der melderechtlich in Stuttgart registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2016 aus der Türkei (18.446), Kroatien (14.550), Griechenland (13.939), Italien (13.914), Serbien (6.133), Rumänien (6.004), Bosnien und Herzegowina (4.884), Polen (4.325), Portugal (4.325) und Syrien (4.178).[3] Von der amtlichen Statistik als Ausländer nicht erfasst werden eingebürgerte Personen und als Deutsche in Deutschland geborene Kinder ausländischer Abstammung.
Bevölkerung | Stand 31. Dezember 2015 |
---|---|
Einwohner mit Hauptwohnsitz | 602.301 |
davon männlich | 299.973 |
weiblich | 302.328 |
Deutsche | 453.880 |
davon männlich | 221.864 |
weiblich | 232.016 |
Ausländer | 148.421 |
davon männlich | 78.109 |
weiblich | 70.312 |
Ausländeranteil in Prozent | 24,6 |
Quelle: Stadt Stuttgart
Altersstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Gesamtbevölkerung und die einzelner Altersgruppen von 1990 bis 2007. Alle Daten stammen vom 31. Dezember des jeweiligen Jahres.
Jahr | Gesamtbevölkerung | Alter: 0 bis 14 | Alter: 15 bis 64 | Alter: ab 65 |
---|---|---|---|---|
1990 | 579.988 | 72.681 | 413.443 | 93.864 |
1991 | 591.946 | 76.059 | 421.960 | 93.927 |
1992 | 599.415 | 78.108 | 427.306 | 94.001 |
1993 | 594.406 | 78.152 | 422.282 | 93.972 |
1994 | 588.482 | 77.507 | 416.956 | 94.019 |
1995 | 585.604 | 77.155 | 414.213 | 94.236 |
1996 | 585.540 | 77.361 | 414.021 | 94.158 |
1997 | 585.274 | 77.269 | 414.188 | 93.817 |
1998 | 581.961 | 76.445 | 411.889 | 93.627 |
1999 | 582.443 | 76.687 | 410.983 | 94.773 |
2000 | 583.874 | 76.684 | 410.936 | 96.254 |
2001 | 587.152 | 76.915 | 412.032 | 98.205 |
2002 | 588.477 | 76.531 | 411.629 | 100.317 |
2003 | 589.161 | 75.971 | 410.799 | 102.391 |
2004 | 590.657 | 75.505 | 409.863 | 105.289 |
2005 | 592.569 | 74.636 | 409.964 | 107.969 |
2006 | 593.923 | 74.329 | 409.276 | 110.318 |
2007 | 597.176 | 74.225 | 410.975 | 111.976 |
2008 | 600.068 | 74.223 | 412.731 | 113.114 |
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Stadtbezirke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember 2005 (Hauptwohnsitze).[5]
Name | Fläche in km² |
Einwohner- zahl |
Einwohner pro km² |
Ausländer in % |
---|---|---|---|---|
Bad Cannstatt | 15,71 | 68.005 | 4.329 | 28,6 |
Birkach | 3,09 | 6.800 | 2.201 | 12,5 |
Botnang | 2,14 | 13.729 | 6.415 | 13,7 |
Degerloch | 8,03 | 17.369 | 2.163 | 13,5 |
Feuerbach | 11,56 | 28.046 | 2.426 | 23,8 |
Hedelfingen | 7,33 | 9.428 | 1.286 | 22,5 |
Mitte | 3,81 | 22.601 | 5.932 | 29,4 |
Möhringen | 15,03 | 30.074 | 2.001 | 15,4 |
Mühlhausen | 9,12 | 26.111 | 2.863 | 17,1 |
Münster | 2,22 | 6.402 | 2.884 | 20,0 |
Nord | 6,82 | 26.286 | 3.854 | 23,5 |
Obertürkheim | 5,46 | 8.265 | 1.514 | 22,9 |
Ost | 9,05 | 47.506 | 5.249 | 26,6 |
Plieningen | 13,08 | 12.911 | 987 | 14,9 |
Sillenbuch | 7,46 | 24.374 | 3.267 | 11,6 |
Stammheim | 4,30 | 12.371 | 2.877 | 15,6 |
Süd | 9,58 | 43.914 | 4.584 | 25,7 |
Untertürkheim | 6,06 | 16.452 | 2.715 | 25,8 |
Vaihingen | 20,89 | 44.385 | 2.125 | 17,4 |
Wangen | 3,42 | 8.873 | 2.594 | 33,9 |
Weilimdorf | 12,56 | 30.798 | 2.452 | 17,4 |
West | 18,65 | 51.439 | 2.758 | 21,3 |
Zuffenhausen | 12,00 | 35.889 | 2.991 | 26,7 |
Stuttgart | 207,36 | 592.028 | 2.855 | 21,9 |
Quelle: Stadt Stuttgart
Stadtteile
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der Stadtteile Stuttgarts mit den Einwohnerzahlen von 5/2020
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. 1880–1918.
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. 1919–1941/42.
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden. 1890 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland. 1952 ff.
- Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Analysen und Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-875-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Haußmann: Die Einwohnerentwicklung im Großraum Stuttgart von 1871 bis 2011 (PDF)
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Struktur- und Regionaldatenbank
- Bertelsmann-Stiftung: Wegweiser Kommune
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg im 4. Vierteljahr 2007 ( vom 4. März 2009 im Internet Archive; PDF; 643 KB)
- ↑ wegweiser-kommune.de: Absolute Bevölkerungsentwicklung 2009–2030 ( vom 13. März 2014 im Internet Archive)
- ↑ Stadt Stuttgart: Ausländer in Stuttgart am 31.12.2016 nach Staatsangehörigkeit und Altersgruppen, abgerufen am 20. Juli 2017
- ↑ Datenbank Zensus 2011, Stuttgart, Alter + Geschlecht
- ↑ stuttgart.de: Datenkompass Stadtbezirke Stuttgart – Verkürzte Neuauflage 2008/2009 ( vom 12. Juni 2010 im Internet Archive; PDF; 4,97 MB)