Einwohnerentwicklung von Wiesbaden
Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Wiesbaden tabellarisch und graphisch wieder.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einwohnerzahl von Wiesbaden betrug im Mittelalter und der frühen Neuzeit nur wenige hundert Personen. Sie wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) und eine Pestepidemie 1634/35 hatten eine verheerende Wirkung auf den Ort. 1648 lebten nur noch 80 Bürger, 13 Beisassen und ein Jude, zuzüglich ihrer Familien, in Wiesbaden.
Weitere Pestepidemien 1665 bis 1667, 1711 und 1722 dezimierten die Bevölkerung erneut. 1722 lebten wieder 1.329 Einwohner in dem Ort. Davon waren nach damaliger Aufstellung 253 Bürger (Männer), 262 Weiber (Frauen), 756 Kinder und 58 Beisassen. Zu den Kindern zählten auch nicht eingebürgerte und unverheiratete Personen mit einem Alter von mehr als 30 Jahren; eventuell in Wiesbaden lebende Beamte wurden nicht erfasst.
Mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Dies war durch die wirtschaftlich günstige Lage am Rhein und der Nähe zum Ruhrgebiet begünstigt. Lebten in der Stadt 1800 erst 2.239 Menschen, so waren es 1900 bereits 86.000. Im Jahre 1905 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Wiesbaden die Grenze von 100.000, was sie zur Großstadt machte. Durch Eingemeindungen zahlreicher Orte am 1. Oktober 1926 und 1. April 1928 stieg die Bevölkerungszahl um rund 50.000 Personen auf 153.000 Einwohner. Im Jahre 1939 lebten in Wiesbaden 170.000 Menschen.
Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt von den alliierten Bombenangriffen weitgehend verschont. Im Zeitraum zwischen August 1940 und März 1945 wurden durch die Luftangriffe insgesamt 18 Prozent der Wohnungen zerstört, ungefähr 1.700 Menschen verloren ihr Leben. Der schwere Bombenangriff in der Nacht vom 2. auf 3. Februar 1945 verfehlte aufgrund der schlechten Wetterlage die geplante Wirkung. Am 28. März 1945 wurde die Stadt von US-amerikanischen Truppen besetzt.
Am 10. August 1945 wuchs Wiesbadens Bevölkerung durch die Eingliederung der rechtsrheinischen Stadtteile von Mainz (1946 = 18.266 Einwohner; 2.261,99 Hektar, 1950 = 21.407 Einwohner). 1947 überschritt die Einwohnerzahl die Grenze von 200.000. Ab den 1950er Jahren begann die Zuwanderung von Gastarbeitern und Ausländern. Die Eingemeindung zahlreicher Orte am 1. Januar 1977 brachte einen Gewinn von rund 20.000 Personen auf 270.000 Einwohner. Am 31. Dezember 2010 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ nach Fortschreibung des Hessischen Statistischen Landesamtes 275.976 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1830 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1969) und des Statistischen Landesamtes (ab 1970). Die Angaben beziehen sich ab 1840 auf die „Zollabrechnungsbevölkerung“, ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1840 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Von 1524 bis 1900
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¹ Volkszählungsergebnis
Von 1905 bis 1944
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¹ Volkszählungsergebnis
Von 1945 bis 1989
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¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Stadtverwaltung (bis 1969), Hessisches Statistisches Landesamt (ab 1970)
Ab 1990
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¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt
Bevölkerungsprognose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In ihrem 2006 publizierten „Wegweiser Demographischer Wandel 2020“, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wird für Wiesbaden ein Anstieg der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 1,3 Prozent (3.512 Personen) vorausgesagt. Hinzuweisen ist jedoch, dass nach Zensus 2011 die Einwohnerzahl Wiesbadens mit 269.121 bereits deutlich um ca. 10.000 Einwohner (./. ca. 4 %) niedriger ist als die von der Stadt angegebene Zahl von rd. 279.000. Abweichend davon prognostiziert das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) einen Zuwachs der Bevölkerung von 2011 bis 2025 um 5,5 %, was ca. ein Plus von 15.000 Einwohnern ausmachen würde.
Absolute Bevölkerungsentwicklung 2012–2030 – Prognose für Wiesbaden (Hauptwohnsitze):[1]
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Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Bevölkerungsstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die größten Gruppen der melderechtlich in Wiesbaden registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2011 aus der Türkei (10.427), Italien (3.784), Polen (3.765), Griechenland (2.614), Serbien (2.094), Marokko (1.651), USA (1.296), Kroatien (1.228), Portugal (1.214) und Rumänien (1.013).[2] Von der amtlichen Statistik als Ausländer nicht erfasst werden eingebürgerte Personen und in Deutschland geborene Kinder ausländischer Abstammung.
Bevölkerung | Stand 31. Dezember 2010[3] |
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Einwohner mit Hauptwohnsitz | 275.976 |
davon männlich | 132.695 |
weiblich | 143.281 |
Deutsche | 223.438 |
davon männlich | 106.405 |
weiblich | 117.033 |
Ausländer | 52.538 |
davon männlich | 26.290 |
weiblich | 26.248 |
Ausländeranteil in Prozent | 19,0 |
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt
Altersstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2006 (Hauptwohnsitze).
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Quelle: Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Wiesbaden
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Wilhelm von Viebahn: Statistik des zollvereinten und nördlichen Deutschlands, Verlag Georg Reimer, Berlin, 1858–1868, 3 Bände
- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880–1918
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919–1941/42
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 1890 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 ff.
- Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Analysen und Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-875-4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hessisches Statistisches Landesamt: Regionaldaten
- wiesbaden.de: Wiesbaden in Zahlen – Statistik auf einen Klick ( vom 14. November 2007 im Internet Archive)
- Bertelsmann-Stiftung: Wegweiser Demographischer Wandel
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bertelsmann-Stiftung: Bevölkerungsprognose
- ↑ wiesbaden.de: Bevölkerung – Nationalitätenstruktur ( vom 22. Dezember 2012 im Internet Archive; PDF; 42 KB)
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung insgesamt, Deutsche und Nichtdeutsche am 31.12.2010 nach dem Geschlecht ( vom 6. März 2012 im Internet Archive)
- ↑ Datenbank Zensus 2011, Wiesbaden, Alter + Geschlecht