Emmanuelle Charpentier

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Emmanuelle Charpentier (2015)

Emmanuelle Marie Charpentier (* 11. Dezember 1968 in Juvisy-sur-Orge, Frankreich) ist eine französische Mikrobiologin, Genetikerin und Biochemikerin. 2020 wurde ihr für die Entwicklung der „Genschere“ CRISPR/Cas9 zusammen mit Jennifer A. Doudna der Nobelpreis für Chemie verliehen. Seit 2018 ist Charpentier Leiterin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin, zuvor war sie seit 2015 Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie.

Beruflicher Werdegang

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Emmanuelle Charpentier studierte ab 1986 Biologie, Mikrobiologie und Genetik an der Universität Pierre und Marie Curie in Paris, wo sie 1995 für ihre Forschungsarbeiten am Institut Pasteur einen Ph.D. in Mikrobiologie erwarb. Ab 1996 ging sie als Postdoktorandin an die Rockefeller University, an das New York University Langone Medical Center, an das Skirball Institute of Biomolecular Medicine (alle in New York ansässig) und an das St Jude Children’s Research Hospital in Memphis, Tennessee.

2002 wechselte sie an die Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien und Medizinischen Universität Wien, wo sie zunächst als Gastprofessorin, ab 2004 als Assistant Professor und nach ihrer Habilitation in Mikrobiologie 2006 als Associate Professor angestellt war. 2009 ging Charpentier an die Universität Umeå in Schweden. Hier baute sie am Laboratory for Molecular Infection Medicine Sweden MIMS eine neue Arbeitsgruppe auf und erhielt eine Professur (Associate Professor). Das MIMS ist Teil von „The Nordic EMBL Partnership for Molecular Medicine“ mit Partner-Laboren in Finnland (FIMM), Dänemark (DANDRITE) und Norwegen (NCMM).[1] Von 2013 bis 2015 war Charpentier Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover[2] und leitete die Abteilung Regulation in Infection Biology am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig. 2014 erhielt sie eine Alexander von Humboldt-Professur an der Medizinischen Hochschule Hannover.[3] Die drei Institutionen in Umeå, Hannover und Braunschweig kooperieren. Bis Ende 2017 war sie an der Universität Umeå, Schweden, weiter als Gastprofessorin tätig.

2015 folgte Charpentier dem Ruf zur Direktorin der Abteilung Regulation in der Infektionsbiologie am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und ist seitdem auch wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft.[4][5][6] Seit 2018 ist sie Gründungsdirektorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene.[7] Die Max-Planck-Forschungsstelle ist administrativ vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie unabhängig.[8] Charpentier ist Honorarprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin.

In Würdigung ihrer Leistungen als Wissenschaftlerin und Forscherin wurde ihr anlässlich der Wissensstadt Berlin 2021 im Rahmen der Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eine Ausstellungstafel gewidmet.[9][10]

Emmanuelle Charpentier forscht auf dem Gebiet der Regulationsmechanismen, die Infektionsprozessen und Immunität von pathogenen Bakterien zugrunde liegen. Hier liegt ihr Fokus auf der Genregulation auf der Ebene der (bakteriellen) Ribonukleinsäure (RNA) und der molekularbiologischen Erforschung von Infektionen. Sie forscht zur Fähigkeit bakterieller Krankheitserreger, sich selbst gegen fremde – in die Bakterienzelle eingedrungene – DNA, z. B. durch Bakteriophagen, zu verteidigen. Mit ihren Erkenntnissen auf dem Gebiet der RNA-vermittelten Regulation durch das CRISPR/Cas-System hat Emmanuelle Charpentier die Grundlage für die Entwicklung einer Technik geschaffen, mit der gezielt Genveränderungen durchgeführt werden können (CRISPR/Cas-Methode, 2012 veröffentlicht mit Jennifer Doudna).[11]

2013 gehörte sie zu den Mitbegründern des in Zug registrierten Unternehmens CRISPR Therapeutics. Dieses soll die CRISPR/Cas-Methode kommerziell anwenden und die Forschung vorantreiben.[12]

Seit 2015 zählte sie Thomson Reuters aufgrund der hohen Zahl ihrer Zitationen zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Chemie (Thomson Reuters Citation Laureates).[13] Am 7. Dezember 2020 bekam sie die Auszeichnung „für die Entwicklung einer Methode zur Genom-Editierung“ gemeinsam mit Jennifer Doudna zuerkannt.[14][15]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

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Ehrendoktorwürden

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Preise und sonstige Ehrungen

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Commons: Emmanuelle Charpentier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. EMBL: Nordic EMBL partnership for molecular medicine. Abgerufen am 17. Oktober 2021 (englisch).
  2. Developed with webControl CMS by Intermark IT: Emmanuelle Charpentier and Jennifer Doudna, Princess of Asturias Award for Technical and Scientific Research - Press. Abgerufen am 17. Oktober 2021 (englisch).
  3. Prof. Emmanuelle Charpentier, Ph.D. Abgerufen am 17. Oktober 2021.
  4. Emmanuelle Charpentier wird Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Pressemeldung der Max-Planck-Gesellschaft vom 23. Juli 2015.
  5. Emmanuelle Charpentier: Pathogenen auf der Spur. aerzteblatt.de, April 2017; abgerufen am 14. Mai 2017.
  6. Neue Forschungseinrichtungen in der Bund-Länder-Förderung. (PDF; 0,1 MB) Pressemitteilung der GWK, 7. April 2017; abgerufen am 28. Oktober 2022.
  7. Mit Genschere zum Institut – Die Entdeckerin der Genschere CRISPR-Cas, Emmanuelle Charpentier, erhält in Berlin ein eigenes Institut – eine sogenannte Max-Planck-Forschungsstelle. biooekonomie.de, 18. April 2017.
  8. Joachim Fahrun: Kandidatin für Nobelpreis erhält Top-Bedingungen. In: Berliner Morgenpost. 7. September 2017, abgerufen am 4. September 2018.
  9. Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eröffnet im Roten Rathaus. In: idw. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
  10. Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eröffnet im Roten Rathaus. In: Berliner Institut für Gesundheitsforschung-Charité und Max-Delbrück-Centrum. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
  11. M. Jinek, K. Chylinski, I. Fonfara, M. Hauer, J. A. Doudna, E. Charpentier: A programmable dual-RNA-guided DNA endonuclease in adaptive bacterial immunity. In: Science, Band 337, 2012, S. 816–821, PMID 22745249
  12. CRISPR Therapeutics: Ist diese Aktie nobelpreiswürdig? Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  13. 2015 Citation Laureates Infographic. In: sciencewatch.com. Abgerufen am 14. Juni 2017.
  14. Ragnar Vogt, Patrick Eickemeier: Chemienobelpreis geht an Berliner Forscherin Emmanuelle Charpentier. In: Der Tagesspiegel Online. 7. Oktober 2020, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 17. Oktober 2021]).
  15. Emmanuelle Charpentier nimmt Nobelpreis entgegen. Deutsches Ärzteblatt, 8. Dezember 2020; abgerufen am 28. Oktober 2022.
  16. Yvonne Kaul: EMBO enlarges its membership for 50th anniversary. EMBO, Pressemitteilung vom 5/07/2014 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 28. Oktober 2022.
  17. https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Mitglieder/CV_Charpentier_Emmanuelle_EN.pdf
  18. Mitgliedseintrag von Emmanuelle Charpentier (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 12. Mai 2022.
  19. Emmanuelle Charpentier wird Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, abgerufen am 15. November 2017
  20. Emmanuelle Charpentier elected to the Royal Swedish Academy of Sciences. Umeå University, 10. Dezember 2015, abgerufen am 11. Januar 2023 (englisch).
  21. ÖAW wählte 26 neue Mitglieder, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  22. Dix-huit nouveaux membres élus à l'Académie des sciences. Pressemitteilung vom 6. Dezember 2017, abgerufen am 28. Februar 2018.
  23. Douze nouveaux membres élus à l’Académie des technologies. In: academie-technologies.fr. 30. Januar 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. August 2021; (französisch).
  24. Ledamot: Emmanuelle Charpentier. In: iva.se. Abgerufen am 18. Dezember 2023 (schwedisch).
  25. American Association for Cancer Research Announces 2017 Class of Fellows of the AACR Academy. Pressemitteilung vom 17. März 2018, abgerufen am 28. Februar 2017
  26. Nomina di Membro Ordinario della Pontificia Accademia delle Scienze. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 10. August 2021, abgerufen am 10. August 2021 (italienisch).
  27. L'EPFL fête ses nouveaux diplômés, in französischer Sprache, abgerufen am 15. November 2017
  28. Darren Walker, Ford Foundation President, to Speak at NYU’s Commencement, abgerufen am 15. November 2017
  29. Laudatio voor Professors Jennifer Doudna and Emmanuelle Charpentier. In: kuleuven.be. 10. Februar 2016, abgerufen am 4. Oktober 2017 (englisch).
  30. HKUST Holds 25th Congregation Conferring Honorary Doctorates on Four Distinguished Academics and Community Leaders. In: ust.hk. 17. November 2017, abgerufen am 17. November 2017 (englisch).
  31. Adela Talbot: Western News – Charpentier: Be open to new perspectives. In: news.westernu.ca. 26. Oktober 2017, abgerufen am 1. November 2017 (englisch).
  32. Internationellt välrenommerade forskare blir hedersdoktorer – Umeå universitet. In: umu.se. 1. Juni 2017, abgerufen am 28. Oktober 2022 (schwedisch).
  33. Doctor honoris causa and ISV 20th anniversary (Memento vom 23. April 2018 im Internet Archive)
  34. Darwin hosts Professor Charpentier (Memento vom 1. Februar 2020 im Internet Archive)
  35. Businessman, scientists, actor and architect honoured as University marks its Foundation Day, abgerufen am 14. Dezember 2018
  36. Fernströmpriset 2011 till infektionsforskare. In: umu.se. 9. Juni 2011, abgerufen am 25. September 2018 (schwedisch).
  37. Gabbay Award Winners. In: brandeis.edu. Brandeis University, abgerufen am 4. Dezember 2024 (englisch).
  38. Emmanuelle Charpentier: Göran Gustafssonprisen - Molelylär biologi 2014. In: kva.se. Abgerufen am 28. Oktober 2022 (schwedisch).
  39. Jennifer Doudna, Ph.D. and Emmanuelle Charpentier, Ph.D Win 2014 Dr. Paul Janssen Award for Biomedical Research (PDF; 41 kB) bei pauljanssenaward.com; abgerufen am 24. Juni 2014
  40. Emmanuelle Marie Charpentier - Alexander von Humboldt-Stiftung. In: humboldt-foundation.de. 10. Dezember 2017, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  41. Emmanuelle Charpentier. In: jeantet.ch. Fondation Louis-Jeantet, abgerufen am 4. Dezember 2024 (englisch).
  42. Tang Prize 2016
  43. Marie de Chalup: Verleihung an Prof. Emmanuelle Charpentier durch den französischen Staatssekretär Thierry Mandon. Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Pressemitteilung vom 1. Juni 2016 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 1. Juni 2016.
  44. Anke Lischeid: Prof. Emmanuelle Charpentier erhält Otto-Warburg-Medaille 2016. Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, Pressemitteilung vom 8. April 2016 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 11. Oktober 2016.
  45. Paul Ehrlich und Ludwig Darmstaedter-Preisträger und -Nachwuchspreisträger 2016. In: uni-frankfurt.de. 14. März 2016, abgerufen am 7. Dezember 2016.
  46. Orden Pour le mérite wählt neues Mitglied. Pressemitteilung vom 15. November 2017, abgerufen am 9. April 2019.
  47. Rückblick 2017; abgerufen am 8. April 2018.
  48. Kavli Prize Laureate Emmanuelle Charpentier. In: kavliprize.org. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  49. La AECC adjudica, en 2018, 160 ayudas para investigar el cáncer por un total de 17,6M€, abgerufen am 27. September 2018.
  50. Technion to Award Harvey Prize - Technion - Israel Institute of Technology. 7. Oktober 2019, abgerufen am 17. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  51. Ehre für Entdeckerin von Crispr/Cas, abgerufen am 23. März 2019
  52. www.bundespraesident.de: Der Bundespräsident / Reisen und Termine / Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit. Abgerufen am 29. September 2019.