Endspiel König und zwei Bauern gegen König

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Das Endspiel König und zwei Bauern gegen König ist ein Bauernendspiel, bei dem zwei Bauern gegen einen König kämpfen. Bereits im Endspiel König und (ein einzelner) Bauer gegen König bietet der Bauer gute Gewinnchancen. Mit einem zweiten Bauern steigen die Gewinnchancen auf 95 %[1] Unter den verbleibenden 5 % sind einige Stellungen, bei denen einer der Bauern verloren geht und die entstehende Stellung Remis ist, sowie Stellungen mit doppelten Randbauern (zwei a-Bauern oder zwei h-Bauern). Die Gewinnmethode kann im Detail trickreich sein, besteht aber im Allgemeinen darin nur mit dem vorderen Bauern zu spielen und den anderen in entscheidenden Momenten zu nutzen, um den Gegner in Zugzwang zu bringen. Damit sind viele aber nicht alle Pattmotive aus Stellungen mit nur einem Bauern ausgeschlossen. Remischancen gibt es ansonsten noch bei weit vorgerückten Doppelbauern. Ein zusätzlicher Bauer für den Verteidiger erhöht dessen Chancen im Allgemeinen, ist aber in einigen Fällen noch nicht ausreichend, siehe Endspiel König und Bauer gegen König und Bauer.

Verbundene Bauern

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Verbundene Bauern stehen auf benachbarten Linien. Der hintere Bauer deckt dabei den vorderen. Diese Stellungen sind immer gewonnen, bei einem a- und b-Bauern (oder g- und h-Bauern) muss jedoch manchmal einer der Bauern geopfert werden.

Allgemeiner Gewinnweg

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Weiß gewinnt, Zugrecht egal

Bei verbundenen Bauern kann der verteidigende König den hinteren Bauern nicht schlagen, da sonst der vordere Bauer vorrückt. 1. … Kxe4 2. d6 und der Bauer kann nicht mehr aufgehalten werden. Schwarz bleibt also nichts anderes übrig als zwischen e5 und d6 zu pendeln während der weiße König näher kommt und schließlich die Felder vor den Bauern deckt.[2] 1. Kb2 Kd6 2. Kb3 Ke5 3. Kc4 Kd6 4. Kb5 Ke5 5. Kc6 nun kann der schwarze König nicht nach d6 zurückkehren und muss weichen. 5. … Kf6 6. d6 Ke6 7. d7 Ke7 8. Kc7 Ke6 9. d8D

Die Ausgangsstellung ist nur gewonnen weil der Weiße König eingreifen konnte. Die beiden Bauern alleine können sich nicht gegen den König durchsetzen. Andererseits kann sich der König auch nicht gegen die Bauern durchsetzen.

Patt und Bauernopfer bei g- und h-Bauern

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Ponziani, 1769
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Weiß am Zug gewinnt mit einem Bauernopfer

In dieser Stellung muss Weiß aufpassen nicht Patt zu setzen.[3] (1. Kh6? Patt, 1. Kf6? Patt) 1. Kf5! Kg7

2. h8D+ Kxh8 der Bauer wurde geopfert um das Pattmotiv aus der Stellung zu nehmen. Die Ausgangsstellung wäre mit dem weißen König auf f7 oder f8 ebenfalls Patt. Speziell zum Gewinn mit einem einzelnen g-Bauern siehe auch Endspiel König und Bauer gegen König#Sonderfall Springerbauer (b- oder g-Bauer) und Endspiel König und Bauer gegen König#Fall 2: Bedingungen a und c sind erfüllt

3. Kf6! Kg8

4. g7! Kh7

5. Kf7! Kh6

6. g8D Kh5 der einzige Zug für Schwarz. Das schnellste Matt ist nun 7. Dg3 Kh6 8. Dg6#

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Weiß gewinnt mit 1. f4! Ke7 2. Kg7

In nebenstehendem Diagramm ist 1. Kf6 Patt, weshalb die Stellung ohne den f3-Bauern Remis wäre: Auf alle anderen Züge des weißen Königs kann schwarz den Bauern schlagen. Hier kann Weiß stattdessen einen Wartezug mit dem hinteren Bauern machen und das Zugrecht an Schwarz abgeben.

1. f4! Ke7 2. Kg7 Kd6 3. f8D

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Im Allgemeinen besteht der Gewinnweg darin, nur mit dem vorderen Bauern zu spielen wie im Endspiel König und Bauer gegen König und in entscheidenden Stellungen mit dem hinteren Bauern einen Wartezug zu machen um das Zugrecht an Schwarz abzugeben wie in obiger Stellung. Manchmal kann Weiß auch den vorderen Bauern opfern um die Schlüsselfelder des hinteren Bauern zu besetzen.[4]

1. Kc3! nach 1. Kc4?? Kb6! ist die Stellung Remis: Weiß muss die Verteidigung des b5-Bauern aufgeben. Mit dem verbleibenden Bauern kann Weiß nicht mehr gewinnen. Wäre der b4-Bauer erst auf b3 oder b2, so könnte Weiß nach 1. … Kb6 diesen Bauern ziehen und der Schwarze König müsste auf die 7. Reihe zurücktreten.

1. … Kc7 2. Kd4 Kb6 3. Kc4 Kc7 4. Kc5 Kb7 5. b6 Ka6! (Diagramm) Schwarz stellt eine Falle

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Stellung nach 5. b5–b6 Kb7–a6!

6. b7! (6. Kc6?? ist Patt) 6. … Kxb7 7. Kb5 und Weiß hat die Opposition, vgl. Endspiel König und Bauer gegen König#Sonderfall Springerbauer (b- oder g-Bauer). Es könnte folgen 7. … Ka7 8. Kc6 Kb8 9. Kb6 Ka8 10. b5 Kb8 11. Ka6! Ka8 12. b6 Kb8 13. b7 Kc7 14. Ka7 Kc6 15. b8D.

Remis bei zu weit vorgerückten Bauern

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Stellung nach 1. … f5–f4??, Weiß hält Remis (Nach 1. … f3–f2 würde Schwarz gewinnen nach 2. Kf1–g2 Ke3–e2)

Wenn die Bauern bereits auf der 5. und 6. Reihe sind, dann ist die Stellung Remis. Der hintere Bauer kann sich nicht bewegen und wenn beide nacheinander vorrücken wird die Stellung Patt:[5] 1. Ke1! f2+ 2. Kf1 f3 Patt. Der f3-Bauer nimmt dem König auch das übliche Fluchtfeld g2.

Deshalb sollte der hintere Bauer möglichst nur bewegt werden, wenn ein Tempogewinn nötig ist.

Remis mit Randbauern

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Weiß am Zug hält Remis

Bei doppelten Randbauern können die gleichen Methoden eingesetzt werden wie gegen einen einzelnen Randbauern, vgl. Endspiel König und Bauer gegen König#Ausnahme Randbauer. Selbst gegen drei oder mehr h-Bauern könnte Weiß hier Remis halten.[6]

1. Kf2 h5 2. Kf1 h3 3. Kf2 h4 4. Kf1 Kg3 Der einzige Versuch 4. … Kh1 5. Kf2 Kh2 ist Stellungswiederholung. 5. Kg1 Kf3 6. Kh1 mit einem Remis wie gegen einen einzelnen Randbauern.

Isolierte Bauern

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Auch isolierte Bauern haben sehr gute Chancen gegen einen König. Die Details hängen davon ab wie viele Linien die Bauern voneinander entfernt sind:

  • Zwei Linien entfernt (eine freie Linie zwischen den Bauern): Hier können sich die Bauern gegenseitig verteidigen. Sobald der König droht einen der beiden Bauern zu schlagen, kann der andere vorrücken und drohen sich umzuwandeln.
  • Drei Linien entfernt: Hier kann der König oft einen der Bauern erobern. Der andere ist dann aber weit entfernt, sodass der König der Bauernpartei oft rechtzeitig zu Hilfe kommen kann.

Die exakten Gewinnmethoden haben Bedeutung in Stellungen, in denen beide Seiten noch Bauern haben, aber ein König alleine zwei isolierte Bauern aufhalten muss, ohne dass der andere König eingreifen kann (bspw. weil dieser seinerseits andere Bauern aufhalten muss).[7] Dazu gibt es die Regel vom schwebenden Quadrat[8] (in Abgrenzung zur Quadratregel für genau einen Freibauern): Mit den beiden Bauern wird ein gedachtes Quadrat gebildet, wobei der hintere Bauer in einer Ecke des Quadrates ist und der andere auf einer Seite des Quadrates[9] (Falls die Bauern auf derselben Reihe stehen, sind beide in einem Eckfeld). Falls das gedachte Quadrat die gegnerische Grundreihe berührt, dann können sich die Bauern ohne Hilfe ihres Königs durchsetzen.

Zwei Linien entfernt

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Weiß am Zug gewinnt

Zwei Bauern die genau zwei Linien entfernt stehen, können sich gegenseitig verteidigen sofern nicht der vordere der beiden Bauern angegriffen wird. 1. h5! Kf6 (auf 1. … Kxf4 kann der Bauer umgewandelt werden 2. h5!) Man beachte die von den Bauern gedeckten Felder g5 und g6. Da der schwarze König einen Umweg über g7 machen muss, um den h-Bauern anzugreifen, kann der weiße König näher kommen.

2. Kb2 Kg7

3. f5 Kh6 Die gleiche Situation wie in der Ausgangsstellung. Die Bauern sind auf derselben Reihe und einer von ihnen wird frontal vom König bedroht. Die Bauern konnten jedoch zwischenzeitlich vorrücken.

4. f6 Nun ist der f-Bauer weiter vorgerückt, sodass der h-Bauer nicht geschlagen werden kann. Schwarz kann nun wieder einen Umweg machen, um den f-Bauern anzugreifen, aber Weiß kann erneut seinen König heranführen und gewinnt letztendlich.

E. Pogosiants, 1961 (Abwandlung von Troitsky, 1898)[10]
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Weiß am Zug gewinnt

Im Gegensatz zur vorherigen Stellung wird hier der vordere Bauer angegriffen. Falls der d-Bauer verloren geht, kann Schwarz in dieser Stellung auch den b-Bauern aufhalten. Weiß muss also zunächst den d-Bauern verteidigen.[11] 1. Ke6! Kd8 Nun wären 2. d6 oder 2. Kd6 Patt. Der einzige Gewinnversuch ist also

2. Kd5! Kxd7 Auf 3. Kc5 Kc7 hätte Schwarz die Opposition und könnte Remis halten, vgl. Endspiel König und Bauer gegen König#Der König hat die Opposition. Der einzige Gewinnversuch ist also

3. b6! Kd8

4. Kd6 Kc8 (4. Kc5 gewinnt auch aber nicht 4. Kc6?? Kc8!)

5. Kc6 Und Weiß hat eine bekannte Gewinnstellung erreicht, vgl. Endspiel König und Bauer gegen König#Fall 1: Bedingungen b und c sind erfüllt (es könnte folgen 5. … Kc8 6. b7 Ka7 7. Kc7 Ka6 8. b8D)

Drei Linien entfernt

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Schwarz am Zug. Weiß gewinnt.

Hier kann schwarz einen der Bauern erobern, aber der weiße König kommt immer rechtzeitig zu hilfe um den anderen zu verteidigen, ganz egal wo auf dem Brett der weiße König steht.[12] 1. … Kd5 2. a5! Nun da der a-Bauer droht das Umwandlungsfeld zu erreichen muss Schwarz zurück.

2. … Kc6

3. Kg2 Kb5

4. Kf3 Kxa5

5. Ke4 Kb6

6. Kd5 Kc7

7. Ke6 Weiß hat eines der Schlüsselfelder des Bauern erreicht, vgl. Endspiel König und Bauer gegen König#Schlüsselfelder

Einzelnachweise

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  1. Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know, New in Chess, 2018, S. 169.
  2. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 40 f.
  3. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 26.
  4. Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know, New in Chess, 2018, S. 169 f.
  5. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 27.
  6. Jeremy Silman: Silman’s complete Endgame course, Siles Press, 2007, S. 104 f.
  7. Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know, New in Chess, 2018, S. 171.
  8. Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know, New in Chess, 2018, S. 196.
  9. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 41.
  10. Laut Karsten Müller und Frank Lamprecht stammt die Stellung aus einem nicht genannten Werk von Awerbach der die Stellung einem E. Pogosiants zuschreibt. Laut Müller und Lamprecht folgte dieser vermutlich einer Stellung die von Troistky veröffentlicht wurde: Weiß: Kh2, Schwarz: Ke4, Bf2, h4. Weiß am Zug hält Remis mit 1. Kg2!. Novoe Vremia, 1898. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 26 f.
  11. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 26 f.
  12. Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know, New in Chess, 2018, S. 172.