Endspiel zwei Bauern gegen einen Bauer
Das Endspiel zwei Bauern gegen einen Bauern ist ein Schachendspiel, bei dem zwei Bauern gegen einen Bauern kämpfen, also ein Bauernendspiel. In den Stellungen, die in echten Partien vorkamen, hatten 75 % einen Sieger. Falls beide Seiten einen Randbauern haben, sind die Gewinnchancen wesentlich geringer.[1]
Dieses Endspiel kann auf verschiedene Arten vereinfacht werden:
- Tausch eines Bauernpaares führt zum Endspiel König und Bauer gegen König
- Verlust des Mehrbauern führt zum Endspiel König und Bauer gegen König und Bauer
- Erobern des einzelnen Bauern führt zum Endspiel König und zwei Bauern gegen König.
Manche dieser Stellungen wurden bereits von Philidor im 18. Jahrhundert analysiert.
Stellungen mit blockiertem Bauernpaar
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Stellungen, bei denen sich zwei Bauern auf derselben Linie direkt gegenüber stehen und einem Zusatzbauern, können sich vereinfachen zu Stellungen mit nur noch den blockierten Bauern, welche häufig Remis sind, siehe Endspiel König und Bauer gegen König und Bauer#Blockierte Bauern.
Bei dem zusätzlichen Bauern kann es sich handeln um
- einen gedeckten Freibauern. Er befindet sich dann schräg vor dem blockierten Bauern.
- einen rückständigen Bauern. Er befindet sich schräg hinter dem blockierten Bauern. Er kann nicht so leicht vorrücken wie der Freibauer. Falls er doch vorrückt und der Gegner nicht schlägt kann ein gedeckter Freibauer draus werden.
- einen isolierten Freibauern, wenn er mindestens zwei Linien entfernt ist vom blockierten Bauernpaar.
Blockierte Bauern und gedeckter Freibauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeiner Gewinnweg
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Ein gedeckter Freibauer ist die stärkste Form eines Freibauern: Er droht einerseits vorzurücken und sich in eine Dame umzuwandeln, andererseits kann er nicht erobert werden, sodass hier der weiße König frei manövrieren kann.
In diesen Stellungen ist die Quadratregel von Bedeutung: Der verteidigende König darf sich nicht zu weit vom Freibauern entfernen, da er sonst vorrücken kann. Im Diagramm muss sich Schwarz in dem mit x markierten Bereich aufhalten.
Im Diagramm hätte mit Schwarz am Zug, Weiß die Opposition und könnte leicht eindringen und den schwarzen g-Bauern gewinnen: 1. … Kd5 2. Kd3 Ke5 3. Kc4 Kd6 4. Kd4 Ke7 5. Ke5 Kf7 6. f6 Kf8 7. Kf6 gefolgt von Kxg6 und Weiß gewinnt leicht mit den beiden Bauern.
In der Diagrammstellung gewinnen fast alle Züge (außer 1. f6? Kxf6 Remis), aber nicht alle machen Fortschritte.
1. Kd2 Kd6 Schwarz hat nun die Fernopposition was die zäheste Verteidigung ist.
2. Kc3 Eine Alternative ist 2. Ke2. Der Schwarze König müsste nun das Feld e6 betreten um die Fernopposition zu halten, aber das Feld ist durch den weißen f-Bauern verteidigt. Bspw. 2. … Kc5 3. Ke3 Kd5 4. Kd3 Ke5 5. Kc4 Kf6 6. Kd5 Ke7 7. Ke5 Kf7 8. f6 Kf8 9. Kf7 Kxg5.
2. … Kc5 die Nahopposition. Diese Stellung könnte auch erreicht werden über 1. Kd3 Kd5 2. Kc3 Kc5. 3. Kb3 Kd5 Zwar würde 3. … Kb5 die Nahopposition halten, aber der König verlässt dann das Quadrat des Bauern 4. f6!
4. Kb4 Kd6 5. Kc4 Kc6 6. Kd4 Kc6 7. Ke4 Ke7 8. Ke5 Kf7 9. f6 Kf8 10. Kf5 gefolgt von 11. Kxg5
Ein zusätzlicher schwarzer Bauer auf a5 würde Schwarz nicht helfen. Der weiße König kann den Bauern einfach erobern. Ein Bauer auf b5 dagegen würde Schwarz zum Remis helfen: Der schwarze König kann den Bauern von c6 aus verteidigen, also ohne das Quadrat des weißen f-Bauern zu verlassen.[2]
Remis – Bauern ein und zwei Felder vorgerückt
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Dies ist eine Ausnahmestellung, die Weiß noch Remis halten kann, da sich die Bauern am Rand befinden und nur ein bzw. zwei Felder vorgerückt sind. Werden alle Steine ein Feld nach unten verschoben, so ist die Stellung für Schwarz gewonnen.
1. Ke3 Ke6 2. Ke4 Weiß hat die Nahopposition. 2. … Kd6 3. Kd4 Kc6 4. Ke4 Weiß kann nicht nach c4 um die Nahopposition zu halten, da er sonst das Quadrat des Bauern verlassen würde. Stattdessen nimmt er die Diagonalopposition auf e4.
- In der Partie geschah 4. Ke5?? Kc5 5. Kf6
- (5. Ke4 Kc4! 6. Ke5 Kd3 7. Kf4 Kd4 8. Kf3 Ke5)
- 5. … h4 6. Kxg6 h3 7. Kf7 h2 8. g6 h1=Q und Schwarz gewann nach ein paar weiteren Zügen im Damenendspiel gegen einen g-Bauern.
4. … Kb5 5. Kd5 die Nahopposition. d5 ist außerdem ein Eckfeld des Quadrats des h-Bauern (Quadratregel).
5. … Kb6 6. Kd4 erneut die Diagonalopposition.
6. … Ka5 7. Ke5 die Fernopposition. Die Nahopposition auf c5 ist zu weit vom h-Bauern entfernt.
7. … Ka6 8. Ke4 Die virtuelle Opposition, bei der der die Könige in den Ecken eines Rechtecks stehen das nur aus weißen (oder nur schwarzen) Feldern stehen. Je nachdem wohin der schwarze König geht, kann Weiß die Diagonal-, Fern- oder Nahopposition halten.[3][4]
Festungen mit gedecktem Freibauern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt mehrere Festungen. Typischerweise stehen die Bauern dabei am Rand und weit vorgerückt.[5]
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1. Kf5 Kg8! 2. Kf6 Patt. Wenn Weiß den g-Bauern opfert entsteht eine andere Festung aus dem Endspiel Bauer gegen Bauer.
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Hier kann der schwarze g-Bauer nicht von rechts angegriffen werden; Schwarz kann sich folglich verteidigen: 1. Kd5 (1. f8D+ Kxf8 2. Kd6 Ke8 3. Ke6 Kf8! und eine andere Festung aus dem Endspiel Bauer gegen Bauer ist entstanden) 1. … Kf8 2. Ke6 Patt. Ein zusätzlicher Läufer auf d5 würde Weiß auch nicht helfen.
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1. Ke7 Kg8 2. Kf6 Kh8 3. g7+ Kg8 4. Kg6 Patt. Wenn die Stellung um ein Feld nach links oder unten verschoben wird, kann Weiß gewinnen
Blockierte Bauern und rückständiger Bauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn der verteidigende König weit entfernt ist, kann ein Bauernopfer gewinnen um den verbleibenden Bauern umzuwandeln. Wenn der König in der Nähe ist, kommt es darauf an, wer die Opposition hat.[6]
Bauerndurchbruch
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Hier kann Weiß gewinnen, wenn er den c-Bauern opfert, um den weißen b-Bauern den Weg freizumachen. Das Bauernwettrennen gewinnt Weiß, da sein Bauer weiter vorgerückt ist.[6]
1. c5! bxc4
- 1. … Ke6 der König versucht die Bauern aufzuhalten. 2. c6! und ein gedeckter Freibauer ist entstanden. (2. cxb6? Kd7! hält noch Remis)
2. b6 c4 3. b7 c3 4. c8D c2 und Weiß gewinnt leicht mit der Dame gegen den Bauern.
Philidors Stellung
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Bei einem rückständigen Bauern kann Schwarz Remis halten, wenn er die Opposition hat und der König in der Nähe der Bauern ist.[6]
Mit Weiß am Zug, hat Schwarz die Opposition und kann Remis halten:
1. Ke3!? Ke7 Schwarz hat nun die Fernopposition.
- Ebenfalls zu Remis führt 1. … Kd7 2. Kd3 Ke7
- Schlecht ist dagegen 1. … Kc5? der König hat hier nur wenige Zugmöglichkeiten. 2. Kd3 Kd4 und die Ausgangsstellung ist erreicht, nur diesmal mit Schwarz am Zug (siehe unten)
2. Ke4 Ke6 Die Nahopposition. Weiß kann keine Fortschritte machen.
- Möglich ist auch die Fernopposition 2. … Ke8
- a) 3. Kf5 Kd7! Die Diagonalopposition hält noch Remis. (3. … Kf7? Die Nahopposition verliert wegen des Bauerndurchbruches 4. c5)
- b) 3. Ke5 Ke7 4. Kd5 Kd7 hier genügt der Bauerndurchbruch nicht zum Sieg, da der König zu nah ist. 5. c5 bxc5 6. Kxc5 Kc7 und der König kann den Bauern aufhalten.
Mit Schwarz am Zug, hat Weiß die Opposition und Weiß gewinnt: 1. … Kc7 (1. … Ke6 und der Bauerndurchbruch genügt zum weißen Sieg: 2. c5 Kd7 3. c6+)
2. Ke5! Kd7 3. Kd5! Kc7 4. Ke6! Und Weiß kann den schwarzen König abdrängen und den b-Bauern gewinnen, so wie im Endspiel Bauer gegen Bauer mit blockiertem Bauernpaar. Z.B.: 4. … Kc8 5. Kd6 Kb7 6. Kd7 Kb8 7. Kc6 Kc8 8. Kxb5
Blockierte Bauern und isolierter Freibauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Falls die blockierten Bauern, keine Randbauern sind, gewinnt die Seite mit dem Mehrbauern im Allgemeinen leicht: Der Freibauer wird geopfert um den verbleibenden Bauern zu erobern. Es entsteht also ein Endspiel König und Bauer gegen König das gewonnen ist, wenn der Freibauer weit genug entfernt ist.
Falls die blockierten Bauern Randbauern sind, hängen die Gewinnchancen von mehreren Faktoren ab:
- Die Reihe auf der sich die blockierten Bauern befinden
- Wie weit vorgerückt der Freibauer ist
- Die Position der Könige
Die Bährsche Regel behandelt blockierte Randbauern mit isoliertem Freibauern eingehend.[1]
Keine blockierten Bauern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]g- und h-Bauer gegen h-Bauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Festungen
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1. g4 Kh8 2. g5 Kg8 3. Kf6 Kh8 4. g6 Kg8 Remis. (4. … hxg6 ist auch Remis)[6]
Steinitz-Regel
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In dieser Stellung kann Weiß gewinnen, weil der h-Bauer noch auf der 2. Reihe steht. Da ein Bauer auf der 2. Reihe die Wahl hat, ein Feld oder zwei Felder vorzurücken, bieten diese Bauern die Möglichkeit, ein Tempo zu verlieren und so letztendlich die Opposition zu erlangen. Die Steinitz-Regel besagt daher, dass es in Bauernendspielen günstig ist, möglichst viele Bauern noch auf der 2. Reihe zu haben. 1. h3! Verliert gegenüber 1. h4 ein Tempo. 1. … Kf6 2. h4! Nun muss der schwarze König weichen oder einen gedeckten Freibauern zulassen.
- a) 2. … h5 3. g5+ Kf7 4. Ke5 oder 4. Kf5 und gewinnt
- b) 2. … Ke6 3. Ke4! Kf6 4. Kd5 und der schwarze König wird abgedrängt.[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- zu Staunton-Williams (Remis gegen gedeckten Freibauern)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know – vital lessons for every chess player, New in Chess, 5. Auflage, 2018, S. 181
- ↑ Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 31f.
- ↑ Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endgames, Gambit, 2001, S. 32.
- ↑ Youtube-Video von Matt Pullin, abgerufen am 21. Dezember 2020
- ↑ Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 35f.
- ↑ a b c d Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 32f.
- ↑ Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know – vital lessons for every chess player, New in Chess, 5. Auflage, 2018, S. 190–192