Erik Stohn
Erik Stohn (* 20. Dezember 1983 in Luckenwalde, Bezirk Potsdam, DDR) ist ein deutscher Politiker (SPD).
Seit 2014 ist er direkt gewählter Abgeordneter des Landtags Brandenburg. Dort war er von 2019 bis 2021 Vorsitzender der SPD-Fraktion sowie des Hauptausschusses und ist seitdem amtierender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Von 2017 bis 2021 hatte er zudem das Amt des Generalsekretärs der SPD Brandenburg inne.[1][2][3][4]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stohn wuchs in Jüterbog auf und legte 2003 am dortigen Goethe-Schiller-Gymnasium das Abitur ab. Nach seinem Zivildienst studierte er Rechtswissenschaft an den Universitäten Potsdam und Lausanne und beendete das Studium 2010 mit dem ersten Staatsexamen. Er absolvierte von 2011 bis 2013 sein Rechtsreferendariat am Kammergericht Berlin und legte anschließend das zweite Staatsexamen ab. In diese Zeit fällt auch ein Aufbaustudium der Verwaltungswissenschaft an der Universität Speyer, das er 2013 als Magister rerum publicarum (Mag. rer. publ.) abschloss. Zwischen 2010 und 2014 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Referent für verschiedene Bundestagsabgeordnete tätig, zuletzt für Rainer Spiering.[1][5]
Im Dezember 2022 hatte Stohn in der Nähe von Hohenseefeld einen schweren Autounfall. Er verlor aufgrund eines geplatzten Reifens die Kontrolle über seinen Wagen, der dann gegen einen Baum prallte und einen Totalschaden davontrug. Nach Angaben der behandelnden Ärzte wäre Stohn beinahe verblutet, weil sich die Rettung verzögerte. Der Disponent in der zuständigen Rettungsstelle, der den Notruf bearbeitet hatte, wurde in der Folge suspendiert. Er habe laut Kollegen von „Volksverrätern der SPD und CDU“ gesprochen.[6][7]
Stohn ist evangelischer Konfession[1] und hat einen Sohn (* 2022) zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Sonja Eichwede.[8]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Partei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stohn ist seit 2001 Mitglied der SPD.[1] Von 2013 bis 2015 amtierte er als Landesvorsitzender der Jusos in Brandenburg,[9] ehe er 2016 den Vorsitz des SPD-Unterbezirks Teltow-Fläming übernahm.[10] Auf dem Landesparteitag im November 2017 wurde er von 70,4 % der Delegierten zum Generalsekretär der SPD Brandenburg gewählt.[11] Er verzichtete angesichts dessen auf eine erneute Kandidatur für den Unterbezirksvorsitz.[12] Mit 65 % der Delegiertenstimmen wurde er im November 2018 im Amt des Generalsekretärs bestätigt.[13] Er verantwortete in dieser Funktion den Wahlkampf für die Landtagswahl 2019, aus der die SPD unerwartet als stärkste Kraft hervorging.[14] Im Winter 2021 gab er den Generalsekretärsposten mit der Begründung ab, dass das Parteiamt und der Fraktionsvorsitz (s. u.) wieder in verschiedenen Händen liegen sollten. Im Amt des Generalsekretärs folgte ihm David Kolesnyk nach.[11] Er übernahm im selben Jahr erneut den Vorsitz der SPD Teltow-Fläming und behielt dieses Amt auch nach dem Unterbezirksparteitag 2023.[15] In den Jahren 2021 und 2023 wurde er jeweils in den Landesvorstand der Brandenburger SPD gewählt.[16][17]
Abgeordneter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Landtagswahl in Brandenburg 2014 errang Stohn das Direktmandat im Wahlkreis Teltow-Fläming II, wo er sich mit 34,4 % der Erststimmen unter anderem gegen Maritta Böttcher (Die Linke) und Sven Petke (CDU) durchsetzen konnte.[18] In der darauffolgenden Wahlperiode war er Mitglied des Rechts- und des Wahlprüfungsausschusses sowie stellvertretendes Mitglied in den Ausschüssen für Inneres und Kommunales, für Bildung, Jugend und Sport und für Europaangelegenheiten, Entwicklungspolitik und Verbraucherschutz sowie im Sonderausschuss „BER“.[19]
Stohn verteidigte sein Direktmandat bei der Landtagswahl 2019. Mit 32,6 % der Erststimmen behauptete er sich unter anderem gegen seine Mitbewerberin Birgit Bessin (AfD) und erzielte im Wahlkreis ein besseres Ergebnis als seine Partei (31,3 % der Zweitstimmen).[20] Er wurde kurz darauf zum Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion gewählt und übte dieses Amt turnusgemäß bis Oktober 2021 aus.[21][22] In dieser Zeit war er zugleich Vorsitzender des Hauptausschusses.[3] Im Anschluss übernahm Stohn kommissarisch den Vorsitz des Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Er ist außerdem (erneut) Mitglied des Rechts- und des Wahlprüfungsausschusses sowie stellvertretendes Mitglied im Hauptausschuss, im Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz und im Sonderausschuss „Strukturentwicklung in der Lausitz“.[4][19][23] In der SPD-Fraktion fungiert er als Sprecher für Medien-, Kultur- sowie Wissenschafts- und Forschungspolitik.[24]
Im Vorfeld der Landtagswahl 2024 wurde er von seiner Partei ein weiteres Mal als Direktkandidat für den Wahlkreis Teltow-Fläming II nominiert. Er konnte das Duell gegen den parteilosen, als AfD-nah geltenden Jüterboger Bürgermeister Arne Raue deutlich mit 38,8 % der Erststimmen für sich entscheiden. Damit gewann er über 6 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2019 hinzu und erreichte im Wahlkreis erneut einen größeren Zuspruch als seine Partei (33,3 % der Zweitstimmen).[25]
Daneben ist Stohn auch kommunalpolitisch aktiv. So ist er seit 2014 Abgeordneter des Kreistags Teltow-Fläming sowie Mitglied der Stadtverordnetenversammlung seiner Heimatstadt Jüterbog, der er zuvor schon von 2003 bis 2007 angehört hatte.[1] Seit Juli 2024 amtiert er als Co-Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und als Vorsitzender der Jüterboger Stadtverordnetenversammlung.[26][27] Außerdem wurde er Anfang September 2024 zum Vorsitzenden des Kreisausschusses von Teltow-Fläming gewählt.[28]
Weitere Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stohn ist Mitglied im Rundfunkrat des RBB. In ehrenamtlicher Tätigkeit gehört er dem Aufsichtsrat des Oberlinhauses in Potsdam und dem Vorstand der zugehörigen Oberlinstiftung an, außerdem dem Stiftungsrat der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf.[1] Er ist ferner Vorsitzender des Fördervereins seiner früheren Schule, des Jüterboger Goethe-Schiller-Gymnasiums.[29]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biografieseite für die 8. Wahlperiode beim Landtag Brandenburg
- Website von Erik Stohn
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Erik Stohn, SPD-Fraktion. In: Landtag Brandenburg. Abgerufen am 29. Januar 2024.
- ↑ Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur. In: Landtag Brandenburg. Abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ a b Hauptausschuss wählt Daniel Keller zum neuen Vorsitzenden. In: Landtag Brandenburg. 5. Oktober 2021, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ a b Benjamin Lassiwe: Plan der Brandenburger Landesregierung: Antisemitismusbeauftragter soll in die Staatskanzlei. In: Tagesspiegel. 16. Januar 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ Lebenslauf. In: Webseite von Erik Stohn. Abgerufen am 24. April 2023.
- ↑ Ulrich Thiessen: Unfall von SPD-Politiker: Warum wäre Erik Stohn fast verblutet? Das sind die offenen Fragen zu Rettungseinsatz. In: Märkische Oderzeitung. 27. Januar 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ Brandenburger SPD-Mann verblutet fast bei Unfall – Konsequenzen. In: t-online.de. 30. Januar 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ Benno Rougk: Bundestagsabgeordnete Sonja Eichwede bekommt gesundes Baby – Vater Erik Stohn nach Unfall im Krankenhaus. In: Märkische Allgemeine Zeitung. 12. Januar 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ Alexander Fröhlich: SPD in Brandenburg übt den Neustart: Woidke-Vorschlag für SPD-General: Stohn folgt Geywitz. In: Tagesspiegel. 5. November 2017, abgerufen am 3. Februar 2024.
- ↑ Berichte. Unterbezirksparteitag 17. März 2018. In: SPD Brandenburg. 21. Februar 2018, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ a b Benjamin Lassiwe: Erik Stohn über seine politische Zukunft in der SPD: "Ich will den Staffelstab übergeben". In: Tagesspiegel. 5. Februar 2021, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ Hartmut F. Reck: SPD wählt neuen Kreisvorstand. In: Märkische Allgemeine Zeitung. 19. März 2018, abgerufen am 29. Januar 2024.
- ↑ Igor Göldner: Woidke: „Wir werden gewinnen“. In: Märkische Allgemeine Zeitung. 17. November 2018, abgerufen am 29. Januar 2024.
- ↑ Ulrich Wangemann: Brandenburger SPD wechselt Generalsekretär aus. In: Tagesspiegel. 5. Oktober 2020, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ „Nicht nur verwalten, sondern gestalten“ – Kreis-SPD wählt Erik Stohn erneut mit großer Mehrheit zu ihrem Vorsitzenden. In: Webseite von Erik Stohn. 18. Oktober 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ SPD TF beim Landesparteitag: Erik Stohn erneut in SPD-Landesvorstand gewählt: Antrag „Klimaschutz und Gerechtigkeit“ findet große Mehrheit. In: Webseite von Erik Stohn. 21. November 2021, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ Mit Rückenwind ins Superwahljahr. In: SPD Brandenburg. 27. November 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ Wahlkreis 24: Teltow-Fläming II. In: Rundfunk Berlin-Brandenburg. 14. September 2014, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ a b Erik Stohn – Ausschussmitgliedschaften. In: Abgeordnetenwatch. Abgerufen am 30. Januar 2024.
- ↑ Wahlkreis 24: Teltow-Fläming II. In: Rundfunk Berlin-Brandenburg. 2. September 2019, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ Thorsten Metzner und Marion Kaufmann: Wechsel in Brandenburger SPD-Fraktion: Erik Stohn gibt Fraktionsvorsitz ab. In: Tagesspiegel. 5. Oktober 2021, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ Ekkehard Freytag: Brandenburgs Ex-SPD-Chef Erik Stohn rechnet ab: „Das rücksichtslose Beiseiteschieben schockiert mich“. In: Märkische Allgemeine Zeitung. 28. Oktober 2021, abgerufen am 31. Januar 2024.
- ↑ Hauptausschuss. In: Landtag Brandenburg. Abgerufen am 2. Februar 2024.
- ↑ Abgeordnete. In: SPD-Fraktion im Landtag Brandenburg. Abgerufen am 30. Januar 2024.
- ↑ Ekkehard Freytag: Landtagswahl in Teltow-Fläming: Erik Stohn (SPD) gewinnt Direktmandat im Wahlkreis 24. In: Märkische Allgemeine Zeitung. 22. September 2024, abgerufen am 26. September 2024.
- ↑ Personen: Wahlperiode 2024–2029. In: Sitzungsdienst Teltow-Fläming. Abgerufen am 23. Juli 2024.
- ↑ Victoria Barnack: Stadtrat von Jüterbog: Das sind die neuen Abgeordneten (auf einen Blick). In: Märkische Allgemeine Zeitung. 4. Juli 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.
- ↑ Victoria Barnack: Mehr als 1000 Euro im Monat: Kreis-Politiker aus TF kassiert extra trotz 25 Millionen Euro-Loch im Haushalt. In: Märkische Allgemeine Zeitung. 4. September 2024, abgerufen am 26. September 2024.
- ↑ Förderverein. In: Goethe-Schiller-Gymnasium Jüterbog. Abgerufen am 1. Februar 2024.
Personendaten | |
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NAME | Stohn, Erik |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker, MdL Brandenburg (SPD) |
GEBURTSDATUM | 20. Dezember 1983 |
GEBURTSORT | Luckenwalde, Bezirk Potsdam, DDR |