Erna Suadicani
Erna Suadicani (* 30. November 1887 in Schleswig;[1] † 27. September[2] 1977 in Würzburg) war eine deutsche Kunsthistorikerin und Museumsmitarbeiterin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erna Suadicani war das vierte Kind des Geheimen Baurats Carl Hartwig Suadicani (* 1842 in Schleswig; † 1923 in Lübeck)[3] und dessen Frau Adrienne Margarete, geb. Winter (1860–1953)[4]. Sie wuchs in einer großbürgerlichen, akademischen Familie auf. Carl Ferdinand Suadicani war ihr Urgroßvater, Waldemar Suadicani ihr Onkel. Ihre Schwester Imrgard (1898–2003) war mit Friedrich Pfister verheiratet. Ihre beiden Brüder fielen im Ersten Weltkrieg.
Sie erhielt die typische Bildung einer Höheren Tochter. Im Ersten Weltkrieg war sie als Rot-Kreuz-Schwester tätig.[5] Als Carl Georg Heise 1920 die Leitung des Museums der Hansestadt Lübeck Übernahm (zu der Zeit noch in Trägerschaft der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit), stellte er Erna Suadicani zunächst als Schreibmaschinen-Aushilfe ein. Doch auch ohne Studium wurde sie bald zur Assistentin (Museumsobersekretärin) des Museumsleiters.[6] In dieser Zeit lebte sie in Lübeck-St. Gertrud, Moltkeplatz 12. Sie unterstützte Heise bei der Einrichtung des Behnhauses, setzte seine nicht unumstrittene Museumspolitik in die Praxis um und widmete sich der Sammlung im St.-Annen-Museum. Im Streit um Heises Barlach-Projekt Gemeinschaft der Heiligen für die Fassade der Katharinenkirche Lübeck gehörte sie mit einem Beitrag in den Lübeckischen Blättern zu den Befürwortern in der Stadtöffentlichkeit.[7] Mit Heises Entlassung Ende 1933 wurde sie an die Stadtbibliothek Lübeck strafversetzt. Sie blieb jedoch kunsthistorisch tätig. 1934 konnte sie noch eine Beschreibung und Neubewertung des Dolchbestecks der St.-Jürgen-Gruppe von Henning von der Heyde in der Zeitschrift Pantheon veröffentlichen.
1942 dokumentierte sie als Augenzeugin in einem dreiseitigen Bericht an Lilli Martius (1885–1976) die Verluste an Kunstwerken durch den Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942.[8]
Von 1946 bis zum Ruhestand 1953 war sie wieder im Lübecker Museumsdienst tätig. Als 1950 die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit aus Anlass des 150-jährigen Bestehens der Museen in Lübeck die Carl-Julius-Milde-Medaille stiftete, um damit um das Museumswesen verdiente Personen auszuzeichnen, war sie die einzige Frau unter den Geehrten.[9] „Sie besass ein reifes und sehr sicheres Urteil über Kunstwerke, das bei Ankäufen oft den Ausschlag gab.“[10]
Nach ihrer Pensionierung zog Erna Suadicani zu ihrer Schwester nach Würzburg. Hier war sie die Nachbarin der Familie von Marion Küstenmacher, die sehr von ihr beeindruckt war.[11]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Suadicani, Erna. Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harald Keller: Erna Suadicani †, Lübeckische Blätter 137 (1977), S. 300
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Erna Suadicani in Kalliope
- Familiennachlass im Landesarchiv Schleswig-Holstein
- Nachlass Heise im Archiv der Hansestadt Lübeck: u. a. Korrespondenz mit Assistentin und Kollegin Erna Suadicani aus den 1940er Jahren
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ „Schiffsmanifest, Schiffsreise 1962 Bremerhaven – New York mit MS Berlin.“ In: New York State, Passenger and Crew Lists, 1917–1967 – Name: Erna Suadicani; Nationality: German; Arrival Age: 74; Birth Date: 30. Nov. 1887; Birth Place: Schleswig/Gy; Permanent Address: Würzburg, Neubergstr. 42; Boarded at: Bremerhaven/Gy; Arrival Date: 14. Nov. 1962; Arrival Place: New York, New York, USA; Destination: New York, in transit to El Salvador; Ship: M/S Berlin (ancestry.com).
- ↑ So in der Autobiographie ihres Schwagers Friedrich Pfister: Erinnerungen aus meinem Leben bis 1945. 1989, S. 131; im Nachruf von Harald Keller: Erna Suadicani †, Lübeckische Blätter 137 (1977), S. 300 (Volltext) abweichend 29. September
- ↑ Karl Hartwig Suadicani †, in: Zentralblatt der Bauverwaltung: 43 (1923), S. 215
- ↑ Friedrich Pfister: Erinnerungen aus meinem Leben bis 1945. 1989, S. 131
- ↑ Harald Keller: Erna Suadicani †, Lübeckische Blätter 137 (1977), S. 300 (Volltext)
- ↑ Adreßbuch der freien und Hansestadt Lübeck und benachbarter Orte. 1932, „Kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen“, S. 35 (Stadtbibliothek Lübeck)
- ↑ Abram B. Enns: Kunst und Bürgertum. Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck. Christians/Weiland, Hamburg/Lübeck 1978, ISBN 3-7672-0571-8, S. 152
- ↑ Uwe Albrecht: Ein Brief Arthur Haseloffs zur Bombardierung Lübecks Palmarum 1942 und weitere unveröffentlichte Zeitzeugnisse zur Zerstörung der Hansestadt im Zweiten Weltkrieg. In: Hans-Walter Stork, Babette Tewes, Christian Waszak (Hrsg.): Buchkunst im Mittelalter und Kunst der Gegenwart – Scrinium Kilonense. Festschrift für Ulrich Kuder. Bautz, Nordhausen 2008, ISBN 978-3-88309-460-1 (Digitalisat), S. 5–18, hier S. 8–12
- ↑ 200 Jahre Beständigkeit und Wandel bürgerlichen Gemeinsinns: Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in Lübeck, 1789–1989. Schmidt-Römhild, Lübeck 1989, S. 160
- ↑ Harald Keller: Erna Suadicani †, Lübeckische Blätter 137 (1977), S. 300
- ↑ Marion Küstenmacher: Mein fliegender Teppich des Geistes. Wie sich aus Kindheitserfahrungen eine lebendige Spiritualität weben lässt. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2021, ISBN 978-3-579-06617-2.
Personendaten | |
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NAME | Suadicani, Erna |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Kunsthistorikerin und Mueumsmitarbeiterin |
GEBURTSDATUM | 30. November 1887 |
GEBURTSORT | Schleswig |
STERBEDATUM | 27. September 1977 |
STERBEORT | Würzburg |