Ernestine Friedrichsen
Ernestine Friedrichsen (* 29. Juni 1824 in Danzig; † 21. Juli 1892 in Düsseldorf) war eine deutsche Genremalerin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ernestine Friedrichsen stammte aus Danzig. Über ihre ersten Lebensjahre ist bisher nicht bekannt. Ihren ersten privaten Kunstunterricht nahm sie bei der Düsseldorfer Malerin Marie Wiegmann im Porträtfach in den 1850er Jahren. Dann wurde sie eine Schülerin von Wilhelm Sohn und erlernte bei Rudolf Jordan die Genremalerei.[1] Studienreisen unternahm sie nach Holstein, Bayern und den Masuren. Sie besuchte auch mehrfach Holland, Belgien, England und Italien, wo sie Anregungen für ihre Bilder fand. Besonders zog sie die masurische Landschaft und ihre Bewohner an. Auch die aufständischen Polen und die polnischen Juden bildeten Motive in ihrem Werk.
Erstmals wurde 1861 ihr Ölgemälde Hüttendorf wandernder polnischer Flößer an der Weichsel auf der Dresdner Akademischen Kunstausstellung gezeigt. Danach nahm sie an verschiedenen Kunstausstellungen des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen teil. Ihr Atelier hatte sie von 1867 bis zu ihrem Tod im Haus Wehrhahn 9,[2] im Jordanschen Haus. 1869 schuf sie eines ihrer gelungensten Porträts (Rudolf Jordan). Sie war Mitglied des 1867 gegründeten Vereins der Berliner Künstlerinnen. Kaiser Wilhelm kaufte 1884 ihr Bild Sommerlust. Ihre Werke waren auch außerhalb Deutschlands zu Sammlerobjekten geworden.[3] Sie war auf Ausstellungen mit ihren Gemälden in Dresden, Berlin, München, Hamburg und Düsseldorf vertreten.
„Der Werth ihrer Bilder, namentlich der stimmungsvollen Bilder aus dem Leben der Masuren, polnischen Flößer u. a. besteht in der Feinheit der Empfindung, mit der die Künstlerin diese Vorwürfe aus dem Volksleben zu erfassen und wiederzugeben verstand, der Schlichtheit und Wahrheit des Ausdrucks und ihrer feinsinnigen malerischen Behandlung“
Nach ihrem Ableben 1892 entstand ein Holzstich mit ihrem Bildnis nach einer Porträtfotografie der Firma Haarstick-Luck in Düsseldorf.
Ausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kunstausstellung des Norddeutschen Gesamtvereins. März 1862 (Gemälde: Hüttendorf wandernder polnischer Flößer an der Weichsel.)[4]
- Katalog der von der Königl. Akademie der bildenden Künste in Dresden alljahrlich veranstalteten Kunst-Ausstellung 1867. Dresden 1867, S. 49[5]
- Internationale Kunst-Ausstellung veranstaltet vom Verein Berliner Künstler anlässlich seines fünfzigjährigen Bestehens, 1841–1891. Katalog. Verlag des Vereins Berliner Künstler, Berlin 1891, S. 17.[6]
- Verzeichniss der Werke lebender Künstler auf der LIV. Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste im provisorischen Ausstellungsgebäude zu Berlin vom 29. August bis 31. October 1880. Königliche Akademie der Künste. Rud. Schuster, Berlin 1880, S. 18.[7]
- Internationale Kunst-Ausstellung veranstaltet vom Verein Berliner Künstler anlässlich seines fünfzigjährigen Bestehens, 1841–1891. Katalog. Verlag des Vereins Berliner Künstler, Berlin 1891. S. 17.[8]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tagträumerei in der Gartenlaube (1860)[9]
- Hüttendorf wandernder polnischer Flößer an der Weichsel (1861)
- Das Försterhaus (1862)
- Polnische Flößer am Ufer der Weichsel (1863)[10]
- Stubeninterieur mit Großmutter und Enkel (1864)
- In der Genesung (1866)
- Polnische Bettelfrau[11]
- Die Freundin aus der Stadt[12]
- Sonntagsspaziergang einer Klosterschule[13]
- Die Geschichte (1868)
- Die Heimkehr der polnischen Arbeiter (1869)
- Polnische Flößer vor einem Kruzifix (1869)
- Eine polnische Landbriefträgerin[14]
- Vereinsamt[15]
- Porträt von Rudolf Jordan (1869)
- Familie eines Wandermusikanten im Gebet vor einem Wegkreuz (1869)
- Jüdische Lumpensammler in den Masuren (1870)[16]
- Die streitenden Lumpensammlerinnen (1871)
- Sonntagsspaziergang einer Klosterschule
- Polnische Insurgenten, in einen Keller geflüchtet[17]
- Vorbereitung zum Schabbes im Judenviertel zu Amsterdam (1872)
- Die Judengasse in Amsterdam (1872)
- Polnische Bettelkinder (1872)
- Besuch bei der Großmutter (1872)
- Langeweile – Jüdischer Antiquar (1873)
- Alte Kirche in Masuren[18]
- Polnische Spinnerin[19]
- Kinder in Rom zur Zeit des Karnevals[20]
- Jüdische Lumpensammler in Masuren (1879)
- Singende Kinder[21]
- Teppichflickerinnen in Amsterdam[22][23]
- Gänsehüterin[24]
- Zur Schule[25]
- Junge Jüdin und ein Alter an der Spitze eines Zuges Landverwiesener[26]
- Pfingstspiel in der Haide[27]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Overbeck’s Weihnachts-Album, enthaltend 12 Photographien nach Original-Gemälden. Mit begleitendem Text von Ludwig Bund. Düsseldorf 1867.[28]
- Friedrichsen, Ernestine. In: Hermann Alexander Müller: Biographisches Künstler-Lexikon. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig 1882, S. 186.
- Ariane Neuhaus-Koch (Hrsg.): Dem Vergessen entgegen. Frauen in der Geistesgeschichte Düsseldorfs. Lebensbilder und Chroniken. Ahasvera-Verlag, Neuss 1989, ISBN 3-927720-01-1, S. 35–36.
- Friedrichsen, Ernestine. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Band 45. Saur, München, Leipzig 2005, S. 177.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrichsen, Ernestine. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 144–145.
- Friedrichsen, Ernestine. In: Brockhaus Konversations-Lexikon. 14. Auflage, Band 7, F. A. Brockhaus, Leipzig, Berlin und Wien 1894, S. 354.
- Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Ariane Neuhaus-Koch: Düsseldorfer Malerinnen – Ernestine Friedrichsen (1824–1892)
- Historische Wohnorte von bekannten Frauen der Düsseldorfer Kulturszene. Ernestine Friedrichsen
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bettina Baumgärtel, Sabine Schroyen, Lydia Immerheiser, Sabine Teichgröb: Verzeichnis der ausländischen Künstler und Künstlerinnen. Nationalität, Aufenthalt und Studium in Düsseldorf. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, Band 1, S. 430
- ↑ Adreß-Buch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf 1889
- ↑ Images of Prayer, Politics, and Everyday Life from the Harry and Branka Sondheim Jewish Heritage Collection.
- ↑ Deutsche Kunst-Zeitung vom 13. April 1862, S. 115.
- ↑ Rastabend im Walde (Polnische Flösser auf ihrer Heimreise nach Danzig).
- ↑ Gemälde: Das Gänsemädchen.
- ↑ Gemälde: Das Kind auf der Düne.
- ↑ Gemälde: Das Gänsemädçhen.
- ↑ In Klammern Entstehungsjahr nach Informationen von Ariane Neuhaus-Koch.
- ↑ Gedruckt auch in: Daheim.Verlag Daheim-Expedition (Velhagen & Klasing), Leipzig, Bielefeld und Berlin 6. Jg. 1870, Nr. 24.
- ↑ Ausstellungsdatum 1867.
- ↑ Ausstellungsdatum 1868.
- ↑ Ausstellungsdatum 1868.
- ↑ Ausstellungsdatum 1869.
- ↑ Ausstellungsdatum 1869.
- ↑ Auch gedruckt in: Illustrirte Zeitung, Leipzig 10. Dezember 1881.
- ↑ Ausstellungsdatum 1872.
- ↑ Ausstellungsdatum 1874.
- ↑ Ausstellungsdatum 1875.
- ↑ Ausstellungsdatum 1878.
- ↑ Ausstellungsdatum 1880.
- ↑ Ausstellungsdatum 1881.
- ↑ Auch gedruckt in: Illustrirte Zeitung, Leipzig 2. Juni 1883.
- ↑ Ausstellungsdatum 1882.
- ↑ Ausstellungsdatum 1886.
- ↑ Ausstellungsdatum 1887.
- ↑ Ausstellungsdatum 1888.
- ↑ Enthält Bilder von Andreas Achenbach, Oswald Achenbach, Ernestine Friedrichsen, G. Overbeck und A. Overbeck.
Personendaten | |
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NAME | Friedrichsen, Ernestine |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Genremalerin |
GEBURTSDATUM | 29. Juni 1824 |
GEBURTSORT | Danzig |
STERBEDATUM | 21. Juli 1892 |
STERBEORT | Düsseldorf |