Kunsthalle Schweinfurt
Vorhof mit Eingangsportal | |
Daten | |
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Ort | Schweinfurt Rüfferstraße 4 |
Art | |
Architekt | Roderich Fick & Prof. Hartwig N. Schneider |
Eröffnung | 2009 |
Leitung |
Andrea Brandl
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Website | |
ISIL | DE-MUS-415516 |
Die Kunsthalle Schweinfurt ist ein Museum und Ausstellungshaus für moderne und zeitgenössische Kunst im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad Schweinfurt.
Geschichte des Gebäudes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schweinfurter Industrielle Ernst Sachs stiftete der Stadt Schweinfurt im Jahre 1917 anlässlich seines 50. Geburtstages 100.000 Reichsmark zur Erbauung eines Schwimmbades, des sogenannten Ernst-Sachs-Bades. Es folgten weitere 400.000 Mark. Das Bad sollte sowohl den Angestellten der Fichtel & Sachs AG als auch den Bürgern seiner Heimatstadt Schweinfurt dienen. 1925 wurde der Architekt Roderich Fick mit der Planung zur Erbauung des Ernst-Sachs-Bades beauftragt. Von 1931 bis 1933 wurde es in einem Übergangsstil zwischen Historismus und Moderne errichtet. 1944 wurde das Bad im Krieg durch Luftangriffe schwer beschädigt, sodass es zeitweise geschlossen werden musste. Der Umbau vom Bad zur Kunsthalle wurde 2006–2007 vorgenommen. Dabei blieb das äußere Gebäude unverändert. Der Grundstein wurde 2007 gelegt, die Kunsthalle Schweinfurt eröffnete Auf knapp 2000 Quadratmetern können Besucher Meisterwerke der Kunst von den 1950er-Jahren bis heute erleben.
Die Kunsthalle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kunsthalle liegt unmittelbar vor der hier noch erhaltenen Stadtmauer, in den westlichen Wallanlagen, die die Altstadt vom westlichen Gründerzeitviertel trennen. Die Kunsthalle liegt am Iduna-Hochhaus mit der weithin sichtbaren Medienwand.
Auf 2200 Quadratmetern in zwei Geschossen sind die städtischen Kunstsammlungen, die Dauerausstellung Kunst nach 1945 in Deutschland und die Exponate des Kunstvereins Schweinfurt ausgestellt. Die Dauerpräsentationen werden durch Wechselausstellungen ergänzt. Die historisch geprägte Außenansicht blieb erhalten. Kernstück der Kunsthalle ist die einstige Schwimmhalle im Erdgeschoss, mit einer 500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche und einer Raumhöhe von rund 11 Metern.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die mittelalterliche Stadtmauer vom Generalfeldmarschall der schwedischen Armee Karl Gustav Wrangel zu einer modernen Befestigungsanlage mit Schanzen ausgebaut. Als der große Innenhof des Bades für einen weiteren Ausstellungsraum unterkellert wurde, kam ein Teil der 1648 angelegten sogenannten Naturheilschanze zu Tage. Das gut erhaltene Mauerstück wurde in den Ausstellungsraum integriert mit einer aufgesetzten Lichtraupe im darüber liegenden Innenhof als Oberlicht.[1]
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Rossbändiger-Brunnen vor Arkadenbau (2014)
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Untergeschoss mit Schanze
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Innenhof mit Lichtraupe über der Schanze
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Große Halle (ehem. Schwimmhalle) mit Wechselausstellung (2019)
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Kunsthalle Schweinfurt 2015
Ständige Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutsche Kunst nach 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die städtische Sammlung enthält vor allem Werke von Künstlern, die durch ihre Herkunft oder ihren Lebensweg mit Franken verbunden sind. Dazu zählen auch der Kölner Georg Meistermann, der informelle Maler Conrad Westpfahl ebenso wie der Bildhauer Fritz Koenig. Seit den 1980er Jahren konzentrieren sich Sammlungskonzept und Wechselausstellungen auf deutsche Kunst der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart, wie etwa Quadriga, ZEN 49, Junger Westen, SPUR. Diese werden im Spannungsfeld von Abstraktion und Figuration, Informel und Expressionismus, klassischer Bildhauerei und Objektkunst präsentiert.
Sammlung Joseph Hierling
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2009 zeigte das Museum 350 Werke von Künstlern der Verschollenen Generation aus der Sammlung Joseph Hierling. Der Leihvertrag zwischen Hierling und der Stadt Schweinfurt lief jedoch 2018 aus und wurde von der Stadt nicht verlängert.[2]
Kunst nach 1945 in Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Renovierung der Räume feierte die Kunsthalle 2019 die Wiedereröffnung mit der neu konzipierten Dauerausstellung Kunst nach 1945 in Deutschland. Sie schließt die zeitliche Lücke zwischen dem Museum Georg Schäfer und der Nachkriegszeit aus eigenen Beständen, etwa mit Arbeiten von Leo Putz, Willi Kohlhoff oder Paula Modersohn-Becker.[2]
Wechselausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vier Präsentationen jährlich finden in der großen Halle im Erdgeschoss und im Untergeschoss unter dem Innenhof statt. So waren es z. B. Werkausstellungen zu Herman de Vries, Herbert Mehler und Fred Thieler. 2019 war eine Sonderausstellung mit großen Plastiken des Bildhauers Werner Pokorny zu sehen.[3]
Bayerische Landesausstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Mai bis Oktober 2013 beherbergte die Kunsthalle die Bayerische Landesausstellung 2013 Main und Meer.
Sammlung Gunter Sachs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom November 2013 bis März 2014 wurde die Sammlung Gunter Sachs gezeigt. Im Gegensatz zur Premiere in der Villa Stuck in München stellte der älteste Sohn von Gunter Sachs, Rolf Sachs, für die Ausstellung in der Kunsthalle 70 zusätzliche Exponate zur Verfügung.[4] Die Ausstellung mit Werken von Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Salvador Dali, Max Ernst und anderen hatte 64.744 Besucher und 858 gebuchte Führungen mit insgesamt 17.000 Teilnehmern. Wegen des unerwartet großen Andrangs wurden die Öffnungszeiten erweitert.[5] Die Ausstellung verstand sich als „eine Hommage der Familie Sachs an ihre Wurzeln“. Gunter Sachs selbst hatte jedoch ein distanziertes Verhältnis zu seiner Heimatstadt.[4]
Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Kunsthalle fand 2019 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturaustausch in Tübingen die Ausstellung Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung statt. Die von Sachs gesammelten Werke bekannter Fotografen wie Richard Avedon, Irving Penn, Andreas Feininger oder Andy Warhol wurden hier mit seinen eigenen fotografischen Arbeiten verwoben.[6][3]
Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken wurde erstmals im Jahr 2009 veranstaltet, seitdem findet sie im Drei-Jahres-Rhythmus statt, zuletzt 2024 unter dem Motto „Aufgefächert“[7] mit Werken von 9 Künstlerinnen.
Kunstverein und Museumspädagogik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der 1986 gegründete Kunstverein Schweinfurt e. V. ist der Förderverein der städtischen Museen und Galerien am Ort. Er richtet in seinen eigenen Räumen, dem „Kunstsalong“ im Obergeschoss, thematische Ergänzungen zu Ausstellungen in der Kunsthalle sowie Werkschauen von Künstlermitgliedern aus. Zudem unterstützt er mäzenatisch Ausstellungen, Ankäufe und Katalogproduktionen.
Der Museumsdienst Schweinfurt MuSe widmet sich seit über zehn Jahren der Kunstvermittlung in den Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt und im Museum Otto Schäfer an die Besucher, besonders an Kinder und Jugendliche.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Letze, Wilfried Dickhoff, Rose-Maria Gropp: Die Sammlung Gunter Sachs – Katalogbuch zu den Ausstellungen in München 2013 und Schweinfurt 2013–2014. Hirmer Verlag, München 2012, ISBN 978-3-7774-5451-1.
- Erich Schneider, Andrea Brandl: Diskurse. Deutsche Kunst nach 1945 – Kunsthalle Schweinfurt. Schweinfurter Museumsschriften 162/2009, ISBN 978-3-936042-45-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website Kunsthalle Schweinfurt
- Peter Hofmann: Kunsthalle Schweinfurt auf der Website Mein Schweinfurtführer
- „Gunter Sachs Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung“ in der Kunsthalle. Kurzfilm auf SW-N TV (auf YouTube; 09:41)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Schweinfurt Stadt-Kultur-Themen. Publikation des Schweinfurter Tagblatts und Sonderausgabe für das Handelsblatt und Die Zeit: 20. Mai 2009, S. 10 f.
- ↑ a b mainpost.de: Kunst-Streit: Schweinfurt trennt sich von Hierling-Sammlung, 29. Januar 2019. Abgerufen am 15. Mai 2023. (Archivlink)
- ↑ a b mainpost.de: Sachs-Fotos in Kunsthalle: 30 000 wollten Ausstellung sehen, 17. Juni 2019. Abgerufen am 17. Juni 2019.
- ↑ a b schweinfurter. Bürgermagazin der Stadt Schweinfurt, 3. Ausgabe, S. 16.
- ↑ Schweinfurter Anzeiger: Ausstellungsende der Sammlung Gunter Sachs. Archiviert vom am 17. April 2016; abgerufen am 17. April 2016.
- ↑ mainpost.de: Gunter Sachs: Fotograf und Filmemacher, 14. März 2019. Abgerufen am 16. Juni 2019.
- ↑ „Aufgefächert!“ Abgerufen am 28. Oktober 2024.