Schweinfurter Stadtbefestigung und Ringanlagen

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Östliche Stadtmauer am Unteren Wall mit Pulvertürmen.
Dahinter das Altstadtviertel Zürch mit St. Salvator
Westliche Stadtmauer mit Hirtenturm (Abbruch 1963) im Jahre 1918.
Dahinter einstiges Spital (rechts) und Heilig-Geist-Kirche

Die erste Befestigung im Bereich der heutigen Johanniskirche wurde erstmals 1258 urkundlich erwähnt. Eine zweite Befestigungsphase um die Reichsstadt Schweinfurt folgte im 14. Jahrhundert. Sie wurde im Markgräflerkrieg (1552–1554) weitestgehend zerstört.[1] Die Stadtmauer ist insbesondere im Osten entlang des Tals des Marienbachs und im Westen am Châteaudun-Park noch relativ gut erhalten bzw. restauriert und teilrekonstruiert. Am Ende des Dreißigjährigen Kriegs wollten die Schweden die protestantische Reichsstadt zu einer uneinnehmbaren Festung ausbauen. Sie errichteten Schanzen im Vorfeld der Stadtmauer. Dadurch verlor die mittelalterliche Stadtmauer ihre eigentliche Aufgabe und war nur noch eine zweite Verteidigungslinie hinter den großen Anlagen der Neuzeit.[2]

Der Abbruch aller Stadttore im 19. Jahrhundert sowie weiterer Mauertürme wird in neuerer Zeit als Fehler angesehen. Seit den 1970er Jahren setzte ein Umdenken ein. Im Bereich der Stadtmauer und der Schanzen befindet sich heute, mit zwei Unterbrechungen, ein Ring mit Grünanlagen und Parks, in dem im Laufe der Zeit einige große Villen und öffentliche Gebäude errichtet wurden. Dieser Artikel befasst sich mit dem historischen Urzustand und den nachfolgenden Entwicklungen des Ringareals um die Schweinfurter Altstadt.

Die Stadtbefestigung hat die Form eines Quadrats mit einer Seitenlänge einschließlich der Schanzen von ca. 750 Metern; die Westflanke ist etwas kürzer. Das Quadrat liegt nicht genau parallel zu den vier Himmelsrichtungen, wurde aber auf historischen Plänen parallel zum Kartenrahmen dargestellt (siehe Merianscher Plan, vgl. Windrose auf Maininsel). Auch in heutigen Veröffentlichungen zur Altstadt wird die Abweichung einfachheitshalber vernachlässigt und das Quadrat so beschrieben als läge es parallel zu den vier Himmelsrichtungen, mit dem Main im Süden (was in diesem Artikel übernommen wurde).

Matthäus Merian: Topographia Franconiae 1656.
Reichsstadt Schweinfurt mit mittelalterlicher Stadtmauer und vorgelagerten Schanzen aus dem 17. Jahrhundert.
1–12 Schanzen 17. Jh., B Brückentor, F Fischertor, H Hauptwache, L Lünette, M Mühltor, m Mainbastion (heute Stadtstrand), N Neutor, O Obertor, S Spitaltor, s Spitalbastei, u Untere Mainschanze 15. Jh.

Die fünf Schweinfurter Stadttore wurden alle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen. An der alten Mainbrücke lag das Brückentor als südlicher Stadteingang (siehe rechter Plan, Buchstabe B). Danach folgten (gegen den Uhrzeigersinn) Mühltor (M), Obertor (O), Spitaltor (S) und Fischertor (F) als Sonderzugang der Fischer des Fischerrains. Insgesamt, mit inneren und äußeren Toren, entstanden im Laufe der Zeit neun Stadttore: Brückentor, Mühltor, Inneres und Äußeres Obertor, Inneres-, Mittleres- und Äußeres Spitaltor, Fischertor und später noch das Neutor (N). Dazu kamen kleine Vor- und Nebentore, wie das Zwingertor und das Gerberstieglein am Brückentor.

Die Frühgeschichte der Schweinfurter Stadtmauern liegt im Dunkeln. Ob es in der ersten, einen halben Kilometer mainaufwärts gelegenen, frühmittelalterlichen Schweinfurter Siedlung Altstadt bereits eine Stadtmauer gab bleibt unklar. Reichsvogt Paul Rosa berichtete von dortigen Stadtmauern (siehe: Suuinfurtero marcu, Dorf oder Stadt?).

In der im 12. Jahrhundert angelegten heutigen Altstadt wurde St. Johannis (siehe rechter Merianscher Plan von 1656, Kirche nördlich des Markts) ursprünglich höchstwahrscheinlich als Kirchenburg zum nördlichen Schutz des neuen Schweinfurts erbaut (siehe: St. Johannis, Baugeschichte). Genauso wie die spätere (zweite) Reichsburg Schweinfurts am südöstlichen Ende der heutigen Altstadt, die Hennebergische Reichsburg im Zürch (Lage Stadtviertel: siehe rechter Plan).

Infolge der Stadterweiterung ab 1437 wurde die Stadtbefestigung vergrößert und ausgebaut (siehe: Altstadt, Stadterweiterung im 15. Jahrhundert). Im Zweiten Stadtverderben (1554) wurden Stadt und Befestigungsanlagen weitgehend zerstört. Beim Neuaufbau der Stadt wurde auch die Stadtbefestigung bis 1560 wieder neu errichtet. In diesem Zusammenhang wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der östliche Wall (heute: Am Unteren- und Am Oberen Wall) deutlich erhöht, da man die Ostseite als gefährlichste Angriffsseite ansah, da dort vom Kiliansberg ein Beschuss der Stadt leicht möglich war (siehe rechter Plan). Deshalb wurde dort auch das Mühltor 1564 in massiverer Form wieder aufgebaut (Merianscher Plan, Buchstabe M).[3]

Der Heimatforscher Anton Oeller (1882–1964) erstellte eine Skizze der Reichstadt Schweinfurt auf dem baulichen Stand des Merianschen Plans.[4] Oeller skizzierte und zählte 39 Stadtmauertürme (einschließlich der Türme der Stadttore und der Mainbrücke), 31 mit Nennung der Namen, z. T. mit Alternativnamen.[4]

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadtmauer teilweise zerstört.

Auf dem Merianschen Plan von 1656 (rechts) sind alle Stadtgräben als Wassergräben eingezeichnet. Ab der Naturheilschanze wurde der einstige Wassergraben von einem Bach gespeist. Dieser führte von der Quelle an den Pfannäckern über den Spitalsee zur Naturheilschanze (siehe: Urkataster von 1864, Innenstadt, Spitalseeplatz). Von dort floss das Wasser durch den äußeren Wassergraben der Stadtbefestigung, der an der Unteren Mainschanze (Merianscher Plan, u) in den Main mündete.

Das bayerische Urkataster (1808–1864) zeigt nur noch Trockengräben, mit Künette in der Mitte der Sohle des Hauptgrabens.[5]

Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Kriegs, den die Stadt nahezu unbeschadet überstand, hielt der Generalfeldmarschall der schwedischen Armee Karl Gustav Wrangel 1647/48 die Stadt besetzt. Er ließ die veraltete, mittelalterliche Stadtmauer zu einer modernen Befestigungsanlage ausbauen. Schanzen wurde vor der Stadtmauer angelegt. Wrangel hatte sein Hauptquartier am Roßmarkt. Im Nordosten sind die Schanzen noch teilweise erhalten. Auf dem Merianschen Plan sind, einschließlich der Maininsel Bleichrasen, zwölf neuzeitliche Schanzen mit vorgelagerter Glacis eingezeichnet. Oeller nannte auf seiner Skizze zu allen Schanzen die Namen und z. T. Alternativnamen, mit Ausnahme der mittleren Schanze des Nordwalls (Nr. 6).[4] Auf den Schanzen wurden spätestens im 19. Jahrhundert Grünanlagen angelegt.[6]

Aufbau der ausgebauten Stadtbefestigung

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Nach ihrem Ausbau im 17. Jahrhundert besaß die Schweinfurter Stadtbefestigung nach dem Merianschen Plan von 1656 im Osten einen sechsteiligen Aufbau. Von innen nach außen mit: Stadtmauer, Wassergraben, Schanzen, zweiten Wassergraben, Kontergarde (mit gedeckten Weg) und Glacis. Am Nord- und Westwall gab es keine natürlichen Hindernisse (wie Marienbachtal und Main). Hier wurde ein achtteiliger Aufbau geschaffen (zusätzliche Mauer und Wassergraben) mit insgesamt drei Wassergräben. Die Schanzen wurden durch Kurtinen verbunden. Die neue Befestigungsanlage wurde durch kurze, querlaufende Wassergräben in einzelne, vollständig vom Wasser umgebene Abschnitte (Inseln) aufgeteilt. So konnte der Feind die Anlage nur etappenweise erobern. Die mittelalterliche Reichsstadt war zu einer neuzeitlichen Festungsstadt ausgebaut worden.

Die nachfolgende Auflistung der Stadtbefestigungs-Abschnitte, einschließlich ihrer heutigen Grünanlagen und Parks, beginnt im Osten, am ältesten Stadtviertel Zürch und erfolgt gegen den Uhrzeigersinn (entsprechend der Schanzen-Nummerierung auf dem Merianschen Plan).

Unterer Wall/Mühltorschanze

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Unterer Wall um 1910.
Südlicher Pulverturm (rechts) und St. Salvator
Unterer Wall 2012.
Nördlicher Pulverturm
mit der Weinstube s' Türmle

An der hier erhaltenen Stadtmauer vor dem Altstadtquartier Zürch, einem ehemaligen Burgenviertel, liegen zwei Pulvertürme. Zwischen Stadtmauer und Marienbach befanden sich zwei Schanzen mit vorgelagerten Wassergräben. Die Obere Mainschanze, auch Ziegelhüttenschanze genannt[4] (siehe oberer Merianischer Plan, Nr. 1), lag vor der südöstlichen Ecke der Stadtmauer unweit des Mains. Nördlich folgte die Mühltorschanze vor dem Mühltor (Nr. 2).

Das Areal am Unterer Wall war danach bis ins 20. Jahrhundert locker und ungeordnet bebaut, im Norden mit einem Straßenbahndepot und zuletzt den Ringgaragen. Heute befindet sich hier eine Grünanlage mit einer Platanenallee als Bindeglied zur nördlich gelegenen Grünanlage am Oberen Wall. Über den südlichen Pulverturm gelangt man über Treppen auf den Wall und in den Zürch. In der Grünanlage am Unteren Wall findet jährlich die Altstadt-Kirchweih statt (siehe: Schweinfurt, Kirchweihen).

Oberer Wall/Grünanlage Philosophengang

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Die Stadtmauer am Oberen Wall geht auf die erste, bis 1437 errichtete Mauer zurück; da die Altstadt wegen des Tals des Marienbachs in östlicher Richtung nicht weiter wachsen konnte.

Archäologische Ausgrabungen und der Meriansche Plan weisen auf eine zweite, vorgesetzte Mauer hin, wodurch ein Zwinger entstand. Diese Mauer aus der frühen Neuzeit lag auf halber Höhe des Abhangs (siehe unteres linkes Bild) unterhalb der mittelalterlichen Mauer. Spätestens in diesem Zusammenhang entstand vermutlich der rechteckige Weiße Turm (siehe unteres linkes Bild), auf den die zweite Mauer stumpf zulief. Ein unterirdischer Gang führt von der Krummen Gasse zum Weißen Turm.[2] Am Oberen Wall befand sich die Hauptwache (siehe Merianscher Plan, Buchstabe H).

Entlang des Oberen Walls zieht sich heute eine Grünanlage. Sie folgt dem Philosophengang, vorbei an einem Teich und dem Haus Marienthal.

Samtturm

An der Nordostecke der Stadtmauer steht an ihrer höchsten Stelle der Samtturm, einst auch Arrestturm. Der Rundturm mit Haube wurde 1561 wiederhergestellt oder neu errichtet. Der Name wurde infolge einer sprachlichen Ungenauigkeit aus dem Französischen „le sommet“, für Gipfel, abgeleitet.[7]

Stadterweiterung

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Im 15. Jahrhundert wurde die Stadt nach Norden und Westen erweitert (siehe: Altstadt, Stadterweiterung im 15. Jahrhundert). 1446 wurde die nördliche Stadtmauer und das Obertor vom (inneren) Graben (heutiger Straßenname) nach Norden verlegt.

Östliche Obertorschanze/Motherwellpark

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Die östliche Obertorschanze wird auch Hohes Eck oder Wirsingschanze genannt (Nr. 4).[4] Die Mauern der Schanze blieben erhalten, wurden in den 1980er Jahren saniert und stehen unter Denkmalschutz. Damals wurde auf der Schanze der Motherwellpark angelegt, benannt nach der schottischen Partnerstadt Schweinfurts Motherwell.

1 Die dem Angreifer zugekehrte Seite eines Festungsbauwerks
2 Verbindung der Face mit dem Hauptwall

Westliche Obertorschanze/Fichtelsgarten

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Der Park liegt westlich des einstigen Obertors, auf der westlichen Obertorschanze, auch Hohe Schanze oder später Fichtelsschanze genannt (siehe Merianscher Plan, Nr. 5). Ein Tor in der Stadtmauer verbindet den Fichtelsgarten mit der Neuen Gasse.

Für den Fichtelsgarten machte Mies van der Rohe 1964 einen nicht umgesetzten Entwurf. Auf der Schanze, mit einer großen Freitreppe, sollte das Museum Georg Schäfer errichtet werden (siehe: Museum Georg Schäfer, Geschichte). Der Entwurf wurde später als Neuen Nationalgalerie in Berlin realisiert.

Das Haus unmittelbar links des einstigen Obertors (Kornmarkt 17) stammt vermutlich aus den 1850er Jahren. Es war das alte Wohnhaus der Familie Fichtel und wurde 1915 zur sogenannten Sattlervilla im neubarocken Stil umgebaut. Hedwig Fichtel-Graetz beauftragte dazu den Architekten Carl Sattler, der u. a. Schloss Elmau plante und an der Technischen Hochschule Dresden beim Erbauer des Reichstagsgebäudes Paul Wallot studierte.[8] (Siehe: Kornmarkt Bildergalerie)

Die Fichtelsvilla (Kornmarkt 19) lag auf der westlichen Obertorschanze. Die mondäne Villa ließ sich Hedwig Fichtel-Graetz erbauen. Sie wurde ebenfalls von Carl Sattler geplant und 1915 fertiggestellt. In die Schanzenanlage aus dem 17. Jahrhundert musste die Villa mit dem dazugehörigen Park eingefügt werden. Die Erschließung der Schanze mit Wegen in der bereits vorhandenen Grünanlage wurde im Prinzip beibehalten. Das Oval wurde lediglich zu einer runden Anlage umgestaltet, um im Norden Platz für die Villa zu schaffen, was aus dem Bayerischen Urkataster (oben rechts) und dem Lageplan der Fichtelsvilla (unten) hervorgeht.

Die Villa wurde an der höchsten Stelle errichtet, einer Bastion, wodurch sich der schlossähnliche Grundriss mit einem zweigeschossigen Mittelgebäude und zwei schräg gestellten, eingeschossigen Flügelbauten ergab. Die Villa besaß englischen Einfluss, während die hohen Mansardedächer sich am fränkischen Barock orientierten. Die Auffahrt zur Villa führte über den einstigen Geschützstand im Südosten der Bastion. Zudem besaß die Villa eine untere Vorfahrt. Hier hatte Sattler einen herrschaftlichen Garten mit Springbrunnen und Grotte angelegt. Von hier führte eine geschwungene, zweiarmige Freitreppe zur oberen Vorfahrt und dem Haupteingang, wo man über eine Diele den Festsaal betrat, ein mit Gobelins geschmückter Musiksaal. Ihm war nach Nordwesten (Abendsonne) eine Terrasse mit Freitreppe vorgelagert. Die Fichtelsvilla besaß den ersten Personenaufzug im Raum Schweinfurt.[8][9]

Villa und Park wurden beim Einmarsch der Amerikaner in die Stadt am 10. April 1945, dem vorletzten Kriegstag in Schweinfurt, fast völlig zerstört. Es wird vermutet, dass die Amerikaner annahmen, der Feind hätte sich hier versteckt. Lediglich Vorfahrt und Treppenaufgang zur Villa blieben erhalten.[9]

Stadtmauer als Außenmauer ins Haus Neue Gasse 55 integriert

Die Stadtmauer entlang der Neuen Gasse wurde im Zuge der Stadterweiterung im 15. Jahrhundert angelegt (siehe: Stadterweiterung). Bei den Häusern an der Nordseite der Gasse ist an der Rückseite die Stadtmauer noch teilweise erhalten und als Außenmauer in die Häuser integriert. Auf dem Grundstück Neue Gasse 11 (Baulücke) steht der gut erhaltene Wartturm, auch Henkersturm genannt.[4]

Das Höpperle (Schweinfurterisch: kleiner Hügel) ist eine kleine Anhöhe westlich des einstigen Neutors; im weiteren Sinn wird damit der gesamte Abschnitt der Stadtmauer vom Neutor bis zum Gefängnis bezeichnet.[10] Dieser Abschnitt bestand aus zwei Mauern, zwischen denen zur Erhöhung der Standfestigkeit Erde aufgeschüttet war. Auf der Aufschüttung verlief der sogenannte Höpperlesweg.[11]

Schweinehirtenturm (Höpperlesturm)

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Am Höpperle liegt der Schweinehirtenturm (auch: Höpperlesturm oder Wohnturm). Er wurde 1564 erbaut und war bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewohnt.[11] Auf Initiative von Peter Hofmann (SPD-Stadtrat und Herausgeber des schweinfurtführer.de[3]) wurde er 2016 wieder aufgebaut.

Christina-Schanze/Châteaudun-Park

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Nordwestlich des Neutors lag vor der Stadtmauer die Christina-Schanze (auch: Christinenschanze;[4] siehe Merianscher Plan, Nr. 7). Sie wurde nach der Königin Christina von Schweden benannt, der Tochter Gustav Adolfs II. Ihr Wappen wurde in die Schanze eingemauert. Das Wappen befindet sich heute an der Friedenschule in der südwestlich der Schanze beginnenden Ludwigstraße.[12]

Später wurde die Schanze auch Kalte Herberge[12] und Schad Schanze (auch: Schadsche Schanze) genannt,[4] nach dem Besitzer Michael Schad einer beliebten Gartenwirtschaft auf der Schanze.[11] Schließlich wurde sie Saalbauschanze genannt,[4] nach dem bekanntesten Gastwirt Michael Mayer des später hier errichteten Saalbaus. Die Schanze wurde für den Neubau des 1966 eröffneten Stadttheaters abgetragen. Auf ihrem Areal liegt heute der Châteaudun-Park, benannt nach Schweinfurts französischer Partnerstadt Châteaudun.

Naturheilschanze/Kunsthalle

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Freigelegte Futtermauer der Naturheilschanze (Nr. 8)
in der Kunsthalle Schweinfurt

Die sogenannte Naturheilschanze (Nr. 8) markiert die Ecke zwischen Nord- und Westwall. Sie wurde vom schwedischen General Wrangel 1648 begonnen und nach Ende des Dreißigjährigen Krieges von der Stadt fertig gestellt.[13]

Beim Umbau des Ernst-Sachs-Bades zur Kunsthalle Schweinfurt war aufgrund von Plänen des 19. und 20. Jahrhunderts mit Resten der Schanze zu rechnen. Bei Arbeiten zur Unterkellerung des Innenhofs des einstigen Bades wurde tatsächlich eine Futtermauer der Südostflanke der Naturheilschanze entdeckt und freigelegt. Die Mauer wurde im Untergeschoss der Kunsthalle sichtbar gemacht und auch vom Innenhof durch ein Oberlicht (Lichtraupe).[13]

Hirtenturm/Warenhaus Horten und C&A

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Obere Teil des Hirtenturms stammt aus neuerer Zeit
(bitte Bild vergrößern)

Im Grüngürtel am Jägersbrunnen lag die Barthels-Villa. Der Stadtrat genehmigte 1963 in geheimer Sitzung das Baugesuch der Helmut Horten GmbH (zuletzt bis 2024 Galeria Kaufhof) „die auf dem Gelände der ehemaligen Barthels Villa ein Kaufhaus bauen will.“[14] Die Regierung von Unterfranken, die dem Bebauungsplan zustimmen musste, verhielt sich ablehnend, da die Überbauung des Stadtgrabens allen städtebaulichen Grundsätzen widerspräche. Die Helmut Horten GmbH forderte die Stadt auf, den Bau des Warenhauses zu genehmigen:

Eine an sich verständliche, weil historisch bedingte, konservative Denkweise muss gegenüber den baulich entwicklungsmäßigen Erfordernissen der Gegenwart zurücktreten. [...] Auch [die Konservativen] kommen nicht darum herum, zuzugeben, dass auch der pflichtschuldigste Respekt vor einer konservativen Betrachtungsweise dann unrealistisch wird, wenn er zu einem Element der Rückständigkeit wird und die gemeindliche Gesamtexistenz in ihrer Lebenskraft gegenüber den Nachbarn ins Hintertreffen bringt.[15]

Heute ist nicht mehr zu klären, welche Gründe den Stadtrat veranlassten, den Bau des Warenhauses und des benachbarten C & A-Kaufhauses, das mit ihm eine bauliche Einheit bildete, aber erst Mitte der 1970er Jahre errichtet wurde, zu genehmigen.[15] Der Stadtrat lehnte jedoch den ursprünglichen Plan des Warenhauses mit Erdgeschoss und drei Obergeschossen ab, da „städtebaulich untragbar“.[16] Es wurde deshalb mit Erdgeschoss und nur zwei Obergeschossen errichtet, ein Verkaufsgeschoss wurde vergrößert und unter die Erde gelegt. Das Warenhaus mit der Rasterfassade mit Hortenkacheln aus Porzellan, das gegenüberliegende neubarocke Justizgebäude, das Iduna-Hochhaus mit Naturstein-Südwand und das Ernst-Sachs-Bad, bzw. die spätere Kunsthalle, gelten als gelungenes Bauensemble.

Vor Baubeginn des Warenhauses wurde ein Abschnitt der Stadtmauer mit dem Hirtenturm,[4] der nicht unter Denkmalschutz stand, abgebrochen. Er befand sich auf dem C & A Grundstück. Der Abbruch des Turms wurde damals wie heute kritisiert. Damals stellte sich heraus, dass der Turm im oberen Bereich, mit Zinnenbekrönung, eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert ist, in der zu jener Zeit üblichen, historisierenden Weise. Was im Widerspruch zu den Grundsätzen des modernen Denkmalschutzes steht und bereits um 1900 von Georg Dehio verurteilt wurde. Auf dem Merianschen Plan besaß der Turm keine Zinnenbekrönung, sondern ein Kegeldach (siehe Planausschnitt rechts, bitte vergrößern).

Spitalbastei. Abbruchende an Schultesstraße
Bastionen nach (alt-)nieder­ländi­scher Manier: gefüllte Bastion (1), hohle Bastion (2), Aufgang oder Wall­rampe (3), Nieder­wall (4), Flanke (5), Kehle (6), Face (7), Saillant (8), Kurtine (9), Festungs­terrain (10)
Merianplan von 1556, Ausschnitt Spital/Fischerrain. Rote Schrift: auf Merianschen Plan eingezeichnet. Schwarze Schrift: heutiger Bestand

Am einstigen Spitaltor, an der Abfahrt zur Tiefgarage des einstigen Horten/Kaufhof-Areals, sind Teile der Spitalbastei (Merianscher Plan, s) erhalten, die zum Teil dem Straßenbau zum Opfer fiel.[16] Der Meriansche Plan zeigt eine gefüllte Bastion (vgl. rechten Merianplan mit rechten Systemplan, Nr. 1), zwei senkrecht zur Stadtmauer laufende Flanken und zwei Facen1 (siehe auch unteren Galerie, zweites Bild von links). Die Bastei besaß hohe und starke Zinnen. Sie ließ Anfang des 19. Jahrhunderts der damalige Pfarrer der Heilig-Geist-Kirche beim Anlegen des dahinter liegenden Pfarrhaus-Gartens eigenmächtig abtragen.[17]

1 Die dem Angreifer zugekehrten Seiten eines Festungsbauwerks

Untere Mainschanze (Meisenkasten)

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Die Bastion (u) wird bei Oeller als Untere Mainschanze und alternativ als Meisenkasten und Schwalbenschwanz bezeichnet.[4] Sie kann frühestens im Zuge der Stadterweiterung im 15. Jahrhundert entstanden sein (siehe: Stadterweiterung) und über sie ist wenig bekannt. Sie reichte nach dem Merianschen Plan (Ausschnitt siehe rechts) von der Stadtmauer bis zum Main, lag am Ende des Wassergrabens des Westwalls, bildete ein Stauwehr zum Main, hatte eine dreieckige Form und an ihrer südlichen Spitze lag ein Turm als Endpunkt der Glacis, der bei Oeller als Mainturm bezeichnet wird. Heute befindet sich an ihrer Stelle der südöstliche Bereich der Parkanlage Alter Friedhof.

Fischerrain/Gutermann-Promenade

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Anstelle der einstigen Stadtmauer entlang des Mains, mit Fischertor, verläuft seit 1854 eine Bahnlinie. Dahinter liegt das alte Quartier Fischerrain, eine einstige Fischersiedlung. Im Westen, am Alten Friedhof, wurde ein Wehrturm der Main-Stadtmauer wiederentdeckt, der sogenannte Jungfernkuss, der die Südwestecke der Stadtmauer markiert.

Zwischen Bahn und Kaimauer des Mainhauptarms, mit Anlegestellen für Sportboote und Personenschifffahrt, liegt eine Grünanlage und die Gutermann-Promenade. Diese führt an (Industrie)Denkmälern, Spinnmühle, altem E-Werk und Kulturzentrum Disharmonie mit Terrassen-Café vorbei. Am Westende der Grünanlanlage, unweit des Spitaltors, liegen Laufwasserkraftwerk Schweinfurt und DB-Haltepunkt Schweinfurt Mitte.

Mainbastion (Gerberstieglein-Schanze)

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An der Südostecke der Stadtbefestigung, an der Mündung des Marienbachs in den Main, liegt eine Mainbastion (m). In Oellers Skizze wird sie als Gerberstieglein-Schanze bezeichnet.[4] Es ist die zweite Bastion, die von der Stadtmauer bis zum Main reichte, neben der Bastion an der Südwestecke der Stadtbefestigung (siehe: Untere Mainschanze (Meisenkasten)).

Auf der Bastion befand sich ein Wohnhaus das 2011 abgebrochen wurde. Ein Teil der alten Stadtmauer und ein Gewölbekeller wurden dabei freigelegt, mit der Jahreszahl 1589 über einem Eingangsbogen am Main. Mauerreste die ins Mittelalter zurück reichen müssen wurden gefunden und Keramik des 14. und 15. Jahrhunderts. Der gewölbte Kellerraum mit Ein- und Ausgang ist typisch für eine Kasemattenanlage.[18]

Später wurde dieses Anwesen (Am Unteren Marienbach 14) von Otto Rabe als Gastwirtschaft genutzt.[18] Seit 2014 befindet sich auf der Mainbastion der Stadtstrand Schweinfurt.

Hier, an der Südostecke der Altstadt, beginnt der Untere Wall. Damit schließt sich in dieser Auflistung der Kreis der nördlich des Mains gelegenen Stadtbefestigung.

Die Maxbrücke führte zum südmainischen Brückenkopf der Stadt auf der Maininsel Bleichrasen. Die Insel war in reichsstädtischer Zeit eine unbewohnte, militärische Anlage. Der südliche Brückenzugang wurde durch eine Lünette vor Feinden geschützt, bei Oeller als Innere- oder Untere Maintorschanze bezeichnet.[4] Südwestlich davor lagen zwei Brückenschanzen (siehe Merianscher Plan, Nr. 11 und 12), bei Oeller werden beide Schanzen als Äußere Maintorschanze zusammengefasst.[4] Innerhalb des befestigten Bereichs befand sich der Bleichrasen.

Später wurden in die Anlage zwei Hafenbecken integriert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen weitere Nutzungen hinzu. Schließlich wurden die Befestigungsanlagen komplett abgebrochen und es entstand Raum für völlig anderen Nutzungen, bis auf den heutigen Tag.

Auf die Lage einer einstigen Warte weisen bis heute Ortsbezeichnungen hin. Alter Wartweg ist heute eine Straßenbezeichnung des ersten Teils des historischen Wegs zur Alten Warte. Der zweite Teil heißt heute An der Pfanne. Der gesamte Weg ist in der Bayerischen Uraufnahme aus dem 19. Jahrhundert als Altenwartweg verzeichnet, der bis zu einem Weinberg auf der Flur Altenwart führt, wo er am höchsten Punkt, auf 261 m ü. NN endet, genauso wie der heutige Fahrweg An der Pfanne. Hier befindet sich heute die Vereinsgaststätte Alte Warte der gleichnamigen wie auch größten Kleingartenanlage der Stadt.

Ebenso weisen bis heute Ortsbezeichnungen auf ein Rempart hin: „Erdwall, häufig vor der Stadtmauer zum Auffangen von Kanonenkugeln und zum Aufstellen von Geschützen angelegt.“[19] Am Remperts Hag ist eine historische Flurbezeichnung in der Bayerischen Uraufnahme, die sich 1,7 km südöstlich von der Stadtbefestigung (Maininsel Bleichrasen) befindet. Heute liegt dort das Sennfelder Neubauviertel Am Rempertshag. Südöstlich daneben liegt der Huthügel, möglicherweise ein strategischer Punkt unmittelbar an der historischen Straße (heutige Staatsstraße St 2272) von Schweinfurt nach Gerolzhofen, an der Stelle wo heute die A 70 kreuzt (siehe Straße in obiger Galerie, die in allen drei historischen Abbildungen von der Maininsel Bleichrasen in südöstlicher Richtung eingezeichnet ist).

  • Hubert Gutermann: Alt Schweinfurt – in Bildern, Sitten und Sagen. Verlag Schweinfurter Tagblatt, Schweinfurt 1991, ISBN 3-925232-09-5.

Einzelnachweise

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  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Aktennummer: D-6-62-000-110
  2. a b Frank Feuerhahn: Die archäologischen Untersuchungen am „Oberen Wall“ – ein Beitrag zur Entwicklung der Stadtbefestigung von Schweinfurt. In: Schweinfurter Mainleite, hrsg. vom Historischen Verein Schweinfurt. In: schweinfurtfuehrer.de/Archäologie/Ausgrabungen am Oberen Wall. Abgerufen am 24. November 2024.
  3. a b schweinfurtführer.de. Abgerufen am 10. Dezember 2024.
  4. a b c d e f g h i j k l m n Anton Oeller (1882–1964): Skizze der Reichsstadt Schweinfurt. In: schweinfurtfuehrer.de/Sehenswertes/Stadtmauer. Abgerufen am 30. November 2024.
  5. BayernAtlas, Bereich Westliche Altstadt Schweinfurt, Layer: Historische Karte/Uraufnahme (1808–1864). Abgerufen am 13. Dezember 2024.
  6. BayernAtlas, Bereich Altstadt Schweinfurt, Layer: Historische Karte/Uraufnahme (1808–1864). Abgerufen am 11. Dezember 2024.
  7. schweinfurt.de/Kultur/Sehenswürdigkeiten/Samtturm. Abgerufen am 24. November 2024.
  8. a b Die Fichtelsvilla und Kornmarkt 17. Eine Dokumentation. In: schweinfurtfuehrer.de/Alte Stadtansichten und Infos/Fichtelsgarten am Obertor. PDF Download. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
  9. a b Main-Post.de: Schweinfurter Geheimnisse: Gesellschaftlicher Glanz in der Fichtelsvilla, 7. September 2023. Abgerufen am 29. Oktober 2024.
  10. Hubert Gutermann: Alt-Schweinfurt. 12. überarbeitete Auflage. Mediengruppe Main-Post, Würzburg 2006, ISBN 3-925232-22-2, S. 16.
  11. a b c Andreas Hedler: Das Höpperle zu Schweinfurt. Ein Versuch ein wenig Klarheit zu erringen. In: schweinfurtfuehrer.de/Alte Stadtansichten und Infos/Stadtmauer spezial - Das Höpperle. PDF Download. Abgerufen am 10. Dezember 2024.
  12. a b Hubert Gutermann: Alt-Schweinfurt. 12. überarbeitete Auflage. Mediengruppe Main-Post, Würzburg 2006, ISBN 3-925232-22-2, S. 17.
  13. a b Stadt Schweinfurt: Kunsthalle Schweinfurt im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad. Abgerufen am 19. Dezember 2024.
  14. Bericht Schweinfurter Tagblatt vom 4. Oktober 1963
  15. a b Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte. Arne Voigtmann (7. Semester Magister AMANZ, Prof. Dr. Achim Hubel): Der Umgang mit den historischen Stadtkernen in der Zeit des Wirtschaftswunders. Die im Krieg nicht zerstörten Bereiche, S. 10, 13. Januar 2009. (PDF) Abgerufen am 18. Dezember 2024.
  16. a b mainpost.de: Schweinfurter Geheimnisse: Die Bastei und ihre uralte Geschichte, 15. März 2022. Abgerufen am 22. November 2024.
  17. Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Sehenswertes/Stadtmauer. Abgerufen am 11. Dezember 2024.
  18. a b mainpost.de: Mittelalterliche Mauern unter der Bastion, 21. März 2011. Abgerufen am 3. Dezember 2024.
  19. Lexikon der Festungsbauten. Abgerufen am 21. Dezember 2024.