Fischerrain
Fischerrain Stadtviertel in Schweinfurt
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Koordinaten: | 50° 3′ N, 10° 14′ O |
Höhe: | 215 m |
Fläche: | 2,4 ha[1] |
Postleitzahl: | 97421 |
Vorwahl: | 09721 |
Fischerrain mit Main
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Der Fischerrain (Schweinfurterisch: Fischerree, Ortsbezeichnung: Am Fischerrain) ist ein Stadtviertel in der kreisfreien Stadt Schweinfurt und Teil der Altstadt. Die am Main gelegene einstige Fischersiedlung unbekannten Alters und Ursprungs mit Funden aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. wurde 1436/37 der Reichsstadt Schweinfurt angegliedert.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fischerrain liegt in der südwestlichen Ecke der Altstadt, im rechten Winkel zwischen Main und Altem Friedhof. Zwischen Main und Fischerrain verläuft die Bahnstrecke Bamberg–Schweinfurt Hbf. Unweit westlich des Fischerrains liegt der DB-Haltepunkt Schweinfurt Mitte.
Der Fischerrain grenzt (von Norden im Uhrzeigersinn) an die Schultesstraße (vormals: Steinweg), den Albrecht-Dürer-Platz (vormals: Holzmarkt), den östlichen Teil der Straße Fischerrain (einst Innerer Stadtgraben), die Bahnlinie mit parallel laufender Gutermann-Promenade (einst Leinritt am Main) und den Alten Friedhof.
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Katasterplan von 1907 Ausschnitt Fischerrain
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Fischerrain vor dem Zweiten Weltkrieg
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstes Jahrtausend v. Chr.
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ursprung der Fischersiedlung ist unbekannt. Vor der Zeitenwende war der Fischerrain bereits besiedelt. Bei Ausgrabungen im Jahr 2016 stieß man auf Funde der Hallstattzeit (800 bis 450 vor Chr.) und Latènezeit (450 vor Chr. bis zur Zeitenwende).[2]
Mittelalter und frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ausgrabungen gaben viele Hinweise auf eine mittelalterliche Handwerkersiedlung, mit Funden von Keramik, Ziegel und Knochen. Der Fischerrain war ursprünglich eine eigenständige Siedlung und wurde bereits 1383 in den Annalen von Nikolaus Sprenger als „Fischersiedlung“ genannt. Er liegt unmittelbar außerhalb des ersten Mauerrings der im 12. Jahrhundert gegründeten Reichsstadt Schweinfurt.
Im Zuge der Stadterweiterung von 1436/37 wurde der Fischerrain in die Reichsstadt eingegliedert. Seitdem besaß das Quartier mit dem Fischertor einen eigenen Stadtzugang, durch den die Fischer zu jeder Tageszeit ungehinderten Zugang zum Main hatten, ohne Torsperre oder Sperrgeld.[3] Der Fischerrain hatte auch danach noch einen eigenen Schultheißen.
Am Westrand des Quartiers, am Alten Friedhof, liegt die im letzten Krieg fast vollständig zerstörte Gasse An den Brennöfen, benannt nach den Öfen der Häfner. Dort befand sich ein im „Zweiten Stadtverderben“ 1553 zerstörtes und 1560 endgültig beseitigtes Karmeliterkloster.[4] Im Eckhaus Mainaussicht 63 wohnte der Schweinfurter Heimatforscher Hubert Gutermann (1892–1974). Von ihm stammt der Schulbuchklassiker Alt Schweinfurt.
Ordinari-Schifffahrt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fischer übten auch die Mainschifffahrt aus. Von den 1846 noch 58 ansässigen Berufsfischern betrieben sieben die Ordinari-Schifffahrt. 1738 wurde eine Ordinarifahrt zur Beförderung von Gütern nach Würzburg eingeführt, 1773 nach Bamberg und 1843 über den Ludwig-Donau-Main-Kanal nach Nürnberg und Regensburg, sowie in Gegenrichtung nach Frankfurt am Main. Im bayerischen Urkataster von 1808 ist neben einem vorwiegend militärisch genutzten Hafen auf der Maininsel Bleichrasen ein ziviler Hafen westlich neben dem Fischerrain an der heutigen Heilig-Geist-Kirche eingezeichnet. Er wurde wieder vollständig zugeschüttet und überbaut (siehe auch Hafen Schweinfurt, Neuzeit).
Fischhäuser und Restaurants
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fischerrain hatte bis ins frühe 20. Jahrhundert, als die Stadt noch ein bedeutender Weinort war (siehe: Schweinfurt, Weinbau), in einer typisch fränkischen Mischung zahlreiche Fischhandlungen, Weinrestaurants und Brauereien.[5]
- „Die aus Fischern, Bäckern, Büttnern, Häfnern, Färbern, Bier- und Weinwirtschaften mit Fischbäckereien und anderen Handwerkern bestehende Lebensgemeinschaft mit dem nahen Fluß hatte noch lange Zeit ihr Eigenleben.“[3]
Heute bestehen noch die Fischhandlungen Stein und Dittmar und zwei Restaurants. Die traditionsreiche kleinere Weinwirtschaft Gößwein, die 1816 erstmals urkundlich erwähnt wurde,[3] war in den Nachkriegsjahrzehnten das führende Restaurant Schweinfurts. Heute wird sie als Weinrestaurant Hess weitergeführt.
Brauereien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Fischerrain gab es insgesamt drei Brauereien, die alle um die Gasse Fischersteig lagen und nicht mehr existieren. Dort waren das Stammhaus der Brauerei Hagenmeyer, die 1988 an anderer Stelle schloss und die 1878 gegründete Brauerei Rauschert/Ebersberger. Zudem gab es in den 1980er Jahren die Gasthausbrauerei Zum Rossknecht im Albrecht-Dürer-Center.[4]
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Fischerrain um 1902.
Vorne mit Bahnwärterhaus; heute verläuft hier der Stadtring (Rusterberg). Am Horizont links die Heilig-Geist-Kirche, noch ohne vollendetem Hauptturm (provisorisches Dach) -
Fischerrain nach 1910.
Blick vom vollendeten Turm
der Heilig-Geist-Kirche -
Fischerrain um 1925.
Krug's Wein-Restaurant
(im Krieg zerstört).
Rechts (mit Erker) das noch bestehende Fischhaus Dittmar -
Fischerrain um 1938.
Mainansicht des östlichen Bereichs
Siehe auch: Liste ehemaliger Brauereien in Bayern, Schweinfurt
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Stadtbild des Fischerrains wird vom Main her seit Anfang des 20. Jahrhunderts von der Heilig-Geist-Kirche beherrscht, die außerhalb des Quartiers, nördlich der Schultesstraße steht.
Quartiersanierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fischerrain wurde gegen Ende des 20. Jahrhunderts behutsam saniert und kriegsbedingte Baulücken am Mainufer wurden geschlossen. Eine der letzten großen Kriegs-Baulücken der Altstadt, im Westen des Fischerrains, An den Brennöfen, wurde bereits teilweise bzw. wird ebenfalls geschlossen.[6]
Letzte Berufsfischer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus der Familie Dittmar kommen die letzten Berufsfischer Schweinfurts auf dem Main (Fischhaus Dittmer siehe: drittes Bild von links in obiger Bildergalerie). Gefangen werden Hechte, Schleien, Waller, Aale, Rotaugen und die Schweinfurter Spezialität Meefischli (Mainfischlein, kleine Weißfische).[7]
- „Gerhard Dittmar [...] beherrscht das Handwerk noch, fachgerecht zu nähen und zu flicken. 'Fertignetze gibt's bei uns keine, die machen wir selber, das ist Tradition.' Dass ihnen einmal an einem Tag fünf Netze und neun Reusen geklaut wurden, wurmt ihn heute noch [...] Die laichfähigen Aale bringen die Mainfischer zu einem Kollegen, der fährt sie dann in den Rhein. Damit sie sich nicht selber vom Main aus auf den weiten Weg Richtung Bahamas in die Sargassosee machen [...] Der Kormoran [...] setzt den Berufsfischern gehörig zu.“[7]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Fischerrain
- mainpost.de: Zeitreise: Der Fischerrain in Schweinfurt früher und heute (mit vergleichenden Fotos), 23. Dezember 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gemessen im BayernAtlas, Fläche ohne Alten Friedhof
- ↑ mainpost.de: Tiefe Keller am Fischerrain, 8. November 2016. Ehemals im ; abgerufen am 30. April 2020. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ a b c Paul Ultsch: Damals in Schweinfurt. Band 1: Als die Stadtmauer noch Begrenzung war. Buch- und Idee-Verlags-GmbH, Schweinfurt, ISBN 3-9800480-1-2, S. 72
- ↑ a b Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de
- ↑ schweinfurtfuehrer.de abgerufen am 10. Januar 2016
- ↑ 1. Preis des Architektenwettbewerbes zur Bebauung An den Brennöfen. Abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ a b mainpost.de: Forelle von Fisch-Inge - und einen Spruch gratis, 29. Juni 2018. Abgerufen am 14. März 2022.