Ernst Oppert
Ernst Jakob Oppert (* 5. Dezember 1832 in Hamburg; † 19. September 1903 ebenda) war ein deutscher Fondsmakler und Koreaforscher.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ernst Oppert stammte aus einer kinderreichen Familie, die bis zu Samuel Oppenheimer zurückverfolgt werden kann. Sein Vater Eduard, der 1821 erstmals im Hamburger Adressbuch als „Commissionar“ geführt wurde, stammte aus Potsdam und änderte den Familiennamen aus unbekannten Gründen. Ernst Oppert ging 1851 als Kaufmann nach Ostasien. Während China und Japan unter ausländischem Druck die Häfen für den internationalen Handel öffneten, konnte sich Korea weiterhin größtenteils abzuschotten. Ernst Oppert wollte dies ändern, nicht zuletzt um selbst das Land bereisen und dort Handel treiben zu können. Seine verschiedenen Bemühungen, mit Korea legale Geschäftsbeiehungen aufzunehmen, scheiterten jedoch verlustreich.
Zuletzt unternahm er im Mai 1868 den Versuch, die sterblichen Überreste des leiblichen Vaters von Heungseon Daewongun in seinen Besitz zu bringen. Daewongun, der gegenwärtige Joseon-Regent Koreas, sollte mit diesem Pfand erpresst werden, sein Land politisch zu öffnen. In Schanghai hatte Oppert den 1866 vor den Verfolgungen von Byeong-in aus Korea entkommenen Priester Stanislas Feron getroffen, welcher ihm zu diesem (angeblich von seinen koreanischen Gemeindemitgliedern ausgearbeiteten) Plan geraten hatte. Oppert zögerte zunächst, doch dann setzte er mit einer ca. 130-köpfigen Crew hauptsächlich aus Chinesen und Filippinos unter der Flagge des Norddeutschen Bundes nach Korea über, wo sein Trupp aber sofort auffiel. Oppert behauptete nun, er und die anderen Europäer seiner Expedition seien Russen, um so die Schuld auf eine im Land bereits verhasste andere Ausländergruppe abzuwälzen.
Ganze Menschenscharen sollen Zeuge von Opperts Grabungsarbeiten an der ansonsten ungesicherten Grabstätte gewesen sein; laut Berichten Opperts als hilfreiche und freundliche Zuschauer; nach anderen Berichten wurde die Eindringlinge allerdings mit Dreck und Steinen beworfen. Das Eintreffen eines koreanischen Beamten mit einem Trupp Soldaten setzte dem Abenteuer ein Ende; Opperts Grabung hatte die massive Steinplatte des Grabs erreicht, sie aber nicht abheben können. Fast allen der gut bewaffneten Raubgräbern gelang die Flucht zurück zu ihrem Schiff, mit dem sie nach Incheon segelten und von dort aus Daewongun ein haltloses Ultimatum übermittelten. Dieser zeigte sich weder beeindruckt noch so abergläubisch wie gedacht. Die Köpfe von zwei getöteten Expeditionsteilnehmern wurden öffentlich zur Schau gestellt und heizten den Widerwillen gegen ausländische Invasoren weiter an. Oppert musste aufgeben und nach China zurückkehren.[1]
Oppert wurde daraufhin vor dem Hamburger Obergericht angeklagt und zu einer dreimonatigen Haftstrafe verurteilt. Der Hamburger Senat geriet aufgrund des Vorfalls in Streitigkeiten mit Otto von Bismarck.
Nachdem er die Haftstrafe abgesessen hatte, arbeitete Ernst Oppert als Fondsmakler in Hamburg, befasste sich jedoch weiterhin mit ostasiatischen Ländern.
Seine Brüder, in deren Schatten er zu Lebzeiten stand, waren die Orientalisten Gustav Salomon Oppert und Jules Oppert.
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1879 publizierte Oppert in London ein Buch, das er anschließend selbst übersetzte. Der F. A. Brockhaus-Verlag verlegte das Werk 1880 mit dem Titel Ein verschlossenes Land. Reisen nach Corea. Nebst Darstellung der Geographie, Geschichte, Producte und Handelsverhältnisse des Landes, der Sprachen und Sitten seiner Bewohner (online – Internet Archive).
1898 schrieb Oppert Ostasiatische Wanderungen und übersetzte Erinnerungen eines Japaners von Joseph Heco. Alle Werke zeigen Oppert als exakten Beobachter, der sprachlich äußerst begabt war.
Übersetzer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ethel Durand Jameson (Hrsg.): James Sligo Jameson: Forschungen und Erlebnisse im „Dunkelsten Afrika“. Geschichte der Nachhut der Emin-Pascha-Entsatz-Expedition. Hamburg 1891. (online – Internet Archive).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Renate Hauschild-Thiessen: Oppert, Ernst. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 3. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0081-4, S. 285.
- Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Band 4. Czernowitz, 1927, S. 583
- Ernst Oppert im Internet Archive
Personendaten | |
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NAME | Oppert, Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fondsmakler und Koreaforscher |
GEBURTSDATUM | 5. Dezember 1832 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 19. September 1903 |
STERBEORT | Hamburg |
- ↑ Robert Neff: German merchant’s bodysnatching expedition in 1868 ( vom 23. Juni 2015 im Internet Archive), Korea Times am 21. Juli 2010.