Eugenio Lipschitz

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Jeremus Eugenio Lipschitz (geboren am 5. Mai 1883 in Sümeg, Österreich-Ungarn; gestorben 1944 oder 1945 im KZ Auschwitz-Birkenau) war ein ungarisch-italienischer Einzelhändler in Rijeka, der ebenso wie seine Ehefrau Zseni Zipser im Holocaust ermordet wurde.

Lipschitz stammte aus Westungarn.[1] Seine Eltern waren Ignazio Lipschitz und Matilde Starck.[2] Er hatte mehrere Geschwister.[3][4] Er selbst lebte mit seiner Familie ab 1894 in Fiume/Rijeka, etablierte sich als Einzelhändler von Galanteriewaren und Schmuck und heiratete Zseni Zipszer, auch Giannetta genannt. Das Ehepaar hatte zumindest drei Kinder, die alle in Fiume geboren wurden:

  • Arturo (geb. am 10. November 1914 in Fiume)[4]
  • Magda, auch Maddalena, Lipschitz (geb. am 12. Mai 1917), die später Enrico Heimler heiratete und dessen Namen annahm, sowie
  • Efraim, auch Francesco bzw. Feri (geboren am 2. Juni 1919).[4]

Die beiden älteren Kinder arbeiteten im Geschäft des Vaters mit. Sowohl die Tochter als auch der jüngere Sohn studierten. Beide Söhne konnten 1939 nach Palästina emigrieren. Arturo hatte zumindest ein Kind, welches in Italien gelebt haben soll. Tochter Magda flüchtete gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihren Schwiegereltern und einer weiteren Verwandten im September 1943 in das Gebiet des heutigen Italiens. Im Folgejahr konnten die Heimlers in die Schweiz gelangen und überlebten dort das NS-Regime und den Holocaust. Magda Heimler gebar am 12. Februar 1945 in Mendrisio eine Tochter, die Daniela genannt wurde. Nach dem Ende der deutschen Besatzung Italiens kehrten die Heimlers nach Florenz zurück. Enrico Heimler verstarb 1986.[5]

Jeremus Eugenio Lipschitz wurde vom Mussolini-Regime am 28. Juli 1940 verhaftet und war danach bis 22. Dezember desselben Jahres im Internierungslager Campagna interniert. In diesem Zeitraum schrieb er auch Tagebücher. Er und seine Ehefrau wurden im März 1944 in Fiume von deutschen Streitkräften verhaftet, zuerst nach Risiera di San Sabba verschleppt, ein deutsches Konzentrationslager in Triest, später nach Auschwitz-Birkenau. Dort wurden beide zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.[3]

Seine Schwester Paula und deren Ehemann Adolfo Simkovits wurden ebenfalls im KZ Auschwitz ermordet.[6]

Vier Stolpersteine für das Ehepaar Lipschitz in Rijeka

Sein Bericht über die Internierung im Lager Campagna wurde von seiner Tochter aus dem Ungarischen ins Italienische übersetzt und im Jahr 2001 in Buchform veröffentlicht. Lipschitz’ Aufzeichnungen wurden vom Corriere del Mezzogiorno als eines mehrerer besonders relevanter historischer Dokumente bezeichnet.[7] Auszüge erschienen 2015 im Sammelband La finestra della libertá.[8]

Am 21. Mai 2013 wurden in Rijeka für Giannetta Zipszer Lipschitz und für Eugenio Lipschitz insgesamt vier Stolpersteine, für jeden der beiden jeweils zwei Steine, einer in kroatischer und ein zweiter in italienischer Sprache, verlegt. Der Name der Stolpersteine lautet auf Kroatisch: Kamen spoticanja, auf Italienisch: pietre d’inciampo. Es handelt sich um die ersten in Kroatien verlegten Stolpersteine.[9]

Buchpublikation

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  • Eugenio Lipschitz: Una storia ebraica. Tagebuchaufzeichnungen. Giuntina, Florenz 2001, OCLC 955485660 (italienisch, 161 S., Übersetzung ins Italienische aus dem Ungarischen und herausgegeben von Magda Lipschitz Heimler).
  • Angelo Picariello: Capuozzo, accontenta questo ragazzo. La vita di Giovanni Palatucci (= I Protagonisti. Band 154). Edizioni Paoline, Cinisello Balsamo u. a. 2007, ISBN 978-88-215-5964-8, Kapitel Eugenio Lipschitz, una „storia ebraica“ senza lieto fine, S. 64–68 (italienisch).
  • Mario Avagliano, Marco Palmieri: Gli ebrei sotto la persecuzione in Italia. Diari e lettere 1938–1945 (= ET saggi. Nr. 1651). Einaudi, Turin 2011, ISBN 978-88-06-20665-9 (italienisch, enthält Auszüge und Zitate aus den Tagebuchaufzeichnungen von Eugenio Lipschitz).
  • Giuseppina Di Stasi, Renato Mazzei: La finestra della libertà. Frontiera per un'altra Europa. Storia degli internati ebrei di Campagna (= Studi & saggi. Band 78). Edup, Rom 2015, ISBN 978-88-8421-273-3, Kapitel Eugenio Lipschitz: „Una storia Ebraica“, S. 37–86 (italienisch, enthält im zweiten Teil Auszüge aus den Tagebuchaufzeichnungen von Eugenio Lipschitz).
  • Gabriele Rigano: L' interprete di Auschwitz: Arminio Wachsberger un testimone d'eccezione della deportazione degli ebrei di Roma. Guerini, Mailand 2015, ISBN 978-88-6250-595-6, S. 18–24, 61–66 passim; Vorschau auf Google Buch
Commons: Stolpersteine in Kroatien – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. I Nomi della Shoah Italiana (Memoriale delle vittime della persecuzione antiebraica 1943-45): Scheda Eugenio Lipschitz, abgerufen am 11. Dezember 2016.
  2. I NOMI DELLA SHOAH ITALIANA - Eugenio Lipschitz.
  3. a b CDEC Digital Collection: Lipschitz, Eugenio, abgerufen am 16. Januar 2017
  4. a b c Geni: Ebrei a Fiume e Abbazia: Inschlicht-Lucio (Memento vom 15. August 2018 im Internet Archive), Stichwort: LIPSCHITZ (ort.), abgerufen am 9. Mai 2017.
  5. Claims Resolution Tribunal: In re Holocaust Victim Assets Litigation Case No. CV96-4849, abgerufen am 29. Dezember 2016.
  6. CDEC Digital Collection: Lipschitz, Giuseppina, abgerufen am 6. Mai 2017.
  7. In einer Rezension des Buches Gli ebrei sotto la persecuzione in Italia von Avagliano/Palmieri in der italienischen Tageszeitung Corriere del Mezzogiorno vom 2. April 2011 wird das mit verarbeitete Tagebuch von Eugenio Lipschitz und dessen „genaue Bericht des Aufenthaltes in Campagna“ zu den „besonders relevanten historischen Dokumenten“ gerechnet:
    Gli ebrei negli anni della persecuzione: lettere e diari di una sofferenza corale. In: corrieredelmezzogiorno.corriere.it. 2. April 2011, abgerufen am 27. Januar 2017 (italienisch): „Tra i documenti storici particolarmente rilevanti […] l’accurata ricostruzione dell’internamento a Campagna da parte dell’ebreo di Fiume Eugenio Lipschitz […]“.
  8. Giuseppina Di Stasi, Renato Mazzei: La finestra della libertà. Frontiera per un'altra Europa. Storia degli internati ebrei di Campagna (= Studi & saggi. Band 78). Edup, Rom 2015, ISBN 978-88-8421-273-3, Kapitel Eugenio Lipschitz: „Una storia Ebraica“, S. 37–86 (italienisch, enthält im zweiten Teil Auszüge aus den Tagebuchaufzeichnungen von Eugenio Lipschitz).
  9. La Voce del popolo quotidiano italiano dell'Istria e di Fiume: Una Pietra d’inciampo per la famiglia Lipschitz (Memento vom 18. Januar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 16. Januar 2017.