Europäische Batterieallianz

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Die Europäische Batterieallianz (EBA) wurde Ende September 2017 von der Europäischen Kommission, den EU-Ländern, der Industrie und der Wissenschaft gegründet.[1] Sie wird von der Europäischen Investitionsbank unterstützt und „bringt nationale Behörden, Regionen, Industrieforschungsinstitute und andere Interessenträger der Batteriewertschöpfungskette zusammen.“[2]

Auftrag ist die Entwicklung von Maßnahmen von der Rohstoff-Sicherung bis zur Batterieproduktion in Europa, die zum Erreichen der Klimaneutralität bis 2050 beitragen sollen. Ein Ziel der Europäischen Batterieallianz ist auch, die Transport-Emissionen bis 2050 um 90 % zu reduzieren.

Batterien bezeichnet die EBA allgemein als „strategischer Bestandteil des sauberen und digitalen Übergangs in Europa.“ Die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien wird als Schlüsseltechnologie der Elektromobilität betrachtet, die somit für die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie[3] unerlässlich ist. Daher strebt die Kommission an, führende Unternehmen in Europa anzusiedeln bzw. europäische Produzenten in die Lage zu versetzen, eine nachhaltige Batterieproduktion einzurichten.

Die besondere Problematik besteht darin, dass die Rohstoffe zur Batterieproduktion – vor allem Lithium – in Europa selbst nur in geringem Umfang erschlossen werden können. Zudem entwickelt sich weltweit ein zunehmender Bedarf an Lithium, Seltenen Erden und weiteren Strategischen Metallen, die auch für weitere Komponenten in der Automobilherstellung erforderlich sind und zur Verknappung der Angebote und zu Preissteigerungen führen können.

Maroš Šefčovič (2017)

„Von der Gründung der Rohstoffversorgungsgruppe in den 1970er Jahren bis zum Start der Rohstoffinitiative im Jahr 2008“ befasste sich die EU mit dem Thema Versorgungssicherheit. Bereits in der Initiative 2008 wurde die Notwendigkeit einer „Verringerung der Abhängigkeiten von nichtenergetischen Rohstoffen für industrielle Wertschöpfungsketten […] dargelegt, indem die Quellen von Primärrohstoffen aus Drittländern diversifiziert, die inländische Beschaffung gestärkt und die Versorgung mit Sekundärrohstoffen durch Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft unterstützt“ werde.[4] Die konzeptionellen und organisatorischen Vorbereitungen führten schließlich zur Gründung der Batterieallianz.

Die Arbeitsaufnahme der Europäischen Batterieallianz erfolgte im Oktober 2017. Maroš Šefčovič, inzwischen (Dezember 2019) Vizepräsident der EU-Kommission und Kommissar für Interinstitutionelle Beziehungen, führt seit der Gründung die Allianz. 2018 verabschiedete die EU-Kommission einen strategischen Aktionsplan für Batterien.

Darin enthalten ist ein umfassender Rahmen mit verschiedenen Maßnahmen zur Unterstützung aller Segmente der Batterie-Wertschöpfungskette:

Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen für Batterien zur:

  • Unterstützung der europäischen Batteriezellenfertigung und anderer Investitionen sowie zur
  • Stärkung der industriellen Führung durch beschleunigte Forschung und
  • Sicherung von hochqualifizierten Arbeitskräften entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
  • Unterstützung einer nachhaltigen EU-Industrie zur Herstellung von Batteriezellen.
  • Sicherstellung der Kohärenz mit allgemeineren Rahmenwerken.[5]

Europäische Rohstoffallianz

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Aufkleber Stromspeicher

Am 30. September 2020 gründete die Europäische Kommission eine „Industrieallianz“, die darauf abzielt, die „strategische Autonomie“ der EU bei Rohstoffen wie Lithium und den Seltenen Erden zu stärken, die als Schlüssel für eine global wettbewerbsfähige Europäische Union gelten.[6]

Die Europäische Rohstoffallianz (ERMA) (European Raw Materials Alliance) soll dazu beitragen, „einen zuverlässigen, sicheren und nachhaltigen Zugang zu Rohstoffen als Schlüsselfaktoren“ für wichtige industrielle Ökosysteme der EU wie die „Automobilindustrie, erneuerbare Energien, Verteidigung und Luft- und Raumfahrt“ zu gewährleisten. Die Allianz soll schrittweise erweitert werden, um andere kritische und strategische Rohstoffbedürfnisse zu decken, einschließlich derjenigen, die sich auf Materialien für die Energiespeicherung und -umwandlung (Batterien und Brennstoffzellen) beziehen.[7]

Laut dem Magazin SPIEGEL hatte Herbert Diess – damals noch BMW-Manager – schon vor 10 Jahren in China mit dem damaligen Start-up CATL verhandelt, deutsche Zulieferer jedoch vergebens ersucht, „ebenfalls ins Batterie-Geschäft einzusteigen. Als VW-Boss sah er sich gezwungen, selbst Akkus herzustellen.“ Bis 2030 will VW „gemeinsam mit Partnern 20 Milliarden Euro investieren, sechs Zellfabriken in Europa errichten und damit 29 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften.“[8]

Praktiker wie der „Vorstand für Beschaffung und IT“ bei Audi, der die Lieferkette für die 6.000 Teile plus Vorprodukte beim Bau des Audi e-tron in der Autofabrik Brüssel organisiert, hält eine Autarkie Europas für unmöglich: „Bestimmte Rohstoffe und Materialien werden immer aus der globalen Lieferkette kommen.“ Der Vorstandsvorsitzende des Zulieferes ZF Friedrichshafen meint: „Abhängigkeiten lassen sich vielleicht in 10 Jahren lösen.“[14]

Aufbereitung der Rohstoffe

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Unbesehen geplanter und in Vorbereitung begriffener Aktivitäten zu einer umfassenden Batterie-Produktion, entsteht bislang „in Europa laut EU-Kommission lediglich 1 Prozent der globalen Produktion von Lithium-Ionen-Zellen, in China sind es 66 Prozent.“ Die Engpässe sind jedoch noch weiter vorgeschaltet, denn das benötigte Rohlithium muss nach Gewinnung erst „in hochwertiges, für die Autoindustrie verwertbares Lithium verwandelt werden“ und dieser eigentliche Produktions-Prozess („Veredelung“) ist in Europa nur in Ansätzen bekannt: In China hingegen finden „58 Prozent der Lithium- und fast zwei Drittel der globalen Kobalt-Produktion statt.“

„Selbst beim Maschinenbau für die Batterieproduktion sind die Chinesen führend. Anlagen und Ausrüstungen für die Zellfertigung […] kommen heute fast ausschließlich aus Asien.“[15]

Einzelnachweise

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  1. Hochrangige Vertreter beraten über EU-Batterieallianz. Abgerufen am 27. September 2022.
  2. Webseite EU-Kommission: Gründung der EBA (Englische Seite). Abgerufen am 27. September 2022.
  3. Mobility and transport. Abgerufen am 27. September 2022 (englisch).
  4. Webseite ERMA: Geschichte der Versorgung der EU-Industrie mit Rohstoffen. Abgerufen am 27. September 2022.
  5. European Battery Alliance. Abgerufen am 27. September 2022 (englisch).
  6. Webseite Euractiv: Gründung der ERMA. Abgerufen am 27. September 2022.
  7. Webseite der ERMA: Ziele der Europäischen Rohstoffallianz. Abgerufen am 27. September 2022.
  8. Der SPIEGEL, Hage/Hesse: Die Emanzipation der Autobosse Heft 36, 27. August 2022.
  9. Handelsblatt: VW-Batteriewerk Salzgitter. Abgerufen am 29. September 2022.
  10. Webseite ACC: Wiedergabe SPIEGEL-Artikel 36 / 27. August 2022. Abgerufen am 29. September 2022.
  11. tagesschau.de vom 22. Juni 2024
  12. Webseite EIB: Batteriefabrik in Schweden. Abgerufen am 29. September 2022.
  13. Der SPIEGEL, Hage/Hesse: Die Emanzipation der Autobosse Heft 36, 27. August 2022.
  14. Der SPIEGEL, Simon Hage/Martin Hesse: Alle Wege führen nach China Heft 32, 6. August 2022.
  15. Darstellung und Zitate im Kapitel: Der SPIEGEL, Hage/Hesse: Die Emanzipation der Autobosse Heft 36, 27. August 2022.
  16. Webseite Batterieforum Deutschland: Kongress 2023 in Berlin. Abgerufen am 29. September 2022.