Northvolt

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Northvolt AB

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Rechtsform Aktiebolag
Gründung 2016
Sitz Stockholm, Schweden Schweden
Leitung interim: Pia Aaltonen-Forsell (Chief Financial Officer), Matthias Arleth (Chief Operations Officer), Scott Millar (Chief Restructuring Officer)[1]
Mitarbeiterzahl 5.312 (Ø 2023)[2]
Umsatz 128 Mio. USD (2023)[2]
Branche Elektrotechnik
Website www.northvolt.com
Stand: 31. Dezember 2023

Northvolt AB ist ein schwedischer Hersteller von Lithium-Ionen-Akkumulatoren für die Elektromobilität sowie für stationäre Energiespeicher. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Stockholm, es wurde 2016 als Start-up gegründet und hat inzwischen die Fertigung aufgenommen. Ende November 2024 sah sich das Unternehmen veranlasst, in den Vereinigten Staaten Insolvenz gemäß Chapter 11 anzumelden.

Northvolt wurde im Oktober 2016 unter dem Namen „SGF Energy“ gegründet.[3] Die Gründer waren Peter Carlsson und Paolo Cerutti sowie die Private Equity Gesellschaft Vargas Holdings. Carlsson ist heute CEO und sein Partner COO der Gesellschaft. Beide arbeiteten zuvor in führender Position für Tesla in Einkauf und Operations Planning in Kalifornien und waren beim Bau der Tesla Gigafactory 1 zur Batterieherstellung in Nevada beschäftigt.[4]

Am 7. März 2017 stellten die Gründer der Öffentlichkeit ihre Pläne vor. Sie wollten Europas größte Batteriefabrik (Gigafactory #1) errichten, die zugleich auch die „grünste“ Fabrik werden soll. Neben Skaleneffekten strebte man einen hohen Grad an vertikaler Integration in der gesamten Produktionskette an. Im selben Jahr wurde der Firmenname in „Northvolt“ geändert und es wurden erste Investoren gefunden.[5] Als Standort für die Fabrik fiel die Wahl auf die Stadt Skellefteå in Nordschweden und für das Entwicklungslabor auf die Stadt Västerås, rund 100 km westlich von Stockholm. Ausgehend von einer jährlichen Fertigungskapazität von zunächst geplanten 32 GWh schätzte man den Investitionsbedarf auf mindestens 4 Mrd. Euro und den Personalbedarf für das Werk auf 2.000 bis 2.500 Mitarbeiter.[6] Einer der ersten industriellen Partner zur Finanzierung des Projekts war ABB. Danach folgten Vestas, Scania und Siemens.[7]

2018 begannen die Bauarbeiten an den beiden Standorten Skellefteå und Västerås. 2019 konnte Northvolt eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1 Mrd. US-$ für den Bau der Gigafactory erfolgreich platzieren.[5] Die Europäische Investitionsbank sagte im selben Jahr ein Darlehen in Höhe von 350 Mio. Euro für das Bauvorhaben zu.[8] BMW, Volkswagen, Goldman Sachs und Folksam waren weitere namhafte Investoren, wobei die Automobilhersteller zugleich langfristige Rahmenverträge zur Belieferung mit Batterien abschlossen.[9] 2019 verkündete Carlsson, dass die Finanzierung zum Bau des Werks abgeschlossen sei.[10]

Northvolt ist in mehreren Kooperationen engagiert. 2018 wurde mit dem US-Batteriehersteller „South Bay Solutions“ in Polen ein gemeinsames Unternehmen mit Standort in Gdansk zur Montage von Batterien gegründet.[11] 2019 vereinbarten Volkswagen und Northvolt ein Joint Venture zum Bau einer Batteriefabrik in Salzgitter, zugleich ging Volkswagen eine Beteiligung in Höhe von 20 % an Northvolt ein.[12] Die Zusammenarbeit mit Northvolt in Salzgitter wurde 2021 allerdings von VW beendet.[13] 2020 wurde ein Joint Venture unter dem Namen „Hydrovolt“ mit dem Norwegischen Aluminiumproduzenten Norsk Hydro zum Bau einer Recyclinganlage in Fredrikstad bei Oslo gegründet.[14] Ende 2021 gaben Volvo Car und Northvolt bekannt, ein gemeinsames Entwicklungs- und Forschungszentrum in Göteborg zu errichten, um die Batterieentwicklung und -fertigung voranzutreiben.[15] 2022 vereinbarten Northvolt und der Papierkonzern Stora Enso eine Zusammenarbeit, um Elektroden auf der Grundlage von Holz als Kohlenstoffträger zu entwickeln.[16] Im selben Jahr vereinbarten Northvolt und der portugiesische Energiekonzern Galp den Bau einer Lithiumaufbereitungsanlage unter dem Namen „Aurora“ in der portugiesischen Hafenstadt Setúbal.[17]

Ende 2023 beschäftigte das Unternehmen rund 5800 Mitarbeiter; zu dem Zeitpunkt hatte Northvolt in mehreren Finanzierungsrunden insgesamt 15 Mrd. US-Dollar eingesammelt.[2] Der Auftragsbestand betrug 50 Mrd. US-Dollar. Ende September 2024 berichtete das Unternehmen über Verzögerungen beim Hochfahren der eigenen Fertigungskapazitäten und verkündete angesichts knapper werdender finanzieller Mittel einen Schrumpfkurs. 1600 Stellen sollten gestrichen werden und die Expansionsplanung wurde revidiert.[18] Am 21. November 2024 beantragte Northvolt angesichts von Verbindlichkeiten in Höhe von 5,8 Mrd. US-Dollar und zu geringen Einnahmen ein Insolvenzverfahren mit einer Sanierung nach Chapter 11 des Insolvenzrechts der Vereinigten Staaten. Der bisherige CEO und Mitgründer Peter Carlsson erklärte seinen sofortigen Rücktritt, bleibt aber Chefberater und Mitglied des Aufsichtsrats.[19]

Anteil Anteilseigner (Stand: 2024)[20]
23,6 % Volkswagen AG
20,8 % Goldman Sachs
7,8 % Vargas Holding (Carl-Erik Lagercrantz)
7,2 % Peter Carlsson
5,5 % ATP (Dänischer Pensionsfonds)
4,3 % Baillie Gifford
30,8 % Sonstige

Der Firmensitz ist Stockholm, dort befindet sich auch die Hauptverwaltung und Unternehmensleitung unter der Bezeichnung „Volthouse“.

Northvolt Ett, 2023

Im Juni 2018 erhielt Northvolt die Baugenehmigung für die erste Produktionsstätte des Unternehmens in Skellefteå, die unter der Bezeichnung Northvolt Ett (schwedisch: eins) geführt wird. Northvolt hat dort ein 100 Hektar großes Gelände erworben. Sie soll unter anderem „Premium-Zellen“ für Porsche und Audi produzieren.[21][13] In Skellefteå sind regenerative Energiequellen in großem Umfang vorhanden, was die Nachhaltigkeit der Batterieherstellung an diesem Standort begünstigt. Elektrische Energie aus Wasserkraft kann von dem Energieversorger Skellefteå Kraft zu attraktiven Konditionen beschafft werden. Zur Stadt gehört ein Seehafen und in der Region befinden sich mehrere Bergwerke, dies begünstigt die Versorgung mit Rohmaterialien. Die Region verfügt nach der Schließung eines Bergwerks von Boliden über ein Potential an qualifizierten Arbeitskräften. Die Stadt Skellefteå war an der Ansiedlung sehr interessiert.[22] Die Errichtung des Werks erfolgt in mehreren Bauabschnitten. Zunächst war eine Jahreskapazität von 16 GWh an Batterien geplant, Endziel waren 60 GWh.[23][24]

Im Dezember 2021 wurde in diesem Werk die erste Lithium-Ionen Batterie hergestellt.[25] Zu dieser Zeit arbeiteten etwa 1.000 Personen in Northvolt Ett. Die erste in der neuen Fabrik hergestellte und selbst entwickelte Batteriezelle wurde Ende Dezember 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt.[26] Zum Werk gehört eine Recyclinganlage mit der Bezeichnung „Revolt Ett“. Es war beabsichtigt, ab 2030 50 % des Rohmaterialbedarfs für die Kathodenproduktion aus Sekundärrohstoffen zu gewinnen.[27] Die Produktion von Batteriezellen sollte ursprünglich bis 2024 auf 60 GWh erhöht werden.[28] Diese Ausbauplanung wurde im September 2024 zurückgestellt, um sich zunächst auf die Realisierung der ersten Stufe mit 16 GWh konzentrieren zu können.[18]

Seit 2018 liegt das Entwicklungszentrum von Northvolt in Västerås. Produkte werden hier in einer Pilotanlage zur Serienreife entwickelt und Personal ausgebildet.[25] Die Abteilung beschäftigte 2023 über 1000 Mitarbeiter. Themen sind technische Auslegung der Batteriezellen sowie des Batteriepakets, Vertiefung der Erkenntnisse über die Kathoden, Methoden der Qualitätskontrolle, Sicherheit, Gestaltung des Fertigungsprozesses und Recycling. Der 2021 beschlossene Ausbau des Entwicklungszentrums mit einem Budget von 750 Mio. US-$ sollte der Entwicklung neuartiger Batteriezellmaterialien und -produkte, wie z. B. dem Ersatz von Lithium durch Natrium dienen.[29]

Northvolt Dwa (polnisch: zwei) ist ein Montagewerk gemeinsam mit South Bay Solutions, einem US-amerikanischen Spezialisten für die Steuerung und das Wärmemanagement von Batteriesystemen,[30] Standort ist Gdansk, Polen.[25] Die Produktion begann 2019,[30] es sollten 10.000 Batteriemodule pro Jahr gefertigt werden. Es werden nicht nur Batterien hergestellt, sondern auch kundenbezogene Lösungen für Motorräder, Bergbaumaschinen, stationäre Stromspeicher und Schiffsfähren. Für 2022 war die Eröffnung einer Erweiterung des Standortes auf einer Fläche von 50'000 Quadratmetern mit 500 zusätzlichen Arbeitsplätzen geplant. Die Batteriezellen für die Systeme werden von Northvolt Ett geliefert.[30]

Northvolt Drei ist eine geplante Gigafactory einschließlich Recyclinganlage auf dem Gebiet der Gemeinden Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof in der Nähe der Stadt Heide, Schleswig-Holstein. Die Jahreskapazität des Werks soll 60 GWh betragen und ausreichen, um eine Million Fahrzeuge mit Akkus zu versorgen. Das Investitionsvolumen beträgt 4,5 Mrd. Euro. Die EU-Kommission hat am 8. Januar 2024 Fördermittel in Höhe von 902 Millionen Euro für den Bau der Northvolt-Batteriefabrik in Dithmarschen bewilligt.[31] Die Northvolt Tochtergesellschaft in Deutschland, die das Werk errichtet, ist nach eigenen Angaben bisher von der Insolvenz der Muttergesellschaft nicht betroffen.[32]

Northvolt Volvo Cars

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In Zusammenarbeit mit Volvo Cars war der Bau einer Gigafactory sowie eines Entwicklungszentrums in Göteborg geplant. Es sollten maßgeschneiderte Batteriezellen für Volvo entwickelt und hergestellt werden.

Unter dem Namen Northvolt Fem (schwedisch: fünf) lief die Planung für eine Kathodenfabrik in der Stadt Borlänge, Schweden. Das Werk sollte auf dem Gelände der 2022 erworbenen stillgelegten Kvarnsveden-Papierfabrik entstehen und eine Jahreskapazität von 100 GWh erreichen. Im Juni 2024 teilte Northvolt mit, dass sämtliche Aktivitäten eingestellt werden.[33]

Northvolt Six ist eine geplante Batteriefabrik im Großraum von Montreal, Kanada, die für eine Jahreskapazität von 60 GWh ausgelegt ist und deren Bau Ende 2023 begonnen hat.

Northvolt betreibt gemeinsam mit Norsk Hydro in Fredrikstad, Norwegen, ein Recyclingwerk für Lithium-Ionen-Batterien mit einer Kapazität von 12.000 t pro Jahr. Es ist Stand 2023 das größte Recyclingwerk in Europa. Es hat im Mai 2022 den Betrieb aufgenommen.[34]

Northvolt plante gemeinsam mit dem portugiesischen Energieunternehmen Galp in Setúbal, Portugal, den Bau einer Lithium-Aufbereitungsanlage.[17]

Einzelnachweise

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  1. Peter Carlsson steps aside as CEO of Northvolt
  2. a b c Annual Report 2023. (PDF) In: Northvolt. Abgerufen am 1. Oktober 2024 (englisch).
  3. The timeline. In: Northvolt. Abgerufen am 23. Juli 2023 (englisch).
  4. Northvolt Chronicles. In: Northvolt. Abgerufen am 22. Juli 2023 (englisch).
  5. a b Northvolt About. In: Northvolt Website. Abgerufen am 23. Juli 2023 (englisch).
  6. Northvolt selects north Sweden site for mammoth battery plant. In: reuters. Abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  7. Kathrin Witsch: Siemens steigt bei Europas erster Gigafactory für E-Auto-Batterien ein. In: Handelsblatt. 25. Mai 2018, abgerufen am 24. Juli 2023.
  8. Schweden: EU-Mittel für die Akku-Gigafabrik von Northvolt. In: Europäische Investitionsbank. Abgerufen am 24. Juli 2023.
  9. Richard Milne: VW and Goldman lead $1bn investment in Swedish battery project In: Financial Times, 12. Juni 2019. Abgerufen am 24. Juli 2023 (englisch). 
  10. Grönt ljus för miljardladdat Northvolt. In: Sydsvenskan. 12. Juni 2019, abgerufen am 24. Juli 2023 (schwedisch).
  11. Mark Hutvhins: Northvolt to open battery assembly plant in Poland. pv magazine, 24. Oktober 2018, abgerufen am 24. Juli 2023 (englisch).
  12. Volkswagen und Northvolt schließen Joint Venture für Batterieproduktion. Volkswagen Group News, 6. September 2019, abgerufen am 25. Juli 2023.
  13. a b Martin Seiwert: Zusammenarbeit mit Northvolt beendet. Wirtschaftswoche, 15. März 2021, abgerufen am 26. Juli 2023.
  14. Europas größte Recyclinganlage für E-Auto-Batterien nimmt Betrieb auf. Ecomento, 18. Mai 2022, abgerufen am 24. Juli 2023.
  15. Volvo und Northvolt eröffnen 2022 Batterie-Forschungs- und Entwicklungszentrum. Ecomento, 10. Dezember 2021, abgerufen am 25. Juli 2023.
  16. Stora Enso and Northvolt partner to develop wood-based batteries. Northvolt News, 22. Juli 2022, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  17. a b Galp and Northvolt select Setúbal to build advanced lithium conversion unit. Northvolt Website, 13. April 2022, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  18. a b Northvolt streicht 20 Prozent der Arbeitsplätze. In: Handelsblatt. 23. September 2024, abgerufen am 23. September 2024.
  19. Jana-Sophie Brüntjen: Peter Carlsson tritt zurück – Batteriefirma beantragt Insolvenz. In: handelsblatt. 22. November 2024, abgerufen am 22. November 2024.
  20. Christoph Rottwilm: Um so viel Geld geht es im Northvolt-Drama. In: Manager Magazin. 29. November 2024, abgerufen am 30. November 2024.
  21. Volkswagen erhöht Anteil an Batterie-Startup Northvolt. In: Economento. 17. März 2021, abgerufen am 23. Oktober 2023.
  22. Charlie Duxbury: Battery venture could transform sub-Arctic Sweden. In: Politico. 29. August 2019, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  23. Northvolt bygger för fullt i Skellefteå. In: Industrinyheter.se. 24. März 2020, abgerufen am 25. Juli 2023 (schwedisch).
  24. Supantha Mukherjee, Helena Soderpalm: Northvolt battery plant sparks into life, a first for Europe In: Reuters, 29. Dezember 2021. Abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch). 
  25. a b c Northvolt will laut Insidern innerhalb von 12 Monaten an die Börse. In: Ecomento. 23. Februar 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
  26. Northvolt assembles first lithium-ion battery cell at Swedish gigafactory. In: Northvolt Website. 31. Dezember 2021, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  27. Peter Olovsson: Återvinningsgenombrott för Northvolt. In: Recycling. 12. November 2021, abgerufen am 25. Juli 2023 (schwedisch).
  28. Northvolt Ett startet Auslieferung von Batteriezellen an Automobilhersteller. In: Autoindustrie. 18. Mai 2022, abgerufen am 23. Oktober 2023.
  29. Northvolt baut seinen Forschungsstandort in Västerås aus. In: Electrive. 7. Oktober 2021, abgerufen am 11. Oktober 2023.
  30. a b c Petra Hannen: Northvolt erweitert Batterie-Fertigung in Polen. In: PV Magazine. 19. Februar 2021, abgerufen am 28. Oktober 2023.
  31. Northvolt: EU gibt rund 900 Millionen Euro Fördermittel frei. Tagesschau, 8. Januar 2024, abgerufen am 9. Januar 2024.
  32. Northvolt: Insolvenz nach Chapter 11 / CEO Peter Carlsson tritt zurück / Update zur deutschen Fabrik in Heide. In: electrive. Abgerufen am 24. November 2024.
  33. Anna Julius: Northvolt lägger ned i Borlänge: ”Hade haft det på känn”. In: da.se. 27. Juni 2024, abgerufen am 20. Juli 2024 (schwedisch).
  34. Europe’s largest electric vehicle battery recycling plant begins operations. In: Norsk Hydro Website. 16. Mai 2022, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).